Abbado, Claudio: Graue Maus - oder schillernde Persönlichkeit?

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 12. Feb 2004, 16:06
Hallo Forianer,

noch ist der Thread mit den Lieblingskomponisten nicht
abgeschlossen, noch sind die Stimmen des bisherigen nicht ausgezählt.
Dennoch zeichnet sich bereits ab, daß Claudio Abbado
in diesem "Rennen" ganz vorn mitmischen wird, für
mich eine Überraschung muß ich sagen, denn der ehemalige
Chef der Berliner Philharmoniker wird ja nicht von allen als charismatische Persönlichkeit gesehen.
Allerdings weist er andere Qualitäten auf, ein breit
gestreutes Spektrum an Repertoire, sei es in Konzert,
Oper, oder Schallplatte.

Mir selbst wurde der Name vor etlichen Jahren ins Bewusstsein gerufen, als er 1972 eine Neuaufnahme von
Rossinis "Barbier" für die Deutsche Grammophon einspielte.
(die damals als das Maß aller Dinge galt).
Inzwischen gibt es fast nichts, das er nicht eingespielt hätte, vom italienischen Opernfach, über Mozart, Beethoven,
Schubert über die klassische Moderne zur zeitgenössischen Musik.
Er "entdeckte" ungespielte Opern fürs Repertoire und die CD und begründete das "Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft,mit dem er auch zahlreiche Tourneen absolvierte. Zudem setzte er weitere Akzente als künstlerischer Leiter des "Chamber Orchestra of Europe" und des Festival "Wien modern"

Welchen Bereich seiner Aufnahmen haltet *Ihr* für denjenigen, der ihm zu dieser (im Gegensatz zu dereinst Karajan, und heute Rattle) "unauffälligen" Beliebtheit
verholfen hat.

Welches sind die 1-3 für euch wichtigsten Aufnahmen
in seiner Diskographie, jene die eurer Meinung nach unverzichtbar sind ? (Zyklus oder Opernaufnahme = jeweils 1 Titel )

...und wer eine "Fleißaufgabe machen will, der sagt uns auch warum oder eine Bemerkung zu Tonqualität.....

Mein Risiko dabei ist, daß solche Furumsumfragen und Diskussionen zumeist mit einem Kaufrausch bei mir enden.........,)

BTW: Ich halte Abbado keineswegs für eine Graue Maus ,)

Grüße aus Wien

Alfred
embe
Stammgast
#2 erstellt: 12. Feb 2004, 17:22
Hallo,
Abbado mag ich am liebsten mit Prokofiev.
Seine Alexander Nevsky Aufnahme war schon eine meiner Lieblings LPs.
Ebenso die Leutnant Kije Suite u. Ala et Loly Suite.
Dann natürlich die Violinkonzerte mit Shlomo Mintz.

Alternativ finde ich ist er ein einmaliger Hindemith Dirigent.
Gibts bei DGG und EMI u. Decca.

Darf ich noch erwähnen dass mir seine Deutung des Verdi Requiems,
auf DVD mit Gheorghiu, die liebste Aufnahme ist?

Als graue Maus kann man Abbado echt nicht bezeichnen, nur weil er
Rummel um seine Person scheut.
Meine Meinung:
Einer der sorgfältigsten Dirigenten überhaupt ohne Zappeleffekte und Hüpfer ;O)
Gruß
embe
Hilda
Stammgast
#3 erstellt: 12. Feb 2004, 17:40
Hallo,

Abbado scheint mir im heutigen Starrummel ein eher ruhiger Vertreter zu sein - daher vielleicht bei einigen sein graue-Maus Image. Ich muss gestehen, daß er mir nicht automatisch eingefallen ist beim Thread mit den Lieblingsdirigenten, obwohl ich einige seiner Aufnahmen sehr schätze.

