Vintage-Verstärker als Vorverstärker

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Thor2018
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 22. Dez 2020, 21:24
Guten Abend,

ich habe Aussicht auf einen Marantz 1050.

Diesen möchte ich gerne als Vorverstärker für meinen Dual 1218 nutzen, am Ende der Kette hängen Aktivlautsprecher.

Würde die Kombination den Klang wärmer machen?


[Beitrag von Thor2018 am 23. Dez 2020, 10:47 bearbeitet]
MacPhantom
Inventar
#2 erstellt: 23. Dez 2020, 13:57
Ich empfehle eine Heizung für mehr Wärme, dazu eine Tasse feinen Tee (aber Vorsicht bei echten Tees nach vier Uhr wg. Teein). Wenn's nicht reicht noch einen Strickpullover dazu. Falls der Klang der Heizung nicht gefällt, dann bitte den Klempner kommen lassen.
Thor2018
Schaut ab und zu mal vorbei
#3 erstellt: 23. Dez 2020, 14:38
Das Blitzbirnen-Forum befindet sich links hinter der Leuchtmittelabteilung.
Thor2018
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 23. Dez 2020, 15:14
Ist das der "Stil" hier im berühmten Hifi-Forum, verarscht zu werden?


[Beitrag von Thor2018 am 23. Dez 2020, 15:19 bearbeitet]
MacPhantom
Inventar
#5 erstellt: 23. Dez 2020, 15:16
Gut, dann eben direkter: was genau erhoffst du dir als Antwort auf solch eine Frage?

"Ja, nimm den Marantz, der klingt garantiert wärmer" – stimmt vermutlich mit deiner erhofften Antwort überein, hat aber null Informationsgehalt. Was bringt dir sowas?
"Nein, der Marantz klingt kühler" – gleiches Problem. Dazu: je schon überlegt, dass man nur von "warmem", aber kaum von "kühlem" Klang liest?

Die dritte Antwortmöglichkeit wird dir vermutlich nicht gefallen, ist aber das von Sarkasmus befreite Äquivalent zu meiner obigen: Klang hat nichts mit Thermodynamik zu tun. Von mir aus mag sich der Begriff "warm" für Klang etabliert haben, aus wissenschaftlicher Sicht ist das jedoch absoluter Mumpitz. Wir gehen hier tief in die Psyche und Sensorik der Menschen ein, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Das fängt an bei der unterschiedlichen Wahrnehmungskurve des menschlichen Gehörs und geht über zur Perzeption der akustischen Signale. Den Elefanten im Raum, die Autosuggestion, haben wir dabei noch gar nicht mal angeschnitten.
Die einzige Verbindung zu diesem sog. "warmen" Klang, die man bisher vermutet hat, sind die höheren nichtlinearen (oder teilweise sogar nur linearen) Verzerrungen, egal ob absichtlich (Effektgerät) oder nicht zwingend gewollt (alte Röhrenverstärker). Aber auch da liest man Unterschiedliches: mal wird nur von der "Badewanne" geredet (erhöhter Bass und Hochton, in der einfachsten Form also simple lineare Verzerrungen), dann wiederum geht's um komplexere Störsignale. Ein wirklicher Konsensus besteht aber – natürlich – nicht. Noch schlimmer: oftmals werden Unterschiede totgeredet, die jenseits der menschlichen Hörschwelle liegen. Man spricht von 5% THD als Grenze des Wahrnehmbaren bei Durchschnittsmenschen, 1% bei Musikern. Halbwegs vernünftig konstruierte Verstärker haben die THD seit den 70ern weit unter die 1%-Grenze gedrückt. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass automatisch alle Verstärker gleich klingen – vielmehr handelt es sich in den meisten Fällen der Unterschiede lediglich um für den Menschen nicht mehr relevante Grössenordnungen.
Nüchtern betrachtet sind diese gesamten Klangdiskussionen deshalb nur eines: ein Konstrukt unserer Psychologie, heftigst beeinflusst durch Erwartungen. Wer sich einen 5000 Euro teuren Verstärker kauft, der muss sich zwangsläufig einreden, dass der auch besser "klingt", was auch immer das heisst ("Klang" ist ein höchst unwissenschaftlicher Begriff – geht es um Dynamik, Linearität, Frequenzbereich, Signal-Rausch-Abstand, eine Kombination davon, etc.?). Nur selten liest man, dass jemand keinen Unterschied zwischen seinem teuren Kauf und dem vorherigen Gerät ab der Stange feststellen kann. Dann wiederum kommen Leute, die sich vielleicht für ein Gerät interessieren, aber dann – leider – mit der falschen Frage aufkreuzen. Man trifft dabei zuerst auf Besitzer jener Geräte, die natürlich ihre teure Investition nicht als Fehlkauf preisgeben wollen (der Mensch kann nur schlecht eigene Fehler zugeben; siehe Social Media). Das Resultat ist, dass abgesehen von übertriebenen Lobpreisungen und Anfeindungen von Kritikern kein wirklicher Inhalt zu lesen ist; vielmehr bildet sich eine Art Kult, Gruppendynamik, etc. Ich sehe hier Parallelen zu manch anderen Themen: da widmen Leute ihr Leben der Forschung eines bestimmten Themenbereiches – und werden dann durch Falschinformationen und Autosuggestion im Internet durch den Kakao gezogen. Ziemlich traurig.


