Naxos "American Classics": Was sind eure Highlights?

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Hüb'
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#1 erstellt: 12. Mrz 2006, 14:43
Hallo zusammen!

Die bei Naxos erscheinende Serie "American Classics" umfasst mittlerweile (Stand heute) 184 CDs. Eine beachtenswerte Menge wie ich finde, wenn man die Fokussierung auf den nordamerikanischen Kontinent und die relativ enge zeitliche Spanne der Entstehung der eingespielten Werke bedenkt (ca. Anfang des 20. Jh. bis heute).

Neben eher belanglosen (IMHO) Werken - wie z. B. die allenfalls zu Hifi-Testzwecken zu gebrauchenden Naturereignisschilderungen von Grofé - gibt es sicher auch viele wirklich tolle Einspielungen. Mit einer davon möchte ich hier den Anfang machen.

Bolcom, William (geb. 1938)
Sonaten für Violine & Klavier Nr. 1-4

Solomia Soroka, Arthur Greene
Naxos, DDD, 2005



Die ersten beiden Sonaten habe ich mir soeben via Kopfhörer "reingezogen". Die Musik ist sehr expressiv und abwechslungsreich. Oft ruppig und modern, kehrt andererseits immer wieder zu sehr schönen (einfachen) Momenten zurück. Einen Vergleich zu mir bekannter Musik kann ich leider nicht ziehen, was klar für die Eigenständigkeit der Musik spricht. Einige der Motive können ihre Nähe zum Jazz IMHO nicht verleugnen.
An der Einspielung selbst habe ich nichts auszusetzen, allerdings fehlen mir Vergleichsmöglichkeiten.

Meine Empfehlung: kaufen!

Zu Aufnahme und Komponist schreibt Naxos:


William Bolcom (geb. 1938)
Sonaten für Violine und Klavier

Der in Seattle geborene Komponist und Pianist William Bolcom studierte an der University of Washington bei George Frederick McKay und John Verrall, am Mills College und am Conservatoire de Paris bei Darius Milhaud und machte seinen Doktor an der Stanford University. Seit 1973 unterrichtet er als Ross Lee Finney-Professor für Komposition an der Universität von Michigan. Er hat Aufträge von Organisationen und Personen aus aller Welt erfüllt und zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhalten; unter anderem gab es für seine Zwölf neuen Klavieretüden den Pulitzer-Preis des Jahres 1988 für Musik.

Bolcoms Werke werden häufig aufgeführt und aufgenommen. Sein OEuvre enthält unter anderem sieben Symphonien, mehrere Konzerte, drei Opern für die Lyric Opera von Chicago, drei Theater-Opern sowie eine Fülle an Kammermusik, Klavierwerken, Liedern und Chormusik. Im Laufe von mehr als dreißig Jahren hat William Bolcom seine Frau, die Mezzosopranistin Joan Morris, bei Bühnenauftritten und in mehr als zwei Dutzend Aufnahmen volkstümlicher amerikanischer Lieder begleitet. Zu seinen vier Violinsonaten gibt William Bolcom den folgenden Kommentar:

Seit ich klein war, haben mich zwei musikalische Klänge vor allen andern fasziniert: die der menschlichen Stimme und die der Violine. Ich kann nicht singen, obwohl ich bis vor kurzem über das sogenannte absolute Gehör verfügte – eine Gabe, die eher ein Fluch als ein Segen ist, denn anscheinend war es mir nicht möglich, meine Stimme mit dem in Einklang zu bringen, was mir mein Ohr als richtig erklärte. Zudem habe ich nie Ambitionen gezeigt, ein anderes Instrument als das Klavier zu spielen. (Als ich etwa zehn war, kramten wir die Stradivari-Imitation meines Großvaters mütterlicherseits hervor – ich glaube, sie kam aus der Tschechoslowakei –, und ich nahm ein paar nicht sonderlich erfolgreiche Stunden; dann wurde die Geige meinem Vater vom Rücksitz seines Buick gestohlen, und damit endete mein Unterricht auf diesem Instrument.)

Ich hatte damals jedoch das außerordentliche Glück, einen ausübenden Geiger am Orte kennenzulernen, der mich gründlich mit der Violinliteratur vertraut machte. Gene Nastri war damals Direktor für Streichinstrumente und Orchester an den Schulen der Industriestadt Everett, Washington, wo wir damals lebten, und er war so freundlich, die kleinen Melodien für Violine und Klavier zu spielen, die ich für ihn schrieb; dazwischen gab es lange Sitzungen mit den Violinsonaten von Beethoven und Mozart und vielen anderen. Um einen Nicht-Spieler mit der Geschichte und Psychologie des Instruments vertraut zu machen, kann ich mir keine bessere Methode vorstellen – und ich werde Gene für das, was er für mich getan hat, immer dankbar sein.

Die erste Violinsonate entstand 1956 während meines ersten Jahres an der University of Washington in Seattle. Ich schrieb sie für Peter Marsh und dessen damalige Frau Joanna, die das Stück nie gespielt hat. Im nächsten Frühjahr hoben die Geigerin Joy Aarset und ich die Sonate in einem Konzert an der Universität aus der Taufe. Die vorliegende Revision nahm ich für das Duo Hanley Daws – Katherine Faricy aus Saint Paul vor, die es dort 1984 uraufführten.

Gegenüber der ersten Fassung habe ich das Stück deutlich gestrafft (mehr als 200 Takte an Wiederholungspassagen sowie eine Fuge im Schluss- Satz wurden entfernt), doch ich habe nur wenig umgeschrieben und dabei versucht, die jugendliche Energie des Stückes zu bewahren. Lediglich drei Takte wurden ergänzt, und zwar im zweiten Satz, wo ich einen Übergang herstellte, der mir immer gefehlt hatte. Ich mag diese Sonate seit jeher und freue mich, sie in dieser neuen Fassung vorstellen zu können.

Die zweite Sonate ist 22 Jahre jünger als die erste und resultiert zum Teil aus dem Kontakt des Violinisten Sergiu Luca zu dem großen Jazzgeiger Joe Venuti. Luca war in den späten siebziger Jahren einer der ersten klassisch ausgebildeten Geiger, die sich für den Jazz zu interessieren begannen, und Venuti, die lebende Legende von über achtzig, hatte noch immer eine perfekte Intonation, eine blendende Technik und Dutzende neuer musikalischer Einfälle. An einem unvergesslichen Abend im April 1978 lud Joe in Michael’s Pub in New York zuerst Sergiu, dann meine Frau Joan Morris und mich ein, mit ihm, dem Bassisten Milt Hinton und dem Drummer Bobby Rosengarden zusammenzuspielen. (Ich weiß nicht mehr, was wir und wie wir es machten, da mir in der Aufregung, neben dem Meister zu sitzen, der Kopf schwirrte.) Sergiu hatte von der McKim-Stiftung der Library of Congress den Auftrag zu einem neuen Stück besorgt, das wir spielen sollten. Im Sommer begann ich als Composer in Residence des Festivals von Aspen mit der Arbeit an der Sonate. Dabei benutzte ich viele von Joes stilistischen Tricks – die abwechselnden Pizzikati der linken und rechten Hand, die Doppelgriff-Glissandi, das ganze Universum an Nuancen. An einem Tag im August 1978 rief mich Sergiu in Aspen an: Joe war gestorben, und die zweite Sonate wurde sein Denkmal.

Der erste Satz, Summer Dreams, ist ein modifizierter Blues mit kontrastierendem Mittelteil. Brutal, schnell ist eine furiose Improvisation über ein kleines Intervall, das eine der härtesten Klavierpassagen enthält, die ich je geschrieben habe. Das anschließende Adagio ist ein rhapsodisches Arioso, das am Ende zu einer hymnenartigen Melodie führt. Das Finale In Memory of Joe Venuti ist so etwas wie eine Salsa à la Venuti und erinnert in vielem an seinen Stil.

Das Werk wurde am 12. Januar 1979 von Sergiu Luca und dem Komponisten im Coolidge Auditorium der Library of Congress von Washington, DC, uraufgeführt.

Mein langjähriger Librettist und Mitarbeiter Arnold Weinstein sagte mir, dass stramba im Italienischen so etwas wie „wunderlich“ oder „schrullig“ bedeutet, und „wunderlich“ ist die dritte Sonate gewiss. Ihre unheimliche Stimmung hielt mich durchweg gefangen, als ich an dem Werk arbeitete. Natürlich dachte ich während der Arbeit an das äußerst individuelle Geigenspiel von Nadja Salerno-Sonnenberg: Es war ein Vergnügen, in diesem Werk, das ich für sie schrieb, ihre dramatische, leidenschaftliche Persönlichkeit zu beschwören.

Der erste Satz bringt nach einer langen, äußerst theatralischen Einleitung die mexikanische Hymne „Guerra, guerra“ in seinem Hauptmotiv – obsessiv und unerbittlich wie es der Krieg in der Menschheitsgeschichte ist. Trotz seiner Gesanglichkeit bietet das Andante nach der tragischen Stimmung keine wirkliche Erholung. Like a shiver (Wie ein Schauern) ist ein Scherzino, das direkt zu einem Finale führt, dessen Stimmung irgendwo zwischen den dunkleren Tangos von Astor Piazzolla und der Musik Arabiens liegt. Keine dieser Stimmungen lässt sich ganz präzise definieren: Das gesamte Werk ist eben „stramba“.

Die dritte Sonate entstand im Auftrag des Aspen Music Festival mit Unterstützung der Debby and Martin Flug-Stiftung zum 75. Geburtstag der legendären Violinpädagogin Dorothy Delay. Die Uraufführung fand durch Nadja Salerno-Sonnenberg und den Komponisten am 12. Juli 1993 in Aspen statt.

Die vierte Sonate ist das Geschenk einer Ehefrau an ihren Mann. Cynthia Birdgenaw war vor etlichen Jahren Konzertmeisterin des Musikschul-Orchesters an der Universität von Michigan und heiratete den Geiger Henry Rubin, der Konzertmeister des Brooklyn Philharmonic gewesen war, bevor er als Lehrer an die Universität von Houston ging. Zum 50. Geburtstag ihres Mannes hatte Cynthia um ein technisch anspruchsvolles, brillantes Werk gebeten.

Der erste Satz repräsentiert im allgemeinen ein miniaturhaftes Sonaten-Allegro, worauf unmittelbar White Night folgt – eine Darstellung der Schlaflosigkeit: In der Mitte des Satzes erscheint eine weihnachtsliedartige Melodie, die, wie ich bemerke, einer traditionellen dänischen Weise ähnelt (was kein Wunder ist, da ich in Städten des Staates Washington aufwuchs, wo es einen hohen Anteil an Skandinaviern gibt). Während die Erinnerung an das Lied eigentlich hätte einschläfernd wirken sollen, hatte es bei mir den gegenteiligen Effekt. Wie das Finale der dritten Sonate, so hat auch hier der nächstfolgende Satz etwas Arabisches; er ist erfüllt von Tragik und Schicksalhaftigkeit (vielleicht eine Vorahnung der Stimmung, die gegenwärtig in der Welt herrscht?) und durchzogen von meiner Liebe zu dieser Art von Musik. Danach folgt eine abschließende Jota, ein spanischer Tanz mit maurischen Wurzeln.

Die vierte Sonate (1994) wurde am 26. Januar 1997 vom Komponisten und dem Geiger Henry Rubin an der Universität von Michigan in Ann Arbor, Michigan, uraufgeführt.

Ich freue mich sehr, dass das Ehepaar Solomia Soroka und Arthur Greene meine vier Violinsonaten aufgenommen hat. Dieses Team bringt ein besonderes Verständnis für die Werke mit und unterstreicht dabei die traditionellen Qualitäten, die – wie ich immer betont habe – im Zentrum aller vier Stücke stehen.

William Bolcom
Deutsche Fassung: Cris Posslac


Wie der Titel schon sagt, wüßte ich gerne, was eure Lieblings-CDs aus dieser Reihe sind!

Lieben Gruß

Frank
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 14. Mrz 2006, 23:00
Schuman, William (1910-1992)
Symphonien Nr. 4 & 9

+ Orchestra Song; Circus Overture
Seattle SO, Schwarz
Naxos, DDD, 2003/2004



Musikalisch nicht so 100%tig meine Wellenlänge. Dennoch hervorragend gespielt und aufgenommen. In der 4. Symphonie fehlt es mir etwas an Abwechslung. Außerdem sind beide Symphonien von der Stimmung her eher negativ...

Der Naxos-Text:


William Schuman (1910–1992)
Symphonien Nr. 4 und Nr. 9 • Orchestra Song • Circus Overture

William Schuman wurde am 4. August 1910 in New York City geboren. Zunächst stand die Geige im Mittelpunkt seiner musikalischen Ausbildung. Aufgrund seiner Jazzbegeisterung brachte er sich allerdings auch verschiedene andere Instrumente selbst bei. 1930 hörte er sein erstes Symphoniekonzert – und zwar mit Arturo Toscanini und den New Yorker Philharmonikern: Daraufhin verließ er die Handelsschule der New Yorker Universität, wo er zwei Jahre zugebracht hatte, und nahm Privatstunden in Harmonielehre bei Max Person und Kontrapunkt bei Charles Haubiel.

Nachdem er am Lehrerkollegium der Columbia University (Bachelor of Art 1935) und bei Roy Harris an der Juilliard School studiert hatte, trat er dem Lehrkörper des Sarah Lawrence College bei. 1943 gewann er mit seiner Kantate A Free Song den ersten Pulitzer-Preis für Musik. Zwei Jahre später verließ er die Akademie, um Verlagsdirektor bei G. Schirmer und Direktor der Juilliard School of Music zu werden. Von 1962 bis 1969 wirkte er als Präsident des Lincoln Center für die ausübenden Künste.

Während er seine Tätigkeiten als Lehrer und Administrator miteinander in Einklang zu bringen wusste, konnte er zugleich viele Werke komponieren. Seine zweite Symphonie von 1937 fand, als sie ein Jahr später in New York City uraufgeführt wurde, die Aufmerksamkeit der gesamten Musikwelt. Schumans bekannteste Stücke sind das New England Triptych nach Musik des amerikanischen Komponisten William Billings (1746-1800) sowie die Orchesterfassung des witzig respektlosen Orgelstücks Variations on “America” von Charles Ives. William Schuman starb am 15. Februar 1992 in New York City.

Seine vierte Symphonie schrieb William Schuman im Jahre 1941. Die Uraufführung überließ er dem Cleveland Orchestra, das das Werk unter Artur Rodzinski am 22. Januar 1942 aus der Taufe hob. Gerade einmal anderthalb Monate nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor bescherte die im wesentlichen positive Stimmung dieser Symphonie der düsteren Zeit eine optimistische Note. Der Kopfsatz beginnt mit einem ruhigen Englischhorn-Solo, das seine lang ausgesponnene Melodie zum Solo eines Kontrabasses intoniert. Schließlich fallen die anderen Bläser ein. Die Basslinie fungiert – ganz im Sinne des Barock – als Generalbass, über dem die Texturen sich kaleidoskopisch verwandeln, die Dynamik sich steigert und Gegenrhythmen mit dem unerschütterlichen Gang der Viertelnoten im Bass kontrastieren. Diese Einleitung führt zu einem rhythmisch belebten Vigoroso con spirito. Anklänge an Copland und Harris verleihen der Musik einen entschieden amerikanischen Akzent. Sehr deutlich hört man hier Schumans polyphone Meisterschaft. Der Satz endet mit einem großen, vom Blech ausgefüllten Höhepunkt.