Leider kenne ich Abbados Prokofiev (ausser dem Klavierkonzert mit Argeich) und Hindemith nicht - mir bleibt er in Erinnerung mit folgenden Aufnahmen:

Mendelssohn, Symphonien, LSO, DGG
Brahms, Symphonie Nr.1, Berlin PO, DGG
Tschaikowsky, Symphonie 4-6 mit dem LSO und den Wienern auf DGG
Verdi, Simone Boccanegra und Macbeth auf DGG
Ravels Orchesterwerke auf DGG

Gruss
Klaus
ehemals_ah
Administrator
#4 erstellt: 12. Feb 2004, 17:55
Hallo,

von Abbado habe ich einige gute Aufnahmen (z.B. die "Wagner"-CD mit Bryn Terfel), aber auch eine (leuchte) Enttäuschung:
Bizet: "Carmen".
Im Vergleich zur Solti-Aufnahme fehlt einfach das Fundament :(.
Ein weiterer Pluspunkt (der Solti-Aufnahme) ist José van Dam als Escamillo (Der mir auch in Wagners "Meistersinger von Nürnberg", gleichfalls mit Solti, recht gut gefällt)..


[Beitrag von ehemals_ah am 12. Feb 2004, 17:56 bearbeitet]
Autist
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 12. Feb 2004, 19:15
Hallo zusammen,

ich muß sagen, dass mir C. Abbado in letzter Zeit nicht durch großartige Taten aufgefallen ist. Ich würde ihn nicht als graue Maus bezeichnen - trotzdem hatte ich, als er die Berliner übernahm, mehr von ihm erwartet (nicht mehr Einspielungen, sondern mehr außergewöhnliche Einspielungen).Das Zeug dazu hat er sicher allemal. Aber: entweder trifft er nicht mehr meinen Nerv oder ich kann das Bedeutende seiner Aufnahmen nicht heraushören - wie auch immer - auch wenn sein Spiel vielleicht jetzt auch Altersweise geworden ist - mich berührt es nicht sonderlich.
Lange Rede, kurzer Sinn:
So sind meine Tips eher alle älteren Datums, dennoch ist bei allen - wer Wert drauf legt - die Klangqualität recht gut.
Bartok - Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 + 2 mit M.Pollini (1977)DGG
Bartok - Der wunderbare Mandarin (1983)DGG
Mahler - Symph. Nr.3 (1982) DGG
Mahler - Symph. Nr.7 (1984) DGG
Tchaikowsky - Symp. Nr.6 (1974) DGG

Gruß
Uwe
cr
Inventar
#6 erstellt: 13. Feb 2004, 03:43
Hervorragend finde ich:
Bilder einer Ausstellung (DG)
Die 5 Mendelssohn-Symphonien (wobei die 2. leider aufnahmetechnisch vermurkst ist)

Seine Mahler-Interpretation finde ich dagegen lasch.
Markus
Inventar
#7 erstellt: 13. Feb 2004, 07:07
Von Abbado stammte die erste grandiose Aufnahme der Berlioz'schen "Symphonie Fantastique", die ich mir gekauft habe. Inzwischen gibt es für dieses Werke in meiner Sammlung einige (HIP-)Alternativen, aber auf konventionellem Instrumentarium ist dieses Werk in meinen Augen immer noch (auch aufnahmetechnisch) unerreicht.

Aufnahmetechnisch und interpretatorisch erste Sahne ist ebenfalls die Platte mit Mahlers "Des Knaben Wunderhorn". Sängerisch und instrumental erstklassig besetzt sowie eine Aufnahmetechnik, die das wahre Potential der CD mehr als erahnen lässt. Eine Scheibe wie diese zeigt, dass im Stereo-Bereich hochauflösende Medien eigentlich unnötig sind.

Die absolute Krönung jedoch sind die Sinfonien Nr. 7 und 9 von Mahler mit den Berliner Philharmonikern. Was hier an Perfektion in einer Live-Aufnahme gezeigt wird, ist schier atemberaubend. Man kann sich Mahler schwerlich mitreißender und gleichzeitig intensiver vorstellen. Vor allem der Finalsatz der 9. Sinfonie strahlt eine derartige Majestät und Ruhe aus, dass selbst das Berliner Publikum nach dem Ausklingen des letzten Tons eine Minute in Stille verharrt, bevor dann der tosende Applaus einsetzt. Die Aufnahmetechnik transportiert diese Ereignisse mit einer hervorragenden Auflösung und Tiefenstaffelung zum Hörer, dass man auf einer guten Anlage sich ins reale Geschehen hineinversetzt fühlt.

Gruß,

Markus.
sound67
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 13. Feb 2004, 09:53


Welches sind die 1-3 für euch wichtigsten Aufnahmen
in seiner Diskographie, jene die eurer Meinung nach unverzichtbar sind ?


