Hilfe bei Reparatur von Denon AVR-X4000

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airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 27. Aug 2024, 23:29
Hallo zusammen,

ich habe vor kurzem einen defekten Denon AVR-X4000 erworben. Nachdem ich selbst Elektroniker bin und mir noch ein Kollege seine Unterstützung zugesagt hatte, war ich einigermaßen guter Dinge den Receiver repariert zu bekommen. Und auch wenn wir Fortschritte gemacht und den Fehler zumindest eingrenzen können, stehen wir im Moment vor einem Rätsel was den Fehler verursacht.

Link zum Service Manual vom Denon AVR-X4000
Für alle Arbeitsschritte die wir bisher unternommen haben, habe ich das Service Manual zu Rate gezogen. Daher werde ich mich im Folgenden darauf beziehen, Seiten und in den Plänen die Planquadrate nennen zum besseren Folgen.

Fehlerbeschreibung: Nach dem Einschalten des Receivers, blinkt die LED einige Sekunden grün, das Gerät startet und schaltet danach ab. Die Status-LED blinkt dann rot. Danach kann ich das Gerät mit der nächsten Betätigung ausschalten und wieder einschalten. Dann wiederholt sich der Vorgang.

Stand der Dinge: Aktuell ist der Receiver einigermaßen zerlegt, weil wir die Spannungsregler im Verdacht hatten und um an die überhaupt dran zu kommen zum Messen, mussten ein paar Boards raus. Siehe Seite 16 im Service Manual. Das oberste Digitalboard haben wir angeschlossen, die beiden darunter liegenden mit den Video Eingängen und den Pre-Amp Audio Ausgängen sind ausgebaut. Endstufe, Front und das Board mit den Spannungsreglern und Verstärker-Ausgängen sind eingebaut. Der Fehler hat sich dadurch nicht verändert, weshalb ich einen Fehler auf den ausgebauten Boards ausschließe.

Kurioserweise waren zu Beginn zwei Sicherungen hin, die eine Sekundärwicklung des Haupttrafos schützen. Wie es dazu kam ist mir ein Rätsel, da der Fehler den wir im Moment verfolgen mit diesem Bereich gar nichts zu tun hat. Die beiden betroffenen Sicherungen sind auf Seite 119 in der Sekundärwicklung 3, direkt vor den Gleichrichterdioden und den +/- 5V Spannungsreglern IC934 und IC935. Spannungsregler haben wie erwähnt alle Funktion und tun brav ihren Dienst.

Wie anfangs beschrieben, lässt sich der Receiver anfangs anschalten und geht danach aus. Man kann hören wie das Relais das den Haupttrafo zuschaltet anzieht und dann wieder abfällt. Das ist auch noch auf Seite 119 zu sehen. Das Relais ist mit einer fetten, gestrichelten Linie mit dem Bereich verbunden, das die Spule ansteuert. Der Transistor für "MAIN PWR ON" ist also dafür verantwortlich.
Gesteuert wird das Signal von IC201 auf Pin 127. Siehe Seite 132.
Auf Seite 27 ist die Schutzschaltung dargestellt. Der µController der das ganze Steuert ist eben dieser IC201. Daran lässt sich nun erkennen, dass dieser IC 6 (eigentlich nur 4) Signale erhält und sobald eines dieser einen LOW Pegel hat, schaltet der IC ab. Die Signale THER PROTC und D gibt es in dem Receiver nicht und können daher ignoriert werden.
Und tatsächlich wird Pin 113, also DC, auf 0V gezogen. Und jetzt wird es kurios. Wenn man vor der Logikschaltung die Pegel von DC_DET3 und DC_DET4 misst, liegen an beiden 14V an. Ich habe daraufhin die Endstufen-Platine samt Kühkörper demontiert und alle Transistoren durchgemessen, jedoch ohne Ergebnis, dass einer davon defekt ist.
Auf Seite 155 und 156 sind nun die Stromlaufpläne des Verstärkers. An CN704 (F16) gehen die Signale auf einen Stecker zu IC201.
DCDET3 sichert die drei Kanäle FL, FR und C ab und DCDET4 die vier Kanäle SL, SR, SBL und SBR.
Nachdem ich ein Youtube Video gefunden hatte bei dem es um ein ähnliches Problem ging und dort an den Offset-Steckern (Seite 93) die Spannungen gemessen wurde um den fehlerhaften Kanal zu identifizieren, hab ich einen provisorischen Adapter gebastelt um die Spannungen zu messen.
Zu meiner Verwunderung habe ich an ALLEN eine Spannung von rund +50V gemessen. Zumindest für die kurze Zeit, dass der Receiver tatsächlich aktiv ist bevor er wieder abschaltet. Die genauen Spannungen lagen ein paar Volt auseinander.
Wie auf Seite 155 und 156 zu sehen ist, sind hier einige Leitungen rot und blau markiert. Hierbei handelt es sich um die ca. +/-50V die von der ersten Sekundärwicklung des Trafos kommen, mit einem Brückengleichrichter gleichgerichtet und mit zwei dicken Elkos geglättet werden. Siehe Seite 157 Bereich K12.
Diese wird den Endstufen zum Verstärken bereitgestellt, aber aus einem Grund der sich uns entzieht liegt die +50V eben an jedem Ausgang der Verstärker an.

Und das ist der Punkt an dem wir aktuell sind und nicht mehr wissen wie weiter. Was wir aktuell noch nicht gemacht haben, ist die Eingangssignale auf CN461 (Seite 155 D/E1) mit AGND zu brücken um die auf einen soliden Pegel zu ziehen. Das Board mit den Signalprozessoren ist ja im Moment nicht eingebaut also fängt sich die Endstufe eventuell irgendwas aus der Luft ein, was ich allerdings nicht ganz glaube, da der Receiver ja auch ohne Funktion ist, wenn alles eingebaut ist. Kurzschlüsse zwischen +HIGHB und -HIGHB zu den Ausgangskanälen gibt es keine. Das haben wir direkt am CN701 (Seite 155 C/D16) gemessen.

Es gibt natürlich noch den Protection Pass mode, den möchte ich aber am liebsten nicht verwenden, bevor noch mehr kaputt geht.

