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ECM, die Edition of Contemporary Music und ihre Platten+A -A |
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Autor |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#1 erstellt: 14. Jun 2019, 16:44 | ||||
ECM – Es sind nur drei einfache Buchstaben, doch in dieser Reihenfolge ausgesprochen oder ausgeschrieben erwecken bei Jazzhörern, bei Sammlern, bei Musikliebhabern mit Anspruch und bei vielen, die all das erst noch werden, große Gefühle und wecken vielerlei Begehrlichkeiten. Leuchtende Augen, neugierige Ohren, all das kann zusammenkommen, wenn vom weltweit berühmten Label mit Heimat in München die Rede ist. ECM – das ist die Edition of Contemporary Music, das ist das von Manfred Eicher im Jahre 1969 gegründete Label, auf welchem in einer einmalig kompromißlosen Form Jazzmusik (und seit den frühen 1980ern auch Klassik) erscheint und welches seit der ersten Veröffentlichung „Free at Last“ des Pianisten Mal Waldron ein Synonym für eine audiovisuelle Ästhetik auf einem selbst erschaffenen Niveau ist. Eicher gründete die Firma, um seine ureigene Vorstellung von Musik befreit von Kompromissen und Anbiederungen an den Markt produzieren und veröffentlichen zu können; und um in allen Belangen frei entscheiden zu können, wen er aufnimmt und wie diese Aufnahmen erscheinen.. Eicher, der studierte Kontrabassist, war von Beginn nicht nur Labelchef, sondern auch Produzent der meisten Aufnahmen. Er hob in dieser Position einen Mythos aus der Erde, der bis heute besteht und ECM bis heute zu einem der künstlerisch wie auch kommerzielle erfolgreichsten Jazzlabels weltweit gemacht hat. In der Auswahl der Musiker und ihrer Musik kennen Eicher und sein Label dabei kaum Grenzen, kaum ein Experiment ist im wagemutig genug, vor kaum einer Genreüberschreitung schreckt er zurück. Seine Intuition in der Auswahl der Musiker sorgte für den weltweiten Siegeszug des nordischen Jazz, sie sorgte für eine Fokussierung auf die amerikanische Avantgarde und sie erschuf diverse Legenden, die entscheidenden Einfluß auf die Jazzwelt seit den 1970ern hatten. Keith Jarrett, Jan Garbarek, Pat Metheny, Gary Burton, Dave Holland, sie alle wurden durch ihre Platten bei ECM zu Stars und sorgten mit ihren erfolgreichen Alben dafür, dass Eicher abseits dieser kommerziellen Höhepunkte alle möglichen Experimente wagen konnte, die befreit von wirtschaftlichem Druck entstanden und herausgebracht wurden. ECM wurde so zu einem internationalen Sammlebecken für grenzenlose Musik und Musiker aus allen Ecken der Welt. Und ob das Label immer am Puls der Zeit war oder diesen Puls oftmals selber zum Schlagen gebracht hat, ist kaum mehr verifizierbar. Die Wahrheit liegt sicher irgendwo dazwischen, doch für die Ergebnisse ist solch eine Feststellung schlichtweg irrelevant. ECM – diese drei Buchstaben stehen aber ebenso für eine ureigene Bildästhetik und visuelle Formensprache, die den Blick auf die Cover und deren Bezug zum musikalischen Inhalt entscheidend verändert hat. Von Beginn an waren das Plattencover und seine anspruchsvolle Gestaltung integraler Bestandteil von Eichers Konzeption. Und über die Jahrzehnte hinweg haben Designer wie Barbara Wojirsch, Dieter Rehm oder Sascha Kleis eine immer wieder variierende, immer wieder neu beseelte Gestaltungssprache entwickelt, die dennoch immer eine unverkennbare Grund- DNA in sich trug und noch trägt. Das Cover eines ECM- Albums unterliegt bis heute einer sofortigen Identifizierungsmöglichkeit. Und bis heute funktioniert eben dieses Cover als eigenständiges Kunstwerk wie aber auch als visueller Zugang zum musikalischen Inhalt. Kein anderes Label hat diese Idee so konsequent verfolgt und zu einer eigenen Kunstform erhoben wie ECM. Dass jede Veröffentlichung eine vierstellige Artikelnummer bekommt, die als simple Identifikation dient, kann dabei nur als einfach konsequent bezeichnet werden. Da ist es kaum verwunderlich, dass auch Klang und Produktionsqualität der Musik eine gleichberechtigt wichtige Rolle in diesem Universum spielen. Eicher hat die Aufnahmen für das Label von Anfang an in ausgewählten Studios mit ausgewählten Tontechikern erstellt und mit dieser Konsequenz einen großen Anteil am Mythos ECM erschaffen. Auch wenn bis heute von offizieller Seite bestritten wird, dass es einen „ECM Sound“ gibt, so haben Eichers Verständnis von Klang und Ton, seine speziellen Vorstellungen eines Aufnahmeklanges sowie die Konzentration auf wenige Studios dafür gesorgt, dass Musikfreunde in aller Welt sich fortwährend an überragenden Produktionen voller Charakterstärke und einzigartiger Qualität erfreuen können. Nebenbei hat Eicher zusätzlich dafür gesorgt, dass Tontechniker wie Jan- Erik Kongshaug oder James Farber und Studios wie das Rainbow in Oslo selbst zu Stars der Szene und ebenso integrativer Bestandteil des Mythos ECM wurden. ECM – diese drei Buchstaben stehen für ein Label, das eine einmalige und nicht zu kopierende Tonkunst vertritt, die Ohr und Aug in Einklang bringt. Und dieser Thread soll diesem legendären Label zu Ehren wichtige Veröffentlichungen und Künstler näher bringen und besprechen. Er soll Empfehlungen und Tipps für Einsteiger aber auch Kenner und Sammler bieten. Und damit das für jeden Leser und Beteiligten so transparent und klar ersichtlich wie möglich ist, bitte ich um folgende Vorgehensweise: 1. Der Thread wird nach dem Alphabet aufgebaut und zwar nach dem Nachnamen des Plattenkünstlers (bei gleichberechtigten Künstlernennungen wird am besten der des führenden Künstlers genommen). Es beginnt natürlich mit „A“. Innerhalb des Buchstabens muß aber nicht weiter sortiert werden; dies ist bei den vielen Ergänzungen durch die Community auch kaum möglich. 2. Zu jeder besprochenen Platte werden das Cover, sowie Künstlernamen, Plattentitel, Erscheinungsjahr sowie die ECM Katalolgnummer genannt. Wer will, kann auch die Besetzung hinzufügen und auch der Coverdesigner kann, muß aber nicht genannt werden. 