Schoenberg "Ein Überlebender aus Warschau" (und andere Werke der 2. Wiener Schule) - DG

Ravel: "Daphnis et Chloe" (komplett) (DG)

Prokofiev: Alexander Newsky etc. (DG)

Abbado hat sich immer für neue Musik und junge Künstler eingesetzt, darum hat er in meinen Augen schon allen Respekt verdient. An seiner Arbeit in den letzten Jahren sollte man ihn nicht messen, eingedenk seiner schweren gesundheitlichen Probleme.

Ein weiterer Höhepunkt seiner Diskographie ist der letzte Brahms-Zyklus für DG mit den Berliner Philharmonikern (Ende 80er, Anfang 90er). Er gehört zu den besten überhaupt und ist stark unterschätzt.

Gruß, Thomas
Markus
Inventar
#9 erstellt: 13. Feb 2004, 10:34

Ravel: "Daphnis et Chloe" (komplett) (DG)


Vollste Zustimmung! Habe ich vergessen, sorry!

Gruß,

Markus.
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 15. Feb 2004, 15:43
Bevor es wieder angemahnt wird, hier mein Voting:

Rossini "Der Barbier von Sevilla" (GA)
Prey/Berganza/Alva/Dara/Montarsolo
London Symphony Orchestra

Deutsche Grammophon

----------------------------------------------

Rossini "La Cenerentola" (GA)
Berganza/Alva/Capecchi/Montarsolo
London Symphony Orchestra

Deutsche Grammophon

-----------------------------------------------

Stravinsky: Petrochka
London Symphony Orchestra

Deutsche Grammophon

(Die Aufnahme ist sehr gut durchhörbar, eher schlank,
mancher wird sie als *zu* schlank empfinden.

----------------------------------------------------

Grüße
aus Wien
Alfred
drbobo
Inventar
#11 erstellt: 18. Feb 2004, 14:50
Hallo,


Seine Mahler-Interpretation finde ich dagegen lasch.(CR)





Die absolute Krönung jedoch sind die Sinfonien Nr. 7 und 9 von Mahler mit den Berliner Philharmonikern. Was hier an Perfektion in einer Live-Aufnahme gezeigt wird, ist schier atemberaubend. Man kann sich Mahler schwerlich mitreißender und gleichzeitig intensiver vorstellen.(Markus)


Zumindestens scheint er zu polarisieren....

Zu Aussagen über Stärke und Schwächen lasse ich mich ungern hinreissen, aber Abbado ist einfach ein hervorragender Operndirigent.
Sicher der Barbier von Sevilla mit Prey und LSO, auch aus der Berliner Zeit nicht zu verachten Falstaff/Verdi mit Terfel.
Aber auch als "Begleiter" von Soliste wie die Aufnahme mit Pogorelich von Chopins 2. Klavierkonzert zeigt (Wobei da für mich auch die Referenzaufnahme M. Argerich bleibt) und wo wir gerade dabei sind, natürlich Prokofieff Klavierkonzert Nr 3. mit eben Argerich.

Angesichts des breiten Spektrums (als Mahler Interpret unterschätzt?) sind doch sehr viele Spitzenaufnahmen darunter, natürlich auch manches Belangloses.


[Beitrag von drbobo am 18. Feb 2004, 14:52 bearbeitet]
op111
Moderator
#12 erstellt: 24. Feb 2004, 15:13
Hallo zusammen,
als graue Maus muss man Abbado wohl sehen, wenn man ihn mit der Publicity seines Vorgängers H. v. Karajan und anderer umtriebiger Superstars (wie Bernstein etc.) vergleicht.

Die Zeit, als Klassikstars die Klatschkolumnen füllten (Callas, Karajan, D. Fischer-Dieskau, Peter Hofmann) ist nun mal vorbei, die Klassikszene grauer.

