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Ist Gewalt an Kindern noch Erziehung?

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Beitrag
pinoccio
Hat sich gelöscht
#551 erstellt: 02. Jun 2013, 08:19

kinodehemm (Beitrag #545) schrieb:


Um dies zu konkretisieren: Bei mir hat es seinerzeit (64 geboren) nahezu ohne körperliche Leitlinien geklappt- auf meinem Bruder(66er) wurden mehrere Besteckschubladen voll Kochlöffel geschreddert..
Eltern und Erziehungziele waren die gleichen, heute noch haben sowohl er als auch ich das bestmögliche Verhältnis zu unseren Eltern..



Auch hier verbleibt - wie so oft im Thread - nur zu fragen, wie das Verhältnis denn noch besser wäre, wenn es keine Prügel gegeben hätte. Eine Frage die man sicher schwerlich beantworten kann, dann aber doch berechtigt ist, wenn man den Themenkomplex nur durch seine eigenen Kindheitserfahrungen (bei 64er also vor 40 Jahren!) beackern möchte, Prügel legitimieren möchte und das eigene Verhältnis sogar noch als "bestmöglich" bezeichnet. Woher will man denn wissen, was "bestmöglich" ist, wenn man Erziehung ohne Prügel gar nicht kennt?

Frage mal deinen Bruder, wie und ob er sich an die Momente der Prügel erinnern kann. Ich wette auch hier, er (und vlt. sogar du, wenn du dabei warst) kann sich noch sehr gut an Details erinnern. Das ist z.B. ein Zeichen, wie sich sowas ins Hirn brennt. Wenn es sich einbrennt, dann verändert es für immer etwas am Kind-Eltern-Verhältnis.


(btw: der Standardsatz von mutti, wenn wir uns heute mal wieder über ihre 'unmenschlichen' Erziehungsmethoden beschweren: 'Schade um jede, die vorbei ging '
Also auch nix mit später Reue..


Ich nehme an deine Mutter wurde in den 30iger Jahren geboren. Es wundert mich nicht, wenn keine Reue (wenngleich ist es nicht als Reue sondern nur als [Selbst]Reflektion der damaligen Zeit und des damaligen Verständnisses von Prügel) gezeigt wird, es wundert mich nur, weil du das hier als "Lobeshymne" für Prügel einbringst. Aber schön zu lesen, wenn ihr eure damaligen angedachten Erziehungsmethoden mit fast 47 und 49Jahren irgendwie noch immer reflektiert.

Wenn man Erziehung durch Prügel auch noch als Betroffener als etwas Sinnvolles verteidigt, das erinnert mich dann irgendwie ans Stockholm-Syndrom und den damit beschrieben "Wahrnehmungsverzerrungen".


Und wenn dein Thorben-Melvin halt - ich sachma- kognitiv nicht wirklich das Pulver erfunden hat, dann ist ein Tritt vor den Arsch einfach schneller und ebenso nachhaltig wie ein nahezu nutzloser Kommentar über allgemein gültige Verhaltensnormen..


Ich nehme an, du meinst mit dem plakativen Beispiel "Thorben-Melvin", die antiautoritären Erziehungsmethoden oder Dinge, die damit zusammenhängen. Wahrscheinlich hat man - wie so oft im Thread - irgendwo ein Kind gesehen, welches sich im Supermarkt oder in der Bahn nicht nach seinen eigenen Vorstellungen von Regeln, Höflichkeit usw. verhalten hat. Solche extrem kurze Momente oder Ausschnitte hindern natürlich manche Leute nicht daran, um sich über das betreffende Kind, dessen Eltern, deren Erziehungsmethoden, dann freilich auch über heutige Erziehungsmethoden und heutige Kinder/Jugendliche generell ein Urteil zu bilden. Witzigerweise könnte man bei diesen strunzblöden Kind-hat-sich-irgendwo-nicht-nach-meinen-Vorstellungen-verhalten-Beispielen genauso gut behaupten, dass es ja Prügelkinder sind, die einem so unangenehm auffallen.

Also dann das Beispiel "Thorben-Melvin" - wie so oft im Thread - auch nur als unzulässiger Extremierungsvergleich eingebracht. Als müsse man "Erziehung ohne Prügel" oder "Prügelverbot seit 2000" so verstehen, dass Kinder keine Grenzen und Werte kennen lernen würden, wenn sie nicht abundzu geprügelt werden/wurden.