3. Neben passenden Worten zur Musik ist eine kurze Klangbeschreibung natürlich gerne gelesen, aber in meinen Augen kein Muß. Von mir selber könnt ihr das natürlich erwarten. 4. Wir beschränken uns auf Jazz, die ECM New Edition mit ihren Klassikveröffentlichungen ist sicher auch einen Thread wert, würde hier aber nur irritierend wirken. Das hinzufügen von grenzüberschreitenden Künstler wie Meredith Monk kann man ja immer noch diskutieren, wenn es soweit ist. Bevor es im Thread um Platten und Musik geht, seien noch drei Bücher erwähnt, die die visuelle Seite des Labels sowie dessen Geschichte ausführlich behandeln: - Sleeves of Desire, Lars Müller Publishers 1996 Das erste Buch über die Artwork und Covergestaltung bei ECM mit Covern 1969-1996 - Der Wind, das Licht – ECM und das Bild, Lars Müller Publishers 2009 Das zweite Buch über die Artwork und Covergestaltung bei ECM mit Covern seit 1996. - Horizons Touched - The Music of ECM Granta 2007 Die Geschichte des Labels und seiner Protagonisten in einem großartigen Band mit Pappschuber. Alle drei Bücher gibt es allerdings nur noch als Antiquariat und gerieren sich selbst als recht teure Sammlerstücke. ECM : Alphabetische Liste der Vorstellungen (Stand 20. Dezember 2019) Eivind Aarset Dream Logic (2012) Susanne Abbühl April (2001) Compass (2006) John Abercrombie Timeless (1975) Current Events (1986) Getting There (1988) November (1993) 39 Steps (2013) Gateway (1975) Up And Coming (2017) Characters (1978) Arcade (1978) Night (1984) George Adams Sound Suggestions (1979) Ralph Alessi Quiver (2016) Arild Andersen Green In Blue - Early Quartets (1975-78) Molde Concert (1981) Sagn (1981) Livelines (1981) If I Look Far Enough (1993) Live At Belleville (2008) The Triangle (2004) Art Ensemble Of Chicago Urban Bushmen (1980) The Third Decade (1985) Nice Guys (1979) Full Force (1980) And Associated Ensembles (2018) Tribute To Lester (2003) Azimuth Azimuth (1977) John Balke Further (1994) Kyanos (2002) Say And Play (2011) Stefano Battaglia Songways (2013) Nik Bärtsch Stoa (2006) Holon (2008) Llyria (2010) Live (2012) Berlin Contemporary Jazz Orchestra (1990) Ketil Bjornstad The Sea (1995) Carla Bley Escalator Over The Hill (1971) European Tour 1977 (1978) Big Band Theory (1993) Trios (2013) Paul Bley Not Two, Not One (1999) The Paul Bley Quartet (1988) Fragments (1986) Play Blue - Oslo Concert (2014) Open To Love (1972) In The Evenings Out There (1993) Sankt Gerold (2000) Stefano Bollani Stone In The Water (2009) Piano Solo ( 2006) Lester Bowie The Great Pretender (1981) I Only Have Eyes For You (1985) Anouar Brahem Conte de l´Incroyable Amour (1992) Thimar (1998) Blue Maqams (2017) Marion Brown Afternoon Of A Georgia Faun (1970) Rainer Brüninghaus Freigeweht (1981) Continuum (1984) Gary Burton Crystal Silence (1972) Duet (1979) In Concert, Zürich (1980) Passengers (1977) Hotel Hello (1975) Dreams So Real (1976) Ring (1974) Don Cherry Codona (1979) Codona II (1980) Codona III (1982) El Corazón (1982) Dona Nostra (1994) John Clark Faces (1981) Avishai Cohen Cross My Palm With Silver (2017) Bill Connors Of Mist And Melting (1978) Chick Corea Return To Forever (1972) Children´s Songs (1971) Circle Paris Concert (1971) ARC (1971) Trio Music (1986) Andrew Cyrille Lebroba (2018) David Darling Cycles (1982) Wolfgang Dauner Output (1970) Jack DeJohnette Untitled (1976) Special Edition (1980) Made In Chicago (2015) Christy Doran Red Twist & Tuned Arrow (1987) Double Image Dawn (1979) Mathias Eick The Door (2008) Steve Eliovson Dawn Dance (1981) Pierre Favre Singing Drums Anat Fort Birdwatching (2013) Bill Frisell In Line (1983) Rambler (1985) Gallery Gallery (1981) Jan Garbarek Afric Pepperbird (1970) Sart (1971) Triptykon (1973) Witchi-Tai-To (1974) Dansere (1976) Places (1978) Photo with...(1979) Belonging (1974) Paths, Prints (1981) It´s OK To Listen To The Gray Voice (1985) Legend Of The Seven Dreams (1988) I Took Up The Runes (1990) Twelve Moons (1993) Aftenland (1980) All Those Born With Wings (1987) Dresden (2007) Dis (1976) Paul Giger Alpstein (1991) Egberto Gismonti Danca Das Cabecas (1976) Sol Do Meio Dia (1977) Solo (1978) Magico - Carta De Amor (1981) Sanfona (1981) Duas Voces (1985) Danca Dos Escravos (1989) Meeting Point (1997) Magico (1979) Folk Songs (1979) Mick Goodrick In Pas(s)ing (1979) Larry Grenadier The Gleaners (2019) George Gruntz Theatre (1983) Tord Gustavson The Ground (2004) Barry Guy Ceremony (1999) Charlie Haden Ballad Of The Fallen (1983) Magico (1979) Folk Songs (1979) In Montreal (2001) Dave Holland Conference Of The Birds (1973) Music From Two Basses (1971) Extensions (1990) Dream Of The Elders (1996) Points Of View (1998) Jumpin´In (1984) Extended Play (2001) Triplicate (1988) Emerald Tears (1977) What Goes Around (2002) Zakir Hussain Making Music (1987) Julia Hülsmann Imprint (2011) In Full View (2013) Mark Isham We Begin (1987) Vijay Iyer Far From Over (2017) Benedikt Jahnel Equilibrium (2012) Keith Jarrett Bremen/Lausanne (1973) Köln Concert (1975) Sun Bear Concerts (1976) La Fenice (2018) Sacred Hymns (1980) Staircase (1977) The Survivors´Suite (1976) Jasmine (2010) Last Dance (2014) No End (2013) Hamburg 1972 (2014) Setting Standards (2008) Standards Live (1986) At The Blue Note (1994) Whisper Not (2000) Belonging (1974) My Song (1977) Nude Ants (1980) Personal Mountains (1989) Sleeper (1989) Changeless (1989) Still Live (1988) Tribute (1990) Eyes Of The Heart (1976) Luminessence (1975) Arbour Zena (1976) Ruta And Daitya (1973) Hymns Spheres (1976) Marc Johnson Bass Desires (1986) Second Sight (1987) Jokleba Outland (2014) Herbert Joos Daybreak - The Dark Side Of Twilight (1977) Anders Jormin Xieyi (2001) Giya Kancheli Abii Ne Viderem (1995) Larry Karush May 24,1976 (1976) Manu Katche Neighbourhood (2005) Playground (2007) Third Round (2010) Manu Katché (2012) Touchstone For Manu (2014) Masabumi Kikuchi Sunrise (2012) Lee Konitz Live