Einige Aufnahmen Abbados möchte ich nicht missen:

Brahms, Sinfonie Nr. 2, Berliner Philharmoniker ca, 1971 DG
Debussy, Nocturnes + Ravel Daphnis... Boston Sy. O. DG 1970
Verdi, Macbeth (2. Fassung), Scala, DG 1975
Mussorgsky, Boris Godunov, Berliner Ph, Sony
Brahms 1.-4. u.a. Berliner Ph., DG 1988
Wien Modern, Wiener Ph. DG ca. 1990
Berg, Orchesterstücke, Lieder, M. Price, LSO, DG 1971
Tschaikowsky: Romeo und Julia, Boston Sy. O. DG

Der erste Mahlerzyklus fiel eher enttäuschend aus, der 2. blieb unvollendet. Dieser 2. soll erheblich besser sein, besonders die 9.
Mit den Beethoveninterpretationen konnte ich mich nie so recht anfreunden.
Abbado ist sicher kein Universalist, der wie Karajan den Markt für das kommerzielle Standardrepertoire beherrscht hätte, das wollte er glücklicherweise anscheinend auch nicht, vielleicht aber die DG.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 24. Feb 2004, 17:12 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 18. Mrz 2004, 15:20
.






Hopperla......
Alfred
Le_Canadien
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 19. Mrz 2004, 03:12
in meinen augen sollte ein dirigent an seinen interpretationen gemessen werden. und wenn man bedenkt, dass abbado ja nicht gerade zweitklassige orchester "zur verfuegung" hatte, so halte ich ihn, nach allem, was ich von im kenne, nur fuer einen durchschnittlichen dirigenten. weder sein brahms, noch sein mahler, noch sein beethoven hauen mich wirklich um. is irgendwie weder fisch noch fleisch in meinen ohren.
Adri
Stammgast
#15 erstellt: 15. Dez 2004, 19:10
Hi,
gerade ist hier Abbado mit der 2. Mahler kontrovers diskutiert worden.
Ein gutes Beispiel für Abbados Schwächen im klassischen Kern-Repertoire liefert diese CD

Mozart
Klavierkonzerte Nr. 20 d-moll KV 466 & Nr. 21 C-dur KV 467
Friedrich Gulda
Wiener Philharmoniker
Claudio Abbado
Deutsche Grammophon CD 94158422




In KV 466 wird Gulda von einem gelangweilt säuselnden, schlaftrunkenen Ensemble aus weiter Ferne begleitet.

MfG
antiphysis
Stammgast
#16 erstellt: 15. Dez 2004, 19:39
Für mein Empfinden hat Abbado absolut ein goldenes Händchen für die Moderne:
Bartóks Klavierkonzerte mit Pollini als Solist ist für mich Referenz, die Berg-Aufnahmen sowie Strawinsky (lediglich Jeu de Cartes halte ich für eher schwach; hingegen Pulcinella ist grandios - auch dank der hervorragenden Solisten), Prokofieff uneingeschränkt, Wien modern und, nicht zu vergessen, sein Bemühen um die Werke von Freund Nono.

Grüße
hyperion
Schaut ab und zu mal vorbei
#17 erstellt: 15. Dez 2004, 23:49
Apropos Abbado:

was hat er eigentlich für gesundheitliche Schwierigkeiten? Ich hörte, er litt an einer lebensbedrohenden Erkrankung.

Hoffe sehr, dass er sie überwindet.

Hyperion

PS: die Orchesterleistung bei den Mozartkonzerten mit Gulda als gelangweilt zu bezeichen, ist ein starkes Stück!
weyel2000
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 16. Dez 2004, 09:07
Wer Abbado live im Konzert erleben durfte (ich durfte das mehrfach, mit den Berliner Philharmonikern), weiß, welch hervorragender Dirigent er ist.
Mit einer Konzentration und Feinfühligkeit, das war schon grandios! Selten sieht man einen Dirigenten, der bei seinen Auftritten auch noch solch einen Spaß empfindet und sich dies auch auf das Orchester überträgt.
Sein Weggang von den Berliner Philharmonikern hatte wohl auch mit seiner Krankheit (weiß leider auch nicht genau, was; auf jeden Fall ist er sehr schmal geworden), aber mehr mit unüberbrückbaren Differenzen mit dem Management zu tun. Sein Abschied ist von allen, auch dem Orchester, sehr bedauert worden.
Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass das bis heute noch anhält (trotz Sir Simon Rattle, oder vielleicht gerade wegen ihm??!).
Von seiner Krankheit hat er sich scheinbar gut erholt.
Was er jetzt mit seinem Luzern Festival Orchestra so auf die Beine stellt, ist aller Ehren wert!
Ich hoffen, ihn noch einmal live erleben zu dürfen!