Bitte entschuldigt die Masse an Text, was eventuell manche abschreckt, ich wollte nur so viele Informationen wie möglich unter bringen. Ich bin für jeden der sich die Zeit nimmt und eine neue Idee in den Raum wirft dankbar!
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 28. Aug 2024, 00:17
Zunächst:
Wenn die Protection sofort wieder abschaltet, ist entweder die Diagnose-Schaltung selbst oder die Endstufe defekt.
In den meisten Fällen trifft letzeres zu.

Wie hast Du denn die Transistoren geprüft? Schließlich handelt es sich um Darlingtons, die mit einem Multimeter nur unzureichend geprüft werden können.
Meine Vorgehensweise bei AVR und diesem Fehlerbild ist eine andere:
1. Entweder man hält sich streng an die im Service Manual beschriebene Vorgehensweise (S. 96 Troubleshooting) oder ...
2. man zieht den zentralen vertikalen Stecker auf der Endstufenplatine, sichert den Stecker mit einem kleinen Plastikbeutel) und versucht dann, das Gerät zu starten. Wenn die Endstufenplatine nun keine für die Protection relevanten Defekte melden kann (die Railspannungen fehlen ja nun), gelingt der Start in den meisten Fällen, wenn es ein Endstufendefekt ist. Dann kann man die Platine samt Kühlkörper ausbauen und die Bauteile im spannungslosen Zustand vergleichend messen, ohne sie auszulöten. Defekte Widerstände, Dioden und Z-Dioden findet man so fast immer. Ist der Kanal verortet, kann man genauer vorgehen ...

Soweit zunächst ....

p.s.
Den gezogenen Stecker erst dann wieder aufstecken, wenn die Siebelkos der Railspannungen nahezu spannungslos sind. Ohne Kontakt zur Platine bleiben sie sehr lange (ggf. über mehrere Tage) geladen. Deshalb auch der Plastikbeutel zur Sicherung). Entladen mit Hilfe eines geeigneten Lastwiderstands z.B. 1k Ohm 20W.


[Beitrag von CarlM. am 28. Aug 2024, 00:20 bearbeitet]
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 28. Aug 2024, 08:43
Ich hatte die Endstufe selbst schon mal komplett aus gebaut und auch den Receiver ohne Endstufe getestet, jedoch ohne einen Unterschied. Aber eins nach dem Anderen.
Als die Endstufe ausgebaut war, haben wir alle Transistoren die am Kühlkörper angeschlossen sind mit Diodentest und anschließend noch mit einem Ohmmeter getestet. Ohne, dass mir etwas besonderes aufgefallen ist.

Zu 1.:
Leider ist die Seite 96 nicht wirklich hilfreich. Wenn ich dem Diagramm folge lande ich am vorletzten Punkt wo ich an CN704 die Spannungen messen soll. Beide folgenden Möglichkeiten sind nicht wirklich aussagefreudig. Wenn ich also den Receiver im Special Mode 5 starte (Seite 20) und dann den Punkt Protection auswähle und bestätige (Seite 26), dann schmiert mir der Receiver direkt ab.
Die Status LED an der Front blink schnell rot, was auf ASO/DC Protection hin weist (Seite 66).
Ein Lautsprecher, bzw. allgemein ist nichts an den Ausgängen angeschlossen. Wenn es also ein Kurzschluss an den Anschlussterminals wäre, muss dieser intern irgendwo sein.

Zu 2.:
Der Receiver startet auch dann nicht, wenn der besagte Stecker nicht angeschlossen ist. Transistoren haben wir wie beschrieben geprüft und optisch lässt sich jetzt auch nichts feststellen, dass etwas den Hitzetod gestorben ist. Auch kein Elko der aufgebläht ist.
Ich habe mir noch die Freiheit genommen die Pegel an CN704 zu messen.
Pin1 DCDET4 = -0,6V
Pin2 DCDET3 = -0,6V
Pin3 ASODET = -3,5V
Pin4 THERMALDETA = -0,7V
Pin5 THERMALDETB = -0,6V

Also vermutlich ist ASO für das Abschalten, zumindest in dem Moment, verantwortlich. Nur, da das Signal auch von der Endstufe kommt und die ja Spannungsfrei ist....woher kommt das Signal plötzlich??
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 28. Aug 2024, 12:20
War der 7polige Stecker auf der AMP-Platine für SBL-OUT, SBR-OUT, +HiB (CN202 <--> BN702) auch gezogen?

Grundsätzlich wird an jeder Endstufe der Strom überwacht. Das führt zu einem Signal ASO. Alle ASO werden zusammengefasst zu ASODET. Q2414 wird dann ggf. durchgeschaltet, so dass das IC201 über die Leitung ASO_PROT eine Pegeländerung erfährt.
Aus diesem Grund ist es von Interesse an Testpunkt T189 zu messen, der die Spannung an der Basis von Q2414 misst.
Der Vollständigkeit halber kann man auch die anderen auf Seite 134 aufgeführten Messpunkte für DC_Det prüfen.

Im Übrigen:
Wenn die Endstufe ausgebaut ist oder beide Stecker mit +HiB gezogen sind, sollte man auch die Diagnose nach Seite 65 nahezu risikolos ausführen und die Protection History ausführen können.

Und nochmals - auch wenn dies ggf. nicht die Ursache sein sollte - Darlingtons sind nicht vollständig mit einem Multimeter zu prüfen, weil sie ja zwei Transistoren und einen Widerstand (manche enthalten noch eine Diode) enthalten. Man misst also die Strecken eines der beiden Transistoren.
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 28. Aug 2024, 14:07
Nein, den CN702 hatte ich nicht abgezogen. Das Ergebnis bleibt aber das gleiche.

Ich habe jetzt eben mit abgezogenem Stecker die Spannungen an den Testpunkten gemessen.
T189 ASO = -3,4V
T186 DCDET4 = -0,6V
T185 DCDET3 = -0,6V
T188 THERA = -0,6V
T187 THERB = -0,6V

Also quasi genau die Spannungen die ich auch schon am CN704 gemessen habe.

Aus Spaß an der Freude habe ich einfach mal noch CN704 abgezogen und die Spannungen an den Testpunkten nochmal gemessen.
T189 = -0,5V
T186 = 0V
T185 = 0V
T188 = +0,58V
T187 = +0,58V

Der Receiver schaltet also weiterhin ab, jedoch ist der Grund ein anderer. Das ist auch an der Status-LED an der Front zu erkennen, denn die blinkt nun deutlich langsamer.
-> Seite 66.
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 28. Aug 2024, 15:39
Wenn zwei voneinander scheinbar unabhängige Defekte vorliegen, liegt entweder dennoch eine Ursache vor (z.B. Cola bei Party ins Gerät; Blitzschlag, ...) oder bei einem Reparaturversuch wurde ein Defekt verursacht (mit Messspitze abgerutscht).