Der zweite Satz, Tenderly, simply (Zart, einfach), beginnt ruhig in den Violinen und Bratschen, die der stetige Schritt akkordischer Cello-Pizzikati unterstreicht. Eine verbindliche Wärme erfüllt dabei die an sich melancholische Atmosphäre, indessen die sordinierten Violinen und Bratschen den Eindruck der Intimität noch verstärken. Schließlich treten Holz und Blech hinzu, doch die zurückhaltende Stimmung bleibt bestehen, bis sich im Schlussabschnitt mit der Bezeichnung Fervente (Glühend) die emotionale Temperatur erhöht. Darauf folgt ein Dolce der Solo-Oboe, das die ruhigen letzten Momente des Satzes einleitet.

Das Finale beginnt als animierter Dialog zwischen Streichern und Bläsern. Voller Energie drängt diese wiederum sehr amerikanische Musik voran. Sonore, gleichermaßen kraftvolle und eindringliche Blechbläser melden sich, bevor eine neue Konversation entsteht – jetzt zwischen den klagenden Tönen der Holzbläser und dem stampfenden Blech. Tiefe Streicherpizzikati steigern den Schwung dieser Musik, die insgesamt von Elan und Optimismus erfüllt ist. Abschnittsweise treten immer mehr Instrumente hinzu, und über der gleichbleibenden Bewegung kommt es durch Texturen von unterschiedlicher Dichte und durch ein spritziges Fugato zu Kontrastwirkungen. Die Pauken akzentuieren das musikalische Geschehen und beleben es gegen Ende des Satzes, wobei sie in der zunehmenden Kraft und Dynamik des gesamten Orchesters ihren Widerhall finden.

Der Orchestra Song von 1963 ist das gelungene Orchesterarrangement eines alten österreichischen Volksliedes. André Kostelanetz dirigierte am 11. April 1964 die Premiere mit den New Yorker Philharmonikern. Das kurze, gefällige und liebevolle Stückchen über eine sehr rustikale, schlichte Weise im Dreivierteltakt zeigt sich bisweilen von einer schroffen, dann wieder von liebenswürdig natürlicher Seite und enthält ein hübsches Trompetensolo, bunte Schlagzeugfarben, schneidende tiefe Blechbläser und col legno-Effekte der Streicher. Es passt durchaus, dass diese Musik den Klang einer Zirkusorgel beschwört.

Die Circus Overture stammt aus dem Jahre 1944. Ursprünglich trug sie den Titel Side Show und gehörte als solche zu einer geplanten Broadway-Revue namens The Seven Lively Arts. Der Produzent Billy Rose änderte jedoch seine Meinung, und man ließ die Revue fallen. Wenig später schrieb Schuman das fröhliche, zunächst für Theaterkapelle gedachte Stück für volles Orchester um. So kam es zu einer doppelten Uraufführung: Im Frühjahr 1944 dirigierte Maurice Abravanel in Philadelphia ein Theaterorchester bei der Premiere des Satzes, der jetzt Circus Overture hieß, und am 17. Dezember desselben Jahres brachte Fritz Reiner mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra die Fassung für Symphonieorchester heraus.

Zu Beginn der Ouvertüre führen Pauken und Schlagzeug die vereinigten Kräfte in einer überschwenglichen Fanfare an. Alles scheint auf ein kommendes Großereignis vorzubereiten. Der überaus energische Paukenpart spielt gegen das Gebell der Blechbläser, bevor das Holz sich meldet. Es ist typisch für Schuman, dass der rhythmische Schwung die Musik unnachgiebig vorantreibt – selbst hier, wo die Festlichkeit leicht wiegt. Es gibt eine bunte, possierliche Episode à la Fellini im Dreivierteltakt, die dem Ganzen einen Schuss wunderlicher Pikanterie hinzufügt.

Im Frühjahr 1967 war Schuman mit seiner Frau in Rom. Hier wollten sie die Ardeatinischen Höhlen besuchen, den Ort des entsetzlichen Nazi-Massakers vom 24. März 1944, bei dem 335 unschuldige italienische Männer, Frauen und Kinder als Vergeltung für einen Hinterhalt der Untergrundbewegung ermordet wurden, bei dem 32 deutsche Soldaten ums Leben gekommen waren. Zur Vertuschung des Gemetzels bombardierten die Nazis die Leichen. Ein Priester hörte in den benachbarten Katakomben den Donner der Detonation, und nachdem die Nazis die Stadt verlassen hatten, kamen die Menschen zu den Höhlen, um zu sehen, was dort geschehen war. Die Gegend wurde schließlich zu einer Gedenkstätte, die zum Teil auch wegen ihrer großartigen Architektur bekannt ist.

Zur Erstaufnahme der neunten Symphonie Le Fosse Ardeatine (Die ardeatinischen Höhlen) schrieb der Komponist: „Die Stimmung meiner Symphonie entspricht besonders am Anfang und am Ende unmittelbar den Empfindungen, die dieser Besuch auslöste. Doch auch der schnelle Mittelteil mit seinen wechselnden, alles andere als düsteren Stimmungen entsprang meinen Vorstellungen von all diesen Märtyrern, ihren Hoffnungen und ihren vorzeitig beendeten Lebenswegen ... Das Werk versucht nicht, das Geschehen realistisch zu schildern ...“

„Das Werk besteht aus drei Teilen, die ohne Unterbrechung gespielt und kontinuierlich entwickelt werden. Das Anteludium beginnt mit einer einzigen ruhigen Melodielinie, die im Abstand von zwei Oktaven von den sordinierten Violinen und Violoncelli gespielt wird ... Das Anteludium führt ohne Pause, jedoch mit einem deutlich erkennbaren Übergang, zum Offertorium, das den Hauptteil des Werkes bildet. Die unterschiedlichen Stimmungen reichen vom Verspielten bis zum Dramatischen ... Der Höhepunkt des Offertoriums wird durch ein ... schnelleres Tempo und eine klangvolle Klimax des gesamten Orchesters erzielt ... In dem langsamen Postludium klingen zunächst einige Elemente der eben gehörten Klimax nach. Schließlich wird das erste Thema der Symphonie in einem noch langsameren Tempo als zu Beginn des Werkes wiederholt ... Die Symphonie endet in einem langen, frei komponierten, ruhigen Schlussteil, dessen emotionales Klima das Werk in sich zusammenfasst und schließlich einen letzten Ausbruch erreicht.“

Eugene Ormandy, der langjährige musikalische Direktor des Philadelphia Orchestra, dirigierte am 10. Januar 1969 die Premiere des Werkes. Ein Jahr später gaben Leonard Bernstein und die New Yorker Philharmoniker die New Yorker Erstaufführung.

Steven Lowe © 2005 Seattle Symphony
Deutsche Fassung: Cris Posslac


Review

"Back in the early 1990s Gerard Schwarz and the Seattle Symphony made a highly valuable series of recordings of American music for Delos. These included a fine cycle of the symphonies of Howard Hanson and several symphonies by David Diamond as well as music by Hovahness and Piston. There was also a single disc of music by William Schuman, including the Fifth Symphony and the New England Triptych (DE 3115). I bought every one of these CDs and enjoyed them greatly. When I saw this disc advertised, and knowing that Naxos has already reissued some of those Delos discs (with more to come, I hope), I just assumed that this was another original Delos release that I’d missed at the time. However, a glance at the recording dates confirmed this is a genuine new release. Best of all, a note on the back of the jewel case announces this as the start of a complete cycle of the Schuman symphonies. That is truly excellent news. All the symphonies (with the possible exception of the first two) have been recorded before, with fine versions of the Third from Bernstein and the Tenth from Slatkin among them. However, so far as I’m aware there has never been an intégrale before. If this CD, and its Delos predecessor are anything to go by the Schuman symphonies will be in safe hands here.

William Schuman was an extremely influential figure in twentieth century American musical life. Of particular note was his work as the long-serving President of the Juilliard School of Music (1945 – 1968) as well as his tenure as the first president of the Lincoln Center (1962-8). Readers wishing to know more about his life and works are referred to www.williamschuman.org. He left a large body of compositions but live performances of them are not easy to come by these days and I have only ever encountered his music on disc. What I have heard of his output has impressed me as the product of a composer with an original voice, a searching mind and an excellent ear for orchestration. Schuman used quite a degree of dissonance in his music, and increasingly so as the years passed, but his language is always accessible. This CD does nothing to change that view.

The Fourth Symphony dates from 1941 and is cast in three movements. The first begins with a slow introduction that builds impressively. The main body of the movement is much more vigorous and rhythmically propulsive. Eventually a powerful, brass-dominated conclusion is reached. The second movement is marked "Tenderly, simply." As the liner notes put it the mood is "melancholy yet infused with mediating warmth." It’s an expansive and eloquent creation, which is played with noble intensity here. The final pages, introduced by an oboe solo, are especially dignified and satisfying. The finale is mainly extrovert and punchy. There’s a good deal of hustle and bustle before a boisterous conclusion, in which once again the brass section is well to the fore.

The Ninth Symphony is a tougher nut to crack for two reasons. In the first place, as I’ve mentioned, Schuman’s style evolved over the years and became much more gritty. Secondly, this work was his response to a harrowing experience. In 1967, while on a trip to Europe, he and his wife visited the Ardeatine Caves near Rome where, in 1944, the Nazis murdered over 300 Italian civilians and attempted to hide the corpses. Schuman himself said that while the symphony that he subsequently penned was "directly related to emotions engendered by this visit…[it] does not attempt to depict the event realistically". The work plays continuously but is in three clearly defined sections, helpfully tracked separately on this disc.

The first section begins with a threnody, a long, angular melody on violins and celli. Jagged punctuations by the wind section fail to disrupt the progress of this theme. The music grows in intensity and volume. It’s disturbing stuff, especially when the horns contribute another angular line. Eventually Schuman’s trademark use of brass and percussion in blocks of sound adds real power. In due course the tumult subsides but the mood of disquiet and unease is not dispelled and there’s a last eruption, dominated by brass and timpani, before the second section begins in a faster tempo. I must confess that I don’t feel I’ve fully assimilated this part of the work yet. Schuman himself wrote of it that the section "with its various moods of fast music, much of it far from somber, stems from the fantasies I had of the variety, promise and aborted lives of the martyrs". Perhaps it’s the composer’s description that has created the problem for me. This is also highly unsettling music, jagged, fragmentary and dissonant. Had I not read Schuman’s words before listening I would indeed have assumed that this part of the work depicted the actual atrocity for so it sounds. It seems to me that a dark energy, often violent, prevails throughout most of this section. The concluding section of the work consists of slow, sombre music of considerable power. Often this power is suppressed, at least in terms of volume of sound, and it’s all the more effective for that. It sounds like an Elegy for the Innocents. It’s deep and sincerely felt music and rather profound.

This is a disturbing and demanding symphony. Listening to it requires some effort on the part of the listener but the effort is worthwhile. Since the work is a response by an American composer to a wartime atrocity it was perhaps fitting, if entirely coincidental, that I finished my period of listening to this work while in the USA on Memorial Day, the day when that country’s wartime sacrifices are recalled. Certainly in this work Schuman has recalled and reflected on the horrors and sacrifices of war in a moving and sincere fashion.

To fill out the disc Schwarz and his team give us two short works. Orchestral Song is a slight piece, an arrangement of an Austrian folk song. It doesn’t add much to our knowledge of the composer but it’s pleasant listening and it’s nice to have it available. Like its companion it offers a bit of relaxation between the rigours of the symphonies and its inclusion was no doubt planned as such. The other piece is the Circus Overture. Leonard Bernstein once said that conducting Schuman’s American Festival Overture (1939) was "like leading a cheer". This is a similarly unbuttoned piece, extrovert and colourful, and it’s great fun.

This is a disc that has left me hungry for more. All the music is splendidly played. Schwarz and his orchestra perform it with assurance and great commitment. The engineers have preserved the performances in excellent sound and Steven Lowe contributes a very useful liner note.

I hope that Naxos will go on to complete this promised series. (I see there have been some very recent performances of the Third symphony in Seattle so I hope a recording will be linked to those.) I also hope that Naxos will, through a mixture of reissues and new recordings, give us more releases by this team of music by Piston and, most pressingly of all, that they will make available a complete cycle of David Diamond’s hugely impressive symphonies.

For now, this Schuman cycle has been launched most auspiciously. There is fine music here by a composer who really had something to say. I await further instalments with impatience and in the meantime recommend this CD urgently."

-- John Quinn, MusicWeb International, June 2005
"At last! I have been banging on for ages as to why Naxos do not record and issue American symphonic works of the calibre of those by William Schuman. Well, here at last, is the first in a series of the complete symphonies, presumably to be played by the same ensemble as the present release. Although the Seattle Symphony is not in the top league of American orchestras, I cannot think that any of them would have done a better job than Maestro Schwarz and his band.

William Schuman is one of America’s premiere symphonic composers and most of his ten Symphonies have been available before, although as far as I am aware this is the first recording of No. 9. (If I am wrong, I am sure someone will get in touch to correct me!) (Editor’s note: The first on CD. The premiere recording was made by RCA with the Philadelphia conducted by Ormandy. That was issued on LP. I am sure I have heard rumours that the Philadelphia RCA had been issued on CD in Japan but I cannot be absolutely sure. RB).

Naxos have re-issued some of the Seattle recordings of works by other American composers originally set down by Delos, but this current release appears to be one of Naxos’s own. They do however, appear to be using the same engineer as Delos; so it could be that apart from Naxos’s producer, it is essentially the same crew. The sound quality is indistinguishable from the American label and so there is no cheapening of the product. Prospective buyers can go ahead with no reservations on that score.

William Schuman is a bit of an enigma in the field of American music. He started off by specialising in jazz and pop. After hearing Toscanini and the New York Philharmonic in 1930, his direction of studies changed from commerce to music. He studied first at Columbia University and then at the Juilliard with Roy Harris. Later, at the Sarah Lawrence College, he was awarded a Pulitzer Prize for his Cantata A Free Song; that was in 1943. Not content with that, in addition to his writing activities he managed to find time to be both the President of the Juilliard School in New York and Director of Publications at G. Schirmer.

Both of these symphonies have war as their major influence. The Fourth Symphony was premiered by Rodzinski and the Cleveland Orchestra, a month or so after the Japanese attack on Pearl Harbor. Its relatively optimistic flavour must have provided a positive approach after such a dark time. The first movement moves gradually from a sombre opening to a brilliant brass climax with the scenery being that of Copland and Harris although with Schuman’s distinctive tone colouration in the orchestra. The second movement is tender in character, again with complex strands of texture making for an extremely interesting journey. The movement is again subdued but its overall temperature is warm – a lovely episode. The finale begins with an animated dialogue between wind and strings. This develops by increasing the temperature and complexity with all sections of the orchestra joining in to produce a riot of colour in true Schuman style. The virtuosity of the orchestra is most impressive, and there is also a spirit of genuine excitement in the playing.

The Ninth Symphony is an altogether darker work, but none the worse for that. It was inspired by a visit the composer and his wife made to the Ardeatine Caves, the site where the Nazis slaughtered 355 Italian men, women and children, and then tried to hide the evidence by bombing the site. The place has now become a shrine. Schuman was so moved by it, that this symphony resulted. It does not set out to describe the shrine in any way, more than that, it re-creates the emotions felt by the composer and his wife during their visit. The three movements are played without a break: slow, fast, slow. The symphony was premiered in Philadelphia by Eugene Ormandy in 1969, and the New York premiere was by Bernstein and the New York Philharmonic the following year.

The two fillups are short incidental pieces, and although marvellous to have, do not change my response to this disc in any way. This is an auspicious start to a series which deserves every success, and at last allows us to hear the works of this major American symphonist in first class sound. I don’t need to add that they are at a ridiculously cheap price.