Gruß
weyel2000
GiselherHH
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 16. Dez 2004, 12:17

hyperion schrieb:
Apropos Abbado:

was hat er eigentlich für gesundheitliche Schwierigkeiten? Ich hörte, er litt an einer lebensbedrohenden Erkrankung.

Hoffe sehr, dass er sie überwindet.

Hyperion

PS: die Orchesterleistung bei den Mozartkonzerten mit Gulda als gelangweilt zu bezeichen, ist ein starkes Stück!


Hallo,

Claudio Abbado litt an Krebs (ich glaube, es war Magen- oder Zwölffingerdarm-Krebs), bei einer Operation mußte ein Großteil seines Magens entfernt werden, daher auch die zerbrechliche Erscheinung bedingt durch die große Gewichtsabnahme. Offenbar hat er aber das Schlimmste überstanden.

Grüße

GiselherHH


[Beitrag von GiselherHH am 16. Dez 2004, 14:39 bearbeitet]
AcomA
Stammgast
#20 erstellt: 16. Dez 2004, 14:25
liebe musikfreunde,

aufnahmen mit claudio abbado begleiteten mich schon in meiner teenager-zeit !

brahms: 2.klavierkonzert - pollini/wiener ph./abbado
bartok: 1./2.klavierkonz - pollini/chicago s./abbado

tschaikowsky/mendelssohn: violinkonzerte -
milstein/wiener ph./abbado
prokofiew: violinkonzerte- mintz/chicago s./abbado

chopin: 2.klavierkonzert - pogorelich/chicago s./abbado

mozart: klavierkonzerte - serkin/london s./abbado

strawinsky: petroushka-suite - london symphony o./abbado

all diese aufnahmen sind mir bis heute im gedächtnis geblieben, gewissermaßen als referenz. insbesondere als partner in instrumentalkonzerten (s.o.) ist abbado immer schon ein kongenialer partner gewesen, wie auch in der recht aktuellen einspielung des violinkonzertes und doppelkonzertes von brahms (u.a. mit gil shaham) nachzuvollziehen.

außerdem hat er sich schon immer auch in sozialen projekten engagiert. ein großartiger musiker und mensch !


gruß, siamak
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 12. Jun 2007, 17:33
Also ich habe von Abbado erbärmlich wenig. Das liegt aber sicher auch an den Preisen für Hochpreis CDs, die mich abgeschreckt haben.

Erst vor kurzem habe ich mir aus der Eloquencereihe die CD mit Mahler und Straussliedern geholt und bin hier insbesondere von den Vier letzten Liedern von Richard Strauss hellauf begeistert. Habe eine andere alte Aufnahme ich glaube von Leontin Price, aber diese hier ist viel besser. Ich habe diese vier letzten Lieder unheimlich oft gehört. Ich finde diese CD ist ein echtes genuines Schnäppchen, weil man etwas wirklich tolles für wenig Geld bekommt. Die Sänger Mattila und Schwarz sind auch toll und die Orchester natürlich sowieso.

Dann habe ich aus der Resonancereihe ( ob es die noch gibt) auch für nicht so teures Geld Tschaikovski 2. und 4. Sinfonie gekauft und die ist auch sehr schön, besonders die 4. mit den Wiener Philharmonikern.

Dann habe ich Mahlers 2. mit dem Chicago Sinfonieorchester. Muß gestehen, daß ich diese CD seit unendlichen Zeiten nicht mehr gehört habe. Ich glaube fast, Bernstein und Abravanel haben mich mehr beeindruckt.

Dann habe ich noch Mahlers 7. mit dem Chicagosinfonieorchester und diese Aufnahme gefällt mir wieder sehr gut.

Weiterhin kenne ich Mahlers 1., eine tolle Lifeaufnahme, die ich mir aus der Hamburger Bücherhalle ausgeliehen hatte, die Aufnahme gab aber leider im letzten Satz irgendwann ihren Geist auf. Mahlers 4. kenne ich aus dem Radio und die hat mir sehr gut gefallen. Auch Dvoraks 8. gefiel mir gut.