Du hattest geschrieben:
"Kurioserweise waren zu Beginn zwei Sicherungen hin, die eine Sekundärwicklung des Haupttrafos schützen. Wie es dazu kam ist mir ein Rätsel, da der Fehler den wir im Moment verfolgen mit diesem Bereich gar nichts zu tun hat. Die beiden betroffenen Sicherungen sind auf Seite 119 in der Sekundärwicklung 3, direkt vor den Gleichrichterdioden und den +/- 5V Spannungsreglern IC934 und IC935. Spannungsregler haben wie erwähnt alle Funktion und tun brav ihren Dienst."

Deshalb könnte dies in eines der Szenarien passen.

Wie gesagt, ich würde bei deaktivierter Endstufenplatine (beide Stecker gezogen) die Diagnose starten und die Protection History anzeigen lassen.
Noch eine Idee: Falls das Video-Board tatsächlich defekt sein sollte (Sicherungen s.o.) könnte man auch gucken, was passiert, wenn man die beiden Sicherungen wieder entfernt und dann wiederum bei stromloser Endstufen-Platine einschaltet.

Aus meiner Sicht zeigt der Messwert an T189, dass eine Endstufe einen Defekt hat. Mich macht allerdings stutzig, dass der Wert negativ ist. Da sollte der Q2414 als NPN-Type nicht drauf reagieren ... Guck' mal, ob Du für COM des Multimeters irgendwo DGND anzapfen kannst.
Ich würde dann versuchen, die betreffende Endstufe zu verorten, indem vor dem jeweiligen 22k-Widerstand am Ausgang - also im Umfeld von Q7239 (und den analogen T. der anderen Kanäle) messe. Ich weiss aber, dass die ggf. Probleme bereitet, weil der Transistor auf der Lötseite sitzt. Das ginge also nur, wenn man Ersatzmesspunkte auf der Bestückungsseite findet.

Erfahrungsgemäß liegen die defekten Bauteile der Endstufe häufig im Bereich der beiden Diferenzverstärker (2 Gruppen von drei Transistoren) und häufig sind es defekte Widerstände. Mein obiger Tipp bleibt also: Endstufe ausbauen und die Bauteile auf der Platine jeweils vergleichend zum Nachbarkanal prüfen.


[Beitrag von CarlM. am 28. Aug 2024, 15:41 bearbeitet]
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 29. Aug 2024, 12:27
So, nach dem ich endlich begriffen habe wie die Protection History funktioniert (wer lesen kann ist klar im Vorteil) kommen wir zu der nächsten Kuriosität:
THERMAL D

Da ich davon ausgegangen bin, dass es sich hierbei um einen früheren Fehler handelt, hab ich die Endstufe wieder angeschlossen und die Prozedur noch mehrmals wiederholt, allerdings mit dem selben Ergebnis. Ich bin mir jetzt nicht sicher wie ich diesen Fehler lesen soll.
Ist das der erste Fehler der je aufgetreten ist und ich muss die Protection History leeren um eine neue Meldung zu erhalten?
CarlM.
Inventar
#8 erstellt: 29. Aug 2024, 12:58
THERMAL D sollte nach dem Diagramm auf Seite 27 zu einem Temperaturproblem des Trafos passen.
Das deckt sich mit Deiner Beobachtung, dass die LED langsamer blinkt:
siehe Seite 66: Warning Indication by the POWER-LED

Es passt auch zum ASO-Fehler, weil ein Kurzschluss bzw. zu hoher Strom natürlich den Trafo belastet.
Wie man die History löscht steht auch Seite 66. Bevor Du löscht, gucke Dir noch Seite 67 an.
Den ASO-Fehler zu provozieren, erfordert natürlich eine angeschlossene Endstufe, was ich nicht empfehlen würde zumal die betreffende Endstufe nicht angezeigt wird (im Gegensatz zu DC-Offset).

Ich bleibe bei meiner Empfehlung, die Endstufe auszubauen und Bauteil für Bauteil vergleichend zu messen.
Das geht schneller als man denkt. Ich beginne mit den Dioden, weil da am ehesten etwas faul ist.
Sobald ma eine Abweichung gefunden hat, bleibt man bei dieser Endstufe und vergleicht nur noch die Bauteile dieser Stufe mit dem Nachbarn.


[Beitrag von CarlM. am 29. Aug 2024, 13:02 bearbeitet]
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#9 erstellt: 29. Aug 2024, 14:22
Um zuerst auf eine Frage von dir zurück zu kommen:

Aus meiner Sicht zeigt der Messwert an T189, dass eine Endstufe einen Defekt hat. Mich macht allerdings stutzig, dass der Wert negativ ist. Da sollte der Q2414 als NPN-Type nicht drauf reagieren ... Guck' mal, ob Du für COM des Multimeters irgendwo DGND anzapfen kannst.


Ich hatte COM mit ner Hirschmannklemme vom Multimeter an den Bohrlöchern der HDMI-Buchsen angeschlossen. Ich hab dann mal Pin5 von CN201 (Seite 132) dagegen gemessen und die beiden Punkte liegen auf dem selben Potential. Also hab ich für die Messungen den richtigen DGND verwendet.


Nochmal zu meiner Frage:
Bleibt der erste Fehler in der Protection History gespeichert oder schreibt er jedes mal den neuen in den Speicher? Dass ich die Endstufe zwischenzeitlich wieder angeschlossen hatte um zu sehen ob sich was an der Protection History ändert hatte ich ja gesagt. Denn eigentlich hätte ich einen anderen Fehler als THERMAL D erwartet.

Ich habe das Thema jetzt nicht weiter verfolgt und hab stattdessen die Endstufe ausgebaut und mal durchgemessen. Leider mit ernüchternden Ergebnissen.
Also ich hab jetzt alle Transistoren (Ja, inklusive der Darlington), Dioden und die meisten der Leistungswiderstände mal durchgemessen, mit dem Schaltplan und den anderen Kanälen verglichen. Es gab da keinen Ausreißer. Nur Toleranzbedingte Abweichungen.

