Nach Umzug TV-Signal super, aber Radio schlecht?

bart1979de schrieb:

Ich habe in der Wohnung zwei Dosen.

Typbezeichnung? Es gibt Dosen, bei denen zwar an beiden Auslässen alle Frequenzen anliegen, die aber am "Radio"-Anschluss stärker dämpfen. In diesem Fall könnte es helfen, den UKW-Tuner am "TV"-Ausgang anzuschließen.

Davon abgesehen ist die niedrigere Feldstärkeanzeige des UKW-Tuners solange egal, wie es nicht mehr rauscht als zuvor.

Hallo Raceroad,

auf den Dosen steht leider nichts drauf. Es sind drei Löcher vorhanden (jeweils), beschriftet mit TV, R und Sat. Bei Sat ist eine Kunststoffabdeckung drauf.

Bei einer Dose geht ein Kabel rein, und wieder eins raus (in der Wand), bei der zweiten Dose geht nur ein Kabel rein, und da wo der Ausgang für das zweite Kabel wäre, steckt so ein Widerstand drin, ein kleiner Draht mit einem silbernen Zylinder dran.

Egal ob ich TV oder Radio für meinen Receiver nehme, das Ergebnis ist gleich.

Zum Rauschen: Rauschen tut es eigentlich gar nicht, der Empfang ist klar.

Ich dachte nur: Je höher die Feldstärke = desto besser die Musikqualität. Ist das nicht so?

MfG, Marcel

bart1979de schrieb:

Bei einer Dose geht ein Kabel rein, und wieder eins raus (in der Wand), bei der zweiten Dose geht nur ein Kabel rein, und da wo der Ausgang für das zweite Kabel wäre, steckt so ein Widerstand drin, ein kleiner Draht mit einem silbernen Zylinder dran. Richtig erkannt, der Zylinder ist ein Abschlusswiderstand > Anlage korrekt aufgebaut. [...] Zum Rauschen: Rauschen tut es eigentlich gar nicht, der Empfang ist klar. Prima , kein Handlungsbedarf. Ich dachte nur: Je höher die Feldstärke = desto besser die Musikqualität. Ist das nicht so? Nö. Die absolute Höhe ist (zumindest in Grenzen) irrelevant. Entscheidend ist der Signal/Rauschabstand. So könnte man mit einem Verstärker zwischen Antennendose und Tuner den Balken auf Anschlag bekommen, der Signalqualität wäre das aber abträglich.

OK, danke für die Hilfe.

Aber wozu ist dann die Feldstärkeanzeige gut? Sie sagt ja dann eigentlich gar nichts aus.

Ich dachte immer, je schlechter der Zeigerausschlag, desto mehr "Informationen" der Musik bleiben auf der Strecke.

Ist das nicht so, also bleibt die Qualität der Musik über Radio immer gleich, unabhängig von der Feldstärke?


MfG, Marcel

Die Anzeige ist nicht genormt und dient nur der Orientierung. Es ist nicht mehr so wie früher, je höher der Ausschlag, desto besser der Empfang. Entweder hast du guten Empfang ohne Störungen, oder gar keinen.

Na, so kann man das aber auch nicht stehenlassen.

Es geht doch offenbar um UKW-Empfang, also um analogen Empfang. Und da gibt es sehr wohl Zwischenzustände zwischen "geht nicht" und "geht super". UKW-Tuner brauchen eine gewisse Signalstärke, um ihr Optimum im Signal-/Rauschabstand zu erreichen. Bei weniger Pegel rauschen sie zunehmend stärker, bei höherem Pegel beginnen sie oft auch wieder mehr zu rauschen oder andere Störungen (Zwitschern, Geistersender) zu produzieren, da die Eingangsstufe übersteuert wird.

Mein Pioneer F-656 erreicht z.B. laut einem mir vorliegenden Meßschrieb aus der Stereoplay (1990) bei Einzelsenderaussteuerung (z.B. am Meßsender) 75 dB Rauschabstand ab einem Antennenpegel von etwa 66 dBµV, das sind etwa 2 mV Antennenspannung. Am Kabel erreicht er diesen Wert nicht, da dort viele Sender mit hohem Pegel auf das Tuner-Frontend einprasseln. Mein Pioneer benötigt am Kabel etwa 63 dBµV Antennenpegel (1.4 mV Antennenspannung) und erreicht damit maximal 73 dB Rauschabstand. Bei 75 dBµV (5.6 mV Antennenspannung) geht der Rauschabstand schon auf 66 dB zurück - das ist wie der Unterschied zwischen Dolby C und Dolby B beim Kassettendeck. Weniger großsignalfeste Tuner reagieren da noch wesentlich allergischer.