Schuman’s symphonies are not immediately accessible, but more than pay back any effort that the listener devotes to them. Existing fans of the composer, and I consider myself to be one of them, will be ecstatic.

Recommended with all possible enthusiasm – thank you Naxos!"

-- John Phillips, MusicWeb International, May 2005


[Beitrag von Hüb' am 14. Mrz 2006, 23:01 bearbeitet]
WolfgangZ
Inventar
#3 erstellt: 14. Mrz 2006, 23:39


Hallo, Frank!

Louis Moreau Gottschalk wurde als "amerikanischer Chopin" bezeichnet, was sicher etwas hoch gegriffen ist. Vieles ist aber spritzige Salonmusik von elegantem Zuschnitt; manches nimmt den Ragtime vorweg; auch kreolische Tanzformen sind charakteristisch. Die Philippinin Cecile Licad hat diese Musik im Blut und spielt schwerelos, nonchalant. Die ersten beiden Nummern der CD erscheinen mir charakteristischer als die auf dem Cover genannten Titel. "Le banjo" imitiert Zupfeffekte und ist vielleicht Gottschalks am häufigsten zu hörende Miniatur. Dann folgt "Bamboula", ein "danse de nègres".

Besten Gruß, Wolfgang
embe
Stammgast
#4 erstellt: 15. Mrz 2006, 01:05
Hallo,
mein Liebling der Serie:
Michael Torke, Orchesterwerke
An American Abroad, Jasper, Rapture (Concerto for Percussion and Orchestra) 8.559167

Auch die ganze Samuel Barber Serie fand ich toll. Oder Piston...oder.....
Da gibts viel Schönes.
Sind ja zum Teil ältere Delos Aufnahmen dabei, macht aber nüscht.
Gruß
embe
Hüb'
Moderator
#5 erstellt: 15. Mrz 2006, 08:44

embe schrieb:
Sind ja zum Teil ältere Delos Aufnahmen dabei, macht aber nüscht.

Stimmt. Die Schuman/Seattle-Aufnahmen könnten auch von Delos sein.

Grüße

Frank
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 16. Mrz 2006, 22:33
Barber, Samuel (1910-1981)
Violinkonzert op. 14
+Souvenirs op. 28; Streicherserenade op. 1; Music for a Scene from Shelley

Buswell, Royal Scottish Orchestra, Alsop
Naxos, DDD, 99-01



Samuel Barber ist wohl einer der bekanntesten und beliebtesten amerikanischen Komponisten. Sein berühmtestes Werk dürfte das vor allem durch Toscanini bekannt gemacht gewordene, und ursprünglich für Streichquartett komponierte, "Adagio für Streicher" sein.
Das hier eingespielte Violinkonzert ist ebenfalls ein ganz wunderschönes, lyrisches Werk, welches unbedingt Beachtung verdient. Ich kann es nur jedem Freund spätromantischer, eigenständiger Musik ans Herz legen. Die vorliegende Aufnahme gefällt mir sehr gut (klanglich sogar exzellent). Ob es vielleicht noch ausdrucksstärkere Aufnahmen gibt (Stern mit Lenny?), kann ich leider nicht beantworten.

Naxos schreibt dazu:

Samuel Barber (1910-1981)

Serenade für Streicher • Violinkonzert u.a.

Einer der berühmtesten und meistgespielten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, Samuel Barber, entwickelte eine eigene, höchst individuelle Stimme, die sich von der modernistischen Hauptströmung durch eine gewisse Unabhängigkeit abhebt. In der Absicht, seinen eigenen musikalischen Weg zu gehen, versuchte Barber die große tonale Palette der Romantik des späten 19. Jahrhunderts mit einem unverhohlenen Lyrismus und emotionaler Aufrichtigkeit zu vereinen. Er schuf bedeutende Werke in einer Vielzahl von Gattungen, und sein Œvre umfasst das berühmte Adagio für Streicher, drei Konzerte, zwei Sinfonien, zahlreiche Lieder und die beiden Opern Vanessa und Antony and Cleopatra. Vanessa, ein Werk für das Barber 1958 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde, bezeichnete der Kritiker des New Yorker als „die beste und wahrhaftigste ‚opernhafte’ Oper, die jemals in Amerika geschrieben wurde". Die zweite Oper wurde für die Neueröffnung der New Yorker Metropolitan Opera in Auftrag gegeben.

Am 9. März 1910 in West Chester, Pennsylvania, geboren, erhielt Barber eine traditionelle musikalische Ausbildung. Mit 14 Jahren begann er mit dem Studium am Curtis Institute of Music in Philadelphia und nahm Unterricht in den Fächern Klavier und Gesang sowie Komposition bei Rosario Scalero. In dieser Zeit lernte er Gian Carlo Menotti, einen Mitschüler der Kompositionsklasse am Curtis Institute kennen, und die lebenslange Freundschaft spielte für beide Künstler eine große Rolle. Barbers stilistische Entwicklung und seine Schwäche für europäische Kunst und Kultur wurden durch ausgedehnte Reisen weiter geformt, vor allem durch einige längere Aufenthalte in Italien – einem Land, für das er ein besonders großes Einfühlungsvermögen besaß. Darüber hinaus erhielt er wichtige Unterstützung und Förderung von der Schwester seiner Mutter, Louise Homer, der berühmtesten Altistin ihrer Epoche, und ihrem Ehemann Sydney Homer, der selbst ein angesehener Komponist war, mit dem Barber über den Zeitraum eines Vierteljahrhunderts korrespondierte.

Barber komponierte seit seinem siebten Lebensjahr und erhielt bereits zu Beginn seiner Laufbahn zahlreiche Auszeichnungen: zwei Joseph H. Bearns Preise für seine Violinsonate aus dem Jahr 1928, später verschollen, sowie für sein erstes Orchesterwerk, die 1931 geschriebene Ouvertüre zu The School for Scandal op. 5. Darauf folgte 1935 der amerikanische Prix de Rome, der ihm einen zweijährigen Studienaufenthalt an der Amerikanischen Akademie in Rom ermöglichte und ein jährliches Stipendium gewährte. Diese ersten Erfolge wurden 1936 durch die Veröffentlichung der Aufnahme von Dover Beach op. 3 bei der RCA-Schallplattengesellschaft untermauert. Auf dieser Einspielung der 1931 geschriebenen Vertonung der Verse des viktorianischen Dichters Matthew Arnold für Singstimme und Streichquartett hatte der Komponist selbst die Gesangspartie übernommen. Sein Ruf wurde weiter gefestigt durch die Wirkung, die seine Sinfonie in einem Satz op. 9 von 1936 erzielte, und der Rundfunkübertragung eines Konzerts unter Arturo Toscanini 1938, in dem das Adagio für Streicher op. 11 und Essay for Orchestra op. 12 aufgeführt wurden. In den 1940er Jahren gab das Boston Symphony Orchestra weitere Uraufführungen wichtiger Werke. Neben der Zweiten Sinfonie op. 19, die 1944 für die U.S. Army Air Force geschrieben wurde, in der Barber von 1942 bis 1945 gedient hatte, gehören dazu das Cellokonzert op. 22, geschrieben 1945 für Raya Garbousova, und Knoxville: Summer of 1915 op. 24 für Sopran und Orchester nach einem Text von James Agee. Weitere Schlüsselwerke, die in diesen Jahren komponiert wurden, sind vor allem das Ballett Medea op. 23 (1946) für Martha Graham sowie die außergewöhnliche Klaviersonate op. 26 (1949), die am 23. Januar 1950 von dem Ausnahme-Pianisten Vladimir Horowitz uraufgeführt wurde. Darüber hinaus entstand eine Reihe bedeutender Auftragskompositionen: Hermit Songs op. 29 (1952-53) für die Elizabeth Sprague Coolidge Foundation, Prayers of Kierkegaard op. 30 (1954) für die Koussevitzky Music Foundation und ein Dreiklang von Werken, die für das Lincoln Center geschrieben wurden – das Piano Concerto op. 38 (1962), für das Barber seinen zweiten Pulitzer Preis erhielt, Andromache’s Farewell op. 39 (1963) für Sopran und Orchester und die bereits erwähnte Oper Antony and Cleopatra op. 40 (1966), die bei den Kritikern durchfiel und Barber ein weiteres Jahrzehnt beschäftigen sollte.

Die reizvolle Serenade für Streicher op. 1 ist Barbers eigene Bearbeitung seiner Serenade für Streichquartett, die er 1928 im Alter von 18 Jahren noch während seiner Studienzeit bei Scalero komponiert hatte. Mit seinen drei Sätzen Un poco adagio - Allegro con spirito, Andante und Allegro giocoso offenbart das Werk zwei äußerst charakteristische stilistische Züge, namentlich die Überlagerung von Zweier- und Dreierrhythmen und die überraschenden Wechsel zwischen Dur- und Moll-Tonarten.

Barber komponierte die einsätzige Tondichtung Music for a Scene from Shelley op. 7 1933 im italienischen Cadegliano. Die Uraufführung, die die New Yorker Philharmoniker am 24. März 1935 in der Carnegie Hall gaben, war für den Komponisten ein besonders denkwürdiges Ereignis, denn es war das erste Mal, dass er die Aufführung eines seiner Orchesterwerke erleben konnte. Die Anregung zur Komposition erhielt Barber durch die Lektüre von Shelleys Prometheus Unbound (Der entfesselte Prometheus), dennoch beteuerte er, dass das Werk in keinster Weise programmatisch sei. Sowohl die Instrumentation als auch die harmonische Sprache verraten den Einfluss Debussys, und das Eingangsthema, ein viertöniges Motiv, das chromatisch durch das Intervall der großen Terz absteigt, nimmt ausdrücklich Bezug auf Debussys Nuages.

Das Violinkonzert op. 14 wurde von Samuel Fels, einem der Kuratoriumsmitglieder des Curtis Institutes, für seine Adoptivtochter Iso Briselli in Auftrag gegeben, einem Geigenwunderkind und Schüler des berühmten Geigenlehrers Carl Flesch. Das dreisätzige Konzert, das zweifellos zu den berühmtesten Werke Barbers zählt, wurde im Juli 1940 vollendet und am 7. Februar 1941 vom Philadelphia Orchestra unter Eugene Ormandy uraufgeführt, allerdings war der Solist der bekannte Geiger Albert Spalding. Die fast kammermusikalische Intimität des Konzerts spiegelt sich auch in der Besetzung für acht Holzbläser, zwei Hörner, zwei Trompeten, Schlagzeug, Klavier und Streicher wider. Ohne die übliche Orchestereinleitung wird der erste Satz von der Solovioline eröffnet, die das Hauptthema vorstellt, während der zentrale langsame Satz in ähnlicher Weise mit einem einleitenden Solo beginnt, diesmal von der Oboe gespielt. Der dritte Satz, perpetuum mobile, liefert ein besonders beeindruckendes Finale.

Die Ballett Suite Souvenirs op. 28 besteht aus den Sätzen Waltz, Schottische, Pas de deux, Two-Step, Hesitation-Tango und Galop. Ursprünglich als vierhändige Klavier-Suite komponiert, beendete Barber die Instrumentierung des Balletts im Sommer 1952. Im Vorwort der Fassung für Klavier zu vier Händen schrieb Barber: „Man mag sich ein Divertissement vorstellen, das im Palmenhof des Plaza-Hotels in New York stattfindet, um das Jahr 1914, in der Epoche der ersten Tangos; ‚Souvenirs’ – erinnert mit Zuneigung, nicht mit Ironie, sondern mit amüsanter Zärtlichkeit."

Peter Quinn

Übersetzung: Peter Noelke

Besprechungen:

"This isn't the definitive version of the concerto, but violinist James Buswell and conductor Marin Alsop evoke the tender moments of this great work skillfully. Critic's Pick"
- Andrew Druckenbrod, Pittsburgh Post-Gazette, 7/28/03

"In its own unique way, Barber's music is definitely American. His beautiful 'Violin Concerto,' Opus 14 (1941) is one of his greatest works. By turns haunting and virtuosic, this score demands great violin playing. On the new Naxos release, James Buswell provides that and more... His performance of Barber's masterpiece captures the searing, bittersweet quality of the music. Buswell's bright, singing tone fits this score perfectly. He gives a dazzling reading of the Presto in moto perpetuoso finale, tossing off the double stops with verve. He is given gorgeous support by the Royal Scottish National Orchestra under Marin Alsop...The lush playing of the string section is striking. This is a great performance, easily the equal of the classic recorded versions by Isaac Stern-Leonard Bernstein and Robert Gerle-Robert Zeller. Ms. Alsop also leads her Scottish forces in lovely performances of Barber's charming 1951 ballet score "Souvenirs" and his early, intense "Serenade for Strings" (1928). An outstanding disc!"
- Lawrence Budmen, Coral Gables Gazette, 7/3/03

"For those who have never heard Barber's marvelous romantic masterpiece, this low-price issue is a definite thumbs up."

- Jason Serinus, Southern Voice, May 17, 2002

"This is the best of the Naxos Barber orchestral series. This time Alsop's structure is secure, she maintains intensity and attention, and the orchestra sound at home. There is plenty of expression, and climaxes are well judged. I especially like the interplay in the orchestra and between orchestra soloist."
- Hecht, American Record Guide May/June 2002

"This is a delicious pairing of the great Violin Concerto, Op. 14 with the student Serenade for Strings, Op.1; early Music for a scene from Shelley, Op.7; and mature Souvenirs (Ballet Suite), Op. 28...[T]his low-price issue of this marvelous romantic masterpiece, initially considered unplayable by the man who commissioned it, is a definite thumbs up."
- Jason Serinus, The Advocate

"Alsop's performance is magnificent, exquisitely capturing the intended mood. The Serenade for Strings, Op. 1, is Barber's arrangement of his Serenade for String Quartet, an enchanting but slight work. Music For a Scene from Shelley, Op. 7, rounds out this enjoyable disc. Special kudos to the Royal Scottish National Orchestra and Marin Alsop for vibrant, idiomatic interpretations of these scores, recorded in sound just short of audiophile quality."
- Robert Moon, Audiophile Audition May 2002

"Naxos has released a third recording in their ongoing series dedicated to the orchestral music of Samuel Barber. This time the headliner is Barber's Violin Concerto; like the three other, lesser-known works on the disc, it makes for a welcome revisit to one of America's best composers. The Royal Scottish National Orchestra, under the leadership of young American conductor Marin Alsop, again proves the Old World can effectively conjure up the New. Their silvery leaness suits the modern Romanticism of Barber's works. This quality matches the solo violin of James Buswell. He avoids the pitfalls that lurk in Barber's concerto by balancing overt emotional lyricism with New England reserve. His playing is extremely clean, but never brittle, even in the finale's furious molto perpetuoso. The most infectious piece on the disc is Souvenirs, a saucy ballet suite that recalls the Palm Court orchestras of the past. The RSNO winds and brass, in particular, shine in these vignettes. The strings have their moment, too, in Barber's first opus, a diverting piece of juvenilia entitled Serenade for Strings. But it is another early work, Music for a Scene from Shelley, which provides the most potent reminder of Barber's best qualities. Its classical form, unabashed voluptuousness of tone, and dramatic pulse all foreshadow the creator of Vanessa. Her as elsewhere on the disc, Alsop adeptly leads the RSNO forces, coaxing forth Barber's kaleidoscopic colours and building patiently to those inevitable, glorious climaxes.
- Brian McMillan Wholenote Magazine May

"At under $10, a bargain, as anything good on Naxos is. The latest in the company's laudable survey of American classics, this is very, very good. Samuel Barber was and still is cursed by the popularity of his Adagio for Strings. People kept wondering why he couldn't write another one, overlooking the fact that he had, several times - this ravishingly romantic violin concerto, Knoxville, Summer of 1915 and his Symphony No. 1. Violinist James Buswell's performance is in no way inferior to Gil Shaham's celebrated one on Deutsche Grammophon and, I think, in some ways even better - more intimate, with more whispery confidences at the heights of the E-string, and with touches of heartfelt glissando. The Royal Scottish National Orchestra, one of the world's finest orchestras, conducted by Marin Alsop, brings out all of its lyricism and drama. The bonuses aae rareties, and beautiful: Barber's Souvenirs ballet suite and the early Serenade for Strings and the Debussy-quoting Music for a Scene from Shelley."
- Lloyd Dykk Vancouver Sun

"The recording has plenty of punch, though it's not the last word in refinement."