Da du lt. dir ja nahezu ohne Prügel (was heißt "nahezu ohne" genau?) erzogen wurdest, die Frage an dich, mit was und wodurch du die Grenzen und Werte kennengelernt hattest? Durch die von dir eingebrachten angeblichen "nomativen und gleichzeitig befreienden" Jugendprügeleien kanns ja nicht sein, denn dann hätte ja deine Mutter "nahezu ohne" Einfluss dich erzogen. Da ich aber natürlich annehme, dass sie dich erzogen hatte...


[Beitrag von pinoccio am 02. Jun 2013, 09:35 bearbeitet]
TomGroove
Inventar
#552 erstellt: 02. Jun 2013, 09:23

peacounter (Beitrag #544) schrieb:
also findest du das ok, wenn audrey hepburn nem frechen mann eine schallert und selber am rad dreht, wenn steward granger ihr eine pfeffert, weil sie schlappschwanz zu ihm gesagt hat?

nee, genau das ist das verdrehte rollenverständnis, mit dem ich nicht klar komme.
männer, die frauen aus dem affekt eine knallen sind nicht schlimmer als frauen, die dassselbe tun.
im film wird aber beides völlig unterschiedlich besetzt.
in beiden situationen entschuldigt sich hinterher der mann!
und das ist krank!!!



ja, finde ich ok, eher sogar lustig. Ich würde dies nicht als krank, sondern als gut erzogen benennen.
Ich bezweifele aber, daß Hollywood uns heutzutage noch solche Szenen vorsetzt.
ZeeeM
Inventar
#553 erstellt: 02. Jun 2013, 09:37
Es ist gesellschaftliche Norm, das ein Mann, wenn er von seiner Frau verprügelt wird sein Gesicht verliert. Das wird sich auch nicht ändern. Genauso haben Männer keine Depressionen, sie sind dann eher Drückeberger.
In welchen Alter werden diese Dinge beim Kind wie verankert? Spielt da auch Gewalt in der Familie eine Rolle?
pinoccio
Hat sich gelöscht
#554 erstellt: 02. Jun 2013, 09:46

ZeeeM (Beitrag #553) schrieb:

In welchen Alter werden diese Dinge beim Kind wie verankert? Spielt da auch Gewalt in der Familie eine Rolle?


http://de.wikipedia.org/wiki/Identifikation_mit_dem_Aggressor

edit: dann weiter zu:

http://de.wikipedia.org/wiki/Häusliche_Gewalt


[Beitrag von pinoccio am 02. Jun 2013, 09:50 bearbeitet]
ZeeeM
Inventar
#555 erstellt: 02. Jun 2013, 10:07
Die Frage im einen Fall die Mama zu beschützen im anderen Fall den Papa als Memme ablehnen.
Was passiert wenn ein Kind Dritten erzählt, der Papa wird von der Mama geschlagen? Wird es verprügelt?
Der Stammhalter und das Muttersöhnchen ....
Das findet man doch schon Alles bei unseren Verwandten den Primaten wieder.
In wie weit ist Gewalt als Mittel der Durchsetzung schon entwicklungsbiologisch verankert?
peacounter
Inventar
#556 erstellt: 02. Jun 2013, 11:33

TomGroove (Beitrag #552) schrieb:
ja, finde ich ok, eher sogar lustig. Ich würde dies nicht als krank, sondern als gut erzogen benennen.
Ich bezweifele aber, daß Hollywood uns heutzutage noch solche Szenen vorsetzt.

doch solche szenen gibt es immer noch und garnicht so selten.
ich glaub beim (auch ansonsten imo völlig bescheuerten film) keinohrhasen gabs wieder so eine szene und ich bin bei sowas immer angeekelt.
so eine frau hat sich imo hinterher zu entschuldigen und wenn da von einem mann hinterher ein blumenstrauss erwartet wird, dann sollte das andersherum auch so sein.
ok, das war jetzt nicht hollywood, aber auch da wird ständig mit diesem kranken rollenverständnis dramaturgisch gespielt.

gute erziehung ist imo auch nicht, einer frau die tür aufzuhalten sondern dass man demjenigen die tür aufhält, der das gerade benötigt und genau so läuft das in meiner beziehung zum glück auch.
ich versteh mich nicht als beschützer oder ernährer oder so einen quark sondern bin im geist der totalen gleichberechtigung erzogen worden und die entbindet den mann nicht nur von seinen vorrechten sondern eben auch von allen in die selbe kerbe hauenden verpflichtungen.