At Birdland (2009) Krakatau Voliton (1992) Matinale (1994) Katrina Krimsky/Trevor Watts Stella Malu (1981) Steve Kuhn Mostly Coltrane (2009) Wisteria (2012) Ecstasy (1975) Trance (1975) Last Year´s Waltz (1982) Art Lande Rubisa Patrol (1976) Desert Marauders (1978) Red Lanta (1974) Skylight (1981) Dave Liebman Lookout Farm (1974) Drum Ode (1975) Rolf Lislevand Nuove Musiche (2006) Charles Lloyd Fish Out Of Water (1990) The Call (1993) Hyperion With Higgins (2001) Lift Every Voice (2002) Voices In The Night (1999) The Water Is Wide (2000) Mirror (2010) Masqualero Bande A Part (1986) Aero (1988) Re-Enter (1991) Bennie Maupin The Jewel In The Lotus (1974) Marilyn Mazur Elixir (2008) Celestial Circle (2011) Pat Metheny Pat Metheny Group (1978) American Garage (1979) Offramp (1982) Travels (1983) Bright Size Life (1976) Watercolours (1977) New Chautauqua (1978) 80/81 (1980) Rejoycing (1984) First Circle (1984) Stefan Micus Till The End Of Time (1982) Implosions (1977) Koan (1982) Wings Over Water (1982) East Of The Night (1985) Nils Petter Molvaer Khmer (1997) Solid Ether (2000) Meredith Monk Dolmen Music (1981) Turtle Dreams (1983) Do You Be (1987) Paul Motian Le Voyage (1979) Conception Vessel (1973) Psalm (1982) Michael Naura Vanessa (1975) James Newton Axum (1981) Mike Nock Ondas (1981) Old And New Dreams Old And New Dreams (1979) Playing (1981) OM Kirikuki (1976) Rautionaha (1977) with Dom Um Romao (1978) Cerberus (1980) A Retrospective (2006) Oregon Oregon (1983) Crossing (1985) Ecotopia (1987) Arvo Pärt Misere (1991) Gary Peacock Shift In The Wind (1981) Now This (2015) Tangents (2017) Oracle (1993) December Poems (1978) Paradigm (1982) Guamba (1987) Barre Phillips Mountainscapes (1976) Three Day Moon (1978) Journal Violone II (1980) Call Me When You Get There (1984) Aquarian Rain (1992) End To End (2018) For All It Is (1971) Julian Priester Love, Love (1974) Polarization (1977) John Potter The Dowland Project - Care-Charming Sheep (2003) Wolfgang Puschnig Then Comes The White Tiger (1994) Quercus Quercus (2013) Enrico Rava Quartet (1978) Tati (2005) Tribe (2011) The Pilgrim And The Stars (1975) Dewey Redman The Struggle Continues (1982) Steve Reich Music For 18 Musicians (1978) Rena Rama Landscapes (1977) Adelhard Roidinger Schattseite (1981) Terje Rypdal Terje Rypdal (1971) What Comes After (1974) Whenever I Seem To Be Far Away (1974) Odyssey (1975) After The Rain (1976) Waves (1978) Descendre (1980) To Be Continued (1981) Terje Rypdal - Miroslav Vitous - Jack DeJohnette (1979) Chaser (1985) Blue (1987) The Singles Collection (1989) Skywards (1997) Dino Saluzzi Kultrum (1982) Once Upon A Time - Far Away In The South (1986) Manfred Schoof Resonance (2009) Scales (1976) Light Lines (1978) Horizons (1980) Louis Sclavis Rouge (1992) Trygve Seim Sangam (2004) Shankar Vision (1984) Song For Everyone (1985) Andy Sheppard Movements In Colour (2009) Leo Smith Divine Love (1979) Tomasz Stanko Balladyna (1976) Litania (1997) From The Green Hill (1999) Soul Of Things (2002) Suspended Night (2004) Wislawa (2013) Bobo Stenson Underwear (1971) Serenity (2000) Indicum (2012) Goodbye (2005) Jiri Stivin System Tandem (1975) Markus Stockhausen Karta (2000) Thomas Stroenen Time Is A Blind Guide (2016) John Surman Adventure Playground (1992) Private City (1987) Upon Reflection (1979) The Road To St. Ives (1990) Saltash Bells (2012) The Amazing Adventures Of Simon Simon (1981) Craig Taborn Chants (2013) Steve Tibbetts Exploded View (1986) TOK Paradox (1979) David Torn Cloud About Mercy (1986) Prezens (2007) Ralph Towner Diary (1973) Trios/Solos (1973) Solo Concert (1980) My Foolish Heart (2017) Blue Sun (1983) ANA (1987) Anthem (2001) Matchbook (1975) Slide Show (1986) A Closer View (1998) Sargasso Sea (1976) Five Years Later (1981) Open Letter (1992) Batik (1978) Travel Guide (2013) Lost And Found (1996) Solstice (1975) Sounds And Shadows (1977) Old Friends, New Friends (1979) City Of Eyes (1989) Colin Vallon Le Vent (2014) Rruga (2011) Danse (2017) Tom Van Der Geld Path (1979) Nana Vasconcelos Saudades (1980) Edward Vesala Satu (1977) Nan Madol (1974) Miroslav Vitous Music Of Weather Report (2016) Journey´s End (1983) Miroslav Vitous Group (1981) Atmos (1993) First Meeting (1980) Universal Syncopations (2003) Emergence (1986) Collin Walcott Works (1988) Cloud Dance (1976) Grazing Dreams (1977) Mal Waldron Free At Last (1969) Marcin Wasilewski Trio (2005) January (2008) Faithful (2011) Trevor Watts A Wider Embrace (1994) Eberhard Weber Yellow Fields (1976) The Colours Of Chloe (1974) Silent Feet (1978) Fluid Rustle (1979) Little Movements (1980) The Following Morning (1977) Pendulum (1993) Later That Evening (1982) Chorus (1985) Resumé (2012) Endless Days (2001) Stages Of A Long Journey (2007) Hajo Weber/Ulrich Ingenbold Winterreise (1982) Harald Weiss Trommelgeflüster (1985) Kenny Wheeler Gnu High (1976) Deer Wan (1978) Angel Song (1997) Around 6 (1980) Double, Double You (1983) Lena Willemark Agram (1996) Jacob Young Forever Young (2014) Denny Zeitlin Time Remembers One Time Once (1983) So, genug der Worte. Ich wünsche jedem viel Spaß beim Lesen und Beiträge erstellen. Ich hoffe auf eine rege Beteiligung, um so ein umfangreiches Bild dieses Labels zu bekommen. Es geht los…. [Beitrag von arnaoutchot am 20. Dez 2019, 08:17 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#2 erstellt: 14. Jun 2019, 17:11 | ||||