- Mark Lehman The Absolute Sound April/May 2002

"Composed between 1928 and 1952, these works, with the exception of the concerto, are undeservedly forgotten. Hearing them again restores one's admiration for Barber's unflagging creativity, abundant gifts and well-honed craft. All of this music, not just the inspired Violin Concerto, played here with easy authority and sensitive detailing by the virtuosic American violinist Buswell, touches the listener with its melodic flow and emotional confidence. As ever, Barber's characteristic lyricism dominates, yet his dramatic peaks asin the Shelley scene, can be striking, shattering, and completely convincing. American conductor Alsop coaxes a full range of dynamics and orchestra colors from the accomplished Scottish ensemble."

- Daniel Cariaga Los Angeles Times 24 March 2002

"When Naxos decided to record the complete orchestral music of Samuel Barber in its American Classics series, it turned to conductor Marin Alsop, the last protege of Leonard Bernstein. The series has now reached its third installment, and Alsop has kept it on the high level she and the Royal Scottish National Orchestra established at the beginning. The most famous work here is the Violin Concerto, although 'Music from a Scene from Shelley' occasionally turns up on programs. The 'Serenade for Strings' is Barber's adaptation of his Op. 1 String Quartet; the ballet suit 'Souvenirs' is an orchestration of a set of pieces originally written for piano, four-hands. Soloist in the concerto is the New England Conservatory's James Buswell, who plays it with conviction and soaring tone; it is a piece that Alsop has known all her life - one of her first big gigs was conducting her violinist father in the work - and she knows how to convey its strengths and minimize its weaknesses. In Alsop's capable hands, the Royal Scottish National Orchestra sounds pretty terrific throughout the disc. Of the other pieces, 'Souvenirs' is a real charmer -the composer calls it a look 'with amused tenderness' at Palm Court music in New York's Plaza Hotel, c. 1914 - there's a waltz, schottische, a two-step, a gallop, and an example of the latest rage, the tango."

- Richard Dyer, The Boston Globe, January 31, 2002

"What's a critic to say? There are so many really excellent recordings of Samuel Barber's Violin Concerto that any newcomer has to be little short of amazing to challenge the status quo. James Buswell plays a mean fiddle, offering a nicely singing opening Allegro, a rapt Andante, and an impressively brilliant finale. Conductor Marin Alsop stays with him all the way, fashioning an appealingly fresh and rhythmically spirited accompaniment. Still...there ought to be a good reason to acquire this disc aside from the Violin Concerto, however good it may be (and make no mistake, it is very good). Happily, Alsop and the Scottish National Orchestra furnish just such a reason in the form of an energetic rendition of Souvenirs and a sensitive reading of Barber's very rarely heard Serenade for Strings (his Op. 1). ...Naxos' recording team captures all of it in clear, well-balanced sound with excellent depth and a wide (but not irrational) dynamic range. Taken as a whole, this disc makes a worthy addition to Naxos' ongoing Barber series."

- David Hurwitz, ClassicsToday.com, January 14, 2002

"The enjoyment of this recording lies...in the big orchestral moments, the suavely-played ballet suite Souvenirs, the early Serenade for Strings and the mysterious, Debussy-like Music for a Scene from Shelley."

- Kenneth Walton The Scotsman 26 November 2001

"Soon after Joshua Bell's fine recording of Samuel Barber's Violin Concerto comes this equally good performance by the American virtuoso James Buswell with the Royal Scottish National Orchestra conducted by Marlin Alsop. Soloist and orchestra collaborate in a particularly intense and dramatic account of the slow movement. If only Barber had written a weightier finale, this concerto would rank among the best of its kind of the last century. As it is, it is to be treasured for its melodic beauty and exquisite scoring."

- Michael Kennedy, The Sunday Telegraph, 9th December, 2001

"Another 20th Century concerto of distinction, Samuel Barber's Concerto is the highlight on this disc in the American Classics series. It strikes a rich melodic vein, excellently projected by James Buswell with Marin Alsop's perceptive backing from the Royal Scottish National Orchestra. Worth it for this alone. ****"

- Dave Robson, The Northern Echo, December 20, 2001

"The rich seam of lyricism running through Samuel Barber's Violin Concerto is displayed in all its lustre by this performance. It comes in Naxos's continuing and continuously revelatory series devoted to Barber's music, with the conductor Marin Alsop articulating the composer's distinctive voice through the expressive medium of the Royal Scottish National Orchestra, and with the soloist James Buswell interpreting the music's wistfulness, romantic yearning and virtuoso flourish with winning sensitivity and panache.

This is a performance with a genuine heart, superbly played, with a marked care for detail, instrumental colour and melodic inflection, and with a deeply communicative warmth and affection.

The other works all convey the refinement of Barber's craftsmanship coupled with a clear characterisation of the music's spirit, be it in the early, elegant Serenade for Strings or the more lushly impressionistic Music for a Scene from Shelley. The ballet suite Souvenirs is a delightful divertissement of dances, with many an intriguing rhythmic and harmonic twist."

- Geoffrey Norris, The Daily Telegraph (London), December 15, 2001

"The neglected Violin Concerto is a masterpiece of the genre, performed here with rare sophisticated elegance by Buswell. Alsop has infused the RSNO with repect for Barber, who eschewed the mainstream in favour of a highly individual voice stemming from the intensity and colour of late nineteenth-century Romanticism."

- Tarik O'Regan, The Observer, November 25, 2001

"Naxos hits paydirt again with its third instalment of music by Samuel Barber. James Buswell's approach to the gorgeous lyricism of the violin concerto combines extraordinary control with emotional power while the conductor Marin Alsop drives the RSNO to ever higher peaks of thrilling drama. HHHH"

- Andrew Clarke, The Independent [London] November 24, 2001

"In her third Naxos disc of Samuel Barber's music, Marin Alsop, with the Royal Scottish National Orchestra, backs up the masterly Violin Concerto with the witty parodic ballet Souvenirs and two early works, the evocative Scenes from Shelley and a long-neglected three- movement Serenade, based on a string quartet written when Barber was 18, which is an anticipation of the Adagio for Strings. James Buswell is a refined, sensitive soloist, warm without being soupy."

- Edward Greenfield, The Guardian (Manchester) November 9, 2001


Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Mrz 2006, 22:33 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#7 erstellt: 21. Mrz 2006, 09:25
Carpenter, John Alden (1876-1951)
Streichquartett
+ Violinsonate; Klavierquintett

Posnak, Schwartz, Vega Quartett
Naxos, DDD, 01
8.559103



Gefällige, aber eher einfallslose Kammermusik, die ihre Nähe zum Salon (vor allem in der Violinsonate, die das schwächste Werk der CD darstellt) nicht verhehlen kann. Irgendwie fehlt IMHO das Genialische, die große packende Idee, die manche Musik so reizvoll und einmalig macht. Zum Nebenbeihören ganz nett, tut nicht weh, mehr aber leider auch nicht.
Vielleicht ist diese erste Einschätzung aber auch nur meiner Stimmung zu schulden und beim nächsten Anhören gefällt mir diese Musik dann gleich viel besser?

Empfehlung: muss man nicht haben...

Naxos schreibt (leider nur auf englisch):

John Alden Carpenter (1876-1951)

Violin Sonata • String Quartet • Piano Quintet

John Alden Carpenter was born in Park Ridge, Illinois, on 28th February, 1876. The son of a successful industrialist and professional singer, he enjoyed a thorough musical education, graduating from Harvard University in 1897, having studied composition with John Knowles Paine. He joined the family firm, becoming its vice-president in 1909 and thereafter, like his very different contemporary Charles Ives, combined business with composition. He had a brief period of study with Elgar in Rome during 1906, and from 1908-12 lessons in theory with Bernhard Ziehn, whose ideas on counterpoint were much admired by Busoni. Carpenter was the recipient of five honorary doctorates, and in 1947 the gold medal of the National Institute of Arts and Letters. He died in Chicago on 26th April, 1951.

Although Carpenter’s early work was much influenced by Germanic models absorbed from Paine, the ballet Adventures in a Perambulator (1914) confirms a knowledge of French and Russian sources, while the presence of Chicago ‘urban’ jazz is evident as early as the 1915 Concertino. The ‘jazz pantomine’ Krazy Kat (1921) and the Paul Whiteman-commissioned A Little Piece of Jazz (1925) were seminal jazz-classical fusions in their day, while the ballet Skyscrapers (1924), initially planned for Dyagilev’s Ballet Russes, complements the ballets of Stravinsky and Prokofiev. Later works, such as the Whitman-inspired Sea Drift (1933) and the Violin Concerto (1936) return to the Romantic, nostalgic idiom which characterizes the three chamber works here featured.

The Violin Sonata was completed in 1913. A placid piano introduction prepares for the Larghetto’s ruminative, rather Delian theme, effortlessly floated by the violin. A more impassioned continuation finds the instruments integrating more closely, before the theme itself is tenderly recalled. Another animated episode, and the movement concludes with a fleeting reminiscence of the main theme. The Allegro opens with a robust dance motion in both instruments, followed by a wistful theme for violin. The opening music returns, then a minor key version of the second theme, and both ideas are further alternated before the brusque coda. The Largo mistico is one of Carpenter’s most haunting inspirations. The limpid opening melody intertwines violin and piano to poetic effect, the latter introducing the elegiac second theme with scarcely a break in mood. This arrives with heavy piano chords, and a more intense recall of the first theme, winding down in a mood of expectancy. The Presto giocoso opens at a canter, its spry main theme deftly folk-inflected. The second theme is in complete contrast, encouraging the violin to a heartfelt outpouring, before the first idea makes a reappearance. The melodies are briefly combined, then the second builds to a fervent climax, involving a recall of the main theme from the opening movement, and closing the work in a mood of lingering nostalgia.

The String Quartet dates from 1927. The Allegro begins with questing, chromatic writing for the ensemble, perhaps recalling the quartet music of Arnold Bax or Frank Bridge. The cello introduces a more settled theme, though an oscillating motion on the other instruments prevents a sense of greater calm. This only arrives with a viola melody, which proves as restful as it is short-lived. A shift to the major mode, however, for a purposeful development of the themes lightens the mood considerably, and the movement seems to be moving to a confident conclusion, but a sudden reference back to the opening sees the energy fall away rapidly. A poignant viola motif begins the Adagio, opening out into a restrained but soulful discourse, emphasized by the violin’s searching contribution. The movement reaches a brief climax, before returning to its pensive state and closing on a note of gentle anticipation. This is answered by the offbeat rhythmic motion of the Moderato, the presence of folk-music once more to the fore. The mood deepens with a yearning cello theme, lovingly accompanied by upper strings. The violin’s rejoinder steers the music back to its initial animation, and the two main ideas alternate and combine before bringing the work to an end with incisive rhythmic gestures.

The Piano Quintet, composed in 1937, typifies Carpenter’s later music. A broadly rhetorical gesture from the piano opens the Moderato, strings entering in expressive response. An incisive theme now takes hold, led off with purposeful chords in the piano’s left hand. A more tranquil passage links back to the opening, but rhythmic animation is regained, and intensive development of the musical material ensues. The viola reintroduces the second theme, and the opening piano gesture is itself recalled as a lead-in to a varied and animated reprise. A lengthy coda combines elements of all the main ideas, before rounding-off the movement in a delightfully skittish manner. Undulating piano chords deep in the bass underpin the Andante’s emotional main theme, with its hymn-like rejoinder. An intense climax is reached, and the discourse continues in richer and more expressive harmonies. A starker, more declamatory climax is short-lived, and the movement passes into a sombre but restful coda, with a beguiling touch of Debussyian whole-tone harmony. Syncopated piano chords launch the Allegro non troppo, strings responding with an energetic, folk-inflected theme. An affecting melody gradually takes hold, dovetailing into its predecessor with satisfying continuity. Both themes undergo a concise development, before the latter makes its emotionally-heightened reappearance. A transformation of the work’s opening piano gesture, impassioned on all five instruments, forms a bracing conclusion.

Richard Whitehouse

Besprechungen:

"The prize of this programme [sic] is surely the Piano Quintet (1937)...it exhibits a unique voice. Carpenter's ideas are strong and memorable, and they are developed with wit as well as skill...The elegiac ardour of the slow movement is touching, and the folksy flavor and clean textures of the finale cannot quite conceal a darker character lurking beneath the surface...the performances are excellent !V particularly the agile, well-blended playing of the Vega Quartet. Very strongly recommended."

- Andrew Farach-Colton, Gramophone, August 2003

"The Naxos recording is forthright, resonant and startlingly well up to the impressively big movement of the 1912 Sonata. Carpenter, who on the basis of this movement alone should be a great name, proves capable of building a beautifully judged structure that coheres, offers a grand vision and maintains its power without flagging. Sergiu Schwartz and Paul Posnak are such engaging performers and play so well together that one is simply bowled over...The ensuing, Debussy-informed Quartet (1927) is terrific. The first two movements are lovingly played and the finale, a kind of buggy ride with shades of Prokofiev, is thrilling. The Piano Quintet's lovely Andante, with its bewitching canonic opening starts splendidly; from their unisons alone you hear the quality of the spirited, prizewinning Vega Quartet. Their vivid, percussive finale caps this really enjoyable find."

- Roderic Dunnett, The Strad, April 2003

"El compositor estadounidense John Alden Carpenter no es desconocido en nuestras páginas, pues incluso, más de medio siglo después de su muerte, su discográfica se extiende y, como ocurre con las obras de arte verdadero, cobran vida propia. Ese es el caso de las tres obras que componen este registro, creadas en períodos diversos de la carrera de Carpenter... Ejecutan: al piano, Paul Posnak, y Sergio Schwart en el violín, con el acompañamiento del ensemble Vega Quartet."

-- Jesús Vega, El Nuevo Herald, Miami, abril del 2003

Lieben Gruß

Frank


[Beitrag von Hüb' am 21. Mrz 2006, 09:55 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#8 erstellt: 22. Mrz 2006, 09:28
Piston, Walter (1894-1976)
Flötenquintett (1942)
+ Streichsextett (1964); Klavierquartett (1964); Klavierquintett (1949)

Buswell, Walsh, Hall, Glyde, Gurt u. a.
Naxos, DDD, 99
8.559071



Leider habe ich erst das erste Werk der CD, das Quintett für Flöte und Streichquartett, hören können.
In meinen Ohren sehr dicht komponierte tonale Musik, anspringend und lebendig, durchaus eigenständig.
Für mich eines der bisherigen Highlights der Serie, das neugierig auf die Beschäftigung mit dem Komponisten Piston macht.

Empfehlung: kaufen!

