Shure SE 425: Erste Erfahrungen eines neuen Users

Hallo ,

zunächst mal möchte ich ein freundliches „Hallo“ in die Runde werfen. Ich habe Euer Forum lange Zeit als Mitleser benutzt und möchte mich für die vielen nützlichen Tips bedanken. Zuletzt habe ich mich aufgrund der positiven Rezensionen zum Shure SE 425 für den Kauf entschieden.
Weil ich weiß, dass andere User ebenfalls hadern, ob sich ein Kauf in dieser Preisklasse lohnt und , um ein bischen Beratungszeit zurückzugeben, habe ich mich entschlossen, meine Erfahrungen mit dem Inear zu veröffentlichen.

Ich bin ein „Normalo“, ein „Standart-Unterwegs-Bus-U/Bahn-Musikhörer“. Jede Formulierung, die einem audiophilen Menschen aus den Fingern flutschen , gehen mir leider völlig ab. Ich bitte Euch meine Rezension unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten.
Technische Beschreibung von Funktion und Klang gehen mir ab, da fehlen die Erfahrungen. Ich bin aber durchaus in der Lage , zu beschrieben, Was der Hörer „mit mir gemacht hat“.
Deshalb glaube ich, dass meine Erfahrungen vielleicht für ähnlich gestrickte User von Nutzem sein könnte.
Here we go!

Der Einstieg:

In 2008 habe ich mir einen Samsung YP 4 gekauft. Einen kleinen, feinen Player. Nicht „Highend“, aber gut für Unterwegs.
Meine Kopfhörer waren die gelieferten. Kleine, schlechtsitzende Inears in billiger Anmutung. Nach ein paar Wochen war es dann soweit.
Kabelbruch. Bis dahin habe ich gemutmasst, dass Kabelbruch nicht zu umgehen ist und zu einem Kopfhörer dazugehört, wie ein Plattfuß zum Fahrrad.
( Das es pannensichere Reifen gibt und , analog, kabelbruchsichere Ohrhörer, weiß ich heute)

Bis dahin habe ich für meine Kopfhörer etwa 12 bis 15 Euro ausgegeben. Der Hififreund mag jetzt die Augen verdrehen, aber gemach!
Im „Geiz-ist-geil“ Laden habe ich mich dann überreden, ähh.. beraten lassen.
Meine Wahl viel auf einen CX 300 von Sennheiser.
Der Kauf, ( damals war ich noch Umschüler), hat mir weh getan. 50 Euro für einen Kophörer, ob man das merkt?
Ja, merkt man!

Meine erste Fahrt mit den neuen Hörern war eine Offenbarung. Die Umgebungsgeräusche? Weg!
Der Sound? Hat mich vom Hocker gehauen!
( Weiterlesen! Die Erkenntnis kommt mit der Erfahrung)

Bis heute 2011 fkt. der Hörer ohne Probleme. Kein Kabelbruch, alles gut.
Aber....

Das Update:

Ich hatte meine Umschulung erfolgreich abgeschlossen. Mein Samsung hatte seinen Geist aufgegeben und ich habe mich „upgegradet“ auf einen Cowon S9.
Uhhhh....
Die Möglichkeiten , oder anders gesagt, der Fortschritt im Sound war atemberaubend. Nun hatte ich einen Player, der mir die Ohren kitzeln konnte.
Natürlich habe ich ausschliesslich Lossless Formate benutzt.

Dann tauchte ein Problem auf.
Der Sound- noch vor Tagen ( mit dem Samsung) , zufriedenstellend- machte mich gar nicht mehr glücklich.
Unter dem Cowon legte der CX 300 seine Schwächen bloß.
Der Bass übertrieben , wummerig und dumpf.
Die Mitten waren nicht vorhanden, die Höhen aind derart scharf und zischelnd, dass mir die Ohren gekitzelt haben.
Egal, Was ich mit meinen Cowon angestellt habe, die Mitten waren nicht zu reanimieren, die Höhen blieben schneidend.

Das Finale:

In Eurem Forum und über das Netz habe ich nach hochwertigen Inears gesucht. Das es Kopfhörer gibt, die bis zu 1000 Euro kosten, fand ich Anfangs schwindelerregend. Ich blieb schlussendlich hängen zwischen Shure SE 425 und den konkurrierenden U.E . triple Fi 11.
In diesem Fall gab eine Rezension in Eurem Verein und die Ästhetische Anmutung den Ausschlag. Der Shure sieht einfach wertiger aus.
Hat einen schönen Angeberfaktor. Darf ich Das überhaupt sagen? Ist „Angeben“ ein Kaufanreiz?
Ich denke schon, aber darüber kann man trefflich streiten.

Da war er nun.
Mein Shure SE 425. Zunächst mal war ich total enttäuscht. Da saß ich nun mit schweißnassen , zitternden Fingern und versuchte die Schaumstoffteile von den „Nasen“ abzuziehen. Ich hatte bangig Angst, dass ich den Hörer zerstöre.
Weiß Jemand, wie man Die – ohne Gewalt anzuwenden- tauscht?
Nun ja, schliesslich habe ich die Dinger mit einer Rasierklinge abgeschliffen. Hier müßt ihr nachbessern, liebe Fabrikanten!
Fast hätte ich die Nasen abgebrochen. ( Ich dachte sogar, die Hörer sind kaputt. Meine Anfrage an Shure Deutschland, brachte mir sogar die Kulanzreperaturzusage. Gottseidank, hatte ich dann doch nichts zerstört)
Das war Hürde Nummer Eins. Die zweite folgte sogleich.
( Ich wollte doch nur Musik hören, Mensch!)
Die Inears , also , ich bekam die einfach nicht in die Ohren!
Da drehen und kurbeln die dicken Kabel, da flutschen die Hörer, da zittern die Finger, es klappern die Zähne.
Heute bekomme ich den Hörer leicht in die Ohren, dass erfordert allerdings eine gewissen Einarbeitungszeit.
Approppos!
Einarbeitungszeit!