es ist für mich immer noch nicht verständlich, dass viele frauen wie selbstverständlich gleiche bezahlung etc erwarten, andererseits aber doch noch ein problem damit hätten, wenn ihr mann 10cm kleiner ist als sie (dagegen natürlich einen 10cm größeren mann als etwas völlig normales ansehen).
oder eben es für selbstverständlich halten, dass ihnen das privileg aufs weinerlich sein, anlehnen wollen, beschützt werden usw zusteht.

der vater meiner freundin hat mich mal gefragt, ob ich seiner tochter nicht mal einen antrag machen wollte.
da hab ich ihm geantwortet, dass sowohl ich als auch seine tochter sich vermutlich doof dabei vorkommen würden, wenn ich mich mit nem ring vor sie knien würde.
andersrum wärs genauso, das würd ich auch nicht wollen.
heiraten schön und gut, aber das würde sachlich erörtert und nicht mit überkommenem rollenverständnis dramatisch in szene gesetzt werden.

ich ticke einfach nicht so.
echte, wirklich empfundene, gleichberechtigung, die nicht nur gesellschaftliche konvention ist, schließt solche archaischen verhaltensmuster imo aus.

andere dürfen gerne so leben.
ich schüttel innerlich ein bischen den kopf darüber, genauso wie über vieles andere, aber ich urteile nicht darüber.
das ist sache der privaten lebensführung und ich muß frauen, die so ticken ja nicht nehmen.


lumi1 (Beitrag #546) schrieb:
Trotzdem ist es was anderes, eine Frau zu schlagen.
Ein klein bißchen altmodisches Denken ist, wäre, nicht (immer) verkehrt.

Und siehste, meine Mutter & Vater sagten mir widerum, dass man genau dies nicht macht.
Bei einem Mann als "Gegner" sind nunmal die Kraftverhältnisse ausgeglichener;.

die argumentation ist ja sachlich richtig, hat aber imo nichts mit "frau vs mann" zu tun, sondern damit, dass gewalt gegen schwächere natürlich noch schlimmer ist als gewalt unter gleich starken.

aber auch wenn frau und mann körperlich gleich stark sind wird hier im falle einer ohrfeige im film (oder auch im richtigen leben) von den zuschauern (oder anwesenden) völlig unterschiedlich reagiert.
und DAS ist imo einfach KRANK!

"man schlägt keine schwächeren" reicht doch als konvention aus (und ist nebenbei auch eine sehr gute begründung dafür, warum man kinder nicht hauen darf!).
den satz:
Eine Frau zu schlagen, egal wie, und weshalb, ist das armseligste, was ein Mann tun kann.
würde ich deswegen umformulieren in: "einen schwächeren zu schlagen ist das armseeligste, was ein mensch tun kann". (obwohl es vermutlich noch armseeligere dinge gibt...)

eigentlich sollte es daher heißen "man schlägt sich nicht", finde ich.
unabhängig davon, wer stärker und wer schwächer ist, denn sonst hieße das, dass der schwächere zuhauen darf, der stärkere aber nicht zurück. ist also auch doof.

ich kann nix dafür, ich denke schon immer so rational und hab das auch vor 40 jahren als kind schon nicht verstanden, dass es da solche seltsamen konventionen gibt, die einer sachlichen überprüfung einfach nicht standhalten.
genau wie die regel, dass man kartoffeln nicht mit dem messer schneidet oder dass es der ältere sein muß der dem jüngeren das "du" anbietet.

übrigens: wenn ich mich im kindergarten mal mit nem mädchen geprügelt habe, dann war das mit ziemlicher sicherheit nicht schwächer als ich.
trotzdem war es nicht in ordnung, denn prügeleien sind nie in ordnung.
ob nun unter jungs, unter mädchen oder zwischen beiden geschlechtern.
trotzdem kommen sie im kindesalter mal vor und das finde ich auch nicht sooo schlimm.
aber hinterher sollte ein erwachsener klartext reden und den konflikt mit den kontrahenten nochmal sprachlich aufbereiten.

DAS ist imo gute erziehung und nicht, dass jungs keine mädchen schlagen!


[Beitrag von peacounter am 02. Jun 2013, 13:11 bearbeitet]
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