CD Player versus Festplatte

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allmusic
Stammgast
#1 erstellt: 20. Jan 2019, 19:54
Hallo zusammen,

bzgl. der Wandlung digitaler Musikdateien würde ich gerne eine Frage in die Runde werfen, auf die ihr sicher eine Antwort habt:

Ich höre mittlerweile nahezu ausschließlich CDs mittels eines guten Laufwerks und eines separaten Wandlers. Es ist ja bekannt, dass ein Laser CDs nicht fehlerfrei auslesen kann (Laserstreulicht, Vibrationen des Laufwerks etc.) – mit welchen Prozentwerten man es hier zu tun hat, entzieht sich völlig meiner Kenntnis. Wenn die ausgelesene digitale Information in die Fehlerkorrektur geschickt wird, kommt es zu Qualitätseinbußen bei der Wiedergabe.

Ist die direkte Wandlung digitaler Musikdateien (und damit die Qualität der Musikwiedergabe) von einer Festplatte oder einem USB Stick dem 'Umweg' über das mechanisch-elektronische Auslesen einer CD nicht prinzipiell überlegen ?

Gruß
Günter


[Beitrag von allmusic am 20. Jan 2019, 19:55 bearbeitet]
MacPhantom
Inventar
#2 erstellt: 20. Jan 2019, 22:06
Ich hole schon mal Popcorn…


Trotzdem kurze Stichworte dazu:
  • Beim Auslesevorgang von CDs passieren selbst mit perfekt eingestellten Geräten ca. 20 Fehler pro Sekunde.
  • Der Grund, warum das so gut wie nie ein Problem darstellt, ist in der Fehlerkorrektur zu finden. Beim Read-Solomon-Code, der in der CD zum Einsatz kommt, gibt's primär zwei Mechanismen (mittels Checksums), die enorm viele falsche Bits absolut verlustfrei korrigieren können. Das kann man nicht heraushören, weil das Endresultat absolut bitidentisch mit dem CD-Inhalt ist. Erst wenn diese beiden versagen (dazu muss die CD schon sehr beschädigt sein), greift ein dritter Modus, der interpoliert – das ist dann aber auch deutlich hörbar. Mehr dazu hier.
  • Auch wenn dank Wegfall der mechanischen Bauteile die Fehlerrate deutlich geringer ist sind Festspeichermedien auch nicht fehlerfrei. Schon von "ECC-Memory" gehört? Genau darum.
  • Je schon an Daten-CDs gedacht, bei denen bitidentisch ausgegeben werden und um ein Dutzendfaches schneller ausgelesen werden muss? Da darf kein Bit verkehrt sein, sonst läuft die Software nicht mehr. Aber auch das funktioniert – schon seltsam, dass für ein gemütliches Audiosignal mit niedriger Datenmenge angeblich herausgehört werden kann, welcher CD-Rohling zum Brennen verwendet wurde.



Von dem her:

Ist die direkte Wandlung digitaler Musikdateien von einer Festplatte oder einem USB Stick dem 'Umweg' über das mechanisch-elektronische Auslesen einer CD nicht prinzipiell überlegen ?

Ja, weil Festspeichermedien weniger anfällig sind auf Erschütterungen und nicht gewartet werden müssen. Aber auf gar keinen Fall deswegen:

(und damit die Qualität der Musikwiedergabe)


[Beitrag von MacPhantom am 20. Jan 2019, 22:09 bearbeitet]
allmusic
Stammgast
#3 erstellt: 20. Jan 2019, 22:39
Danke für die Infos, McPhantom. Dann kann ich mich bzgl. des Genusses meiner CD Sammlung ja weiterhin entspannt zurücklehnen.

Wie steht es denn mit der Qualität bzw. der Datentreue der Musikdateien einer CD, die ich an meinem Pc kopiere und am Pc wieder auf CD brenne ?

Gruß
Günter
MacPhantom
Inventar
#4 erstellt: 20. Jan 2019, 23:00
Das ist eine berechtigte Frage. Zu Beginn braucht's einen CD-Spieler, der den Inhalt bitidentisch ausgeben kann – bei Computer-Laufwerken kann man vermutlich davon ausgehen, selbst wenn Audio-CDs nach Red Book-Standard anders formatiert sind wie Daten-CDs. Dann kommt's auf den Import an. CD-Tracks werden zwar als Dateien ("AIFF" unter macOS, "WAV" unter Linux und Windows) dargestellt, sind aber eigentlich Streams und keine Dateien. Diese augenscheinliche "Konversion" wird vom CD-Laufwerk selbst durchgeführt. Durch den Kopiervorgang werden die Audiodaten dann im besten Fall tatsächlich in einen Container (AIFF oder WAV) verfrachtet, oder aber komprimiert. Schlussendlich müssen die Dateien dann wieder in einen PCM-Stream umgewandelt und gebrannt werden. Eine bitidentische Kopie wird man durch den Dupliziervorgang am heimischen Computer so gut wie nicht erhalten. Es gibt Software, die bitidentisches Kopieren verspricht, ich bin da aber eher skeptisch.