Das Hören mit dem Neuen:

Enttäuschend.
Kein Bass, keine ….
Hmmmm! Wo ist der Wumms?

Strassentest.
Zunächst veränderte der Hörer meine Hörgewohnheiten. Ich habe wohl – vor der Shure Zeit- mangelnden Sound, durch Lautstärke überdeckt.
Schlechter Sound und Lautstärke verhalten sich wohl doppelt proportional zueinander.
Nun saß ich in der Bahn, drehte den Hörer leiser , stellte den Sound auf „ Normal“ und fuhr die Strecke zweimal auf und ab.
Statt in 20 Minuten, war ich nun erst nach einer Stunde Zuhause.
Ich konnte hören, dass in „ Bed of roses“ v. Bon Jovi ein Klavier spielt. Fein und virtuos , den Sänger begleitend.
Die finischen „Rush“ waren nicht mehr scharf und schneidend , sondern fein balanciert und kristallklar.
„Metallika“ trommelten nicht mehr auf leeren Waschmittelkartons, sondern auf gut gestimmten Snares und Bassdrums.
Plötzlich konnte ich die verschieden Felle auf den Drumset unterscheiden. Der Trommelschlag kam nicht mehr „wumm“ , leicht verwaschen, sondern „Bamm“ , ein ultrakurzer Schlag auf das Trommelfell.
Härtetest mit einer Liveausdienz bei MTV und Eri“ch“ Clapton.
Atmet der etwa zwischen den Sätzen? Pfeifft die Nase beim Einatmen?
Alles Das konnte ich auf einmal hören.

Da waren die Mitten. Da waren die fein balancierten Höhen.
Der Bass furztrocken .
So fabriziert der Hörer eine Kulisse, die sphärisch ist. Der Klang kommt nicht allein von Links und Rechts, sondern umgibt den Probanden mit einer Hülle aus Klang.
Die Instrumente lassen sich plötzlich abgrenzen. Früher hieß es "Bläsergruppe", heute höre ich Posaunisten, Trompeter und Mehr.
Zusätzlich kann ich auch sagen, ob der Posaunist hinter mir steht, oder - anders gesagt- wo er seinen Platz auf der Bühne hat.
Die Ohren können sich auf einzelne Aspekte der Aufnahme konzentrieren.
"Ahhh, hier ist der Sänger und da...ist die Geige"
Der Klang ist voller und reifer. Toll!

So probierte ich meine Sammlung durch.
Meine Lieblingsstücke , z.B. Depeche Mode waren nicht mehr zu gebrauchen. Der Player rauschte und knisterte im Hintergrund. Warum?
Kurzer Blick auf die Datei. Zu stark komprimiert. Das hatte ich auf dem Sennheiser gar nicht gehört.
Viele Dateien wanderten also in den virtuellen Müll.
Lossless heißt die Devise. Da hatten sich wohl doch einige komprimierte Dateien auf den Player geschlichen.

Kontext:

Lohnt sich der Aufstieg?
Mal kurz antesten. Den CX 300 wieder rein und probehören.
Seht mich lachen!
Wo ich noch vor ein paar Wochen dachte, es geht nicht besser, stellt sich der Sennheiser nun als Poser und Möchtegern hin.

Alleine die Kabel beim Shure machen dem User klar, hier geht es um Qualität. Im Übrigen kompromisslos. Das Teil kann man tauschen ( Klick/Klack, fertig) und , wenn man möchte, könnte man die Kabel wohl als Abschleppseil missbrauchen.
Dick und fett hängen sie hinter den Ohren.
( Hihi. Ich mach es jetzt nochmal und sage das Wort: Angeberfaktor!
Unglaublich, wie die Leute schauen. Zugegeben, es sieht schon ein wenig merkwürdig aus, wenn man mit Hörern auf die Strasse tritt, die man bestenfalls beim letzten Livekonzert in den Starohren gesehen hat. Egal, vielleicht ist das auch nur Kopfkino. Wer aber ungesehen bleiben will, sollte sich diese Hörer nicht kaufen. Ich - indess- mag Das!)

Mein Fazit:
Sowohl der Umgang, als auch der Sound erfordern eine beträchtliche Umgewöhnungszeit. Wenn die Geduld vorhanden ist, kann man einen unglaublichen Fortschritt machen.
Ob sich das Geld also gelohnt hat?
Japp!
Ich fahre manchmal nur zum Spaß mit meinem Equipment spazieren. Ich genieße den Sound heute viel leiser, als in den letzen Jahren.
Manchmal habe ich meine Player „bis Anschlag“ aufgedreht. Heute reicht mir ein drittel der Gesamtlautstärke.
Gesünder ist der Hörer also auch.

Von mir: Klare Kaufempfehlung!

Interessanter Thread. Eine Bemerkung am Rande: Hoffentlich ändern sich deine Hörgewohnheiten nicht zu drastisch, du hast doch erst wenige Monate oder sogar nur Wochen die Shure, oder?

Nicht, dass du dir einen Custom zulegst und in einem Jahr passt der Klang doch nicht mehr so und dann musst du anfangen, mit EQ rumzupassen... zumindest bei mir ändert sich das kontinuierlich über Monate hinweg ganz langsam, sodass ich mir lieber keine Customs zulege.