Wikipedia-Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Piston

Naxos:

"The art of composition is never completed. It is a lifetime's continuing pursuit", wrote the American composer, Walter Piston. Born in 1894, he was a self-taught violinist, pianist and saxophonist earning a living playing in dance halls, hotels and restaurants. He was twenty-six before he began to study composition, eventually moving to Paris as a pupil of Dukas and Nadia Boulanger. Though his music was influenced by their teaching, his individuality and Americanism is evident throughout his modest catalogue of music. Central to his output were eight fine symphonies, two violin concertos, and the famous ballet, The Incredible Flutist. Most of his chamber music comes from his later life, and combine his ready sense of good humour with an attractive melodic content.

Besprechungen:

"The Naxos American Classics series is throwing up both intriguing repertoire and some appealing performances...

Piston'ssplendid String Sextet dates from 1964 and occupies a very different world. Its opening is dark, intense and ruminating: a netherworld, with light glimpsed in an cello solo (exquisitely played by Judith Glyde). Given the movement's threnodic, monumental feel, we might almost be in post-war Poland..."

- The Strad (Roderic Dunnett) Dec 2000

"Walter Piston (1894-1976) is a composer whose surname conjures up images of pulsating, mechanistic music, but nothing could be further from the truth. In the four chamber works on this disc, the quality that most prominently distinguishes his style is the restraint, refinement and subtlety that he acquired during his French musical education: he was a pupil of both Nadia Boulanger and Paul Dukas, whose Sorcerer's Apprentice wit seems to have struck a chord in Piston's own personality.

"These fine performances, recorded during the 1999 Australian Festival of Chamber Music, bring out the lightness and delicacy of the Quintet for Flute and String Sextet's slow first movement and the combination of lyricism and energetic lines in its finale.

"The various ensembles are thoroughly persuasive here. The veiled colours that shroud the opening of the Piano Quartet are identified with just the same assurance and clear characterisation as the more robust, Brahmsian workings of the Piano Quintet. An illuminating disc."

- The Daily (Telegraph Geoffrey Norris), Saturday, 23rd Sept. 2000

"Piston (1894-1976) is the author of definitive textbooks on analysis, harmony, counterpoint and orchestration. Exemplified in the sharp but emotive Piano Quintet (1949), his music is immaculately crafted, and this recording ably demonstrates his strong melodic writing, creating a sense of poignancy rather that the tedium or irony associated with much tonality during this epoch."

- The Observer (Tarik O'Regan), August 27, 2000

Nachtrag:
Hier noch die ziemlich durchschnittliche Besprechung von Klassik-Heute:
http://www.klassik-heute.de/besprechungen/10801.shtml

Lieben Gruß

Frank


[Beitrag von Hüb' am 23. Mrz 2006, 09:50 bearbeitet]
teleton
Inventar
#9 erstellt: 22. Mrz 2006, 16:02
Hallo Hüb,

Du machst ja richtig Reklame für NAXOS.
Warum nicht - aus der Serie American Classics habe ich auch eínige - auch die wirklich gute CD mit Marin Alsop und Barber. Die Antwort zum hier TOP gespielten Barber: Violionkonzert hast Du im Beitrag schon selber gegeben. Obwohl die Naxos - CD Einwandfrei ist, kommt man an der Referenz mit Stern / Bernstein auf SONY eigendlich nicht vorbei.

Die Sinfonien von William Schuman sind hörenswert und nicht alle auf CD verfügbar und auch nur auf Einzel-CD´s (keine Gesamtaufnahme). Naxos leistet hier im Prinzip Aufbauarbeit, nur ist Seattle SO, Schwarz nur begrenzt geeignet hier wirklich großes zu bieten.
Wenn man die Schuman-Sinfonien bekommen kann, dann möglichst nur mit Bernstein / NewYorker PH auf CBS/SONY - leider sind nur wenige Sinfonien erhältlich.
Eine weitere Schuman-Empfehlung sind die RCA-Aufnahmen mit Slatkin, die Schwarz, soweit es sich überdeckt, ebenfalls alt aussehen lassen.

Der Komponist Morton Gould (1913 - 1996) ist allerdings eine dicke Naxos-Empfehlung.
Mein Lieblingswerk von ihm, die Spirituals for Orchestra habe ich in einer CBS-LP mit dem Chicago SO mit dem Komponisten als Dirigent - bisher die beste Aufnahme und auf einer nicht so guten RCA-Living-Presence-CD - da könnte man bei NAXOS mal etwas tun um dieses Werk neu aufzunehmen.
Morton Gould´s Kompositionen sind gekennzeichnet von amerikanischen Jazzeinflüssen mit rhytmischen Klängen gewürzt.
Zwei Naxos-CD´s sind hier wirklich TOP:

1.) Fall River Legend (Ballettmusik); Jekyll & Hyde Variations
Nashville SO, Schermerhorn
NAXOS Aufnahme 1994 DDD
2.)American Ballads; Foster Gallery; American Salute
Ukraine SO, Kuchar
NAXOS Aufnahme 1999 DDD


[Beitrag von teleton am 22. Mrz 2006, 16:04 bearbeitet]
op111
Moderator
#10 erstellt: 22. Mrz 2006, 18:42
Hallo zusammen!
Meine Empfehlungen fallen etwas populärer aus:

CHARLES IVES
Symphony No. 1
Emerson Concerto


Alan Feinberg, piano
Ireland National Symphony Orchestra
James Sinclair, conductor

http://www.naxos.com...?item_code=8.559175#



Symphony No. 2
Robert Browning Overture


Nashville Symphony Orchestra
Kenneth Schermerhorn, conductor

http://www.naxos.com...?item_code=8.559076#



Mit der eher mäßigen Aufnahmetechnik muß man sich allerdings abfinden.

Gruß
Franz
Hüb'
Moderator
#11 erstellt: 23. Mrz 2006, 09:10
Hi!

Zunächst einmal vielen Dank für Eure rege Beteiligung! Ohne wäre der Thread doch etwas einseitig.


teleton schrieb:
Hallo Hüb,

Du machst ja richtig Reklame für NAXOS.

Genau. Ich finde die Idee, der Etablierung einer solchen Serie, nämlich wirklich gut! Und das bisherige Niveau der Aufnahmen halte ich auch für durchweg ansprechend.

Schön, dass ein paar Querverweise zu alternativen Einspielungen anderer Label gemacht worden sind.


teleton schrieb:
(...)nur ist Seattle SO, Schwarz nur begrenzt geeignet hier wirklich großes zu bieten.

Ok, Lenny mag besser sein. Aber eine vollständige Gesamtaufnahme auf durchweg gutem Niveau ist IMHO auch schon "was wirklich Großes".

Franz-J. schrieb:
Mit der eher mäßigen Aufnahmetechnik muß man sich allerdings abfinden.

Hallo Franz!

Kannst Du vielleicht schildern, was Dir Mißfällt? Im Falle Ives dürfte es ja ebenfalls Alternativen geben. Habe jedenfalls eine LP-Box mit Aufnahmen von Ormandy/Bernstein. Gegen eine gute und preiswerte CD-Ausgabe hätte ich natürlich dennoch nichts einzuwänden.

Lieben Gruß

Frank
teleton
Inventar
#12 erstellt: 23. Mrz 2006, 13:21
Hallo Freunde amerikanischer Orchesterwerke,

eine weiteres absolutes Highligh ist Ned Rorem auf NAXOS:
Natürlich eine neue Aufnahme mit den Rorem: Sinfonien Nr.1-3, die ebenfalls sehr hörenswert sind und auch eine Schlagkraft besitzen, die meinem Geschmack entspricht.


Symphonien Nr. 1-3
Bournemouth SO, Jose Serebrier
NAXOS Aufnahme 2003 DDD

Diese TOP-Aufnahme des Dirigenten und Komponisten Serebrier wäre den CD-Hochpreis wert. Serebrier liefert die Werke autentisch mit einem gut disponierten Orchester - eine Klasse-Naxos-CD - das kommt IMO bei Naxos nicht so oft vor.

Wie kommt man zu Rorem ???
Nur wenn man andere Werke kauft, wo Rorem zufällig drauf ist, stößt man auf ihn.
Bei mir war es eine VOX-Doppel-CD mit Werken von Hanson, Schuman, MacDowel, Thomson, Schuller und Rorem mit den Dirigenten Abravanell u.a., sowie eine DG-CD von Leonard Bernstin mit Kremer / New Yorker PH / Bernstein auf der das Violinkonzert von Rorem drauf ist. Von da ab war mein Interesse für Rorem geweckt und die o.g. neue Naxos-CD kam wie gerufen.
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 23. Mrz 2006, 13:34
Hallo Wolfgang!

Wie kann man denn die Musik von Rorem beschreiben?
Ich weiß, dass ist nicht einfach, ich tue mich da auch immer sehr schwer. Trotzem wäre ich Dir für einen Hinweis dankbar!

Lieben Gruß

Hüb'
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 26. Mrz 2006, 10:51
Hi!

McKay, George Frederick (1899-1970)
Violinkonzert
+ Suite on Sixteen Century Hymn Tunes (1962); Sinfonietta Nr. 4

Reagin, Ukraine SO, McLaughlin Williams
Naxos, DDD, 2003



Sehr schönes, romantisches VK. Im formalen Aufbau Bruchs Nr. 1 ähnelnt. Der Komponist hat dem Solopart deutlich mehr Gewicht eingeräumt, als den Orchesterstimmem.

Meine Empfehlung: kaufen!

Naxos:

George Frederick McKay (1899-1970)
Violinkonzert • Suite on Sixteenth Century Hymn Tunes
Sinfonietta Nr. 4 • Song over the Great Plains

George Frederick McKay, bekannt als Doyen der Komponisten des amerikanischen Nordwestens und geachteter Professor für Musik an der Universität von Washington von 1927 bis 1968 – immerhin 41 Jahre! – wurde am 11. Juni 1899 in der kleinen Weizenfarmer- Gemeinde Harrington/Washington geboren. Seine Kindheit verbrachte er zum großen Teil in Spokane, wo sein Vater als Landvermesser für eine örtliche Bank arbeitete. Bereits in der High School begann er Orchesterwerke zu komponieren. Sein Vater war mit einer Musik-Karriere jedoch nicht einverstanden und legte ihm nahe, sich am Washington State College in Pullmann einzuschrieben, um einen kaufmännischen Abschluss zu erreichen. Davon gelangweilt, wechselte er zur Universität von Washington/Seattle und begann unter Carl Paige Wood ernsthaft Musik und Komposition zu studieren. Zwei Jahre später erlaubte ihm ein Stipendium, an der Eastman School of Music in Rochester/New York bei Christian Sindung und Selim Palmgren zu studieren, wo er seinen ersten akademischen Grad für Komposition errang. Seine ersten veröffentlichten Kompositionen entstanden in dieser Zeit.

Nach dem Abschluss in Eastman 1923 begann McKay eine Laufbahn als Lehrer mit Stationen in North Carolina, South Dakota, Missouri und schließlich an der Universität von Washington/Seattle, wo er dauerhaft eine Professur übernahm. Dort genoss er über vierzig Jahre lang hohes Ansehen als Lehrer, Komponist und führender Verfechter der amerikanischen Musik. Seine Werke wurden vielfach und unter bedeutenden Dirigenten aufgeführt und im Radio gesendet. McKay nahm im Laufe seines Lebens viele Ehrungen entgegen, darunter zweimal den Alchin-Lehrstuhl an der University of Southern California 1938/39. Er bekam wichtige Kompositionsaufträge von inländischen Orchestern und empfing Preise für Werke für Harfe, Holzbläser, Klavier und Orgel sowie symphonische Kompositionen. McKay war ein ebenso erfolgreicher Lehrer, wenn man an Schüler wie William Bolcom, Earl Robinson, John Cage und Goddard Lieberson denkt. Er starb 1970 in seiner Wohnung in Lake Tahoe/Nevada.

Im Jahr 1941 reichte McKay sein kurz zuvor komponiertes Violinkonzert bei der Heifetz Competition ein, die Jascha Heifetz und der Musikverleger Carl Fischer neu gegründet hatten. Um 1940 war McKay bereits ein geachteter Komponist mit vielen Aufführungen durch einige der bedeutendsten Musiker jener Zeit. Gleichwohl war seine Position an der Universität von Washington in Seattle weit von den musikalischen Zentren im Nordosten entfernt, so dass er noch immer als Künstler von eher lokaler Bedeutung angesehen wurde. McKay hoffte wie die anderen Teilnehmer, dass ein Erfolg seinem Werk breite, landesweite Publicity geben würde, die nur ein weltberühmter Künstler bewirken konnte. Obwohl McKays Werk eine ehrenvolle Erwähnung bekam und von Heifetz mit Lob bedacht wurde, verfehlte es den Hauptpreis, der Gail Kubiks 2. Violinkonzert verliehen wurde. McKays Konzert zeigt enge formale Verwandtschaft mit dem berühmten 1. Violinkonzert in g-Moll von Max Bruch: ein eher opernhafter erster Satz, ein inniger und poetischer langsamer Satz sowie ein rhythmisch lebhaftes Finale – alles ganz auf das Instrument zugeschnitten und außerordentlich virtuos. Wie bei Bruch handelt es sich um ein einsätziges Werk mit drei Abschnitten ganz im Sinne des romantischen Konzerts mit seiner Abfolge schnell – langsam – schnell. Anders jedoch als bei Bruch ist der erste Satz ein wirklicher Sonatensatz mit drei Themen. Der Charakter ist pathetisch und lyrisch. Er beginnt mit einer kurzen Einführung des ersten Themas durch das Orchester, worauf die Solovioline das zweite Thema, das Hauptthema, vorsteut. Nach einem rezitativartigen Zwischenspiel von Orchester und Solist erklingt das zauberhafte dritte Thema auf der Solovioline, unterlegt von wellenförmigen Triolen der Blasinstrumente. Der mittlere Abschnitt ist zugleich Durchführung und Kadenz. Danach gibt die Reprise durch das Wiederaufgreifen der Themen in umgekehrter Reihenfolge die Sonatenform des Satzes zu erkennen. Eine weitere Kadenz bildet die Brücke zum zweiten Satz. Dieser ist gleichsam das Herz des Konzerts. Die Solooboe spielt eine viertaktige Einleitung, die Violine folgt mit einer seelenvollen, folkartigen Melodie. Die Violine spinnt nun eine endlose Kantilene aus, bis die Bläser das Einleitungsthema neu formulieren. Darauf folgt eine eindrucksvolle, für Soloflöte und Solovioline gesetzte Passage, die McKays Naturliebe deutlich zum Ausdruck bringt. Zugleich vermittelt sie den nahtlosen Übergang in das Finale. Dieser dritte Satz bedient nun pures Virtuosentum. Sehr rhythmisch mit einem leicht jazzigen Anhauch, bilden zwei tänzerische Episoden in unregelmäßigen Metren einen gewissen Ausgleich. Der Satz endet triumphal nach einer zyklischen Wiederkehr des Hauptthemas aus dem ersten Satz in Verbindung mit dem Tanzmotiv.

Das Konzert ist Moritz Rosen gewidmet, einem Fakultätsmitglied an der Universität von Washington, und wurde im Herbst 1941 von dessen Sohne Kensley Rosen und dem University of Washington Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten uraufgeführt. Rosen führte es 1946 mit dem Seattle Philharmonic erneut auf und spielte es dann oft vor anderem Publikum mit Klavierbegleitung. Mit Orchester wurde das Konzert bis zu seinem triumphalen Revival durch Ilka Talvi und die Seattle Symphony im Jahr 2001 nicht mehr gespielt.

