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Brahms: Sinfonie Nr. 4+A -A |
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Autor |
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op111
Moderator |
#1 erstellt: 16. Jan 2014, 09:08 | |
Hallo zusammen, ein allgemeiner Thread zur 4. scheint noch nicht zu existieren. Das Werk selbst ist im Netz gut dokumentiert. Deshalb verweise ich auf die wohlbekannten Quellen wie wikipedia 4._Sinfonie (Brahms) Ein Grund, diesen Thread zu eröffnen war, eine Übersicht nicht nur über die musikalische Qualität sondern auch über die Klangqualität der vorhandenen Aufnahmen zu gewinnen. Die meisten Zeitschriftenrezensonen sind bereits älteren Datums oder beziehen sich auf nicht mehr aktuelle Ausgaben. Für mich war es an der Zeit einen aktuellen Überblick zu bekommen. Dazu habe ich einige der für mich zugänglichen Einspielungen wiederholt im Vergleich gehört. Zunächst habe ich die Auswahl auf Stereoaufnahmen beschränkt. Im Player waren:
Das Ergebnis dieser "Untersuchung" erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Wissenschaftlichkeit und Objektivität. Meine Eindrücke werde ich in lockerer Folge hier posten. Es wäre sehr schön, wenn der eine oder andere seine eigenen Eindrücke hier beisteuern könnte. EDIT Hüb': Ich war so frei, eine Verlinkung reinzubasteln. EDIT op111: Verlinkung erweitert [Beitrag von op111 am 13. Jun 2014, 11:42 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#2 erstellt: 16. Jan 2014, 09:55 | |
Hallo Franz, ich bin gespannt - und kann hoffentlich ein wenig mittun. Grüße Frank |
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Hörbert
Inventar |
#3 erstellt: 16. Jan 2014, 10:08 | |
Hallo! Ich werde mich wohl auch ein wenig beteiligen neben der von dir genannten Klemperer,/ EMI-Aufnahme habe ich noch Giulini /Wiener Philharmoniker (1989) und Szell (Cleveland Orch.(1967) im Haus. Ein Vergleich mit der Klemperer-Aufnahme als "Meßlatte" bietet sich hier geradezu an. MFG Günther |
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Joachim49
Inventar |
#4 erstellt: 16. Jan 2014, 12:53 | |
Mein Gott, ich habe ca. 40 Aufnahmen davon (manche als Radiomitschnitt auf mp3 - Klangqualitätsdiskussionen sind für mich nicht prioritair). Da müsste ich 2 Wochen Ferien nehmen, um vergleichend zu hören. Hingewiesen werden muss sicher auf die neue Leipziger Chailly-Aufnahme. Die enthält nämlich einen von Brahms später (m.E. zurecht) verworfenen Beginn des Kopfsatzes. Unter den jüngeren Neuerwerbungen sind bei mir Klemperer (sehr empfehlenswert) und Dorati. Von Dorati (50-er Jahre - jetzt bei Newton)) war ich doppelt angenehm überrascht: sowohl von der Klangqualität als auch von der Interpretation. Wichtig sind glaube ich auch die frühen Bruno Walter Aufnahmen mit New York (die 4. von 1951). freundliche Grüsse Joachim |
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Hörbert
Inventar |
#5 erstellt: 16. Jan 2014, 22:34 | |
Hallo! So, ich habe den Abend für einen Stichprobenartigen Vergleich der 1967er Szell-Aufnahme mit der älteren Aufnahme mit Otto Klemperer genutzt. Entweder haben die Bänder der Szell-Aufnahme ungleich stärker gelitten als die EMI-Aufnahmen mit Klemperer oder sie sind von vornherein mit wesentlich schlechterem Equipment erstellt worden. Klemperers Aufnahme erscheint mir präsenter, durchsichtiger mit weniger tonalen Fehlern behaftet als die nicht ganz so alte CBS-Aufnahme mit Szell, müßte ich schätzen würde ich der Szell-Aufnahme