Barshai, Rudolf verstorben

Hallo Martin, eine Art Dank für die Nachricht.
Ist mir entgangen.
Barshai war ein großer Musiker, ohne Zweifel. Seine Mozart- Aufnahmen haben in den 70ern die Gemüter erhitzt, weil sie so wenig nett klangen.
Die Uraufführung der Schostakowitsch 14. hat er besorgt und er hatte freundschaftliche Bezeihungen zu DSCH, der ihm oft beinah blind vertraut hat.
Ein wirklich wacher Geist ist dieser Welt damit verloren.
traurig, Mike

Hallo Martin,
Hallo Mike,

Erst jetzt stieß ich auf Euren kurzen Gedankenaustausch über den Tod von Rudolf Barshai.
Auch ich trauere diesem großen Universalkünstler immer noch nach, nicht nur als Dirigent, sondern auch als exzellenten Bratschisten und Kammermusiker, der in Rußland ja als einer der ersten die Barockliteratur einem größeren Publikum zugängig machte.
Barshai wurde ja bekanntlich "der russische Szell" genannt. Kaum ein anderer Dirigent nahm sich selbst so zurück und stellte das Werk so in den Mittelpunkt. Nicht jeder konnte sich mit seiner etwas schroffen Interpretationsweise anfreunden, doch erntete er damit bei vielen auch größtes Lob. Schließlich formte er das Moskauer Kammerorchester auch zu einem Elite-Orchester. Sein Mozart wurde allgemein als straff akzentuiert, funkelnd, unsentimental, an entscheidener Stelle aber dann auch als höchst subtil beurteilt.
Ich bin sehr froh, seine großartige Schallplatteneinspielung mit dem Moskauer Kammerorchester auf EMI mit den Concerti Grossi op. 6 Nr. 4 und Nr. 8 von Corelli, dem Konzert für Streicher und b.c. d-moll, und dem Konzert für Flöte, Fagott, Streicher und b.c. g-moll op. 10 Nr. 2 "La Notte" von Vivaldi zu besitzen, u. a. auch mit dem hervorragenden Flötisten Michel Debost, und dem Fagottisten Amaury Wallez.

Viele Grüße
Werner

Hallo Werner,
Barshais Mozart fand und finde ich immer noch faszinierend!
Den Vergleich zu Szell halte ich für etwas herangeholt, aber das ist so bei Vergleichen.
Seine Art, Barockmusik zu machen, läßt mich heute etwas, nun...lächeln. Ernst gemeint hat er es ja, aber das sollte doch einfach musikantischer klingen können.
Als Kammermusiker, als Bratscher, da ist er wirklich unterschätzt.
Vor einer Weile hatte ich mal wieder seine Aufnahmne der 14. von Schostakowitsch im Player. Nicht nur, daß DSCH sich diese Platte zu hören an seinem Grabe gewünscht hat, was ihm verwehrt worden ist, es ist die vielleicht härteste, kompromißloseste, damit gelungendste.
Nicht die WDR- Aufnahme, die ältere mit der Wishnevskaya.
Auch sein Mahler ist so....hart. Nichts von all dem Sentimentalen, das man sonst hört. Klingt ganz fremd oft. Aber
eröffnet Seiten Mahlers, die vielleicht noch Scherchen hörbar machen wollte.
Wirklich ungewöhnlich, man muß sich darauf einlassen, denn "gefällig" wird Barshai nie.
Was für ein Glück!
Mike