Was mir allerdings aufgefallen ist: Ich habe an CN701 zwischen den Audio-Kanälen jeweils einen Widerstand von 5,5k. Und nicht nur die 5 zu einander, sondern auch zu den beiden Kanälen an CN702. Ich würde ja eigentlich erwarten, dass keine Verbindung zwischen diesen bestehen sollte. Kann das sein?
CarlM.
Inventar
#10 erstellt: 29. Aug 2024, 15:11
Normalerweise - so kenne ich das von AVR von Pioneer und Denon, die aus demselben Konzern kommen - bleiben die Fehler mehrerer Ereignisse im Speicher. Deshalb mein Hinweis auf Seite 67, der dies aus meiner Sicht indirekt bestätigt.

Zu den Messwerten
Die negativen Werte verstehe ich dann nicht. Wen die Endstufe aus Deiner Sicht okay ist und diese negativen Werte Fakt sind, müsste man von einem Fehler in der Diagnose-Schaltung oder der Spannungsversorgung ausgehen.
Transistor Q2414 ist ja über einen Widerstand mit einer Spannungsquelle 3.3 VDC verbunden.

Zur Messung 5k
Aus meiner Sicht ist das möglich, wenn man die Widerstände der Schutzschaltung misst, die ja an den Ausgängen hängen.

Aus meiner Sicht spricht einiges dafür, das vollständig zusammengebaute Gerät mittels der Tastenkombination "On mit deaktivierter Protection" in Betrieb zu nehmen. Ich nutze dafür eine Steckdose mit Schalter um ggf. schnell eingreifen zu können.
CarlM.
Inventar
#11 erstellt: 29. Aug 2024, 17:53

airbeat (Beitrag #9) schrieb:
Was mir allerdings aufgefallen ist: Ich habe an CN701 zwischen den Audio-Kanälen jeweils einen Widerstand von 5,5k. Und nicht nur die 5 zu einander, sondern auch zu den beiden Kanälen an CN702.


Ich habe das überprüft. Ich habe hier noch eine sehr ähnliche teildefekte Platine aus einem Marantz/Denon mit denselben Darlingtons.
Das Bild zeigt die Messung an den benachbarten funktionierenden Kanälen SBL/SBR.

IMG_0001_(1600_x_1200)


[Beitrag von CarlM. am 29. Aug 2024, 17:55 bearbeitet]
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#12 erstellt: 29. Aug 2024, 18:04
Hmm schade. Ich hatte gehofft ich bin da was auf der Spur.
Ich kann jetzt leider aktuell nichts daran machen, da der Receiver bei mir auf der Arbeit steht auf Grund von besseren Messmitteln und Trenntrafo. Daher komme ich morgen erst in einer Ruhigen Minute dazu.

Jetzt aber mal angenommen ich baue ihn morgen wieder zusammen, deaktiviere die Protection und nichts passiert. Also kein Rauch, keine Lichtshow. Was dann? Ich kann doch schlecht die Protection deaktiviert lassen bzw. jedes mal wenn ich ihn verwenden will deaktivieren.
Oder hoffst du dass etwas passiert und durch den audiovisuellen Hinweis klar gezeigt wird was kaputt ist?
CarlM.
Inventar
#13 erstellt: 29. Aug 2024, 18:23
Ich habe mich nochmals mit den Messwerten aus #5 beschäftigt. Da alle Messwerte an den diversen Testpunkten negativ sind, muss es ja eine Begründung geben. DC-Offset und ASO liegen ja in der Endstufe direkt nebeneinander, die Termal_X-Punkte aber nicht. Irgendetwas muss das Potential verschieben.

Von einem Testlauf ohne Protection würde ich mir nicht ein funktionierendes Gerät versprechen. Die Intention wäre es, dann erweiterte Messoptionen und ggf. neue Infos aus dem Fehlerspeicher zu bekommen.

Ich habe in solchen Fällen die ausgebaute Endstufe auch schon an mein regelbares Labornetzgerät (+50 - 0 - -50 VDC, 5A) gehängt. Die Eingänge schließe ich dann kurz. Das ist dann alles ein wenig mühsam aber fast immer erfolgreich - zumindest aufschlussreich.
Da sieht man z.B. bereits bei 10 bis 20V, ob etwas aus dem Ruder läuft. Man kann dann auch die Zenerdioden und die Transsistoren zuverlässig prüfen.
CarlM.
Inventar
#14 erstellt: 31. Aug 2024, 11:58
Zwei Punkte sind mir noch eingefallen:

1. Wenn Thermal_D als Fehler angezeigt wird. Sollte man auch den zugehörigen PTC (R2396 85°C 470Ohm) prüfen. Der sitzt auf einer kleinen Platine.
siehe Seite 149. Du kannst im PDF-Reader auch z.B. R2396 in die Suchfunktion eingeben (stets nur kleine Buchstaben!).

2. Ich habe nochmals revù passieren lassen, was bei den von mir in der Vergangenheit gefundenen Defekten eine Rolle gespielt hat.
Wenn die Darlington nicht betroffen waren, lag der Defekt häufig bei einem der Widerstände in der Differenzverstärkung. In der Folge kann es passieren, dass der Ruhestrom maximal wird. Das Fehlerbild ist dann ähnlich dem eines durchlegierten Darlingtons.
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#15 erstellt: 31. Aug 2024, 18:22
Also in erster Linie möchte ich mich mal bedanken für die Mühe die du dir hier gibst. Weiß ich echt zu schätzen.
Als nächstes sorry, dass meine Antworten auf sich warten lassen. Hab gestern unschöne Nachrichten bekommen familiärer Natur.

Der Receiver steht noch auf meiner Arbeit, weshalb ich übers Wochenende nichts machen kann. Abgesehen von nem rudimentären Multimeter hab ich bisher sowieso kein richtiges Messequipment zuhause.

Dein Vorschlag den Verstärker mit Gleichspannung aus zwei Netzteilen zu betreiben werd ich eventuell nächste Woche angehen. Nur +/- 50V werd ich wohl nicht hin bekommen. Wenns gut läuft bis zu +/- 30V. Aber wie du gesagt hast, vielleicht sieht man ja dann schon was.
Hab ich dich richtig verstanden, dass du die Eingänge der Verstärkerstufen mit AGND kurz schließt damit das Eingangssignal fix auf 0V liegt? Also quasi an CN461 Pin 1 und 2 Kurzschließen. Und das bei allen Kanälen?
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe wollte ich dich jetzt noch fragen wie du das machst. Krokodilklemmen? Hirschmannklemmen? Hast du dir ein passendes Gegenstück gebastelt?