Alldem zum Trotz braucht man keine bitidentischen Kopien. Es gibt z.B. lossless-Komprimierungsverfahren (Apple Lossless, FLAC), bei denen klangliche Unterschiede schlichtweg nicht vorhanden sind. Wenn der Weg über ein solches Verfahren gemacht wird, dann wird die kopierte CD am Schluss mit Sicherheit nicht mehr identisch sein – aber nochmals: klanglich hat sowas keine Auswirkungen.
KarstenL
Inventar
#5 erstellt: 20. Jan 2019, 23:49
der Hauptunterschied der beiden Medien ist mE eine Musikbibliothek die bei einer Festplatte und Medienstreamer vorhanden sein kann, evtl sogar in

Verbindung mit einem Online Musikdienst (mit Abo).

es gibt nichts schöneres für meinen Geschmack, als durch die Musikbibliothek (zB per Handy) zu blättern und die Titel (oder eine playlist) auszuwählen.

ebenso kann man sich ähnliche Interpreten (Infos, Liedtexte, etc) eines Online Musikdienstes aufrufen lassen und genießen.

all das ist per CD etwas schwieriger.....
allmusic
Stammgast
#6 erstellt: 21. Jan 2019, 14:38
Deine Ausführungen sind sehr interessant. Danke McPhantom.

Da nicht wenige meiner CDs 20 - 35 Jahre alt sind (Bislang habe ich keinen Ausfall zu beklagen), würde ich diese gern optimal archivieren bzw. duplizieren. Dann eher mit dem WAV Format, wobei ich natürlich nicht beurteilen kann, ob das Ergebnis datentreuer ist. Nach Deinen Erfahrungen ja nicht.

Der Plextor Brenner war vor Jahren in aller Munde. Denkst Du, er könnte eine bessere Brennversion als der 'normale' Pc erzielen ?

Gruß
Günter
KarstenL
Inventar
#7 erstellt: 21. Jan 2019, 14:53
Nur als Tipp:

WAV wird idR nicht getaggt.

WENN du also doch mal eine Bibliothek mit Infos der einzelnen CDs aufbauen möchtest, dann würde ich in flac auf die Festplatte Rippen.

Bei der 1:1 Kopie einer CD wird mW ein ISO erstellt....


[Beitrag von KarstenL am 21. Jan 2019, 14:53 bearbeitet]
rowi
Stammgast
#8 erstellt: 21. Jan 2019, 15:03

MacPhantom (Beitrag #4) schrieb:
Eine bitidentische Kopie wird man durch den Dupliziervorgang am heimischen Computer so gut wie nicht erhalten. Es gibt Software, die bitidentisches Kopieren verspricht, ich bin da aber eher skeptisch.


Ich frage mich, warum dann allerhand Zeit und Mühe in solche Datenbanken wie AccurateRip investiert wird? Natürlich ist bei RedBook-konformen CDs ein bitgenaues Auslesen möglich.

Allerdings scheint dieser Thread sowieso eher von dem Karma einer tiefgläubigen Stereo-Leserschaft aus den 90ern erleuchtet zu sein. Stichworte: Laserstreulicht, Fehlerkorrektur die Qualitätsverluste verursacht...

Jetzt warte ich nur darauf, dass hier die 90er Jahre Zombies (weil, diese CD-Tuning Fraktion sollte ja inzwischen an den Folgen ihrer Bastelei mit Bitumen und Blei längst verstorben sein), die mit Bleifolie und Teerpappe am CD-Player herumbasteln, erscheinen um uns mit ihrem Wissen und Tuning Tipps zu beglücken.

Von daher ist die Idee, sich schon mal mit Popcorn einzudecken vielleicht gar nicht verkehrt.
allmusic
Stammgast
#9 erstellt: 21. Jan 2019, 15:24
Dein Versuch, mich einzuordnen, bringt mich zum Schmunzeln, danke dafür Rowi.

