Kenwood KA 3020 bleibt still oder rauscht nur

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Fert
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 19. Mai 2019, 17:07
Moin,
als letztes HiFi-Gerät in diesem Haushalt bereitet mir nun noch ein Kenwood KA 302 Probleme.

Das Gerät stand 15 Jahre still in der (ungeheizten) Werkstatt in einem Schrank. Letztes Jahr habe ich ihn einmal eingeschaltet und 'ne Stunde benutzt. Lief (anscheinend) gut.

Nun wollte ich ihn ins Haus holen, schließe ihn an und höre nur noch: Nichts. Bzw: ein recht früh anfangendes Rauschen, wenn ich den Volume-Regler hochdrehe. Ich würde sagen, vom Pegel her klar oberhalb eines normalen Grundrauschens. Beide Kanäle.

Wildes Drehen, Schalten und Kurbeln an allen Bedienelementen zwecks Lösung alten Schmodders hilft nicht. Im Innern zeigt sich ein überraschend gutes Bild: Recht sauber, Kondensatoren machen einen guten Eindruck, Ruhestrom brauchte nur einen kleinen Abgleich. Das Relais macht Klick (was nichts heißen will).

Das Phänomen tritt auf unabhängig von der Quellenwahl. Ein und aus schaltet sich das Rauschen allein bei Druck auf die Taste "Direct" (Musik kommt weiterhin nicht durch). Für mich lässt das auf "irgendwas mit der Vorstufe" schließen.

Könnt ihr mir zwei, drei Vermutungen bzw. Anregungen für das weitere Vorgehen aus der Hüfte schießen?


[Beitrag von Fert am 19. Mai 2019, 17:27 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 19. Mai 2019, 18:02
Wenn es aus den Lautsprechern in Abhängigkeit von der Direct-Taste rauscht, sollte das Relais okay sein. Trotzdem kannst Du bei diesem Modell mit den Kopfhörern testen, weil die KH ein eigenes Relais haben und der Signalweg vor dem Relais der LS abzweigt.

Wenn der Effekt auf beiden Kanälen gleich ist, müsste man die Spannungsversorgung prüfen oder Bauteile die auf beide Kanäle gleichermaßen wirken. Ein heißer Kandidat wäre für mich das IC 1, ein Operationsverstärker.

Was kann man machen?
1. Die Versorgungsspannungen messen.
2. Am Platinenstecker CN1 lassen sich die Versorgungsspannungen -B und B+ an den Pins 6 und 7 jeweils gegen Pin 8 (GND) messen.
3. Ebenfalls an diesem Platinenstecker lassen sich die Signale der beiden Kanäle abgreifen: Pins 2 und 4 jeweils gegen 3 (GND)
Dazu würde man ein Signal einspeisen und normalerweise mit einem Oszi verfolgen. Hat man nur ein Multimeter, sollte man in einem sehr empfindlichen Bereich V AC messen. Wer hat, kann auch einen Signalverfolger nutzen.
Wenn dieser Test okay ist, kann man den Quellenwahlschalter als Ursache ausschließen. Man sollte dann am IC messen.


[Beitrag von CarlM. am 19. Mai 2019, 18:03 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#3 erstellt: 19. Mai 2019, 20:06
Ich hatte mal ein ähnliches Problem mit einen ähnlichen Kenwood, er stand offensichtlich feucht und war voller Sägespäne. Das Teil rauschte nur noch unter Kopfhörer, da kam nichts mehr.
Es waren sämtliche Potis, Wahlschalter, Relais und Schalter vergammelt.

Von diesen Gerät stammt dieses Bild : Die beiden Imputselektoren.

Vergammelter Imputselector von Alps


[Beitrag von Bollze am 19. Mai 2019, 20:10 bearbeitet]
Fert
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 20. Mai 2019, 10:43
Danke für eure Hilfe bei der Spurensuche

Ich habe mir das Gerät nun auf die Elektrowekrbank geholt und noch einmal getestet. Bei diesem neuerlichen Herumräumen hat sich offenbar etwas gelöst, denn nun kommt zumindest auch wieder etwas Quellsignal durch. Bei insgesamt über 15 Jahren in der (Holz-)Werkstattumgebung ist es trotz Schrank kein Wunder, wenn der Dreck so festsitzt, dass mein anfänliches Herumrütteln nichts bewirkt hat. Was mich verblüfft ist, dass die Kiste im Inneren ansonsten sauber aussieht: Kaum Staub, keine Korrosion.