Was die PTC's angeht: Ich war am Freitag tatsächlich noch geistesgegenwärtig genug um die mal durchzumessen. Sollen ja 470R bei 25C haben. Ich hab 480 gemessen. Klar die liegen parallel und sind eingebaut, hat aber jetzt auf mich keinen schlechten Eindruck gemacht. Ich hab auch noch an dem Stecker die Spannung gemessen, und auch an T11 und T17. Beide lagen bei 10mV.

Daraufhin hab ich den Receiver mal nochmal angeschaltet und mir die Protection History angeschaut und dieses Mal stand THERMAL B drin (Endstufe nicht eingebaut). Ich bin mir jetzt echt nicht mehr sicher ob wir nur THERMAL D bekommen haben weil ich vergessen habe CN203 aufzustecken.... Ausschließen kann ich es nicht.
Nichts desto trotz hab ich dann mal den Operation Info Modus aktiviert und folgendes notiert:
Betriebszeit: 275h
Power On Count: 723x
Protection Count DC: 199x
Protection Count ASO: 0x (!)
Protection Count THER_A: 51x
Protection Count THER_B: 51x
Protection Count THER_C: 66x
Protection Count THER_D: 66x

Ich gehe fast davon aus, dass die Thermal Fehler einfach durchs ausprobieren entstanden sind mit ein- und ausgebauten Modulen. Nachdem A/B und C/D jeweils die gleiche Menge haben. Da ich jetzt natürlich mir die Zahlen nicht angeschaut habe als ich den Receiver gekauft habe werde ich viele der DC Fehler auch selbst zu verantworten haben. Ebenso die Power On Menge.

Mit den Ergebnissen war ich dann auch noch so mutig und habe den Protection Modus deaktiviert und den Receiver mal gestartet. Endstufe natürlich ausgebaut! Und er lief so weit ich das beurteilen kann. Ohne dass irgendwas gerochen hat oder der Strom am Trenntrafo auffällig hoch ging.

Ich werde dann am Montag, wie du Vorgeschlagen hast, die Endstufe mal mit Netzteilen betreiben und sehen was passiert.
Bis dahin mal ein schönes Wochenende!


[Beitrag von airbeat am 31. Aug 2024, 18:26 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#16 erstellt: 31. Aug 2024, 19:59
Ja, das ist alles sehr aufschlussreich. Die vielen DC-Offset-Einträge sprechen ebenfalls für einen Endstufen-Defekt.

benutze die Methode mit den symmetrischen Netzteilen immer, wenn die Endstufen-Platine nicht wirklich zugänglich ist - insbesondere, wenn die Lötseite direkt am Kühlkörper liegt. Es gibt allerdings Geräte, bei denen man damit Probleme bekommt. Dies ist dann der Fall, wenn sich Bereiche der Ruhestrom-Regelung (z.B. Temp.-Kompensation) nicht auf derselben Platine befinden.
Im konkreten Fall kann man aus meiner Sicht auf das Kurzschließen der Eingänge verzichten. Hier hat jeder Kanal einen Koppelelko am Eingang, der auch auf der Platine verortet ist. Es würde also auch keinen wirklichen Sinn machen.

Ich besitze leider keine "2 in 1"-Netzteil, sondern zwei Netzgeräte, die aber eine Schaltung Minus ------ Plus-Minus -----Plus erlauben.
Für den Anschluss an die Platine muss man sich dann sichere Orte wählen, die auch beim Bewegen der Platine stabil bleiben - notfalls löte ich drei Litzen an die Platine.

Das Wichtigste: Ich verändere die Spannung sehr langsam parallel in 5V-Schritten und beobachte dabei die Ampèremeter der Netzgeräte.
Das mache ich zunächst bis ca. +20 --- 0 --- -20 VDC erreicht sind. Dann gucke ich, ob ich an den Halbleitern sinnvolle Werte messen kann - also ob an Dioden und zwischen B-E der Transistoren 0,6 VDC (Darlington 1,1 bis 1,2 VDC) als Differenz messbar sind. Wenn man bei +/- 20V zu Ergebnissen kommt, muss man auch nicht das Risiko höherer Spannungen eingehen. Es war bisher selten, dass ich über 35 bis 40 V hinausgehen musste.
Bei den Messungen beginne ich stets mit den Ausgängen - also zwischen den beiden Emitterwidertänden - wo ja ansonsten auch DC-Offset zu messen wäre.

COM vom Multimeter ist stets an der "Brücke" Plus-Minus (= GND) der beiden Netzgeräte angeschlossen.

Ich weiss nicht, ob Johannes mitliest. Die Schaltpläne haben ja keine Spannungsangaben. Johannes hat ja so manchen Schaltplan überarbeitet ...


[Beitrag von CarlM. am 31. Aug 2024, 20:04 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#17 erstellt: 01. Sep 2024, 22:30
So, bin jetzt auch am mitlesen :-)
Muss erst aufholen leider. kann aus den ersten Posts erkennen, warum der Verdacht auf Spannungsregler lag.
Sind wirklich alle Spannungen, welche ein Endstufenkanal braucht, auch alle überprüft?
Das wäre mal ein erstes Stochern im Trüben meinerseits. Habe wie gesagt noch nicht alles gelesen.

- Johannes
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#18 erstellt: 02. Sep 2024, 20:30
Hallo Johannes, schön noch jemand mit an Bord zu haben :-)

Ich hab einige Messergebnisse die ich mit euch Teilen kann. Ich hab Seite 155 aus dem Service Manual raus gezogen und in die einzelne Seite die gemessenen Werte eingetragen.
Mess-Ergebnisse (Sorry wegen dem Format. Aus irgendeinem Grund wird die Drehung nicht gespeichert. Ihr werdet eventuell die PDF runterladen müssen zum besseren Lesen)
Zu Beachten ist hier, dass die schwarzen Werte mit offenen Eingängen gemessen wurden und die roten gebrückt mit AGND. Aber dazu gleich mehr.