Ich beginne mit John Abercrombie (1944-2017). Der aus einem Ort nahe New York stammende Gitarrist hat die Avantgarde der elektrischen Gitarre im Jazz wie kaum ein zweiter eingeläutet und angeführt. Im Gegensatz zu vielen anderen Saitenkünstlern, die sich seit den 1970ern an immer halsbrecherischerer Jazzrockmusik und dann in den 1980ern immer seichter werdenden Fusionpops versuchten, war Abercrombie fortwährend an ganz anderen Synergien von Gitarre und Jazz interessiert. Klang er als Begleiter von Enrico Rava mitte der 70er noch zurückhaltend, so erschuf er mit seinem Debüt bei ECM schon einen ureigenen Klang, der auch rockig war, der auch boppig war, der aber ebenso einen einzigartig- modernen Ton jenseits gängiger Muster inne hatte. In den 80ern dann entdeckte Abercrombie dann den Gitarrensynthesizer und wurde auf diesem zum größten Virtuosen neben Pat Metheny. Im Herbst seiner Karriere dann kehrte der Gitarrist zu ruhigeren Klängen in kleineren Besetzungen zurück. Er starb am 22. August 2017 an Herzversagen und hinterlässt ein einzigartiges Panoptikum an improvisierter Gitarrenmusik, das gleich mit dem ECM Debüt eine Legende hervorbrachte: John Abercrombie Timeless ECM 1047, 1975 Mit Jan Hammer und Jack DeJohnette im Powertrio bietet Abercrombie eine äußerst kraftvolle Performance voller pikantem Swing und einzigartiger Zweisamkeit zwischen Gitarre und Orgel. Beginnend mit dem gar pressenden "Lungs" zeigen sowohl Abercrombie mit rockigeren Klängen als auch Hammer an seiner schwitzenden Orgel ihre ureigene Klasse. Im Verlaufe des Albums hört man aber ebenso wunderschöne Akustikballaden, wie auch schwer modernen Jazz mit einem schon in dieser Frühzeit sehr innovativen Jan Hammer am Synthesizer. Das Titelstück, das das Album beschließt, ist letztlich dann eine ganz ureigene Reise in eine schwebende und unendlich erscheinende Klangwolke. Abercrombie formt aus den flächigen Synthesizerakkorden Hammers ein liquides und hypnotisierendes Solo von schierer Endlosikgkeit, während DeJohnette eine so simpel klingende wie geniale Basis mit den Besen gestaltet. Klanglich ist das sicher noch kein audiophiles Highlight, passt sich mit seinen fein gesetzten Hallfahnen aber schon in Eichers Klangverständnis ein. Dieses Album zählt sicher zu den ganz großen Klassikern des Labels und bildet einen Grundstein einer jeden ECM- Sammlung. In den 80ern wandte sich Abercrombie der Arbeit mit dem Gitarrensynthie zu und ferner einer deutlich weitschweifernden und melodiöseren Formensprache. U.a. im Trio mit Peter Erskine (dr) und Marc Johnson (b) spielte er mehrere brillante Alben. Zwei davon stehen bei mir im Regal: John Abercrombie Current Events ECM 1311, 1986 John Abercrombie Getting There ECM 1321, 1988 Beide ähneln sich in Abercrombies Art die Sounds seines Gitarrensynthies in äußerst zugänglichen Songs mit äußerst einprägsamen Themen einzubinden. Auf beiden Alben gelingt ihm dies ganz vorzüglich, zudem er zwischendurch immer mal wieder akustische Kleinode einbindet und so für stimmungstehnische Abwechslung sorgt. Auf "Getting There" stößt zum eingespielten Trio noch Michael Brecker hinzu, der mit seinem ganz amerikanischen und großstädtischen Tenorsound den Kompositionen noch zusätzliche Würze verleiht. Das macht die Scheibe noch einen Tick spannender, als ihren Vorgänger. Klanglich geben sich beide Platten ähnlich luftig, transparent und atmend, aber auch in einem durchaus typischen 80er Jahre Soundstil mit viel Hall. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 14. Jun 2019, 18:41 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#3 erstellt: 15. Jun 2019, 06:27 | ||||
Ergänzend zu diesen Aufnahmen sei auf jeden Fall auch noch dieses weitere Album mit Erskine und Johnson und als zweiten Solisten John Surman erwähnt: John Abercrombie November ECM 1502,1993 Das Trio Abercrombie, Erskine und Johnson war zu diesem Zeitpunkt schon ein wohleingespieltes Team und empfahl sich hier quasi für die Ergänzug um John Surmans ebenso verqueren wie poetischen Töne auf Saxophon und Bassklarinette. Man muß natürlich auch dazu sagen, dass Erskine und Johnson eh die ideale Besetzung für einen Gitarristen von moderner Art sind. Sie bewiesen dies ja parallel zur Arbeit mit Abercrombie mitte der 80er auf den beiden Alben mit den Bass Desires, wo sie John Scofield und Bill Frisell an den Sechs Saiten an Bord hatten. Auch wenn sich hier in einigen Stücken diese prägnant- melodiösen Themen der Vorgängeralben finden, so tauchen die vier später in deutlich tiefere Sphären ab. Und es ist wirklich spannend zu hören wie Abercrombie Surmans abgründige Soli mit eher teils impressionistischen Tupfern konterkariert. Und das Zusammenspiel gerade zwischen Erskine und dem Gitarristen plus Johnsons Basskommentare sind eine Klasse für sich. Und auch klanglich ist das hier brillant im alten Rainbow Studio zu Oslo eingefangen. Kongshaug zaubert einen transparenten und durchzeichneten Klang, der jedes Detail zu Gehör bringt. |
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HansFehr
Inventar |
#4 erstellt: 15. Jun 2019, 12:31 | ||||
John Abercrombie 39 Steps ECM 2334, 2013 Im Quartet aufgenommen. Pianist Marc Copland spielt eine bedeutende Rolle. Er ist an mehreren Stücken direkt beteiligt. Ich habe ja versucht via ECM die Idee der Cover-Gestaltung zu erfahren. "Einfach so ein Einfall" war die sympathisch gemeinte Antwort des Designers. |
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dietmar_
Inventar |
#5 erstellt: 15. Jun 2019, 20:38 | ||||
Da muss ich natürlich mit Susanne Abbuehl zwischengrätschen. Eines der sehr wenigen ECM-Alben mit Gesang, Norma Winstone (auch mit Azimuth) fällt mir noch ein ... Theo Bleckmann ... Ich bin auch kein großer Freund des Jazzgesangs, Mr. Lovegrove, aber ein paar Interpreten/Alben schätze ich schon. Dazu gehört Susanne Abbuehl mit ihrem ersten Album für ECM, 2001 erschienen. Abbuehl singt sehr sanft, Sie vertont auf April Gedichte von E. E. Cummings und gibt Carla Bley Kompositionen einen Text, einmal fließen der Text Cummings und die Musik Bleys zusammen (Anspieltipp: „Seven somewhere i have have never travelled, gladly beyond“), auch ein „'Round Midnight“ (toll! - begleitet von Brederode am verschlafenen Harmonium) gibt es. Ruhig und langsam fließt diese Musik ins Ohr. Die Poesie von e.e. cummings – er schrieb sich gerne klein - sollte man möglichst im originalen amerikanischen Englisch lesen/hören, die Übersetzer taten sich meist schwer. Christof May (cl, bcl), Samuel Rohrer (dr, perc) und Wolfert Brederode (piano, harmonium, melodica), der später selbst mindestens 3 (?) ECM Alben als Leader einspielen konnte, vervollständigen die Band. Die vier erschaffen eine magische Stimmung mit ihrem Spiel. Ich höre das Album nicht sehr oft, doch verrückt es mich jedes Mal in einen etwas anderen Zustand. Das hat der Nachfolger Compass nicht so ganz geschafft, trotz der Besetzung wieder mit Brederode, May und Lucas Niggli, Michel Portal. Aber ich müsste Compass einmal wieder hören. April ist für mich ein vielseitig zu nutzendes Album, bei einem guten Essen in kleinem Kreis, bei langen Autofahrten (das erste Mal hörte ich diese Musik auf einer mehrstündigen Fahrt passiv auf einer Rückbank auf dem Weg zur Documenta im Jahre 2002 und dachte nur „Wow! - wie schön“) und am besten hört man diese Musik alleine nahe der Versunkenheit. Nebenher laufen lassen wäre eine Schande, diese Musik verdient Aufmerksamkeit. Auch jetzt in diesem Augenblick erwischt es mich wieder. Susanne Abbuehl - April ECM 1766, 2001 edit: vom Cover die Kanten beschnitten. [Beitrag von dietmar_ am 15. Jun 2019, 22:13 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#6 erstellt: 16. Jun 2019, 06:09 | ||||
Frau Abbuehl hatte ich gar nicht (mehr) auf dem Schirm. Die "Compass" hat mir damals bei VÖ gut gefallen, hatte sie dann aber später nie wieder gehört. Sie sei hier einfach der Vollständigkeit halber erwähnt: Susanne Abbuehl Compass ECM 1906, 2006 Es gibt ja noch eine dritte Scheibe, "The Gift" (ECM 2322, 2013), aber die kenne ich gar nicht. |
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dietmar_
Inventar |
#7 erstellt: 16. Jun 2019, 07:04 | ||||
Dann solltest du es auch mit April versuchen. Ich habe mir die Compass zum wiederhören rausgelegt. The Gift kenne ich auch gar nicht. |
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arnaoutchot
Moderator |
#8 erstellt: 16. Jun 2019, 09:03 | ||||
Hallo zusammen, erst mal Gratulation zu diesem neuen Thread. Sehr schöne Idee, interessiert mich bekanntlich auch. Zu John Abercrombie kann ich nur sehr wenig beisteuern. Ausser der Timeless habe ich kaum etwas. Zählt das Trio Gateway als Abercrombie-Platte (ECM 1061, 1975) ? Es sei hier wenigstens mal erwähnt. Das habe ich gut in Erinnerung, muss ich aber mal wieder hören. Es folgten noch mindestens zwei Fortsetzungen (Gateway 2, Gateway Homecoming). Ich nehme an, die Kollaborationen von Abercrombie mit Ralph Towner laufen unter dem Letztgenannten ? Dann sollte man sie dort erwähnen. Mir fiel noch George Adams ein, der nur eine Platte auf ECM gemacht hat, die auch in der Touchstone-Serie im Februar 2019 wiederveröffentlicht wurde, aber die ich (bislang) nicht habe. Sie wurde im laufenden "Was hört ihr gerade Jazz" aber vorgestellt. Arild Andersen habe ich mir vorgemerkt, auf dessen frühe Platten komme ich noch, da sind einige sehr gute dabei. Ich will aber eine der aus meiner Sicht wichtigsten Gruppierungen nennen, die auf dem ECM-Label erschienen sind: Das Art Ensemble of Chicago. Eicher schaffte es, dieser radikalen Truppe eine - auch klanglich - verbesserte Form zu geben, ohne die Vielfältigkeit und Experimentierfreudigkeit der Band einzuschränken. Der beste Einstieg in das umfangreiche Oeuvre des Ensembles ist aus meiner Sicht nach wie vor die Urban Bushmen (ECM 1211/12, 1980), die in bester Klangqualität einen Live-Auftritt im Münchner Amerikahaus abbildet. Auch ohne die Optik ein denkwürdiges Konzert. So, das mal als Start. |
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dietmar_
Inventar |
#9 erstellt: 16. Jun 2019, 09:56 | ||||
Ich bin so frei und kopiere meinen Beitrag aus besagtem Thread einmal hier hinein. Ich meine mich zu erinnern, dass Andreas dazu auch etwas geschrieben hat, bin aber zu faul zum sichen. Wenn das nicht gewünscht ist oder das Bild, weil doppelt, entfernt werden soll, sagt bescheid, dann entferne ich es entsprechend.
ECM 1141 |
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arnaoutchot
Moderator |
#10 erstellt: 16. Jun 2019, 13:59 | ||||
Hallo Dietmar, das passt schon, denke ich. Doppelte Bilder finde ich nur immer dann blöd, wenn das gleiche Bild in einem Thread direkt aufeinander folgt. Nochmals zu Abercrombie / Holland / deJohnette: Gateway: Gerade mal aufgelegt. Ich finde den Thread hier alleine schon gut, weil ich angeregt werde, Platten aufzulegen, die ich jahrelang nicht mehr gehört habe. Jetzt weiss ich auch wieder, warum ich Abercrombie nicht so mag: Hier ackert er sich mit tw. recht kreischenden Gitarrentönen durch das Programm . Holland und DeJohnette sind super, wegen Holland habe ich die Platte auch gekauft ! Wer einen recht Gitarren-Trio-lastigen Jazz (mit deutlichen Tendenzen in den Rock hinein) mag, kann hier richtig sein. Aber noch zu Arild Andersen: Drei frühe Platten als Leader sind Clouds in my Head (1975), Shimri (1976) und Green Shading into Blue (1978). Die hat ECM praktischerweise mit Green to Blue - The Early Quartets in einer 3CD-Box wiederveröffentlicht (ECM 2143-45). Einzeln sind die Platten vermutlich ohnehin nurmehr schwierig zu finden. Das Quartett besteht auf den drei Platten aus Andersen (b), Jon Balke oder Lars Janssen (p, keys), Knut Riisnaes oder Juhani Aaltonen (ts, ss, fl) und Pal Thowsen (dr, perc). Ich denke, für die Liebhaber des nordischen Jazz der 1970er unbedingt ein Tipp. Klanglich habe ich es gut in Erinnerung. Eine meiner Lieblingsplatten von Andersen ist aber das Molde Concert (ECM 1236, 1981/2000). Hier spielt der Bassist mit Bill Frisell (g), John Taylor (p) und vor allem dem Power-Drummer Alphonse Mouzon im Quartett. Das ist vermutlich diejenige mir bekannte ECM-Platte, die am weitesten in den Rock (nun gut, Jazz Rock) reinragt. Das sind keine Sounds next to Silence, da geht die Post ab. Achtung: Am besten die CD-Neuauflage aus 2000 wie unten gezeigt nehmen. Die Originalplatte ist deutlich kürzer ! Danach wird es aber dünn bei mir mit den neueren Platten mit Andersen, ich habe ihn nur in etlichen Kollaborationen. Was gibt es da noch Gutes ? |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#11 erstellt: 16. Jun 2019, 15:52 | ||||