ein höheres Alter bescheinigen. Vom klanglichen Standpunkt her ist aus meiner Sicht ohne wenn und aber die EMI-Aufnahme vorzuziehen. Das ich Otto Klemperer auch interpretatorisch vorziehe ist sicherlich Geschmackssache, inwieweit dieser Umstand hier bei mir ein Vorurteil erzeugt hat der sich auch auf die klangliche Beurteilung auswirkt kann ich nicht sagen aber ich denke das ich diese beiden Bereiche schon trennen kann. MFG Günther [Beitrag von Hörbert am 17. Jan 2014, 10:49 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#6 erstellt: 17. Jan 2014, 08:15 | |
Vielleicht Klempeter? Sehr schön! |
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op111
Moderator |
#7 erstellt: 17. Jan 2014, 08:21 | |
Hallo zusammen, bevor ich an Günthers Beitrag anknüpfe, hier erst mal der Favorit der Musikkritiker: Wiener Philharmoniker Carlos Kleiber DG A: Wien Gr. Saal 3/80 Ton: Klaus Scheibe Klang: 6-7/10 normale angemesssene Stereobasis Schwaches Bassfundament wenig glänzende Violinen dichtes Klangbild dünne Blechbläser entfernter halliger Klang Die Deutlichkeit und fast kammermusikalische Durchsichtigkeit der Klemperer-Aufnahme wird von Kleiber nicht erreicht. Wichtige Nebenstimmen, zum Bsp. die Brahms wichtigen Celli und Bässe, gehen bei Kleiber in einem pauschalen al fresco unter. Die DG zielt mehr auf einen spätromantischen fast schon Strauss-Mischklang (Musikvereinsssaal) ab, Bei Erscheinen der Aufnahme wurde sie meiner Erinnerung nach in der HiFi.Stereophonie in jeder Kategorie mit 10 von 10 Punkten bewertet. Man könnte vermuten, daß der Interpretationseindruck auf die Bewertung der Klangqualität abgefärbt hat. Dies wurde damals auch schon in einigen Artikeln thematisiert, die musikalische Bewertung beeinflusst die Klangnote. |
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Hüb'
Moderator |
#8 erstellt: 17. Jan 2014, 08:28 | |
Hallo Franz, da du diese Aufnahme besprichst, sollten wir darauf hinweisen, dass das Remastering (die von dir gezeigte "Originals"-Version) verglichen mit der Originalausgabe einen Fehler enthalten kann. Grüße Frank |
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op111
Moderator |
#9 erstellt: 17. Jan 2014, 08:38 | |
Johannes Brahms (1833–1897) Symphonie Nr.4 Philharmonia Orchestra, Otto Klemperer EMI, ADD, 3/1957 Ton Edward Huntley Klang: 8-9/10 trotz des Alters: voller breitbandiger Klang bis in die tiefsten Regionen differenziert durchhörbare Mittelstimmen Brillant guter Störabstand (sehr sorgfältige Restauration - die LP-Ausgabe ist weit davon entfernt) Anders als bei vielen sogen. "remasterings" in der Populärmusik, die nur marginale Kosmetik betreiben, hat man sich hier nicht damit begnügt, per Equalizer einen fetten Baß zu erzeugen und die Höhen zu betonen (was auch der Endkunde selbst erledigen könnte). Im Vergleich zu Kleiber: Das Ergebnis fällt aus meiner Sicht nicht zugunsten Kleibers Aufnahme aus. Die Deutlichkeit und fast kammermusikalische Durchsichtigkeit der Klemperer-Aufnahme wird von Kleiber nicht erreicht. Wichtige Nebenstimmen, zum Bsp. die Brahms wichtigen Celli und Bässe, gehen bei Kleiber in einem pauschalen al fresco unter. Dabei ist Klemperer keineswegs besonders langsam, im Gegenteil, die 1957er Aufnahme ist schneller als viele moderne Produktionen. Insofern schlagen hier klangliche Aspekte auf die Möglichkeit, die Interpretation zu beurteilen, durch. Das mag auch Gründe der aufnahmetechnischen "Philosophie" haben, die DG zielt mehr auf einen spätromantischen fast schon Strauss-Mischklang (Musikvereinsssaal) ab, EMI auf Verdeutlichung der einzelnen Stimmen und Klarheit im Baß. Auch klanglich ist der Unterschied geringer als ich ihn bei dem doch gewaltigen Zeitabstand vermutet hätte. Sicher muß man bei Klemperers Aufnahme Abstriche bei der Verfärbungsarmut und Störabstand machen, aber das gleicht die Defizite der DG-Produktion nicht aus. Spannender zu hören war Klemperer auch. Ein klares Votum für die Tontechnik bei Klemperer. |