Die Suite on 16th Century Hymn Tunes basiert auf Psalmvertonungen des französischen Komponisten Louis Bourgeois (ca. 1510–1561). Bourgeois war Anhänger des Reformators Johannes Calvin (1509–1564); 1541 ging er nach Genf, wo er damit beauftragt wurde, den Genfer Psalter zu redigieren. Dafür offenbarte er großes Geschick und brachte einige nicht genehmigte Veränderungen in die Hymnen ein, weshalb er kurz inhaftiert wurde. Bourgeois kam auf Intervention Calvins wieder frei, der den Wert dieser hochmusikalischen Adaptionen erkannt hatte und sie für die Drucklegung des Psalters ausführen ließ. Nach der Veröffentlichung des Psalters kehrte er nach Frankreich zurück, wo man nach 1560 nichts mehr von ihm hört.

McKay komponierte seine Hommage an Bourgeois 1945 für Orgel und erstellte kurz darauf eine Fassung für Streichorchester. Letztere wurde 1946 bei einem Benefizkonzert für Flüchtlinge vor dem Spanischen Bürgerkrieg, das sechs Werke McKays unter seiner Leitung vorstellte, uraufgeführt. 1962 schrieb er das Werk für zwei Streichorchester um; diese Fassung erklingt auf vorliegender CD. Diese Fassung sieht den Part des zweiten Streichorchesters für junge Musiker vor; eine Celesta ergänzt wirkungsvoll den vierten Satz Choeur céleste. Vilem Sokol dirigierte die Seattle Youth Symphony mit über hundert Streichern bei der Premiere dieser Fassung im Jahr 1963. Die Partitur trägt die Widmung „In memory of Louis Bourgeois – 1510“.

Die Suite hat 5 Sätze, versehen mit den Psalmnummern des Genfer Psalters:

1 Méditation (Psalm 6: L’acccueil de Dieu)
2 Rondolet (Psalm 140 & 42:
Les Commandements de Dieu)
3 Air varié (Psalm 107: Donnez au Seigneur Gloire)
4 Choeur céleste (Psalm 12: Donne secours)
5 Cortège joyeux (Psalm 118: Rendez à Dieu)

Die französischen Titel der einzelnen Sätze stammen von McKay und bezeichnen den Charakter der Musik. Méditation ist nachdenklich, Rondolet höfischverspielt. Air varié bietet vier phantasievolle Variationen eines einfachen Themas, während Choeur céleste einen himmlischen Chor evoziert. Cortège joyeux gleicht einem Aufbruch, wenn alle Gottesdienstbesucher nach dem Ende der Messe fröhlich nach draußen gehen. Mitunter variiert McKay die originalen Hymnen durch Veränderung des Rhythmus oder von Noten. Die Suite ist mit souveräner handwerklicher Meisterschaft zusammengestellt, und der Streichersatz ist erlesen.

McKay schrieb fünf Sinfoniettas, jede von ihnen mit neuen stilistischen Ansätzen, die in späteren Werken voll ausgeführt wurden. Die Sinfonietta Nr. 4 ist ganz gewiss eine bewusste Wegbereiter für die reine Symphonie, die er eines Tages schreiben wollte. Dieses Ziel erreichte er mit dem Auftrag für die Evocation Symphony 1951 (Naxos 8.559052). Das Studium der Entwicklung zeitgenössischer europäischer Musik hatte entscheidenden Einfluss auf seinen Spätstil – erstmals erkennbar an der Sinfonietta Nr. 4. Von der ersten Note an ist deutlich, dass McKays Ausdruck auf eine neue Strenge und Klarheit setzt. Die Motive sind kristallin geformt. Der Orchesterklang hat eine stählerngeschliffene Qualität angenommen und eine Kargheit, die in der Evocation Symphony voll verwirklicht werden sollte. Es gibt eine unaufhörliche Bewegung in Achteln, und die durchweg gedämpft gespielten Blasinstrumente dienen der Akzentuierung – ein Kennzeichen dieses Spätstils. Der erste Satz ist ziemlich gedrängt und präsentiert zwei Themen in der üblichen Abfolge ohne Durchführung. Der zweite Satz ist ein Poem im Westernstil, wie ihn McKay in der 1940er Jahren kultivierte. Das einsame Thema wird von Klarinette und Fagott vorgetragen und hat die Kontur eines Folksongs der amerikanischen Ureinwohner. Die grollende Kesselpauke vermittelt den Eindruck eines nahenden Gewitters mit dunklen Wolken am Horizont. Expressive Soli für Klarinette und Oboe leiten zu einem ruhelosen mittleren Abschnitt über, der zu einem Ausbruch des ganzen Orchesters führt. Die Themen des Beginns werden in veränderter Reihenfolge wieder aufgenommen, bis der Satz genau da endet, wo er begonnen hat. Das Finale ist in spielerischhumorvoller Weise geschrieben. Die Streicher tuscheln in Sechzehnteln unter den gleichsam hüpfenden und springenden Flöten und Klarinetten. Ein ernsteres Moment vermittelt eine Bläserfanfare. Ein zweites, mehr lyrisches Motiv wird von den Blasinstrumenten gespielt und von den Violen und Celli aufgenommen. Die Intervalle der beiden Themen werden mit einem neuen Thema kombiniert und in einer kurzen, intensiven Durchführung verarbeitet. Es folgt eine verkürzte Reprise, die einer freudigen Koda entgegeneilt, gekrönt von einem humorvollen Abschluss. Die Werks wurde am 13. November 1944 mit der Seattle Symphony unter Carl Bricken uraufgeführt und 1972 am Seattle Center Opera House als Teil des „Festival ’72“ neu belebt. Ein ganzer Tag war seinerzeit der Erinnerung an den Komponisten gewidmet.

Der Song Over the Great Plains ist eines der ersten reifen Werke McKays. Es geht auf einen Kompositionsauftrag zurück, den das Indianapolis Symphony Orchestra 1953 für ein Werk mit Klavier erteilt hatte, um das hundertjährige Gründungsjubiläum der Steinway Piano Company zu würdigen. McKay war einer von vier Komponisten, die dafür ausgewählt wurden; die anderen waren Leo Sowerby, Nicolai Berezowsky und Henry Cowell. Einer seiner frühen Lehraufträge hatte ihn in den 1920er Jahren in die Goldgräberstadt Lead/South Dakota geführt. Später erklärte er, dass das Werk auf dem Ruf einer Feldlerche beruhe, den er dort aufgezeichnet habe. McKay hat seinen Werken oft Erläuterungen beigegeben, und so vermerkt er im Autograph folgendes:

„Es ist Vorfrühling ... aber die Trostlosigkeit des Winters ist noch nicht ganz dem neuen Leben gewichen, das in den jungen Knospen und Zweigen schlummert. Plötzlich erschallt das Lied der Feldlerche über der brütenden Landschaft, und für einen Moment ist alles, was schön ist im Leben, im Geist und im Herzen gegenwärtig. ... Sing weiter froher Geist! ... erfülle den Himmel mit deiner unerschütterlichen Freude!“

Die hier beschriebene Stimmung wird sogleich deutlich durch schroffe, dissonante Bläser-Deklamationen über einem Pedalton. Im ganzen Werk spielt das konzertierende Klavier in den höheren Registern als Stimme der Feldlerche, deren bitonales Lied fortwährend über die anderen Instrumente aufsteigt. Ein magischer Moment entsteht, wenn die Flöte ein sanft absteigendes Arpeggio spielt, das zu einem prächtigen Thema des Englischhorns führt, gespielt über schimmernden Streichertremolos, als würde die große Leere der Plains erstmals zum Vorschein gebracht. Dies ist das Hauptthema des Werks. Obwohl original, erinnert seine Modalität an die Folkmusik des Westens, von der sich McKay oft inspirieren ließ. Flöten und Hörner erklingen, wenn die Musik aus ihrer Verträumtheit zu Unruhe und Erregtheit erwacht. Die Bläser spielen eine für McKay typische Fanfare, die den Tagesanbruch in den Plains verkündet. Harmonische Instabilität begleitet die Blasinstrumente, die das Eingangsmotiv wiederholen, bis der Ruf der Feldlerche zu einem tröstlichen und hoffnungsvollen Thema in D-Dur führt. Dieses Thema wird ausgeführt, bis das volle Orchester zu einer triumphalen Rekapitulation des Hauptthemas gelangt. Die Atmosphäre vergegenwärtigt die Majestät der Plains, ja sie wird geradezu ekstatisch, bis das Orchester all seine Energien in einen gewaltigen Höhepunkt einbringt, um dann zu verstummen. Eine kurze Überleitung führt zu einer ausgedehnten Kadenz des Soloklaviers – worauf das Werk im Pianissimo erstirbt. Song Over the Great Plains erlebte in den 1950er Jahren eine Reihe von Aufführungen, blieb aber unpubliziert.

George Frederick McKays Rang als neoromantischer Komponist kann kaum überschätzt werden. Er konnte dem Einfluss einheimischer Komponisten widerstehen, welche die Methoden europäischer Komponisten wie auch jene Aaron Coplands und seiner Nachahmer mit dem, was viele fälschlicherweise als den „amerikanischem Sound“ ansehen, für sich übernommen haben. Seinen nordwestlichen Wurzeln treu bleibend und aus den reichen musikalischen Quellen der dortigen Einwanderer und Einheimischen schöpfend, kreierte McKay einen ebenso individuellen wie vollkommen amerikanischen Stil, geprägt von einer Entschlossenheit und Würde, die den amerikanischen Pioniergeist spiegelt.

John McLaughlin Williams
Deutsche Fassung: Thomas Theise

Besprechungen:

"These very attractive, late romantic works are from an American composer who could be considered the West Coast counterpart of the East Coast’s Samuel Barber. In fact the expertly crafted, lyrical violin concerto has affinities with Barber’s as well as those of Max Bruch and even Ernest Bloch. The "Suite on 16th c. Hymn Tunes" is scored for double string orchestra with the addition of a celeste in one of its movements. It is an absolute gem and may remind you in places of Ottorino Respighi’s “Ancient Airs and Dances" and Ralph Vaughan Williams’s more contemplative string music. Now and then the sinfonietta has a Walter Piston-like quality about it. Do you suppose George McKay knew his ballet “The Incredible Flutist,” which was written four years earlier? “Song Over the Great Plains” is a rather impressionistic sounding tone poem for piano and orchestra based on a meadowlark’s call. Olivier Messiaen would have loved it! Excellent performances and sound make for a release you'll not want to pass up."

-- Bob McQ, Tower Records, May 2005

"Another fine release in Naxos's "American Classics" series, this disc is devoted to George Frederick McKay (1899-1970). Born in the state of Washington, he eventually returned there; he was a professor at the University of Washington in Seattle from 1927 until 1968. In the meantime, he received his education at the Eastman School of Music, earning the first degree in composition awarded by that institution. His teachers included Christian "Rustle of Spring" Sinding. His pupils include William Bolcom and John Cage.

The Violin Concerto (1940) is an imposing work, stylistically not far removed from Barber's work in this genre, although with a good dash of Sibelius' concerto, too. (Some might say that Barber plus Sibelius equals Howard Hanson, and in this case they wouldn't be too far from the mark.) McKay entered the concerto the following year in a competition established by Jascha Heifetz. It received only an honorable mention among the works submitted, although it appears that Heifetz singled the concerto out for praise. The work is in three connected movements. McKay's concerto, romantic yet unmistakably modern and American, is a fine example of how tonality had hardly been squeezed dry in the years leading up to World War Two.

Louis Bourgeois was a 16th-century French Calvinist. He was sent to Switzerland to create new adaptations of hymns in the Geneva Psalter. The five selections in McKay's Suite on Sixteenth Century Hymn Tunes are adapted from Bourgeois's work. Originally written for organ in 1945, McKay transcribed it for two string orchestras in 1962. (A celesta is added in the fourth movement.) The music, which retains the charming antiquity of the source material, is dignified and moving. Nevertheless, the richness of McKay's string arrangements recalls even Vaughan Williams's Fantasia on a Theme of Thomas Tallis.

In the Sinfonietta #4 (1942), McKay moves away from the lushness of the Violin Concerto. The first movement is busy and jagged-edged. The middle movement (marked "Moderato pastorale") has the feel of a nature piece, or of a sort of Native American blues. The finale regains the bustling character of the opening movement, but is much more cheerful.

Based on the song of a meadowlark he had heard in the Dakotas, McKay wrote Song Over the Great Plains (1953) to be another nature piece. A solo piano represents the meadowlark's call, and the orchestra "paints" the lonely beauty of the Great Plains to telling effect. Next to McKay's work, Ferde Grofé's Grand Canyon Suite sounds very naïve.

The Ukrainian orchestra plays McKay's music as if they were a bunch of Westerners to the manner born. The conductor (not to be confused with John Williams the guitarist or John Williams the film composer and former conductor of the Boston Pops) has made several fine recordings, of which this is only the most recent. The engineers have captured it all in resplendent sound. Don't hesitate – this is lovely and memorable."
-- Raymond Tuttle., Classical Net, 10 April 2005

"McKay: Violin Concerto; Suite on Sixteenth Century Hymn Tunes; Sinfonietta No. 4; Song Over the Great Plains. John McLaughlin Williams, conductor; Brian Reagin, violinist; National Radio Symphony Orchestra of Ukraine (Naxos).

The Naxos label has restored to the public much music by several noteworthy, lesser-known American voices. Among them is George Frederick McKay. Known as the dean of Northwest composers, McKay (1899-1970) taught at the University of Washington for 43 years. The composer often drew his inspiration from Seattle and the beauty of the surrounding area, as with his Symphony for Seattle and Harbor Narrative (both released on a previous disc in this American Classics series).

This latest disc presents a generous survey of works in McKay's best forthright, melodic style. Cast in three interconnected movements, the 1940 Violin Concerto is gratefully laid out for the solo violin. The concerto opens with a restless, rhapsodic first movement, followed by an intimate, romantic Andante and a driving, assertive finale. Soloist Brian Reagin clearly believes in this music and plays with full-blooded commitment.

The Suite on Sixteenth Century Hymn Tunes works themes from the French Calvinist Louis Bourgeois' psalms into a gently nostalgic suite for string orchestra. The Rondelet offers a charming, graceful dance, and conductor John McLaughlin Williams draws luminous string tone in the Meditation and playing of wondrous delicacy in the Choeur celeste section.

The Sinfonietta No. 4 is another McKay winner with a pastoral slow movement that rises to a rich, expansive lyricism. The gifted young conductor Williams draws refined and eloquent playing from the Ukrainian orchestra and makes a very strong case for McKay's music."
-- Lawrence A. Johnson, Sun-Sentinel [South Florida], 18 March 2005

"George Frederick McKay was known as the dean of American Northwestern composers and served for many years on the faculty of the University of Washington at Seattle. By all accounts a beloved teacher and mentor, McKay’s commercial success as a composer was limited by his desire to work and perform mainly in his native area, only rarely venturing to larger musical capitals to have his works heard. A neo-romantic, McKay’s music fits comfortably into the realm of his more famous contemporaries such as Samuel Barber and Aaron Copland, although his sound is not as European as Barber’s nor is it as indebted to folk song as Copland.

In 1941 McKay entered his new violin concerto in a competition then newly established by Jascha Heifetz and the Carl Fischer Publishing House. Although the work did not win, it was favorably received by Heifetz and received an honorable mention. By the time he entered the competition, he was already a well-established and experienced composer, and one hearing of this sweeping work is all it takes to note his maturity and virtuosity. Devoid of show for its own sake, the concerto still makes sizeable demands on the player with the dual need for fleet fingers and with its biggish orchestration, a hefty romantic tone. Brian Reagin, concertmaster of the North Carolina Symphony Orchestra delivers a powerful and mature performance. His tone is warm and rich and he makes his way around the fingerboard with confident ease. His playing is certainly on a par with some of his big name colleagues, and one can hope to hear more of his solo playing soon. He is at one with the spirit of this music, and delivers an interpretation with integrity and conviction.