Versuchsaufbau: Zwei Netzteile jeweils 10VDC, Strom begrenzt auf 0,5A. +U angeschlossen an CN701 Pin6/7, GND angeschlossen an CN703 Pin1/2 und -Ub an CN701 Pin 8/9.
Der Strom hat jeweils +/-65mA während der gesamten Messzeit nicht überschritten, was mich doch positiv gestimmt hat und ich ruhigen Gewissens meine Messungen machen konnte. Genau die Werte dokumentiert habe ich nur am FL Kanal.

Carl, nachdem du meintest ich bräuchte die Eingänge nicht kurzuschließen hab ich den Schritt übersprungen und bin zu den Werten in Schwarz gekommen.

Aufgefallen ist direkt, dass ALLE Ausgangssignale und AGND bei -5,5V lagen. Ausgenommen die Kanäle SBL und SBR, die lagen nur bei -5V.
Wie ihr sehen könnt hab ich irgendwann aufgehört Messwerte aufzunehmen, weil ich mir dachte, dass das so nicht stimmen kann.
Also hab ich AGND und FL gebrückt und mit GND der Netzteile verbunden. Und siehe da: Alle Kanäle hatten plötzlich nur noch -0,12V Spannung anliegen, womit ich mich auch besser gefühlt habe. Wie oben erwähnt hat sich, durch den Schritt das Eigangssignal auf GND zu ziehen, der Strom den die Schaltung zieht nicht verändert.
Ich habe natürlich nicht alle Werte bei allen Kanälen verglichen, aber zumindest die Spannungen der Darlington Transistoren und die des Offset Transistors (IC7125) mit den anderen Kanälen verglichen. Die lagen alle bei einander, sodass ich keinen Ausreißer habe feststellen können.
Was mir außerdem aufgefallen ist, dass die Ausgangsspannungen der SBL und SBR Kanäle glatt bei 0V lagen. Diese bekommen ja die Versorgungsspannung von CN702 und nicht wie der Rest von CN701.

Die Messwerte an CN704 sahen wie folgt aus:
Pin 1 DCDET4 = -0,06V
Pin 2 DCDET3 = -0,127V
Pin 3 ASODET = 0V
Pin 4 THERMALDETA = 0,282V
Pin 5 THERMALDETB = 0,282V

Die letzten drei Transistoren sind als SMD auf der Lötseite, weshalb ich keine Messergebnisse für diese habe. Aber da die Ströme stabil bei 65mA lagen habe ich für mich den Eindruck als wäre die Endstufe in Ordnung. Zumindest gibt es keine Kurzschlüsse.

Ich habe jetzt nicht weiter die Eingangsspannungen erhöht weil ich dachte, dass die Ergebnisse an sich schon gut sind. Rückblickend vielleicht ein Fehler aber ich Stand heute etwas unter Zeitdruck. Das werd ich morgen noch probieren und dann eventuell aus einem Signalgenerator ein Eingangssignal einspeisen und schauen was passiert.

Ich bin nun etwas an mir selbst Zweifeln, ob ich beim letzten Versuch mit eingebauter Endstufe auch den CN703 aufgesteckt hatte oder nicht. Das würde vieles erklären, denke ich. Nur eben nicht wo der gesamte Fehler her kommt. Das wäre nämlich noch etwas das ich morgen angehen würde. Es sei denn euch fällt noch etwas auf.

Um deine Frage zu beantworten Johannes, gibt es denn mehr Spannungen als die +/- HIGHB an CN701? Ja, an den beiden habe ich jeweils eine Spannung von +/-50V DC gemessen. Oder zumindest was um den Dreh. Genau weiß ich es jetzt leider nicht mehr.
Poetry2me
Inventar
#19 erstellt: 03. Sep 2024, 00:27
Denon AVR-X4000:
Hier mal mein nachbearbeiteter Schaltplan des FR Kanals mit farblich markierten Schaltungsstufen und berechneten Spannungen eingezeichnet.

Denon AVR-X4000 schematic detail FL FR power amp stages marked


Ich bin von +/- 50V Railspannung ausgegangen, weil Du das im ersten Post erwähnt hast.

Weitere Analysen dann später die Woche.

- Johannes
CarlM.
Inventar
#20 erstellt: 03. Sep 2024, 01:18
@Johannes
Prima! Ich habe eine Simulation mit LTSpice erstellt, finde aber keine passenden Modelle für die Darlingtons. Die haben immerhin hFE >5000 (typ. 10.000) bei 150V 10A.

@airbeat
Ich dachte eigentlich, dass Du versuchst, die Spannungen in der Schaltung hinsichtlich ihrer Plausibilität zu prüfen.
Mit den Berechnungen von Johannes gäbe es ja nun auch konkrete Vergleichswerte.
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#21 erstellt: 03. Sep 2024, 12:41
Sorry, lost in Translation. Dachte nur die einzelnen Werte würden euch interessieren bzw. Aufschluss geben auf etwas.

Ich habe Zwischenzeitlich die Spannung auf +/- 20V erhöht. Der Ruhestrom liegt jetzt bei ca. +/-160mA.
Zu meiner Überraschung ist dadurch die Emitterspannung an den Darlingtons sogar näher an 0V gerückt und liegt jetzt bei 40mV.
Die Differenzspannung am Testpunkt CN715 liegt jetzt bei 6mV (46mV und 40mV).
Ansonsten decken sich die gemessenen Spannungen weitestgehend mit den Werten die Johannes in den Schaltplan eingetragen hat. Im Bezug natürlich auf die 20V Betriebsspannungen.
Zum Beispiel hab ich an Q7118 an der Basis 18,71V gemessen. Also -1,3V zu der positiven Betriebsspannung, wo Johannes quasi -1,4V eingetragen hat. Und so zieht sich das ganze durch die ganze Schaltung. Basisspannungen der Darlingtons liegen bei +1,12V und -1,19V.