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op111
Moderator |
#10 erstellt: 17. Jan 2014, 08:46 | |
Hallo Frank, ich habe die gezeigte Wiederveröffentlichung (Original Masters) und die Erstausgabe vorliegen gehabt. Beide zeigten sowohl in der Fehleranalyse als auch beim Check der Datenstruktur keine Auffälligkeiten. (Plextools, EAC u.a. Tools) Alle meine CD/DVD/BR-Player über PCs, Mac bis herab zu einem alten Diskman haben keine Probleme damit. Die Matrizennummer stimmt mit dem im Posting bemängelten Exemplar überein. [Beitrag von op111 am 17. Jan 2014, 08:46 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#11 erstellt: 17. Jan 2014, 08:49 | |
Hallo Franz, ich will das Thema gar nicht ausweiten, kann den von Frank im verlinkten Thread bemängelten Fehler der Originals-Ausgabe aber nachvollziehen. Daher hatte ich mir seinerzeit zusätzlich zur Originals-Version auch die Originalausgabe gekauft. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass evtl. noch "feherlhafte Pressungen" gehandelt werden könnten. Grüße Frank |
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op111
Moderator |
#12 erstellt: 17. Jan 2014, 08:54 | |
Exakt. Genau so hab' ich's auch verstanden. Und vielen Dank für den Hinweis und den Link! [Beitrag von op111 am 17. Jan 2014, 08:57 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#13 erstellt: 18. Jan 2014, 12:04 | |
So, ich klinke mich auch mal ein. Ich kann mit folgenden Aufnahmen von Brahms #4 aufwarten: 1. Walter/Columbia Symphony Orchestra, rec. Feb 1959, Sony Classical Single Layer SACD Stereo 1999 2. Bernstein/New York Philharmonic, rec. 1962, Sony Classical 2010 (Bernstein-Box) 3. Kleiber/Wiener Philharmoniker, rec. Mar 1980, DGG 2004 (Carlos Kleiber - Tribute to a Unique Artist) 4. Bernstein/Wiener Philharmoniker, rec. Oct 1981 - live - , DGG 2004 (Brahms-Box) 5. Mackerras/Scottish Chamber Orchestra, rec. Jan 1997 (two microphone 24bit) , Telarc 1997 6. Janowski/Pittsburgh Symphony Orchestra, rec. Nov. 2007 DSD Multichannel, PentaTone SACD MCh 2008 Ich denke, ich werde mal Walter, Bernstein Wien, Mackerras und Janowski gegeneinander antreten lassen und meine Eindrücke hier schildern. Den Kleiber wollte ich mir sowieso mal auf die Kommentare hier hin anhören. |
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Klassikkonsument
Inventar |
#14 erstellt: 18. Jan 2014, 14:09 | |
Bei mir herrscht nicht die Qual der Wahl. Lange war ich mit der Toscanini-Aufnahme (RCA) zufrieden: Seit letztem Jahr oder so habe ich auch die Klemperer-Aufnahme (EMI): Wenn ich mir noch weitere Aufnahmen zulege, dann mal was relativ aktuelles, vielleicht in HIP. Vielleicht sind auch die Aufnahmen von Michael Gielen oder Simon Rattle interessant. Oder eine historische Aufnahme mit einer "romantischen" Interpretation (z.B. Furtwängler, wenn er die denn eingespielt hat). |
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Hörbert
Inventar |
#15 erstellt: 18. Jan 2014, 15:02 | |
Kreisler_jun.