The Suite on Sixteenth Century Hymn tunes struck an instant chord with this Anglican listener for it clever and respectful use of some of our staple hymnody, and its skilled orchestration and clever melodic and harmonic variation. The Sinfonietta No. 4 of 1942 packs a great deal of rhythmic and harmonic interest in to a very compact work. Starting off with a brief but captivating opening movement, its ever-forward motion is a great musical pick-me up. The lengthier and more lyrical second movement is somewhat reminiscent of the great film scores of the thirties and forties, and has some lovely and serene moments. The work rounds off with an energetic and virtuosic finale.

Finally, the Song Over the Great Plains is a somewhat nostalgic look at the composer’s home in the American Northwest with a tale-telling protagonist in the person of the piano soloist. Ludmilla Kovaleva delivers an able and solid performance.

The National Radio Symphony Orchestra of Ukraine responds splendidly to its guest American conductor John McLaughlin Williams, who is completely and convincingly at one with this music. He creates a fine sound from the string sections and unlike many orchestras from this part of the world, the winds and brass play with utter sensitivity, fine solo sounds where applicable and with spot-on intonation and tone. How interesting it is that a fine American conductor recording first-rate American music has to travel to the other side of the globe to bring it to life.

The joy is that Naxos is willing and in fact happy to bring this kind of music to the world’s attention. What reeks is that it would probably take an act of Congress to get this exceptionally fine music played in an American concert hall. Such is the industry in this big land of ours, and we can thank our lucky stars that Klaus Heymann is the man of vision that he is. Long may he live!

First rate performances of fascinating and worthy compositions by a master composer whose work lies sadly unrecognized in our very midst. Add this one to your collection and be prepared for some real delights."
-- Kevin Sutton, MusicWeb, 3 March 2005

"George Frederick McKay’s music is not likely to be familiar to those outside the USA unless they have already heard the other two Naxos discs issued over the last eighteen months. Enterprising Naxos must be credited with giving McKay’s reputation one of its biggest ever boosts, certainly since the composer’s death thirty five years ago.

So for those who do not know his music, what is it like? Well, the Violin Concerto, the main work here, is late-romantic in style; very late. It is not unlike Korngold’s better known work of slightly earlier (1937) which was revised five years after McKay’s in 1945. McKay spent nearly all his life in his native Washington State, most of it as a university professor in Seattle, a relative musical backwater. Korngold, Austrian émigré, together with so many other musicians from the German-speaking world, was living just down the coast in the service of Hollywood. Their compositional styles are not a million miles away. One of the most obvious differences is that the textures of McKay’s concerto are less thick than those in the Korngold work and there are fewer of Korngold’s squelchy romantic harmonies. Some might regard that as a virtue. However, I will stick my neck out and suggest that those who enjoy Korngold’s Violin Concerto are bound to be impressed by McKay’s.

In spite of the relative clarity of texture, it could be possible, in performance, to over-romanticise the music with, for example, indulgent lush string tone. The Ukrainians do not do this – their strings are fairly thin in tone but I do not mean that pejoratively. The whole performance is convincing: conductor, soloist and orchestra in accord interpretively. Brian Reagin, a man who manages to combine a distinguished solo career with the leadership of the North Carolina Symphony Orchestra, gives a most persuasive account of a work that I have never heard before.

The Suite on Sixteenth Century Hymn Tunes is a lighter work for double string orchestra. It started life as an organ piece. Although based on themes of Frenchman Jean Bourgeois, to English ears it will have something of Tudor pastiche about it, with hints of Granville Bantock (1868-1946). On hearing the opening modal-sounding Méditation movement, listeners cannot help being reminded of Vaughan Williams’ famous Tallis Fantasia. I found it delightful listening in its own right.

The Sinfonietta, like the concerto, is in classical fast-slow-fast form, the first movement characterised by rhythmic drive and a certain neo-classic rigour. The second movement, pastoral in style, has a richness of both texture and ideas.

So far we have had three works that are, within the context of a conservative style for the period, quite different in nature. Put these together with the music of Naxos’s other two McKay discs showing native influences such as Jazz and pop, then we have a composer displaying an eclecticism of which Leonard Bernstein might have been proud. What Bernstein knew of his music though, I have no idea. Perhaps someone could tell me.

The final work is a single movement lasting a quarter of an hour. It is a programmatic, rhapsodic, pastoral piece evoking the stirring of spring over the "brooding landscape" of the plains. On first hearing, it seems to me a distinguished example of the nature genre. The use of a piano is innovative, especially in the fact that it plays the role of a meadowlark. Western music has always associated birds with wind instruments, specifically reed ones. The piano tends to play in high register to suggest elevation and flightiness. Mind you, this might be pragmatism rather than innovation. The work was a commission to celebrate the centennial of the Steinway Piano Company.

It is a typical Naxos touch that in leading a revival of the music of an American composer from North-West U.S.A., a Ukrainian Orchestra is employed, recording in Kiev which is as near as dammit on the opposite side of world from Seattle. One might have had doubts about this, but the players, under their American conductor John McLaughlin Williams, appear astonishingly at home with this unfamiliar music. Having already recorded one orchestral disc, they must now be considered world experts in the playing of McKay’s music. Congratulations to them and to Naxos for this deserved revival."
-- John Leeman, MusicWeb, 4 February 2005

Lieben Gruß

Frank
Hüb'
Moderator
#15 erstellt: 09. Apr 2006, 19:13
Hi!

Harris, Roy (1898-1979)
Symphonien Nr. 3 & 4

Colorado Symphony Chorus & Orchestra, Alsop
Naxos, DDD, 2005



Die mit knapp 20 Minuten sehr kurze dritte Symphonie animiert zu mehrmaligem anhören und ist IMHO durchaus gelungen.
Die vierte Symphonie hingegen langweilt mich aufgrund ihrer thematischen Ideenlosigkeit und dem Fehlen zündender Momente. Die Chorpassagen wirken ebenfalls wenig aufregend. Musik, wie man sie vielleicht auch in einem fünzigerjahre Western-Movie hören könnte?
Klanglich (abgesehen vom fulminanten Tiefbass) auch nur Durchschnitt.

Meine Empfehlung: muss nicht unbedingt sein. Vielleicht die 3. Symphonie in einer anderen Kopplung suchen?( evtl. ist diese hier besser ?: http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist )

Hoffentlich sind die ebenfalls bei Naxos vorliegenden Symphonien 7 und 9 mehr nach meinem Geschmack, als die hier enthaltene 4.

Naxos schreibt:

Roy Harris (1898-1979): Symphonien Nr. 3 und 4

Roy Harris – eigentlich LeRoy – wurde dem Vernehmen nach in einem Blockhaus im Staate Oklahoma geboren. Er wuchs in einer Farmerfamilie schottisch-irischer Herkunft auf, deren Vorfahren als Pioniere noch Postkutscher gewesen waren. Mit fünf Jahren kam Roy Harris aus diesem entlegenen Grenzgebiet nach Kalifornien, wo er schließlich Klavier und Klarinette zu spielen begann. Nachdem er Anfang der zwanziger Jahre einige Zeit an der University of California zugebracht hatte, studierte er abends privat Komposition, indessen er tagsüber einen Milchlaster fuhr. Dann ging er nach New York, wo er Aaron Copland kennenlernte. Dieser empfahl ihm, sein Studium bei der berühmten Lehrerin Nadia Boulanger in Paris fortzusetzen. Sie stand denn auch Pate, als er 1927 sein erstes bedeutendes Werk komponierte, ein Konzert für Klarinette, Klavier und Streichquartett. Darauf folgten Kompositionen in fast allen Gattungen mit Ausnahme der Oper. Harris betätigte sich vornehmlich als Chor- und Orchesterkomponist, wobei die dreizehn vollendeten Orchestersymphonien1 aus den Jahren zwischen 1933 und 1976 das Rückgrat seines Schaffens darstellen.

Die dritte Symphonie entstand 1938. Darin benutzte Harris Materialien seines ersten Streichquartetts (1929), seiner zweiten Symphonie (1936) und eines nicht beendeten Violinkonzerts (1937). Der Auftrag zu dem Werk kam vom National Symphony Orchestra, die Uraufführung spielte dann allerdings im Februar 1939 das Boston Symphony Orchestra, dessen Dirigent Serge Kussewitzky das Werk als die „erste große Symphonie eines amerikanischen Komponisten“ bezeichnete. Der Bostoner Globe bewunderte die „unermüdliche Vitalität“, während der 22jährige Leonard Bernstein das Werk in Modern Music als „in jeder Hinsicht reif, schön proportioniert, eloquent, maßvoll und anrührend“ beschrieb. Die Symphonie fand sogleich einen Platz im amerikanischen Repertoire und machte den 41jährigen Komponisten international bekannt.

Das Werk ist einsätzig – wie auch die siebte, achte und elfte Symphonie – und verdankt ihre verschiedenen kreativen Anregungen dem Gregorianischen Choral, der Polyphonie der Renaissance, dem Hymnengesang und dem Folksong. Diese Elemente verschmilzt Harris zu einem ganz eigenen Idiom. Aus den langen Phrasen des äußerst lyrischen Cellothemas, mit dem die Symphonie beginnt, sprießen – als erwachte das Leben – frische melodische Triebe, und es entsteht insgesamt ein außergewöhnlich gut gearbeitetes, kraftvoll-expressives Ganzes. Harris entspricht hier nicht der traditionellen Vorstellung von einer Symphonie mit ihren gegensätzlichen Themen und Tonarten, ihrer Durchführung und Reprise, sondern schafft vermöge einer vorzüglichen Sparsamkeit der Mittel ein Werk, das kontinuierlich und organisch wächst. Die Besetzung verlangt neben den üblichen Holz- und Blechbläsern sowie den Streichern eine zweite Tuba, und das Schlagzeug besteht aus großer Trommel, Becken, Triangel, Xylophon und Vibraphon.

Zu der Bostoner Uraufführung schrieb der Komponist eine eigene Einführung, in der er die fünf miteinander verbundenen Abschnitte umriss: Tragisch, Lyrisch, Pastorale, Fuge-Dramatisch sowie Dramatisch-Tragisch. Der erste Teil ist durch unregelmäßige Phrasen, weite Texturen, gewissermaßen mittelalterliche Quarten und Quinten sowie durch eine Dur-Tonalität charakterisiert, die in zunehmendem Maße durch modale Nuancen und Moll-Elemente unterminiert wird. Die schlanke Besetzung weicht einem choralartig-schreitenden Thema der Violinen, in dem parallele Rhythmen der Hörner und Holzbläser die klangliche Palette bereichern. Eine Soloflöte bezeichnet den Anfang des pastoralen Abschnitts, in dem zunächst die Holzbläser und später das Blech den schimmernden, polytonalen Hintergrund der Streicher unterbrechen (die Stimmen sind hier auf vierzehn Notenzeilen verteilt). Das geschieht in Form zahlreicher kurzer Veränderungen des Dreiklangsmaterials und in der für Harris typischen, blockartigen Instrumentation. Von hier aus führt die Entwicklung zu einem zuversichtlichen, metrisch doppeldeutigen Fugenthema von fünf Takten, das zunächst in den Streichern erklingt. Durch eine Reihe von Blechbläser-Dialogen über dominantem Schlagzeug gewinnt die Musik an Fahrt und steigert sich bis zu einer Klimax. Die Spannung löst sich in einer klangvollen Wiederholung des ersten Themas auf, das über einer fragmentarischen Fassung des Fugengedankens im Blech und einem unablässigen Orgelpunkt der Pauke ertönt. Äußerst überzeugend ist das dramatische Ende des Werkes mit seinen gedehnten Schlusstakten. Jede Seite des Werkes trägt den Stempel „Made in the USA“; die breiten, schwungvollen Melodien beschwören gewaltige Landschaften sowie den Eindruck eifrigen Bemühens und einer Nation, die an der Schwelle zu etwas Großem steht.

Als Symphony No. 4 betitelte der Komponist ein Werk, bei dem es sich tatsächlich um eine Fantasie für Chor und Orchester handelt. Sie entstand im Spätsommer 1939 und wurde im April des nächsten Jahres beim American Spring Festival in Rochester, New York, unter Howard Hanson uraufgeführt. Die ursprüngliche, aus fünf Chorsätzen bestehende Anlage des Werkes wurde revidiert und um zwei Orchesterzwischenspiele erweitert. In dieser Form erlebte das Werk dann seine Premiere am 26. Dezember 1940 durch das Cleveland Orchestra. Es war keineswegs der erste Versuch des Komponisten, ein großangelegtes Chorwerk zu schreiben: Fünf Jahre früher hatte er bereits eine dreisätzige Symphony for Voices für Chor a cappella nach Walt Whitman verfasst. Sein Interesse an der Chormusik resultierte sogar in einer intensiven Forschungsarbeit und der zweibändigen Anthologie Singing through the Ages mit Chorwerken europäischer Meister. Nach den Erfahrungen, die Harris im Sommer 1938 als Lehrer an der Universität von Princeton, New Jersey, gemacht hatte, entwickelte er die Idee einer Folk-song-Symphonie, die nach seinen Worten „dem praktischen Zweck [diente], kulturelle Kooperation und Verständnis unter den High School-, College- und Gemeinde-Chören entstehen zu lassen ... die sozial zu weit von ihren Gemeinschaften entfernt sind.“

Als Quelle für das neue Werk benutzte Harris eine ausgewählte Mischung aus Folklore-Material unterschiedlicher regionaler und ethnischer Herkunft. Dazu gehörten Cowboy-Songs, frontier ballads, Spirituals und Marschlieder. Der erste Satz, The Girl I left behind me, ist ein begeisterndes Bürgerkriegslied, das mit seiner unbekümmerten Orchestereinleitung, seinem Feuer und seinen Marschrhythmen an die Zuversicht denken lässt, mit der die jungen Soldaten ihr Zuhause verließen. Die große Besetzung erfordert unter anderem eine umfangreiche Schlagzeuggruppe mit Klavier und Marimba. Das Hauptthema tritt bald im alternierenden Unisono der Männer- und Frauenstimmen in Erscheinung. Ein Solohorn erzeugt die Stimmung für Western Cowboy, einen Satz mit den traditionellen Songs Oh bury me not on the lone prairie und The Streets of Laredo (letzterer erklingt am Ende im Kanon). In dem sparsamen Orchestersatz mit seinen getragenen Holz- und Blechbläserakkorden, seinen abrupten Dur-Moll-Wechseln und seiner „ohne festen Wohnsitz“ herumwandernden Tonalität will Harris die Einsamkeit und Härte des Lebens in jener erbarmungslosen, ungezähmten Landschaft spiegeln, die der Text reflektiert.

Es folgt das erste Orchesterzwischenspiel, in dem Streicher und Schlagzeug (einschließlich des Vibraphons) eine unbeschwertere Naturstimmung vermitteln. In seiner dreiteiligen Anlage (ABA) erscheinen originale Materialien, die auf hoe-down-Mustern und der Jig The Irish Washerwoman basieren. Auch das gleichermaßen „aufgeknöpfte“ zweite Interludium verwendet tanzhafte Weisen und bringt neben anderen originalen Streichermelodien die Weise Jump up my Lady. Der zentrale Mountaineer Love Song ist eine wehmütige Melodie aus dem Süden, die auf der Ballade He’s gone away beruht. Die expressiven, üppigen Texturen des Chores und des Orches- ters (mit geteilten Bratschen und Celli) sorgen hier für Pathos. Nach einer ausgedehnten Introduktion bringt die im Stile einer langsamen Trauerprozession gehaltene Negro fantasy die beseelten Weisen Little Boy Named David und De trumpet sounds it in my soul.