Insgesamt interessiert mich aber Abbado, ich würde gerne mehr von ihm kennen. Vielleicht ist ja Amazon Market Place ein Weg an teure Aufnahmen heranzukommen, sah neulich eine Einspielung der Brahmssinfonien für 9 Dollar, allerdings bei Amazon Marketplace USA ( nicht im deutschen) und da weiß ich nicht, was an Kosten auf mich zukäme ( das läßt sich hoffentlich noch im entsprechenden Thread klären)

Gruß Martin
Zaaach
Ist häufiger hier
#22 erstellt: 25. Jun 2007, 10:07
Er ist für mich eindeutig einer der wichtigsten lebenden Dirigenten. Seine Ernsthaftigkeit und seine Skrupelhaftigkeit stechen für mich wohltuend aus dem Klassikbetrieb hervor und angesichts von Rattle, der mir irgendwie gar nicht liegt, vermisse ich ihn hier in Berlin.

Zwei auch für mich herausragende Einspielungen wurden schon genannt: Die Klavierkonzerte 1 und 2 von Bartok und das 2te von Brahms (alle mit Pollini), außerdem unedingt die 3te von Mahler mit J. Norman und den Wiener Philharmonikern (die Berliner Aufnahme kenn ich leider nicht) - für mich die perfekte Einspielung dieses Werks (v.a. was den Schlußsatz betrifft), fast in dieser Besetzung wurde das damals in der Waldbühnen gespielt, als es da noch was anderes zu hören gab als die Rattle'schen Promenadenprogramme...

Ansonsten vergesse ich sicher nie damals in der Philharmonie die 9te von Mahler und vor allem einen konzertanten Wozzeck - vielleicht mein beeindruckendstes Konzerterlebnis überhaupt.


[Beitrag von Zaaach am 25. Jun 2007, 10:10 bearbeitet]
teleton
Inventar
#23 erstellt: 25. Jun 2007, 10:54
Das man vom Dirigenten Claudio Abbado wenige CD´s hat, liegt daran, dass sein Repertoire meist schon von anderen Dirigenten in guten Aufnahmen vorliegt.

Aber die Abbado-CD´s, die ich habe, haben es in sich:

I.)Bartok: Klavierkonzerte Nr.1 und 2
Für mich die referenzwürdigste Aufnahme beider Konzerte, auch nach Anda/Fricsay (zu der ich nie eine richtige Hörbeziehung aufbauen konnte).

DG
Zaaaach nennt diese CD im Vorbeitrag auch; zusammen mit den
Brahms - Klavierkonzerten, die sicher mit Pollini perfekt sind, doch hier ziehe ich schnellere Aufnahmen mit Fleisher und Serkin vor.

II.) Ravel: Daphnis et Chloe
((Leider ohne Bild, da die CD gestrichen ist!))
Chicago SO / Abbado
DG
Eine der spannensten und klangstärksten Ravel-CD´s, die alle Orchestergruppen bestmöglich wiedergibt und starke Paukenstellen, die bei anderen Aufnahmen untergehen, liefert.

III.) Mendelssohn: Ouvertüren

LSO / Abbado
DG
Zur Ergänzung der Mendelssohn-Sinfonien ist diese CD der NAXOS-Produktion mit allen Ouvertüren weit überlegen.

IV.) Prokofieff: Skythische Suite, Leutnant Kije-Suite, Alexander Newsky-Kantate

Chicago SO / Abbado
DG
Die Skythische Suite ist mit Abbado eine lupenreine blitzsaubere Aufnahme, die allen Klangwünschen gerecht wird; sie gehört zu den Besten.
Aber auch hier gibt es noch stärke Aufnahmen, die noch mehr Emotion haben, wenn ich an Bernstein/NewYorker PH (SONY) denke.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 25. Jun 2007, 11:03
Mein Eindruck von Abbado ist eher zwiespältig aber er hat dennoch einiges hervorgebracht das ich gut bis sehr gut finde.
Ich besitze von ihm die Sinfonien und Ouvertüren von Mendelssohn die ich durchwegs positiv finde.

Ebenso die Mozart-Klavierkonzerte mit Gulda (20,21,25,27),
eine der besten Einspielungen dieser Konzerte überhaupt, auch wenn man zugegebenermaßen den Hauptanteil davon Gulda zusprechen muß.

Dagegen finde ich die 40.und 41.Sinfonie von selbigen Komponisten unter dem LSO so ziemlich daneben
Die Tempiwahl ist einfach durchwegs katastrophal (oftmals viel zu laaaangsam dahingeschleppt)

Dafür zählen die Ungarischen Tänze unter ihm wohl zu den besten Einspielungen dieses Werkes - für manche Geschmäcker ist es sogar DIE Referenzeinspielung überhaupt.