Inventar |
#16 erstellt: 18. Jan 2014, 16:33 | |
Ich werde die sicher nicht alle anhören, aber vielleicht ein paar davon (ich hoffe, das sind alle, die ich habe): De Sabata/Berliner Phil 1939 Furtwängler/Berliner Phil M&A 1943 Toscanini/NBC 1951 Walter/NYP 1951 Klemperer/Philharmonia 1957 Markevitch/Lamoureux 1958 Sanderling/Dresden 1972 Kleiber/Wiener 1981 Wand/NDR 1983? Gielen/SWF 1980er? Giulini/Wiener Phil 1989 Harnoncourt/Berliner Phil 1997 |
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arnaoutchot
Moderator |
#17 erstellt: 18. Jan 2014, 17:54 | |
So, jetzt hab ich mich gute zwei Stunden mit Brahms #4 befasst. Zuerst muss ich noch eine Aufnahme ergänzen, die ich oben vergessen habe, ich hab noch Giulini. Also komplettiert: 1. Walter/Columbia Symphony Orchestra, rec. Feb 1959, Sony Classical Single Layer SACD Stereo 1999 2. Bernstein/New York Philharmonic, rec. 1962, Sony Classical 2010 (Bernstein-Box) 3. Giulini/Chicago Symphony Orchestra, rec. Oct 1969, EMI 2003 (Giulini - Chicago Recordings) 4. Kleiber/Wiener Philharmoniker, rec. Mar 1980, DGG 2004 (Carlos Kleiber - Tribute to a Unique Artist) 5. Bernstein/Wiener Philharmoniker, rec. Oct 1981 - live - , DGG 2004 (Brahms-Box) 6. Mackerras/Scottish Chamber Orchestra, rec. Jan 1997 (two microphone 24bit) , Telarc 1997 7. Janowski/Pittsburgh Symphony Orchestra, rec. Nov. 2007 DSD Multichannel, PentaTone SACD MCh 2008 Die oben fett gedruckten habe ich nun gleichzeitig laufenlassen und zwischen den Playern umgeschaltet. Ich nehme es gleich vorweg: Interpretatorisch tue ich mich sehr schwer, gravierende Unterschiede zu finden. Walter, Bernstein und Janowski scheinen mir aus der gleichen Schule zu kommen, Walter hat dabei die breitesten Tempi, Janowski die gemässigsten. Einen relativ deutlichen Unterschied gibt es nur zu Mackerras, dessen Interpretation bekanntlich im Stil der Meiningen Performances ist, und der ein deutlich kleineres Orchester verwendet. Insofern werde ich mich primär auf den Klang konzentrieren. Sehr eindrucksvoll geht es mit Bruno Walter's Aufnahme im DSD-Mastering von 1999 los. Ich habe leider keine normale CD-Ausgabe davon, aber die SACD klingt überwältigend für das Alter der Aufnahme ! Eine schroffe Dynamik mit deutlichem Punch, ein körperhaftes Orchester mit prägnantem Schlagwerk. Die SACD ist allerdings auch die lauteste der vier. Auf der negativen Seite haben wir ein unvermeidliches Grundrauschen (was ich aber ok finde, bedenklicher ist für mich, wenn das fehlt) und leichte Verfärbungen in den lauten Stellen. Wenn einen die Patina einer solchen Aufnahme nicht stört (wie mich, im Gegenteil !) so ist das klanglich und inhaltlich ein Erlebnis. Bernsteins Wiener DGG-Zyklus ist live aufgenommen. Davon merkt man aber praktisch nichts (verdächtig!). Klanglich ist es sehr ausgewogen, wenngleich etwas halliger, aber Bernstein fällt nicht mit zu viel emotionalem Überschwang aus dem Rahmen. Das Schlagwerk klingt relativ flach, ansonsten gibt es an der Aufnahme nicht viel zu mäkeln. Werde ich bei Gelegenheit mal mit der New Yorker Aufnahme vergleichen. Mackerras - ich erwähnte es schon - spielt mit einem deutlich kleineren Orchester und beachtet den historischen Kontext der Entstehungszeit der Symphonie. Die Aufnahme