Der Schluss-Satz, When Johnny Comes Marching Home, ist ein weiteres begeisterndes Bürgerkriegslied. Mit diesem optimistischen Finale wollte Harris, der in diesem Satz seine American Overture (1934) benutzte, „das Gefühl des Überschwangs und der Freude einfangen, das unser Volk empfand, als die Männer aus dem Krieg heimkehrten.“

Deutsche Fassung: Cris Posslac

Lieben Gruß

Frank
JohnD
Stammgast
#16 erstellt: 09. Apr 2006, 23:48
Letztens gekauft. Sehr interessante Musik! Wirklich allumfassend, man hat jedoch nie das Gefühl des einfallslosen Eklektizismus.

Hüb'
Moderator
#17 erstellt: 10. Mai 2006, 07:44
Hi!

Durch Wolfgang auf den Komponisten Rorem aufmerksam geworden, habe ich mir vor kurzem diese CD gekauft:

Rorem, Ned (geb. 1923)
Flötenkonzert
+ Violinkonzert; Pilgrims

Jeffrey Khaner, Philippe Quint, Royal Liverpool PO, Serebrier



Gehört habe ich bisher das Orchesterwerk "Pilgrims" und das Violinkonzert. Das VK ist sehr solistisch gehalten: das Orchester spielt eine untergeordnete Rolle und ist kein gleichberechtigter Partner. Die Musik ist tonal komponiert aber dennoch um eine moderne Sprache bemüht. Die Leistung des des Solisten (Philippe Quint) ist IMHO wirklich beachtlich!
Insgesamt tadellose Interpretationen!

Empfehlung: eine Einspielung, die sich im oberen Drittel der Serie bewegt. Zumindest das VK erschließt sich nicht völlig beim ersten hören.

Beitrag bei Wikipedia zum Komponisten: http://de.wikipedia.org/wiki/Ned_Rorem

Naxos zu der Einspielung:

Ned Rorem (geb. 1923)
„Pilgrims“ für Streichorchester • Flötenkonzert • Violinkonzert

Als man mir vorschlug, drei Sinfonien Ned Rorems einzuspielen, reagierte ich sofort positiv. Ich hatte die amerikanische Erstaufführung seiner Six Irish Poems mit dem Curtis Institute of Music Orchestra in Philadelphia geleitet und seine Fanfare mit dem American Symphony Orchestra in der Carnegie Hall dirigiert. Und erst in jüngerer Zeit hatte Carole Farley eine sehr erfolgreiche Aufnahme mit Liedern Rorems vorgelegt, wobei der Komponist selbst am Klavier saß. Und auch wenn man Rorem vor allem von seinen hunderten von Liedern her kennt und schätzt, so ist doch auch sein übriges OEuvre nicht weniger beeindruckend.

Ned Rorem wurde am 23. Oktober 1923 in Richmond, Indiana geboren. Im Alter von zehn Jahren stellte sein Klavierlehrer ihn Debussy und Ravel vor, eine Erfahrung, von der Rorem später sagte, sie habe sein Leben für immer verändert. Mit 17 Jahren nahm Rorem dann ein Studium an der Music School der Northwestern University auf, um zwei Jahre darauf ans Curtis Institute of Music zu Philadelphia zu wechseln, wo er mittlerweile selbst nun schon seit vielen Jahren Komposition lehrt. Er studierte Komposition bei Bernard Wagenaar an der Juilliard School und arbeitete im Austausch für Instrumentations- Stunden als Kopist für Virgil Thomson. Von 1949 bis 1958, einer wichtigen Phase seiner musikalischen Entwicklung, lebte Rorem in Frankreich. Unter den unzähligen Ehrungen und Preisen, die Rorem im Laufe seiner Karriere zuteil geworden sind, finden sich auch ein Guggenheim Fellowship (1957) und ein Preis des National Institute of Arts and Letters (1968). 1998 wählte ihn Musical America zum Komponisten des Jahres und zwei Jahre darauf wurde er zum Präsidenten der American Academy of Arts and Letters gewählt. Kompositionsaufträge erhielt Rorem von der Ford Foundation (Poems of Love and the Rain, 1962), der Lincoln Center Foundation (Sun, 1965), der Koussevitzky Foundation (Letters from Paris, 1966), vom Atlanta Symphony Orchestra (String Symphony, 1985), vom Chicago Symphony Orchestra (Goodbye My Fancy, 1990), von der Carnegie Hall (Spring Music, 1991) und vielen anderen mehr. Zu den vielen Dirigenten, die sich seiner Musik angenommen haben, zählen Bernstein, Masur, Mehta, Mitropoulos, Ormandy, Previn, Reiner, Slatkin, Steinberg und Stokowski.

Nachdem er viele Jahre in Paris gelebt hatte und schließlich nach Amerika zurückgekehrt war, begann Rorem mit der Veröffentlichung einer ganzen Reihe von Tagebüchern, die traurige Berühmtheit erlangen sollten und ob der in ihnen enthaltenen freimütigen Schilderungen aus dem Privatleben vieler berühmter Künstler Kotroversen hervorriefen. „Lügen“ ist die letzte Folge seiner Tagebücher überschrieben. Rorem sagte dazu: „Meine Musik ist ein nicht weniger kompromittierendes Tagebuch wie meine Prosa. Ein Tagebuch unterscheidet sich von einer musikalischen Komposition freilich darin, dass es den Augenblick festhält, die momentane Stimmung des Schreibenden, die – wäre sie nur eine Stunde später aufs Papier gebannt worden – vielleicht ganz anders ausgefallen wäre.“

Die kurz vor Rorems 82. Geburtstag entstandenen Aufnahmen zu dieser CD werfen ein besonderes Licht auf einen amerikanischen Komponisten, den gerade seine Vokalmusik bekannt gemacht hat. Denn tatsächlich ist der Korpus seiner Orchesterwerke nicht eben unbedeutend, genauso wenig wie es jener seiner Chor- und Kammermusikwerke ist. Neben den drei Sinfonien, die ich bereits früher eingespielt habe, schrieb er die unnummerierte String Symphony, die 1985 vom Atlanta Symphony Orchestra unter Robert Shaw uraufgeführt worden ist. Ihre Aufnahme dieses Werkes wurde 1989 mit dem Grammy für die beste Aufnahme von Orchestermusik ausgezeichnet. Zu seinen Orchesterwerken zählen ferner die Air Music (1974), die vom Cincinnati Symphony Orchestra und Thomas Schippers in Auftrag gegeben und zwei Jahre später mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde; ein Violinkonzert (1985); ein Klavierkonzert für die linke Hand, das 1991 für Gary Graffman entstand; das 1993 komponierte Konzert für Englischhorn und Orchester, einer Auftragsarbeit zum 150. Jubiläum des New York Philharmonic; ein Doppelkonzert für Violine, Cello und Orchester (1998); ein Orgelkonzert (1985); ein Cellokonzert (2002); verschiedene Klavierkonzerte, neun Opern, Ballettmusiken, Schauspielmusiken sowie viele Werke für Chor und Orchester und große Werke für Solostimmen und Orchester.

Victor und Marina Ledin, die die Naxos-Serie American Classics am Anfang betreuten, schlugen vor, auch Pilgrims für Streichorchester in dieser Serie aufzunehmen, das es zuvor noch nicht aufgenommen worden war. Eine wunderbare Einleitung dieser Aufnahme von Konzerten. Zu Pilgrims schrieb Rorem selbst: „Die Idee wurde zwar schon 1949 geboren, zur Komposition selbst kam es dann tatsächlich aber erst 1985 an einem einzigen Septembertag in der MacDowell Colony. Der Titel Pilgrims hat dabei nichts mit unseren Gründungsvätern zu tun; vielmehr entstammt es Julien Greens wunderbarem kleinen Band Le voyageur sur la terre, das vom Selbstmord eines schizoiden Jugendlichen handelt. Der Titel dieses (in französischer Sprache verfassten) amerikanischen Romans entstammt wiederum der nachfolgenden Bibelstelle: „Diese alle sind gestorben im Glauben und haben die Verheißung nicht empfangen, sondern sie von ferne gesehen … und bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge [engl. Pilgrims] auf Erden wären“ (Hebräer 11. 13). Die Musik ist dabei weniger programmatisch als vielmehr in einer Stimmung des Erinnerns gehalten. Pilgrims erklang erstmals am 30. Januar 1959 in der New Yorker Cooper Union unter der Leitung von Howard Shanet.

Das Flötenkonzert – eine Auftragsarbeit für die Philadelphia Orchestra Association und deren 1. Flötisten, Jeffrey Kahner – entstand 2002. Die von Roberto Abbado geleitete Uraufführung fand am 4. Dezember 2003 statt. Dieses Werk schließt gewissermaßen eine Lücke innerhalb der orchestralen Literatur für Flöte, wobei ich an meinen Freund Jean Pierre Rampal denke, der mich bat, einige Aufführungen des Violinkonzertes von Chatschaturjan in einem Arrangement für Flöte zu dirigieren (das der Komponist selbst für ihn angefertigt hatte), wegen des Mangels an Repertoire für Flöte und großes Orchester. Seither haben wir das Konzert Chatschaturjans im Rahmen einer Tournee in vielen europäischen Hauptstädten gespielt.

Zu seinem Flötenkonzert schreibt Rorem: „Der schwierigste Teil bei der Komposition eines solchen Werkes ist, einen angemessenen Titel zu finden. ‚Suite’ hätte zu der lose miteinander verbundenen Folge von Sätzen ganz gut gepasst. ‚Sechs Stücke für Flöte und Orchester’ wäre vielleicht noch ein wenig präziser gewesen. ‚Odyssee’ war mein erster Gedanke, als ich noch plante, deskriptive Untertitel von Homer zu verwenden. Wenn ich nun aber doch zum Begriff ‚Konzert’ zurückkehre – der, über die Jahrhunderte hinweg, ebenso viele Definitionen wie Definierende gesehen hat – so stehen dabei schlichtweg praktische Beweggründe im Vordergrund. Ich glaube nicht daran, dass nicht-vokale Musik nachweislich mit irgendeiner bestimmten Bedeutung belegt werden kann, wie etwa ‚Liebe’, ‚Tod’ oder ‚Furcht’ oder noch viel weniger etwa mit ‚Gelb’, ‚Dienstag’ oder ‚See’.“ Aber manchmal ist es hilfreich, den einzelnen Sätzen (in der Regel nachträglich) Namen zuzuschreiben und bereitet einfach Freude.

Der erste Satz, The Stone Tower [Der steinerne Turm], trägt seinen Titel nach einem der Studios in Yaddo (einer Künstlerkolonie). In diesem Studio in Saratto- ga Springs, New York, hat Rorem die größten Teile seines Flötenkonzertes komponiert. Bei dem das Werk eröffnen-den siebentönigen Cluster, der eher ungewöhnlich mit ffffff markiert ist, handelt es sich um ein wiederkehrendes Leitmotiv, das – wie bestimmte Motive etwa in Tschai-kovskijs vierter oder fünfter Sinfonie – für das Schicksal stehen könnte. Der zweite Satz, Leaving-Travelling-Hoping [Verlassen-Reisen-Hoffen], besteht aus zwei kurzen Melodien, die ein langes Gedicht umschließen. Sirens [Sirenen], umschreibt Rorem als eine gemächliche Folge von Melodien und kleinen Wellen. Bei Hymn [Hymne] handelt es sich um ein lediglich für einige wenige Instrumente gesetztes Zwischenspiel: Fagott, Trompete, Kla-vier, Viola und die Soloflöte – eine höchst ungewöhnliche Idee inmitten eines Instrumentalkonzertes. Das Klavier, das einen einfachen Choral zwischen den kontrapunktischen Einwürfen der übrigen vier Instrumente spielt, übernimmt dabei die Rolle des Solisten. Der False Waltz [Falscher Waltzer] kommt dann sehr übermütig in Form einer Pyramide (leise-laut-leise) daher. Résumé und Prayer [Gebet] werden vom Komponisten als Kadenz beschrieben, in der kurz noch einmal die vorangegangenen Ereignisse anklingen, um sodann auf einem sehr leisen Ton auszuklingen.

Rorems Violinkonzert entstand im August 1984 innert fünf Wochen. Rorem dazu: „Man könnte es ob seines bescheidenen Ausmaßes ohne weiteres auch als Concertino bezeichnen, oder auch mit Variationen übertiteln, da sich jeder Satz thematisch auf die anderen bezieht. Auch Suite wäre schließlich noch als Titel denkbar, da die sechs betitelten Abschnitte etwas Narratives implizieren. Festzuhalten ist allerdings, dass dem Werk keine Sonatenform zugrunde liegt. Ich entwerfe auch alle nicht-gesungenen Werke so, wie wenn es sich um Lieder handelte – gleich Vertonungen von Worten, die es nicht gibt. Twilight [Zwielicht] entwickelt sich aus einem verschachtelten Prolog über einer langsamen Melodie in den Streichern, über der der Solist eine Gegenstimme wie Samt oder Spitze webt. Die Toccata-Chaconne auf einer 23-mal wiederholten Paukenfigur steigert sich ruckartig von einem Säuseln hin zu einem Donnerschlag, um sich dann umzukehren und zurückzusinken in ein erneutes Säuseln. Die Romance Without Words [Romanze ohne Worte] – ein von Mendelssohn geborgter Titel – ist buchstäblich ein Lied, von dem der Text entfernt wurde. Midnight [Mitternacht], ist eine mikroklangliche Variation, die in sich selbst wiederum aus Thema und Variationen besteht. Das Toccata-Rondo ist dann im Geiste ein falscher Walzer, also ein Walzer im 4/4-Takt. Was die Geschichte dahinter angeht: wenn es denn eine innerhalb der sechs Abschnitte gibt, dann soll sie von der Musik selbst verraten werden. Dawn [Dämmerung] nimmt Bezug auf Twilight – einen Ton tiefer und mit vertauschten Rollen von Solist und Orchester.“

Als Rorem sein Violinkonzert komponierte, schwebte ihm als Solist Jaime Laredo vor, der dann auch die Uraufführung dieses Werkes am 30. März 1985 in Springfield, Massachusetts spielte, gemeinsam mit dem Springfield Symphony Orchestra unter Robert Gutter. Das Konzert ist eine Auftragsarbeit für das Northeast Orchestra Consortium, zu deren fünf Mitgliedern eben auch das Springfield Symphony Orchestra zählt. Die erste Aufnahme des Werkes mit Gidon Kremer und dem New York Philharmonic unter Leonard Bernstein erschien im Oktober 1999.

© José Serebrier
Deutsche Fassung: Matthias Lehmann

Viele Grüße

Frank
Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 12. Jul 2006, 21:41
Rorem, Ned (geb. 1923)
Symphonien Nr. 1-3

Bournemouth SO, Serebrier


http://www.jpc.de/jp.../rk/home/rsk/hitlist

Bereits von Wolfgang empfohlen, möchte ich diesen Hinweis nachdrücklich unterstützen.
Farbige, abwechslungsreiche moderne Musik, die dennoch relativ leicht zugänglich sein sollte. Hervorragend Interpretiert von Serebrier und dem Bournemouth Symphony Orchestra.

Kaufen!

Die Kritik schreibt:
http://www.naxos.com...ews&language=English

Naxos:
http://www.naxos.com...ding&language=German

Grüße

Frank
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