Dann hätte ich noch Beethovens 3.,6.,Coriolan-Ouvertüre, Meeresstille und glückliche Fahrt sowie Chorfantasie unter seiner Leitung. (es gibt 2 Versionen seiner Sinfonien, einmal unter den Berliner Philharmonikern, ich besitze die mit den Wiener Philharmonikern) Auch wenn diese eher altmodische Lesart nicht jedem liegen mag und er sich sicherlich nicht an die Metronomvorgaben Beethovens hält so hat vor allem die Pastorale doch für gewisse Geschmäcker sicher einiges zu bieten zum. als Alternative gegenüber HIP-Einspielungen die sich genau an Beethovens-Metronomvorgaben halten und hiermit eine andere, für mich ebenso gut klingende Perspektive bietet.

Demnächst werde ich noch mehr zu ihm sagen können denn ich habe (falls man schon den "Kaufen-Thread" gelesen hat ist das nichts Neues mehr) 2 weitere Einspielungen, mit insgesamt 3 Chorwerken bestellt.

Ich glaube bei ihm ist es auch so wie bei vielen anderen Dirigenten - bei manchen Werken kommt man kaum an ihm vorbei wenn man eine sehr gute Interpretation davon hören möchte, bei manchen kann man getrost auf seine Version verzichten, aber insgesamt zählt er zum. für mich zu einer der Besten.
gruß
Thomas
teleton
Inventar
#25 erstellt: 25. Jun 2007, 11:19
Hallo reflektion,


Dafür zählen die Ungarischen Tänze unter ihm wohl zu den besten Einspielungen dieses Werkes - für manche Geschmäcker ist es sogar DIE Referenzeinspielung überhaupt.

Diese Brahms-CD hatte ich schon vergessen, denn ich besaß diese DG-CD auch.
Ich habe diese verkauft, denn so superexakt, warscheinlich TOP-Partiturtreu dürfen IMO die Ung.Tänze nicht klingen --- da steht noch einiges zwischen den zeilen des Notentextes: Für mich mit Abbado zu blutleer.

Karajan (DG)hat leider nur eine Auswahl von 8 Brahms: Ung.Tänzen, die bei mir auf zwei DG-CD´s verteilt sind aufgenommen (gibt es aber auch auf einer CD) --- So packend, mit ungarischem Pfeffer, sollen die Ungarischen Tänze klingen.

Ich habe die auch die schöne GA der Ung.Tänze mit Kurt Masur (Philips) (auf den viele immer schimpfen) - man höre sich auch diese gegen Abbado an und wird erkennen, wo der ungarische Pfeffer sitzt.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 25. Jun 2007, 13:04
Hallo teleton,

Ich muß zugestehn das ich deine erwähnten Einspielungen nicht besitze, kann mich dazu also nicht äußern. Mein positives Urteil resultiert von meinem Empfinden gegenüber der Aufnahme als auch der allgemeinen Wertschätzung die man so im Internet lesen kann wie zB der Kritik bei jpc oder den Rezensionen bei Amazon lesen kann. Nicht das ich mich kritiklos davon beeinflussen lassen würde, aber deswegen schrieb ich auch in meinem vorigen Posting "für manche Geschmäcker ist es sogar DIE Referenzeinspielung..." Aber natürlich kann man nie wissen welche Hörerfahrung und Vergleichswerte Klassikrezensenten haben. Aber es kann durchaus auch bei mir zutreffen "wer Besseres nicht kennt..." Wie du es beschreibst klingt es in Etwa wie Zinman bei den Beethoven-Sinfonien (der ebenso versucht es nach den Vorgaben der Partitur so exakt wie möglich wiederzugeben) die ja auch Manche vor allen anderen Alternativen vorziehen. Da aber Zinman für mich persönlich nicht 1.Wahl ist kann es durchaus sein das es für mich bessere Einspielungen als Abbado gibt, ich werde mir mal deine Empfehlungen anhören.
Ich sollte auch mal meine Mozart-Sinfonien-Abbado-CD verscherbeln...falls jemand zufällig hier Interesse hat bitte melden, billig abzugeben.
gruß
Thomas
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