Ich hab nun unseren Signalgenerator genommen, einen 1kHz Sinus mit einer Amplitude von 1,4V an die Eingänge angelegt und das Ausgangssignal mit dem Oszi aufgenommen. Was soll ich sagen, jeder Kanal hat den Sinus sauber verstärkt. Gelb ist Eingangssignal, Grün Ausgangssignal. Manche der Eingangssignale sind nicht ganz sauber, hier nehme ich aber an, dass der Anschluss nicht ganz sauber war weil ich mit Krokodilklemmen mich mehr schlecht als Recht an den Pins der Steckverbinder verbissen habe.
Ergebnisse könnt ihr euch hier anschauen: Messergebnisse Oszi

Tastkopf hat die 10x Teilung drin, weshalb die Amplitude nur mit 3,9V im Oszi steht. Mal 10 ergibt also 39V Spitze-Spitze.
Mehr als +/-30V stehen mir jetzt nicht zur Verfügung, würde nach diesen Messungen einen Fehler an der Endstufe aber ausschließen. Zumindest wäre mein nächster Schritt die Endstufe wieder einzubauen und zu schauen was jetzt passiert.
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#22 erstellt: 03. Sep 2024, 14:14
Nachtrag:

Ich war neugierig und hab doch mal mit +/-30V die Endstufe betrieben. Hat weiterhin gut funktioniert. Ruhestrom bei +/-236mA. Die Spannungen haben sich noch weiter den Werten von Johannes angenähert.
Emitterspannung des NPN Darlington: +10mV
Emitterspannung des PNP Darlington: -6mV

Spannungen an CN715:
Pin 1 +9mV
Pin 3 +2mV

Q7118 Basisspannung +28,6V

Ich gehe ja fast davon aus, dass euch das jetzt weniger Überrascht als mich, wollte es aber dennoch mitteilen.

Was mir nur aufgefallen ist, sind die Spannungen an CN704. Speziell 4 und 5.
Pin 1 DCDET4 = 0V
Pin 2 DCDET3 = 0V
Pin 3 ASODET = 0V
Pin 4 THERMALDETA = 0,864V
Pin 5 THERMALDETB = 0,865V

Wenn die Endstufe dann am Trafo im Receiver hängt, liegt ja fast die doppelte Spannung an. Wenn die Thermal-Werte so weiter steigen, könnten die für das Abschalten verantwortlich sein?


[Beitrag von airbeat am 03. Sep 2024, 14:15 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#23 erstellt: 03. Sep 2024, 14:55
Da warst Du ja fleissig!

Die Werte sind wirklich gut. Hast Du das Labornetzgerät auch an die separaten beiden Kanäle angeschlossen? Vielleicht liegt dort der Hund begraben?
An Probleme mit Temp (Thermal_X) glaube ich nicht recht. Solche Probleme können doch nicht auftreten, wenn das Gerät ausgeschaltet und somit noch völlig kalt war.
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#24 erstellt: 03. Sep 2024, 15:02
Ja hab ich.
Dadurch, dass ich mir die Verstärkung auf dem Oszi anschauen wollte, musste ich die ja entsprechend anschließen.
Ist mir allerdings ein Rätsel weshalb die beiden Kanäle über einen extra Stecker mit Spannung versorgt werden, obwohl die Potentiale am Ende die gleichen sind wie für die ersten 5 Kanäle.
CarlM.
Inventar
#25 erstellt: 03. Sep 2024, 15:09

airbeat (Beitrag #24) schrieb:
Ist mir allerdings ein Rätsel weshalb die beiden Kanäle über einen extra Stecker mit Spannung versorgt werden, obwohl die Potentiale am Ende die gleichen sind wie für die ersten 5 Kanäle. :?


Vielleicht hatte man vor, die ungenutzten Kanäle (stromsparend) abschalten zu können. Gegenüber älteren AVR findet man heute immer Netzteilbereiche, die schaltbare Spannungsregler aufweisen. Für die Fehlersuche ist das manchmal ein Graus, weil man nie weiß, ob da wirklich eine Spannung fehlt oder ob die Logik sie abgeschaltet hat.

Eine andere Erklärung:
Dieselben Endstufen-Module werden häufig auch in anderen Modellreihen (von Onkyo, Denon, Marantz, Pioneer) eingesetzt.
Poetry2me
Inventar
#26 erstellt: 03. Sep 2024, 22:45
@airbeat: Ich würde ähnliche Schlussfolgerungen ziehen wie Du.
Wie es scheint funktionieren die Endstufen an dem externen Netzteil.

Und ja: Meine berechneten Spannung sind natürlich an manchen Stellen ungenau, weil Basis-Emitter-Strecken der Transistors selten exakt 0,6V haben (war meine rechnerische Annahme), sondern halt 0,55V oder Ähnliches. Dann sind es z.B. mal 1,1V statt 1,2V rund um die Mitte.

Der Offset am Ausgang war rechnerisch 0mV, was in Realität selten der Fall ist. also sind die Spannungen am Ausgang alle relativ zum Offset-belasteten Ausgang zu messen, wobei Offset bis 50mV gerade noch normal sind und <10mV schon als gut gelten. Driften des Offset durch normale Erwärmung sollte ebenfalls nicht über 50mV bei ca. 15min Beobachtungszeitraum.

Bin mal gespannt, wo dann am Ende die Fehlersituation herkommt.
Ich habe im Block Diagramm gesehen, dass die Sekundärwicklung des Trafos umschaltbare Spannungen hat, also AC noch vor dem Gleichrichter.
Wenn dieser Umschalter Kontaktprobleme hätte...

- Johannes
CarlM.
Inventar
#27 erstellt: 03. Sep 2024, 23:08

Poetry2me (Beitrag #26) schrieb:
Und ja: Meine berechneten Spannung sind natürlich an manchen Stellen ungenau, weil Basis-Emitter-Strecken der Transistors selten exakt 0,6V haben (war meine rechnerische Annahme), sondern halt 0,55V oder Ähnliches. Dann sind es z.B. mal 1,1V statt 1,2V rund um die Mitte.


Meine Simulation mit LTSpice ist inzwischen fertig und errechnet sehr ähnliche Werte. Natürlich ist auch so eine Simulation nicht "der heilige Gral" - zumal nicht für alle Transistoren spezifische Modelle vorliegen. Beim Ruhestrom-Transistor musste ich z.B. einen Darlington nehmen, weil es keinen "normalen" Transistor mit hFE> 500 und 2A gibt.

Beim Arbeiten mit LTSpice ist mir aufgefallen, dass der Ruhestromtransistor nur 40V verträgt. Ich habe mal seinen Defekt simuliert ... dann kann man die gesamte Endstufe neu aufbauen ...

Denon_X4000_LTSpice

p.s.
@Johannes
Danke für Deine Grafik inkl. Berechnungen.
Poetry2me
Inventar
#28 erstellt: 04. Sep 2024, 01:00
Toll so eine LTSpice Simulation. Ich wünschte ich könnte das so wie Du.