Ich bin erst morgen abend wieder zu Hause und werde dann noch was zu Andersen schreiben. |
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Don_Tomaso
Inventar |
#12 erstellt: 16. Jun 2019, 15:55 | ||||
Zu Arild Andersen möchte ich auch etwas beitragen, einfach, weil ich ihn so gerne höre. Gerade läuft auch, als Erstlauschung im Stream, “Hyperborean“, da kann ich also erst mal noch nix zu sagen (außer, dass sie mir gut gefällt, geht so in Richtung Neue Musik). Ist übrigens aus einer Auftragsarbeit für das Molde-Festival entstanden. Arild Andersen ist schon seit Anfang der Siebziger bei ECM, er hat auf Jan Garbareks “Afric Pepperbird“ (1970) mitgewirkt und seine ersten eigenen Quartette veröffentlicht, “Clouds In My Head“, “Shimri“ und “Green Shading Into Blue“. In den Achtzigern bildete er mit Jon Balke, Tore Brunburg, Nils Petter Molvaer und Jon Christensen die Band “Masqualero“ und hat mit Tommy Smith (Sax) und Paolo Vinaccia (Drums) einige viel-beachtete Trioplatten eingespielt (nicht bei ECM). Neben sehr viel “reinem“ Jazz, entweder als Leader oder bei Musikern wie Jan Garbarek, Yelena Eckemoff oder Vasilis Tsabropoulos hat Andersen auch immer gerne Folkmusik gemacht beziehungsweise Elemente daraus verwendet, und das bringt mich zu der Platte, über die ich eigentlich schreiben wollte, die umfangreiche Diskographie des Arild Andersen überlasse ich gerne Berufeneren. Klar, es geht um “Sagn“, was sonst? ECM 1435 Zusammen mit der Sängerin Kirsten Braten Berg hat Andersen dieses Album konzipiert, in dem die Volksmusik und die Sagen des hohen Norden naturgemäß die Hauptrolle einnehmen. Das ist beileibe kein Ethnokitsch oder Schlagerstadel, sondern eine spannende und inspirierende Mischung, dargereicht von Bendrik Hofseth am Sax, Bugge Wesseltoft, Keys, Frode Alnaes an der Gitarre und Naná Vasconcelos, Perc. Ich muss zugeben, dass mich Braten Bergs Gesang, die klaren Harmonien, das Volksliedhafte regelrecht betören. Der Anfang entfaltet sich langsam und präzise, Alnaes' Gitarre gibt eine kleine Melodie vor, die Hofseth und Vasconcelos behutsam ausfüllen, untermalt von Andersons mal flächigem, mal akzentuiertem Bass und Wesseltofts Synthesizer. Die wunderschöne, reine Frauenstimme geht nie unter, klingt nie angestrengt oder gequetscht. Im zweiten Stück ändert sich die Stimmung, es wird schneller, wie ein Tanz. Was bleibt, ist die Transparenz, Instrumente können sich frei entfalten, alles hat Raum. Dann ein erneuter Tempowechsel ins elegische Fach, die Weite des Nordens öffnet sich. Nun wieder ein Tanz, mit Gesang und Maultrommel und E-Giterre (ja, das passt ). Das Fest mündet in einen Traum, getragen von sanfter Percussion, einem wieder sehr präzisen Bass und dem Saxophon, bis Alnaes mit der verzerrten Gitarre Drive reinbringt. Und wie sehr liebe ich Andersens Klang auf seinem Standbass! Dieser Körper! Er ist ja nie ein Virtuose, ein Fiedler, ein Saitenhexer, er spielt einfach BASS. Teil 1 von Sagn wird im sechsten Stück abgeschlossen, die Themen werden zusammengeführt, diesmal im Wesentlichen durch Wesseltoft und Hofseth. Teil 2 startet mit einer anderen Stimmung, er erzählt von Räubern (“Tjovane“), bald dominieren Saxophon und E-Gitarre. Hier wird es fast ein bisschen viel und laut, doch geht es auf dem dissonanten Gipfel recht schnell über in ruhiges Fahrwasser, die Ballade “Sorgmild“. Eigenartige Gesänge und Soundeffekte kommen sparsam zum Einsatz, bis das Saxophon den Schluss einleitet. Ein kurzes instrumentales Zwischenstück sowie ein ebenso kurzes Lied führen zum Abschluss von Teil 2, den Füchsen (“Reven“). Den Anfang dominieren Percussion und Synth, sehr schön akzentuiert von Samples und dem Bass als Stimme. Ok, Andersen kann auch virtuos... Das alles ist rhythmisch stimmig und spannend. Der dritte Teil beginnt gedämpft und düster, auch Braten Bergs klare Gesangsstimme hellt die Stimmung nur wenig auf. Nach dem neuen Vers “Nystev“ (?) kommt “Lussi“, es wird wieder munterer, der Weihnachtstroll richtet allerhand Schabernack an. Im nächsten Stück hat wieder das Saxophon die Leadstimme, es übergibt dann an den Gesang. Die Folkelemente treten wieder in den Vordergrund, mit ein wenig Phantasie könnte man sich an einen der in letzter Zeit beliebten Mittelaltermärkte versetzt fühlen. Im letzten Stück wird wieder die Gitarrenmelodie vom Anfang gespielt, in etwas anderer Phrasierung und mit dem Saxophon zur Seite. Der Gesang setzt ein, ein letztes Mal, und dann ist sie auch schon vorbei, die norwegische Sagenstunde. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#13 erstellt: 16. Jun 2019, 16:25 | ||||
Oh cool, du hast mir die Arbeit zu "Sagn" abgenommen ;). Dazu hätte ich was schreiben wollen, aber dein Post hat alles gesagt. |
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dietmar_
Inventar |
#14 erstellt: 16. Jun 2019, 18:44 | ||||
Ist es bekannt, dass es dazu eine Schwesterplatte gibt? Zwar nicht bei ECM erschienen, aber bestimmt interessant für Liebhaber von Sagn. "Arv" |
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crim63
Inventar |
#15 erstellt: 16. Jun 2019, 19:28 | ||||
Hallo ! Sehr schön dieser Thread über ECM, ich werde nicht viel beitragen können da mein Angebot an ECM Ausgaben sehr beschränkt ist und Ihr meine wenigen ECM`s sicher alle habt. Bei A habe ich nichts gefunden im Plattenregal, vielleicht klappts noch mal. Aber ich kann viele Tipps für mich mitnehmen. Danke und Gruß Maik |
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andreas3
Inventar |
#16 erstellt: 16. Jun 2019, 20:10 | ||||