wirkt dadurch sehr transparent und ist für Telarc-Verhältnisse recht trocken. Alles klingt sehr sauber und detailliert, in den lauten Passagen fehlt im Vergleich zu Walter aber doch der Druck etwas. Als Alternative aber durchaus hörenswert, vieles - gerade im 2. Satz - bekommt dadurch doch einen ganz anderen Charakter. Schliesslich Janowski. Böse Zungen werden behaupten, dass das bei einem MCh-SACD-Freak wie mir von vorneherein festgelegt war, dass die MCh-SACD gewinnt. Ich schwöre, ich bin mit so viel Neutralität an den Start gegangen, wie möglich, aber liebe Freunde, ich kann nicht anders. Nun haben wir bei Janowskis PentaTone-Aufnahme auch ein sehr gutes Exemplar, und das schlägt die anderen aus dem Rennen. Alles ist hier entspannt und detailreich, auf einem weichen breiten, aber trotzdem muskulösen Bassfundament. Kein Instrument überdeckt das andere, die Streicher haben eine wunderbare "Holzigkeit". Der Beginn des 2. Satzes mit dem pizzicato oder die Triangel am Anfang des 3. Satzes kommen hier detailreich und körperhaft, das Schlagwerk hart und trocken. Viele Kritiken lobten diese Aufnahmen auch inhaltlich sehr, gingen sogar so weit zu sagen, dass das amerikanische Orchester hier über sich hinauswächst. Das ist der Sieger. In Klangpunkten analog Franz würde ich sagen Janowski 10/10, Walter 9/10, Mackerras 8/10 und Bernstein 7/10. |
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op111
Moderator |
#18 erstellt: 18. Jan 2014, 18:04 | |
Hallo zusammen, Walter CBS (Stereo) habe ich in mindestens 2 CD-Ausgaben. Die neueste rauscht nur sehr schwach. Mehr später. |
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arnaoutchot
Moderator |
#19 erstellt: 18. Jan 2014, 18:06 | |
Ja, es ist natürlich kein Wildbach-Rauschen, aber deutlich merklich. Mich stört es nicht, im Gegenteil, ich wäre skeptisch, wenn es fehlen würde. Dann hätten sie denoised. |
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Klassikkonsument
Inventar |
#20 erstellt: 19. Jan 2014, 03:32 | |
Hörbert
Inventar |
#21 erstellt: 19. Jan 2014, 11:26 | |
Hallo! Oh sorry, die sollte es aber auch als CD´s geben: Da war ich wohl ein wenig unkonzentriert oder auch mit den Gedanken noch bei einem Thread im Analogteil des Forums, eigentlich wollte ich von Anfang an die CD-Variante verlinken. MFG Günther [Beitrag von Hörbert am 24. Feb 2014, 15:24 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#22 erstellt: 19. Jan 2014, 11:38 | |
Hallo,
das trifft auch für die überwiegende Zahl der Musikzeitschriften und Foren zu, die sich mit "Klassik" beschäftigen. Da wir im HiFi-Forum beheimatet sind, fand ich die Idee ganz reizvoll, einmal den Klang an die erste Stelle zu setzen. Von da aus die musikalischen Aspekte zu erkunden, ist ja nicht ausgeschlossen. Anlass dazu war für mich die neueste Ausgabe der Klemperer-Aufnahme und die Wiederbegegnung mit der undifferenziert in allen Kategorien über den grünen Klee gelobten Kleiber-Aufnahme. Bei Klemperer und erst Recht in der nur einige Jahre jüngeren Walter Aufnahme sind für mich unerwartet viel mehr Details erfahrbar als in der 20 Jahre jüngeren Produktion. |
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Klassikkonsument
Inventar |
#23 erstellt: 19. Jan 2014, 14:25 | |