Dass der Ruhestromtransistor nur 40V Collector-Emitter-Breakdown Voltage hat ist nicht schlimm, da er als schwimmende Konstantspannungsquelle (Vbe Multiplier) immer nur ca. 2,5V aushalten muss. Ich nehme an dieser Position z.B. auch bei sehr hohen Railspannungen gerne mal einen BD139, der max. 80V kann. Interessanterweise scheinen in anderen Amps an dieser Position niedrigere hFE Werte stabiler zu funktionieren. Der KTC3964 im Denon Receiver hat aber mit hFE>=500 eindeutig einen sehr hohen hFE. Naja egal. Ich denke das ist hier nicht wichtig.
Du hast übrigens in der Simulation einen Darlington als Ruhestromtransistor drin, das entspricht glaube ich nicht der Originalschaltung.

Bin selber überrascht, dass die berechneten und die simulierten Werte so gut matchen.

- Johannes
CarlM.
Inventar
#29 erstellt: 04. Sep 2024, 11:38

Poetry2me (Beitrag #28) schrieb:
Du hast übrigens in der Simulation einen Darlington als Ruhestromtransistor drin, das entspricht glaube ich nicht der Originalschaltung.


Danke für Deine Infos. Dass ich den Ruhestromtransistor in der Simulation als Darlington eingesetzt habe, hatte ich oben erläutert:
Ich habe kein Modell für einen "normalen" BJT mit hFE ca. 1.000 und Ic 2A gefunden. Entsprechend habe ich den Trimmer auch etwas modifizieren müssen.

p.s.
In den Pioneers (z.B. A676) findet man auch Ruhestrom-Transistoren mit sehr hohen hFE-Werten. Ich denke, dass bei diesen Transistoren die Eignung zur Temperaturkompensation besser ist. Beim Pioneer ist der Transistor auch fest mit dem KK verschraubt.


[Beitrag von CarlM. am 04. Sep 2024, 11:43 bearbeitet]
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#30 erstellt: 04. Sep 2024, 14:09
So, um die Verwirrung komplett zu machen funktioniert das Gerät plötzlich.



Glaubt mir, ich freu mich, würde mich aber besser fühlen wenn ich nen geplatzen Elko oder durchgebrannten Transistor gefunden hätte. Aber nun gut. Ich kann mir nur folgendes Erklären:

Nachdem der Verkäufer den Fehler an den Spannungsreglern angegeben hat, hab ich die Digital Unit auseinander gebaut. Das heißt das Input Board (S 123) und das Video Board (S 124) hatte ich ausgebaut. Das hatte natürlich zur Folge, dass ich CN461 nicht auf die Endstufe aufstecken konnte, weshalb wohl die Endstufe verrückt gespielt hat. Ich habe also die ganze Zeit nur mit verbautem Frontmodul, Endstufe und lose verkabeltem Digital Board (S 121) gearbeitet.
Ich hatte anfangs ja erwähnt, dass mir die beiden Sicherungen aufgefallen sind, nur kann es durchaus sein, dass ich den Receiver komplett verbaut mit getauschten Sicherungen nicht geprüft habe. Weshalb ich euch beiden Kirre gemacht habe mit Pseudo-Fehlern die selbst verursacht waren.
Das Einzige was nun noch als Frage offen bleibt ist die Frage weshalb die Sicherungen überhaupt durchgebrannt sind.

Letztendlich waren anscheinend die beiden Sicherungen die einzigen Fehler-Teile.

Mir ist zwar noch aufgefallen, dass drei Schrauben am Kühlkörper der Endstufe gefehlt haben, weshalb ich davon ausgehe, dass ich nicht der erste bin der sich an dem Receiver versucht. Vielleicht hat die Person auch einfach vergessen was anzuschließen. Ich weiß es nicht. Wohlmöglich alles nur eine Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle.

Habt ihr noch einen Tipp für mich wias ich noch überprüfen könnte oder ist jetzt die einzige Option zusammenbauen und belasten um zu sehen ob alles Funktioniert?

Nichtsdestotrotz ein dickes Danke für eure beiden Mühen. Ich weiß es echt zu schätzen.
Poetry2me
Inventar
#31 erstellt: 04. Sep 2024, 14:15
Gerade wegen der durchgebrannten Sicherungen würde ich auf ein Problem mit dem Umschalter für die Trafo-Sekundärspannungen tippen.
Wenn man so einen Umschalter im eingeschalteten Zustand betätigt, dann fließen wahrscheinlich enorme Ausgleichsströme. Die können auch mal Sicherungen durchbrennen. Falls der Schalter Kontaktprobleme hat und "wackelt" wäre das ebenfalls ein Grund.

Sonst fällt mir da spontan auch nichts ein.

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 04. Sep 2024, 14:18 bearbeitet]
airbeat
Schaut ab und zu mal vorbei
#32 erstellt: 04. Sep 2024, 14:53
Beziehst du dich auf S119?
Denn den einzigen Umschalter den ich jetzt erkennen kann ist das Relais, das den Haupttrafo zuschaltet. Oder verstehe ich dich hier falsch?

Ich würde den Stromlaufplan jetzt so interpretieren, dass es nur den Haupttrafo gibt mit seiner Hauptwicklung und 6 Sekundärwicklungen gibt. S3 war ja in meinem Fall betroffen. Sind Träge 2A Sicherungen bis 250V (F9331 und F9332). Die Spannungsregler dahinter funktionieren ja und können maximal 1A jeweils abgeben. Also wäre das einzige ja, dass die beiden 3000µF Elkos im Einschaltmoment zu viel Strom gezogen haben.
Könnte eine Spannungsspitze vom Netz her das Verursacht haben?
CarlM.
Inventar
#33 erstellt: 04. Sep 2024, 15:14
Ich würde jetzt nichts weiter unternehmen. Die Sicherungen gehör(t)en ja zum Video-Bereich und können überhaupt keine Protection auslösen.
Desweiteren weißt Du nicht, was der Vorbesitzer mit dem Gerät "angestellt" hat.
Im Übrigen haben wir es häufiger im Forum gehabt, dass allein das Auseinanderbauen und Wiederzusammensetzen den Fehler beseitigt hat, ohne zu wissen woran es gelegen hat.

Also benutzen und Spaß daran haben. Und falls ein Fehler auftreten auftreten sollte, weißt Du nun, was zu tun ist: Protection History auslesen ...



[Beitrag von CarlM. am 04. Sep 2024, 15:15 bearbeitet]
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