Folgende Symptome am Kopfhörerausgang:
1. Weiterhin starkes rauschen, vornehmlich im rechten Kanal.
2. Links oft still, (jetzt) eindeutiger Wackelkontakt im Quellwahlschalter.
3. Druck auf den Direct-Schalter macht das gesamte Signal spürbar leiser (um ca die Hälfte), jedoch auch erheblich klarer (weniger Rauschen).
4. Lautstärkeverhltnisse L/R sind instabil.

Ich würde mir jetzt erstmal den Quellenwahlschalter ansehen, vermute, dass ich den komplett ersetzen muss und hoffe, dass sich das wirtschaftlich lohnt. Ob man da mit Kontaktspray weiter kommt... naja, schlimmer werden kann es kaum. Notfalls würde ich den Wahlschalter ganz umgehen, es gibt idR eh nur eine Quelle.

Der Verstärker sieht im Inneren sehr aufgeräumt aus und außen nicht weit entfernt von neu - wäre schade drum.
Bollze
Inventar
#5 erstellt: 20. Mai 2019, 14:34
Zeigen die Bass- und Höhenregler noch eine Wirkung auf den Klang, in dem man diesen dreht ? Natürlich im nicht Direktmodus.


[Beitrag von Bollze am 20. Mai 2019, 14:38 bearbeitet]
Fert
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 21. Mai 2019, 11:44

Bollze (Beitrag #5) schrieb:
Zeigen die Bass- und Höhenregler noch eine Wirkung auf den Klang, in dem man diesen dreht ? Natürlich im nicht Direktmodus.


Bevor ich das heute abend prüfe, erlaube mir eine Frage: Kann es sein, dass es diesen Drehschalter von Alps gar nicht mehr gibt, auch nicht in einer annähernden Bauform? Und kostet(e) das Ding ernsthaft so wie hier im Forum stellenweise beschrieben an die hundert Euro?
Fert
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 21. Mai 2019, 18:45
Die Klangregelung funktioniert.

Ich sitze gerade an der Kiste und habe den verwendeten Eingang mit Krokodilklemmen direkt zum Ausgang am Inputselektor-Board gebrückt. Das behebt anscheinend alle Probleme. Beim Messen zeigt der Wahlschalter Inkonsistenzen von wenigen Ohm bis zu voller Unterbrechung. Er ist (erstmal)der Bösewicht.

Sollte ich kein Ersatzteil finden, werde ich den Wahlschalter komplett abklemmen und den Eingang fest mit dem Ausgang verdrahten. Ist ein Bisschen schade, aber viel Geld für das Ersatzteil ist wohl kaum zu rechtfertigen.
Bollze
Inventar
#8 erstellt: 21. Mai 2019, 19:30
Wahlschalter zerlegen und reinigen, ist gängige Vorgehensweise. Um die Kontakte blank zu kommen, arbeite ich mit Kontaktspray und feinsten Schleifpapier und Elsterglanz ( feinste Schleifmittelpaste). Jeder hat da sein Mittelchen, da gibt es hier immer wieder Diskussionen.
Wenn man die Schalter nicht zerlegen will, dann kann man die Teile mit Kontaktreiniger impfen, das Mittel sollte schon was hartes sein, wie Kontakt 60. Nachher spülen. Gerade vergammelte Alpskontakte können mit sehr harten Gammel überzogen sein. Manchmal muss man sie mehrere Tage einweichen.

Mühe macht auch das Auslöten, wenn man nicht eine richtig gute Entlötsation hat.
Bollze


[Beitrag von Bollze am 21. Mai 2019, 19:32 bearbeitet]
Fert
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 22. Mai 2019, 05:11
Danke Bollze,
die Diskussionen um das Zerlegen und die zu verwendenden Mittel habe ich wohl gesehen bei der Suche nach diesem Schalter. Ich bastele durchaus gerne, aber gegen das Auslöten des Tausendfüßlers sehe ich an, denn eine Entlötstation habe ich nicht und mit meiner kleinen Saugpumpe ist mir das ehrlichgesagt auch noch zu fummelig - besonders wenn in den Sternen steht, wieviel Erfolg ich mit der Reinigung des Schalters habe. Und wenn ich den Vorgang in ein paar Jahren wiederholen muss.