In "Gegenrichtung", also zu niedrigerem HF-Pegel, wird es irgendwann immer mehr rauschen. Wo nix auswertbares da ist, kann auch nichts rekonstruiert werden. Der Unterschied zum Digitalen ist, daß der Effekt bei Analogempfang gleitend einsetzt. Tut er im Digitalen natürlich auch (Empfangsteile sind immer analog, sie erfassen ja analoge elektromagnetische Wellen), nur wirst Du als Hörer / Zuschauer bei digitalen Übertragungen nicht direkt mit dem Empfangsergebnis konfrontiert, sondern die nachgeschaltete Digitalelektronik. Die müht sich auch bei schlechteren Signalen noch eine ganze Weile (so, wie Du auch leicht rauschenden Analogempfang noch anständig verfolgen könntest) und rekonstruiert aus den verrauschten, aber noch erkennbar zu demodulierenden Symbolen einen sauberen, intakten Datenstrom. Nur an den "Quality"- oder "S/N"-Balken und der "BER"-Anzeige der Digitalempfänger kannst Du erkennen, wie sehr sich die Elektronik abmühen muß. Irgendwann kann sie halt nicht mehr sauber rekonstruieren - erst dann merkst Du es am Audio-/Video-Output, der dann abrupt Fehler aufweist.

Bei UKW setzt es halt gleitend ein, weil Du direkt den Output des Demodulators zur "Ansteuerung" Deiner Sinne benutzt.


Ich habs mal völlig Unbeleckten so erklärt:

Wenn jemand in einem alten Buch mit stark vergilbtem Papier und stark verblassten Buchstaben bei schummriger Beleuchtung liest, ist das auch kein Genuß. Das wäre "Analogempfang", man nutzt direkt den Umweltreiz zur Erfassung der Information. Läßt man sich unter gleichen Bedingungen von der Oma die Gute-Nacht-Geschichte vorlesen, müht sich Oma und man selbst bekommt sauberes "Signal" - ihre vorgelesene Geschichte. Oma mimt hier den "Digitalempfänger" und rekonstruiert die Informationen aus schlecht, aber noch lesbaren Symbolen (den Buchstaben). Solange sie nicht sagt, daß das schwer zu lesen ist ("Signalqualitätsanzeige"), bekommt man das gar nicht mit. Irgendwann, wenns noch dunkler wird, wird Oma anfangen, sich zu verlesen oder kurz zu stocken im Vorlesen - das ist die "Klötzchenbildung" beim Digitalreceiver bei sich weiter verschlechterndem Signal. Und irgendwann klappt Oma das Buch zu und sagt, geht nicht mehr, zu dunkel. Dann meldet der Digitalreceiver "Kein Signal".




Zu Deinem Problem:
Wenn die Signalstärkeanzeige ungeeicht ist, kann man gar nichts sagen über den durch die Leuchtbalken angezeigten HF-Pegel. Auch die Anzeige meines Tuners ist für die Tonne. Ich hatte mir halt nur irgendwann gemerkt, daß es beim F-656 optimal ist, wenn bei zugeschaltetem HF-Abschwächer ("RF Att") gerade das höchste Segment der Anzeige erlischt. Dann war ohne Abschwächer der Pegel optimal.

Dir bleibt also nichts anderes, als nen guten Kopfhörer zu nehmen und z.B. den DLF oder D-Kultur zu hören. Rauscht es da bei leisen Stellen vernehmlich, stört also bei Klassik oder in Hörspielen? Wenn ja, besteht Handlungsbedarf. Wenn nein - Glück gehabt. Dann sind die Antennenpegel im brauchbaren Bereich und nur die Signalstärkeanzeige ist doof skaliert.

Ein hier nicht betrachteter Sonderfall: schlechter Empfang in der Kopfstelle der Kabelanlage, also UKW-Programme mit zu kleinen Antennen zugeführt. Das rauscht. Das rauscht auch dann, wenn man solche Signale mit einem Verstärker auf Vollpegel bringt.

Schönen Dank für die wissenschaftliche Abhandlung zum Thema "analoger UKW Empfang". Kann mich selbst noch an die Zeiten der drehbaren Dachantennen erinnern, mit denen wir versucht haben, einen super UKW Empfang zu erreichen. Und das mit Tunern, die weit der 1000.-DM Grenze lagen (Revox). Ich wollte auch nur aufzeigen, dass man die Anzeige nicht überbewerten soll. Wenn es rauscht und knackselt, dann spreche ich von "keinem Empfang", egal was die Anzeige anzeigt. Wenn also beim TE die Anzeige nur halb ausschlägt, der UKW Empfang aber ohne Beanstandung ist, dann sollte man die Anzeige nicht so Ernst nehmen. Denn dann gibt es imho nichts zu verbessern.

Danke für die Antworten. Ich habe mich ja auch nur gewundert, weil es in beiden Fällen (alte und neue Wohnung) per Unitymedia läuft, und bei beiden Wohnungen Fernsehen einwandfrei aus der Dose kommt. Ich konnte mir also den Unterschied beim Radioempfang nicht erklären.

Ich lasse es erstmal dabei und geniesse meine rauschfreien Sender!

MfG, Marcel