Guten Abend, erstmal einen herzlichen Dank an Michael für diesen Faden, freut mich sehr. Mir gehts wie deinem Namensvetter, ein willkommener Anlass, lange nicht Gehörtes wieder mal aufzulegen. Hier läuft denn: Art Ensemble of Chicago - The Third Decade ECM 1273 (1985) Auf dieser meines Wissens letzten Einspielung für ECM vor Lester Bowies Tod zeigen sie sich innovativ: Bläser und Percussionist Joseph Jarman hat sich einen Synthesizer gekauft und nutzt ihn für ein längeres Intro zu dieser Aufnahme und dem ersten Stück, einer tröstlichen Ballade, die freilich dann von Flöte und Klarinette übernommen wird. Das Programm wie immer äußerst virtuos und abwechslungsreich, von wildem Free bis deftigem Funk zeigen die fünf bereits älteren Herren sich mit allen Wassern gewaschen und sprühen nur so vor Ideen und Spiellaune. Grüße! |
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dietmar_
Inventar |
#17 erstellt: 16. Jun 2019, 20:30 | ||||
Auch wenn ich das Album nur nebenbei hörte, kann ich sagen, schlechter als April ist es nicht, doch der erste Zauber, der bei der ersten Wahrnehmung Abbuehls strömte, ist dann doch nicht wiederholbar. Aber auch hier gibt es eine ganze Reihe gesungener "Werke": Luciano Berio, Joyce' "Finnegans Wake" und "Chamber Music" - da muss man sich erst einmal herantrauen als Stimme. Sun Ra, Corea, "Where Flamingo Fly" (bekannt durch Gil Evans). Und doch ist das Alles nicht verkopft, unterhalten fühle ich mich sehr. Susanne Abbuehl - Compass ECM 1906 2006
Ich denke, dass ist der Hauptgrund dieses Threads. [Beitrag von dietmar_ am 16. Jun 2019, 20:30 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#18 erstellt: 17. Jun 2019, 14:14 | ||||
Noch ein kurzer Fakt zu Arild Andersens "Sagn". Eigentlich ist diese Platte keine originäre ECM. Andersen veröffentlichte das Album 1990 zunächst auf dem Label Kirkelig Kulturverksted, bevor Eicher es übernahm. Der Nachfolger "Arv" sollte ursprünglich auch auf ECM erscheinen, kam dann aber auch bei Kirkelig heraus. Manfred Eicher war bei "Sagn" demnach nicht der Produzent. Dennoch ist diese Aufnahme herausragend gelungen. Auch hier entstand die Platte bei Jan-Erik Kongshaug im Rainbow Studio. Und "Shimri" ist für mich das beste der drei Alben aus der Dreier- Box, die Michael vorgestellt hat - auch klanglich ein ganz großer Wurf! [Beitrag von Mr._Lovegrove am 17. Jun 2019, 14:35 bearbeitet] |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#19 erstellt: 17. Jun 2019, 14:32 | ||||
Zum Art Ensemble Of Chicago kann ich ehrlicherweise wenig beitragen. Ich habe zwar drei ECM Alben von denen auf meiner Festplatte, kann die aber mangels großer Erfahrungen in Sachen Free und Avantgarde sowie der Geschichte des Ensembles nicht wirklich kompetent in einen Kontext stellen. Ich würde mich danach dann mit Jon Balke und seinem Oeuvre melden. Davor würde noch Azimuth kommen. Von denen habe ich aber auch nichts. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 17. Jun 2019, 14:32 bearbeitet] |
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dietmar_
Inventar |
#20 erstellt: 17. Jun 2019, 15:27 | ||||
"Kompetent in einen Kontext stellen" könnte ich höchstens, wenn ich Urlaub habe ... oder ich kenne mich wirklich mit dem entsprechenden Musiker sehr gut aus. Das ist beim AEoC nicht der Fall, ich habe aus der ECM-Reihe die schon genannte Urban Bushmen, Nice Guys und Full Force, die - im Widerspruch zu arnaoutchot - für mich der richtige Zugang zum Ensemble war. Auch wenn ich Azimuth erwähnte, habe ich nicht einen Ton von der Band. Unerwähnt möchte ich nicht den Trompeter Ralph Alessi lassen bevor es zu "B" geht. Ich habe von ihm Quiver aus 2016. Es gibt noch zwei andere ECMs unter seinem Namen. Ich komme jetzt aber nicht zu einem einigermaßen konzentrierten Hören, daher bleibt es (vorerst) bei der reinen Nennung. Mit Gary Versace (p), Drew Gress (b), Nasheet Waits (dr). ECM 2438 |
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HansFehr
Inventar |
#21 erstellt: 17. Jun 2019, 15:42 | ||||
Doch noch Abercrombie. Sein letztes Album für ECM. John Abercrombie Up an Coming ECM 2528, 2017 Ruhige Musik. Dass mir das aus 1958 stammende Stück Nardis besonders gefällt, ist kein Zufall. Es ist von Miles Davis. |
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arnaoutchot
Moderator |
#22 erstellt: 17. Jun 2019, 16:35 | ||||
Nein, das ist kein Widerspruch. Die Nice Guys (ECM 1126, 1979) oder die Full Force (ECM 1167, 1980) passen auch sehr gut. Ich habe mW alle Platten des Art Ensemble auf ECM und einiges davor und daneben Erschienene. Ich bin mir aber nicht sicher, ob eine "Auflistung" des Materials auf ECM jetzt wirklich Sinn macht, sondern würde es gerne mal bei diesen dreien (plus der Third Decade, die Andreas genannt hat) zunächst belassen. Wer alles auf ECM vom Art Ensemble inkl. aller Side Projects haben will, bekommt das jetzt ganz neu und kompakt zum 50jährigen in einer 21CD-Box mit dickem Buch. Reizvoll, ich hab aber schon zu viel, als dass es sich noch lohnt. Wenn man das Cover anklickt, sieht man, was drin ist. Das ist alles was vom Art Ensembe & Associates bei ECM erschienen ist. Und damit der Azimuth (ECM 1099, 1977) auch Genüge getan ist: Ein interessantes Konzept mit Norma Winstone (voc), Kenny Wheeler (tp) und John Taylor (p), das mich aber weniger gepackt hat. Auf die Dauer ging mir das textlose Gesinge von Frau Winstone auf den Wecker, aber das liegt sicherlich hauptsächlich an mir. Das ist eine der wenigen ECM-Platten, die ich vor langer Zeit mal weggegeben habe. Noch ein Die Originalplatte ist heute gar nicht mehr so einfach zu bekommen, aber mW gibt es eine Box mit drei Azimuth-Platten, wer Bedarf danach hat. Winstone ist übrigens die Ehefrau von John Taylor. [Beitrag von arnaoutchot am 17. Jun 2019, 16:51 bearbeitet] |
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dietmar_
Inventar |
#23 erstellt: 17. Jun 2019, 18:18 | ||||
So viele Alben auf ECM vom AEoC gibt es gar nicht, laut ECM nur 5. Zu nennen wäre eigentlich nur noch " Tribute to Lester". Die 21 CDs setzen sich wohl überwiegend aus den einzelnen Mitgliedern zusammen, Bowie, Mitchell ...