Danke aber vor allem für den Hinweis auf AccurateRip. Sehr interessant. Da loggt man sich kostenfrei ein ?

Und nochmal die Frage, welchen Brenner würdet ihr empfehlen ?

Gruß
Günter
MacPhantom
Inventar
#10 erstellt: 21. Jan 2019, 16:36

allmusic (Beitrag #9) schrieb:
Und nochmal die Frage, welchen Brenner würdet ihr empfehlen ?

Irgendeinen, für Audio-CDs funktioniert heutzutage selbst das günstigste Modell einwandfrei.

Der Hinweis von KarstenL ist im Zusammenhang mit der Sicherungskopie auf dem Computer der wichtigste: es ist extrem unkomfortabel, wenn man ein Format verwendet, welches keine ID3-Tags unterstützt (wie eben WAV). Ich selbst verwende deshalb Apple Lossless, aber FLAC tut's auch für nicht-iTunes-Nutzer. Nochmals: die zwei sind verlustfrei arbeitende Kompressoren und benötigen deshalb weniger Speicherplatz.

Vergiss bitidentisches Kopieren; bringt keinen Mehrwert. Selbst wenn eine Kopie nicht 1:1 mit der CD-Spur übereinstimmt, kann sie den exakt selben Inhalt enthalten. Grund dafür ist u.a., dass die Audiospur nicht linear auf die CD geschrieben wird. Das wäre auch gar nicht möglich, weil für Stereo ja zwei Kanäle geschrieben werden müssen, die CD jedoch nur einen "kontinuierlichen" Stream bietet. Die Lösung hier liegt darin, dass die Tonspuren regelrecht verhackstückt und abwechslungsweise der linke und rechte Kanal aufgezeichnet werden. Das tönt furchtbar, funktioniert in der digitalen Welt aber ganz vorzüglich - und bietet enorme Vorteile: nur deshalb können z.B. selbst gravierende Fehler korrigiert werden. Beispiel: ein 1mm dicker Kratzer auf der CD zerstört bereits tausende Pits und Lands. Wäre das Signal auf der CD ein linearer Stream, so würde hier jegliche Rekonstruktion scheitern. Da jedoch immer nur kleine Fitzelchen pro Stelle geschrieben werden, kann selbst ein solcher Kratzer u.U. verlustfrei rekonstruiert werden.



Schlussendlich gibt's von mir nur eine Empfehlung: hol dir irgendein CD-Laufwerk, lese all deine CDs ein, archiviere sie mit einem verlustfreien, aber mit Tags versehbaren Format wie FLAC und mache regelmässig Sicherungskopien der Festplatte auf mindestens eine zweite, die nur zu Backupzwecken am Computer angeschlossen wird. Das zusammen mit etwas Disziplin ist m.E. deutlich langlebiger wie duplizierte CDs (Bit rot!), und letztere lassen sich bei Bedarf immer davon erstellen.


[Beitrag von MacPhantom am 21. Jan 2019, 16:39 bearbeitet]
allmusic
Stammgast
#11 erstellt: 21. Jan 2019, 17:00
So werde ich es machen. Vielen Dank, McPhantom für die anschauliche Darstellung und die Empfehlungen ! Total interessant, was die Software im Lese- und Brennprozess veranstaltet.

Gruß
Günter


[Beitrag von allmusic am 21. Jan 2019, 17:01 bearbeitet]
KarstenL
Inventar
#12 erstellt: 21. Jan 2019, 17:19
bei Windows würde ich EAC zum rippen empfehlen.
allmusic
Stammgast
#13 erstellt: 21. Jan 2019, 18:34
Danke Karsten, werde ich machen, mein Pc arbeitet mit Windows. Der Markenname ist mir früher schon mal begegnet.

Gruß
Günter
Jazzy
Inventar
#14 erstellt: 21. Jan 2019, 18:37
EAC mit flac.exe Plugin nutze ich auch,funzt gut.
allmusic
Stammgast
#15 erstellt: 21. Jan 2019, 18:46
Hallo McPhantom, nachrichtlich ist noch zu erwähnen, dass ich, wie von Dir angeraten, die CDs im ersten Schritt nur kopieren möchte, um brennen zu können, falls die Information nicht mehr lesbar sein sollte.

Bin allerdings zuversichtlich, dass sie noch lange funktionieren werden. Habe auch eine 38jährige in meinem Bestand. Natürlich habe ich alle CDs stets im Schatten aufbewahrt.

Gruß
Günter
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