Ich schaue mir das heute abend nochmal bei einem Glas Wein an.
Bollze
Inventar
#10 erstellt: 22. Mai 2019, 05:37
Ne Entlötpumpe macht kein Spass hier und wieviel Bleistaub die Pumpen in der Raumluft verteilen ?
Falls du doch so ein Alps zerlegen willst:
Noch ein Tipp,( aus schlechter Erfahrung) die kleinen Reiter, die auf den Kontakten langrutschen sollte man nicht deformieren oder gar versuchen nach zu biegen, einfach so lassen und wie rohe Eier behandeln.
Alles andere ist halt Fleissarbeit.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 22. Mai 2019, 05:41 bearbeitet]
Fert
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 26. Mai 2019, 14:51
Das Ganze wird wohl ein größeres Projekt: Praktisch alle mechanischen Teile sind offenbar so verschmutzt, dass sie das Signal beeinträchtigen. Das schließt den Lautstärkeregler ein. Und den Direct-Schalter, durch den ich mir den Kasper zu erspraren versprochen hatte. Natürlich könnte man den auch brücken, aber es bleibt noch der Lautstärkeregler...
Fert
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 31. Mai 2019, 05:36
Es ist mit den Potis und Schaltern nicht getan und ich könnte eure Hilfe bei der Spurensuche gebrauchen.

Mit nicht-gedrücktem Direct-Schalter gibt es massive Probleme, sobald man das Front-Board (Volume, Klangregelung, Speaker, Quellenwahl etc) berührt. Mal mehr, mal weniger. Mindestens Knistern und Signalabbrüche, bis hin zu extremem Lautstärkeanstieg im linken Kanal mit Verzerrung (Übersteuerung).

Jede kleinste Berührung im gesamten Gerät (selbst am gut verschraubten Kühlkörper) verursacht dann wenigstens ein Knistern, Berührung der Platine (die nur mit zwei Plastiknippeln aufgehängt ist (zumindest, solange die Gerätefront abgechraubt ist) bringt dann Ausfälle und Verzerrungen.

MIt gedrücktem Direct-Schalter passiert das alles nicht. Da gibt es höchstens ein leises - wenn auch sehr ruppiges - Knistern bei Betätigen des Volumereglers.

Das fällt erst jetzt auf, weil ich das Gerät zuvor nicht mit abgeschraubter Front betrieben habe. Die Verzerrung gab es vorher nur manchmal bei Bedienung der Potis.

Es klingt für mich nach einem Schaden in der Klangregelung, denkbar wäre ein Riss in der Platine (aber woher? Das Gerät stand immer am gleichen Fleck ohne Erschütterung).

Von außen kann ich kein defektes Bauteil (wie etwa einen fälligen Kondensator) erkennen. Klar, man könnte auch den Direct-Schalter brücken... aber neugierig bin ich schon.

Ihr habt mehr Erfahrung - vielleicht ist das ja ein gängiges Fehlermuster.


[Beitrag von Fert am 31. Mai 2019, 14:11 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#13 erstellt: 31. Mai 2019, 12:02
Ich nehme mal, dass nun alle Schalter und Potis in Ordnung sind. Auch der Directschalter selbst ? So dass man diese auschliessen kann.
Neben einen Haarriss sind auch mangelhafte Lötstellen vorstellbar. Manche fehlerhafte Lötstelle ist kaum mit den Auge zu erkennen , dann hilft nur komplett nachlöten. Dies ist dann Fleissarbeit und aufpassen muss man höllisch, das man dabei keinen Kurzschluss reinlötet, wenn da mit den Lötkolben hunderte Lötstellen nachlötet, so dass man Nachts davon träumt.
Nun weiss ich nicht, wie hier die Frontplatine mit Hauptplatine verbunden ist, sie kann angesteckt sein, auch da kann es Kontaktprobleme geben, in diesen Bereich würde ich auf jedenfall mal nachlöten.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 31. Mai 2019, 15:31 bearbeitet]
Fert
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 02. Jun 2019, 17:08
Bei noch genauerem Hinsehen zeigte sich tatsächlich ein Haarriss in der Klangregelung über vier Leiterbahnen. Das konnte ich überbrücken und nun läuft die Kiste endlich wieder einwandfrei. Bei der Gelegenheit habe ich noch das Lautstärkepoti zerlegt und gereinigt. Sehr ... ergiebig.

Weiß der Geier, wie der Riss entstanden ist oder wann - es ist allerdigs auch ein wirklich dünnes Board.
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