Auf jeden Fall vielen Dank für den Tip! Furtwängler-mäßig bin ich ja sowieso noch ziemlich unterbelichtet. Ich habe Wagners Tristan in seiner Studio-Aufnahme kennengelernt. Sonst habe ich keine Aufnahme von ihm in meiner Sammlung. |
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Hörbert
Inventar |
#24 erstellt: 19. Jan 2014, 20:11 | |
Hallo! Zumindestes bei Bruckner, Brahms und Beethoven lohnt es sich Furtwänglers Sicht der Dinge zu kennen, natürlich sind seine Interpretatonsansätze alles andere als HIP. MFG Günther |
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Hörbert
Inventar |
#25 erstellt: 26. Jan 2014, 13:22 | |
Hallo! So, endlich bin ich zu einem direken klanglichen Vergleich zwischen Otto Klemperer EMI, Aufnahme von1957 und Giulinis Aufnahme von 1989 gekommen. Hier mein persönlicher Eindruck: Für sich gesehen wirkt die Klemperer-Aufnahme präsent und durchsichtig, auf des ersten Blick hört man ihr ihr Alter kaum an, allerdings verliert sich dieser Eindruck sobald man die neuere Giulini-Aufnahme direkt gegenhört, erst hier wird einem klar welche Fortschritte -trotz aller Restaurationskunst der EMI-Tontechniker- die Aufnahmetechnik in den dazwischen liegenden 25 Jahren gemacht hat. Bei Giulini wirkt die Aufnahme sowohl plastischer als auch transparenter, -auch wenn diese Formulierung erstmal wie ein Paradoxon anmutet-, die tonale Balance und die natürlichen Klangfarben der einzelnen Instrumente sind wesentlich ausgeprägter, die dynamische Staffelung und die Durchhörbarkeit an Tutti-Stellen deklassieren die alte Analog-Aufnahme ohne wenn und aber. Allerdings gibt es dennoch gute Gründe sich die alte EMI-Aufnahme trozdem anzuhören, neben der ausgezeichneten Interpretation hat die Aufnahme durchaus auch ihre Berechtigung als Zeitbild, die EMI-Tontechniker haben ihrerzeit eine ausgezeichnetwe Arbeit abgeliefert und vor allem ohne direken Vergleich die einem die Defizite der alten Aufnahme um die Ohren schlägt ist sie vom klanglichenm Standpunkt her gesehen mehr als nur erträglich, -ich habe schon wesentlich schlechtere Aufnahmen jüngeren Datums erlebt-. Alles in allem entschädigt Klemperes Interpretation für die ohne direken Vergleich kaum auffäliggen klanglichen Defizite. Giuluinis Interpretation ist allerdings ebenfalls ehr als nur erträglich und die klanglichen Aspekte einer gelungenen neuzeitlichen Aufnahme tragen ein übriges zu einer dicken Empfehlung meinerseits bei, diese Aufnahme wäre aus meiner Sicht ein guter Tipp für einen Einstieg in Brahms 4. Symphonie. Ausser als Interpretatorischen Gegenpol für die Klemperer- oder Giulini-Aufnahme kann ich die zum Vergleich herangezogene alte Szell-Aufnahme nicht empfehlen klanglich fällt sie sowohl gegen die Klemperer-Aufnahme wie auch gegen die Giulini-Aufnahme dann doch zu stark ab. MFG Günther |
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op111
Moderator |
#26 erstellt: 27. Jan 2014, 08:44 | |
Hallo zusammen, was Klemperers Aufnahme für mich besonders auszeichnet sind der kluge Umgang mit der Einschränkung der Dynamik und das klar durchhörbare, bei Brahms ja ziemlich dichte Stimmengeflecht. Die Sitzordnung des nicht ganz so zahlreich besetzten Orchesters, Raumakustik und Disposition des Dirigenten greifen da sicher glücklich ineinander. |