Deshalb und ganz allgemein habe ich eigentlich keine Lust, auf diese Art Frage eine rein pragmatische Antwort zu geben, insbesondere, wenn noch eine gewisse Portion Arroganz vorhanden ist. Aber bitte, wenn schon so eine nette Antwort kommt: der Marantz 1050 ist ein vernünftig konstruierter Vollverstärker der Einsteigerklasse, kein Überflieger, was die technischen Daten anbelangt, aber durchaus brauchbar. Da du bereits Aktivlautsprecher hast ist der Einsatz dessen nicht unfragwürdig (90% des Gerätes wird quasi nicht verwendet); technisch möglich ist es. Wenn dir das Gerät jedoch optisch gefällt – warum nicht? Dann würde ich den 1050 via "Rec Out" mit den Aktivlautsprechern verbinden (natürlich den separaten Phono-Pre, den du bis jetzt wohl eingesetzt hast, umgehen), damit brauchst du den Lautstärkeregler am 1050 nicht mehr zu bedienen.
Tipp: wenn du auf "röhrenähnlichen" Klang aus bist, dann gibt's Effektgeräte, die sowas ermöglichen. Manche davon sind sogar noch mit Röhren ausgestattet. Diese können z.B. hinter den Vorverstärker geschaltet werden und beeinflussen damit alle Eingangssignale.
WilliO
Inventar
#6 erstellt: 23. Dez 2020, 15:23
Diese Antwort ist vollumfänglich!

Gruß
Willi
Thor2018
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 23. Dez 2020, 15:33
Ich glaube, ich hole erstmal Luft.

Deine Antwort ist ausführlich und eloquent, gefällt mir. Das Thema "vorhandener Arroganz" überrascht mich dann doch, ist aber nicht mein primäres Anliegen.

Natürlich ist Klang weitaus mehr der Psychologie als der reinen Technik/Physik zuzuordnen.

Die Aktivlautsprecher laufen als Zone 2, da ich irgendwann auf die übliche Verstärkerkombi verzichtet habe und mir ein Sounddeck geholt habe. So läuft der Dual regulär über den Phono-Eingang. Den Marantz als Vorverstärker empfand ich als passend, da beide Geräte aus den 1970ern stammen.

Vielleicht war die Frage tatsächlich dämlich. zumindest wird sich das nicht wiederholen.


[Beitrag von Thor2018 am 23. Dez 2020, 15:34 bearbeitet]
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