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Bach, J S : Goldberg-Variationen: Gould oder komplett ?+A -A |
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Autor |
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arnaoutchot
Moderator |
#1 erstellt: 28. Jan 2007, 16:28 | |
Nachdem die sicherlich epochalen Aufnahmen von Glenn Gould aus den 50ern eine völlig neue Sichtweise auf die Goldberg-Variationen warfen, indem sie zum einen schnelle Sätze in atemberaubender Geschwindigkeit darboten und eigentlich vorgeschriebene Wiederholungen einfach wegliessen, setzt sich in den letzten Jahren im Zuge der historisch informierten Performance die Sichtweise durch, das Werk komplett mit allen Wiederholungen aufzuführen, teilweise auch in einem tempomässig wesentlich angemesseneren Duktus. Eine neue Piano-Version von Alexander Paley auf Blüthner-Records (2006) stellt (meines Wissens) einen neuen Rekord der Langsamkeit auf, in dem er sich unglaubliche 107 Minuten für den Vortrag des Werkes nimmt (zum Vergleich: Glenn Gould brauchte in der 1981er Aufnahme nur 51 Minuten, die Aufnahmen aus den 50ern sind mit rd. 45 Minuten sogar noch kürzer !). Richard Egarr in der neuen ungekürzten Cembalo-Aufnahme von 2006 benötigt rd. 91 Minuten (und gibt uns noch die selten gehörten Goldberg-Canons BWV 1087 (9 Minuten) zu). Viele Post-Gould Pianisten zögerten sichtlich, mehr als den auf einer CD zur Verfügung stehenden Maximalplatz (70 - 80 Minuten) in Anspruch zu nehmen (Gavrilov 75 Minuten, Stadtfeld 67 Minuten). Ist Goulds Radikalvortrag heute noch zeitgemäss und politisch korrekt ? Schliesslich waren die Variationen meines Wissens doch zur "abendlichen Beruhigung" für den Grafen Keyserling gedacht. Oder ist die HIP Komplettfassung tatsächlich unnötig lang und ein Langweiler, den Bach sicherlich auch irgendwann gekürzt hätte ? Ich neige dazu, dieses zu verneinen. Meinungen ? |
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Zerebralzebra
Hat sich gelöscht |
#2 erstellt: 29. Jan 2007, 08:49 | |
Hallo arnaoutchot, langweilig sind und besser gekürzt werden sollten die Goldbergvariationen imho auf jeden Fall, wenn dem Interpreten bei der Wiederholung nichts Neues eingefallen ist. Diese Musik kommt ja aus einer improvisierenden Tradition und war zu ihrer Zeit mehr als dem Notentext zu entnehmen ist. Wenn sich der Interpret für (meist variierte) Wiederholungen entschieden hat, kann die Nicht-Wiederholung (bei verstiegen dialektischer Betrachtungsweise jedenfalls) auch als mögliche Variation durchgehen. Ich glaube, das kann sich der Interpret alles nach Gefühl aussuchen und unterliegt keiner so strengen Regel. Damit meine ich nicht, dass das einfach beliebig wäre. So finde ich es z. B. überzeugend, wenn Gould in den Bachsuiten in der Regel den ersten Teil eines Satzes wiederholt, die Wiederholung des zweiten (quasi auf den ersten antwortenden) Teiles aber auslässt - ohne dass mir dieses Vorgehen als einzige überzeugende Möglichkeit erscheint. Gruß, Z. |
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Schneewitchen
Inventar |
#3 erstellt: 29. Jan 2007, 17:14 | |
Ich bleibe bei Goulds Vortrag. Wer an Schlaflosigkeit leidet, kann es dem Grafen Keyserling nachmachen. |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#4 erstellt: 29. Jan 2007, 18:09 | |
Sie waren keineswegs als Schlafmittel, sondern zur Zerstreung udn Unterhaltung des schlaflosen Grafen gedacht! Abgesehen davon, das es ein bißchen einfältig wäre, aus diesen kontingenten Umständen abzuleiten, wie sie zu interpretieren seien... Ich stimme zu, dass eine interessante und historisch vermutlich konsequente Variante wäre, die Wiederholungen, wenn man sie denn spielt, spontan zu verzieren. Vielleicht macht das auch jemand. Ich kenne nicht genügend Aufnahmen Ich höre zwar fast nur Gould (50 min dauert übrigens die langsame späte, die frühen dauern ca. 35 min), habe aber zwei, die ich als recht vollständig in Erinnerung habe, ohne dass ich jetzt genau wüßte, ob wirklich *alle* Wdh. befolgt werden, die dauern ca. 77 min. viele Grüße JK jr. |
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Schneewitchen
Inventar |
#5 erstellt: 29. Jan 2007, 21:13 | |
Goldberg war ja nicht älter als 14 Jahre, als er den Grafen Kayserling nächtens unterhielt. Wenn der dann über 100 Minuten vor sich hin geklimpert hätte, hätte der Jugendschutz eingreifen müssen |
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