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op111
Moderator |
#27 erstellt: 27. Jan 2014, 09:01 | |
U. Schreiber zählte Bruno Walters Aufnahme neben der Klemperers in seiner Klassik-Auslese (1977) zu den perspektivenreichsten Stereoaufnahmen. Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 Columbia Symphony Orchestra Bruno Walter CBS/Sony (P)1960 Prod. John McClure; ungenannter Toning. Klang: 9/10 - angemessene Basisbreite - gut differenzierte Orchesterstimmen - Cello- und Baßlinien differenziert und deutlich - voller, breitbandiger Klang mit kräftigem Baßfundament Gegenüber Klemperers Aufnahme ist ein Fortschritt hinsichtlich der Verfärbungsfreiheit und Stereoperspektive feststellbar. Mit ein wenig mehr Verzerrungsarmut in den Dynamikspitzen, besserer Verfärbungsarmut und etwas mehr Dynamik im Bereich pp [dem Alter der A. geschuldet] wäre es die klanglich beste Aufnahme. Wie bei Klemperers 1957er Aufnahme machen sich auch hier nichtlineare Verzerrungen (Klirr, Intermodulation) im oberen Lautstärkebereich bemerkbar. Der Klang wird hart und dicht. Aufnahmen nach ca. 1970 sind da technisch weit im Vorteil, was sich z.B. an der Georg Soltis zeigt. Wie schon bei Klemperer ist die überproportional gute Klangnote auch der hervorragenden Durchhörbarkeit und Balance geschuldet. Selten hört man so viel Brahms. [Beitrag von op111 am 28. Jan 2014, 00:05 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#28 erstellt: 24. Feb 2014, 08:43 | |
Johannes Brahms (1833-1897) Symphonie Nr. 4 Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle EMI, DDD, 2008 Ton: René Möller (Teldex Studios) eine meiner aktuellsten Aufnahmen, aber auch die klanglich enttäuschenste.: Klang: 5 / 10 Klang: bassbetont, Überbetonung des Bereichs um 120 Hz, daduch mitunter dröhnend. dumpf wenig Präsenz die Brahms wichtigen Bass- und Cellolinien kaum differenziert zu erahnen Breite Stereobasis, Holz- Blechbläser im Hintergrund Holzbläser kaum durchörbar Brahms 4. als Dröhnlandsinfonie. Ein kaum zeitgemäßer undifferenzierter dunkel getönter Klangbrei - erinnert an alte Supraphon-Aufnahmen um 1960. Nach den klanglich (über-) schlanken Rundfunk-Übertragungen aus der Philharmonie, jetzt dieser komplette Gegensatz - Mulm. Absicht oder Fehlleistung? Die renommierten Teldex-Studios sind mir durch krasse Fehlleistungen / Unvermögen bisher noch nicht aufgefallen. [Beitrag von op111 am 24. Feb 2014, 12:33 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#29 erstellt: 25. Feb 2014, 08:33 | |
Nach der Rattle-Enttäuschung eine erfreuliche Aufnahme bei der mir sowohl die musikalische als auch die kllangliche Seite gefallen: Johannes Brahms (1833-1897) Symphonie Nr.4 Chicago Symphony Orchestra, Georg Solti Decca, ADD, 1/1979 Medinah Temple, Ton: Colin Moorfoot, Kenneth Wilkinson Klang 9-10/10 Breite Stereobasis breitbandiges, ausgewogenes Frequenzspektum verfärbungsarm voller Klang differenziert große Dynamik sehr guter Störabstand Eine späte Analogaufnahme ohne auffällige Mängel der Analogtechnik. |
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op111
Moderator |
#30 erstellt: 26. Feb 2014, 07:45 | |
Brahms: Symphonie Nr. 4 Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein DGG, DDD, 1981-1983 Ton: Klaus Scheibe Klang: 7-8/10 Pseudo-Liveaufnahme (aus Probe und Aufführung kombiniert) gute Basisbreite gut durchörbar (Pizzikati 2. Satz) leicht schwaches Baßfundament geringfügiger Brillanzmangel geringfügig undurchsichtig Typische Klaus-Scheibe-Aufnahme: leicht baßarm, präsenzbetont, direkt und etwas trocken hervorgehobene Holzbläser, leicht dünner, grundtonarmer Klang. Kaum Publikumsgeräusche. Lennies Hochsprunggeräusche konnten allerdings nicht ganz eliminiert werden Wer noch einen Verstärker mit gutem Rumpelfilter (40Hz / 12dB/Oktave) besitzt, kann es hier gewinnbringend einschalten. |
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op111
Moderator |
#31 erstellt: 26. Feb 2014, 07:50 | |
Johannes Brahms (1833-1897) Symphonie Nr. 4 NDR Sinfonieorchester, Günter Wand RCA, DDD, 1982/1983 Klang 7/10 normale angemesssene Stereobasis Schwaches Bassfundament wenig glänzende Violinen Pauke undurchsichtig dünne Blechbläser Soloinstrumente klingen grundtonarm leicht entfernt klingend Typische RCA-Aufnahme, solides Mittelfeld ohne herausragende Qualitäten. |
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op111
Moderator |
#32 erstellt: 26. Feb 2014, 07:52 | |
Aus der letzten Ecke hinter dem Regal hervorgekramt: Johannes Brahms (1833-1897) Symphonien Nr.2 & 4 Boston Symphony Orchestra, Charles Munch RCA, ADD, 1955/1958 Ton: Lewis Layton Klang: 4/10 Aus der klanglich problematischen Boston Symphony Hall hallig, undurchsichtig, verfärbt Rauschen, Rumpelgeräusche, hörbare Dropouts [Beitrag von op111 am 26. Feb 2014, 07:59 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#33 erstellt: 18. Mrz 2014, 08:51 | |
Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan DGG, ADD, 1978 B.Philharmonie Ton: Günter Herrmanns Klang: 8/10 Breite Stereobasis breitbandiges Frequenzspektum verfärbungsarm voller Klang, kräftige etwas brummige Bässe differenziert große Dynamik verzerrungsarm sehr guter Störabstand Eine späte Analogaufnahme ohne auffällige Mängel der Analogtechnik, könnte durchsichtiger klingen, der diffusere Klang als bei Solti ist vermutlich gewünscht und u.a. ein Produkt der Philharmonie. [Beitrag von op111 am 18. Mrz 2014, 09:22 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#34 erstellt: 18. Mrz 2014, 08:52 | |
op111
Moderator |
#35 erstellt: 13. Jun 2014, 11:29 | |
Nach längerer Erholungspause Johannes Brahms (1833-1897) Symphonie Nr.4 Gewandhausorchester Leipzig, Riccardo Chailly Decca, DDD, 03+05/2013, Gewandhaus Toning.: Philip Siney Cover s.o. Klang 10/10 Breite Stereobasis breitbandiges, ausgewogenes Frequenzspektum sehr verfärbungsarm voller Klang ohne dröhnende Bässe differenziert, klar auch in den Mittelstimmen, verzerrungsfrei große Dynamik extremer Störabstand Der Vergleich zur recht kompakt und undurchsichtig klingenden Kleiberaufnahme offenbart große Unterschiede. Decca hat mit Philip Siney einen Toning. gefunden, dessen Stil nicht auf der typischen Decca / Kenneth Wilkinson-Linie liegt, der ohne Spotlighting ein durchsichtiges Klangbild ohne Hallsumpf erzielt. [Beitrag von op111 am 13. Jun 2014, 11:29 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#36 erstellt: 13. Jun 2014, 11:39 | |
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