Nein, nein, da bin ich bei dir. Ich habe Winstone mit Wheeler und der WDR Big Band live gesehen, Kenny saß die ganze Zeit auf einem Stuhl, wirkte sehr alt, spielte aber schön, Norma sang meistens Text, aber eine gewisse Sprödheit habe ich trotzdem festgestellt. Aber die wird 100. |
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arnaoutchot
Moderator |
#24 erstellt: 17. Jun 2019, 19:01 | ||||
Ja, wo Du recht hast, hast Du recht ! Aus dem Bauch raus und gefühlt dachte ich, es sind mehr. Ich habe wohl die DIW-Sachen, die gleichzeitig nebenher erschienen, und einige Soloplatten gedanklich dazugezählt. Die Tribute to Lester (ECM 1808, 2003) ist übrigens eine rührende Hommage an Lester Bowie und sehr schönes Spätwerk des auf ein Trio geschrumpften Ensembles, nur Mitchell, Favors und Moye waren noch übrig. Dann haben wir das Thema Art Ensemble auf ECM erschöpfend abgehandelt. Zu Lester Bowie kommen wir dann auch bei B, denke ich. |
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andreas3
Inventar |
#25 erstellt: 17. Jun 2019, 19:29 | ||||
Guten Abend! Mr._Lovegrove schrieb:
Hallo Michael, eine Bitte: Slow down please! Der Thread hat einen tollen Anfang hingelegt, ich komme kaum mit dem Lesen hinterher, aber zur Zeit ist mein Zeitfenster für Musik etwas eng.. Ich möchte auch nicht alles was ich habe hier einstellen, aber es lohnt doch in die ein oder andere mal wieder reinzuhören, und sie hier dann auch entsprechend zu würdigen. Wenn du noch ein paar Tage Zeit hast, stelle ich Eivind Aarset vor, das hat mich dann doch interessiert. Ist bereits auf dem Postweg. Seine electronique noire (auf anderem Label) finde ich durchaus faszinierend. Heute eine Platte von John Abercrombie, die mich seit Jahrzehnten begleitet und daher ans Herz gewachsen ist: John Abercrombie - Characters ECM 1117 (1978) Abercrombie Solo auf akustischer und elektrischer Gitarre sowie elektrischer Mandoline, teils im Overdub. Ruhig, melodiös, besinnlich, kaum eine Spur des Abercrombie wie er sich mit Gateway zeigt. Entspannter Jazz mit Tiefgang eines grandiosen Gitarristen. Ich habe hier erst gelesen, dass er auch eine Zeitlang Gitarrensynthie spielte, die Phase ist mir (glücklicherweise ) ganz entgangen. Das Timeless als erste hier erwähnt wurde lies mich schmunzeln: Das war damals meine erste ECM- Platte, solch eine Musik hatte ich vorher noch nie gehört, die Besetzung mit Hammers fettem Moog- Bass und Hammond / Synthie hat schon Alleinstellungsmerkmal. Und noch: John Abercrombie Quartet - Arcade ECM 1133 (1978) Im Quartett mit Richie Beirach, George Mraz und Peter Donald präsentiert er hier zwei eigene Stücke und drei von Beirach, beide verstehen sich blind, Abercrombie geht gerne auch in die Begleitung und steht weniger im Vordergrund als manch anderer Gitarrist, was der Musik auf Dauer gut tut. Sie gefiel mir damals und gefällt noch heute. Grüße! |
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dietmar_
Inventar |
#26 erstellt: 17. Jun 2019, 20:39 | ||||
Ich denke, auch hier wird es möglich sein das Einstellen von Alben nachzuholen, ob es aus Zeitmangel oder Übersehen ist. Wenn ich die Artists-Liste bei ECM anschaue, gibt es da auch noch mehr Namen mit "A" (ob die eher nicht zum Jazz gehören, vermag ich nicht bei allen zu sagen). Grundsätzlich gesagt freut es mich, dass dieser Thread das Tempo im Jazz Board angezogen hat, es war zuletzt schon sehr ruhig geworden. Dabei muss ich auch an meine eigene Nase fassen. |
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andreas3
Inventar |
#27 erstellt: 17. Jun 2019, 21:02 | ||||
arnaoutchot schrieb:
Voila: Arild Andersen - Lifelines ECM 1188 (1981) Eigentlich kann sie zu den Early Quartets zählen, hier mit Steve Dobrogosz / piano, Kenny Wheeler / trumpet, fluegelhorn und Paul Motian an den drums wieder hochkarätig besetzt. Ebenfalls hochkarätig sind noch diese beiden, musikalisch sehr unterschiedlichen Trioaufnahmen: Arild Andersen, Ralph Towner, Nana Vasconcelos - If You Look Far Enough ECM 1493 (1993) sowie: Arild Andersen - Live at Belleville ECM 2078 (2008) Das Trio mit Towner und Vasconcelos spielt eher in die Richtung World Jazz, reicht von seiner Exotik und Intensität an Codona heran, mit eher ruhiger Grundstimmung und herausragendem Klang, Vasconcelos weit mehr als ein Percussionist. Das zweite Trio mit Paolo Vinaccia / drums und einem wilden Tommy Smith / tenor saxophone beginnt mit einem lyrischen Opener, gefolgt von Ellingtons Prelude to a kiss mit einem grandiosen Sax, Smith hebt förmlich ab, Vinaccia treibt das Ganze gehörig an. Andersens Bass ist mächtig und druckvoll eingefangen, Drums und Tenor ebenfalls sehr präsent, so soll es sein! Eins der Konzerte wo ich gerne dabei gewesen wäre. |
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andreas3
Inventar |
#28 erstellt: 17. Jun 2019, 21:19 | ||||
Hallo Dietmar, unsere Beiträge haben sich überschnitten. Ja, es werden im Lauf der Zeit ja auch noch neue Aufnahmen erscheinen, aber wenn wir uns jetzt etwas Zeit lassen ist zumindest das bisherige Gesamtwerk mal überschaubarer wenn es weniger Nachträge gibt. Und wie gesagt, zur Zeit ist meine Zeit etwas beschränkt.. Whatever, schon jetzt ein geiler Thread! |
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dietmar_
Inventar |
#29 erstellt: 17. Jun 2019, 22:08 | ||||
Hallo Andreas, in allen Punkten stimme ich dir zu. Ich habe jetzt ein paar Tage Zeit, das wird sich hier auch wieder anderes darstellen. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#30 erstellt: 18. Jun 2019, 04:25 | ||||
Ich bin sehr erfreut über die Dynamik und die Teilnahmsfreude in diesem Thread. Und natürlich haben wir alle Zeit. Wollte nicht gehetzt wirken. Ich werde dann einfach noch ein bißchen mit Mr. Balke warten. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 18. Jun 2019, 04:25 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#31 erstellt: 19. Jun 2019, 19:03 | ||||
Guten Abend, tut mir Leid dass ich hier als Bremser aufgetreten bin, als Entschädigung kommt noch eine wirkliche Perle, hört mal rein: Arild Andersen - The Triangle ECM 1752 (2004) Hier im Trio mit dem Pianisten Vassilis Tsabropoulos sowie dem Schlagzeuger John Marshall, der jahrelang die Soft Machine bediente, aber auch in Deutschland (Volker Kriegel, Eberhard Weber) präsent und damals in Drummerkreisen hoch angesehen war, zu Recht. Eines meiner Lieblings- Pianotrios, klanglich hervorragend dargeboten und aufgenommen im Rainbow, Oslo von Herrn Kongshaug im Januar 2003. Und dann kam gestern noch diese: Eivind Aarset - Dream Logic ECM 2301 (2012) Gitarrist Aarset ist von Nils-Petter Molvaer bekannt und mir durch sein genanntes Electronique Noir, wo er mit kompletter Band modernen und elektronisch geprägten Jazz präsentiert. Das hier ist anders: In der Zusammenarbeit von Aarset (guitars, bass guitar, electronics, percussion, samples, programming) mit Jan Bang (samples, dictaphone, programming) entstand eine Musik, die mich nach einigem Nachdenken am ehesten an Brian Eno´s Music for films / airports erinnert. Klänge aus dem Nichts verdichten sich zu Patterns, kleinen Melodien, die dann wieder zerpflückt werden. Und die Klänge sind vielfältig: Neben diversen Gitarren und den Electronics ertönt auch ein Bandoneon, Gamelan, Gongs, Klänge die keinem Instrument mehr zugeordnet werden können. Manche Sounds erinnern mich an King Crimson oder Pink Floyd, ohne direkt zu zitieren. Und das Ganze ist langsam, entschleunigt, und wird bei jedem Hören greifbarer und auch schöner. Und jetzt freu ich mich auf John Balke, den kenne ich bisher nur als Begleiter. Grüße! |
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crim63
Inventar |
#32 erstellt: 19. Jun 2019, 19:46 | ||||
Hallo ! Mir hat der Buchstabe A keine Ruhe gelassen, da ich mir sicher war das ich noch was von Abercrombie habe neben der Timeless. Ich wurde fündig, mit der Night lag ich richtig. Ich glaube die war nicht so gut wie die Timeless aber doch sehr hörenswerter Fusion. Mit dabei sind Jan Hammer, Jack DeJohnette, Michael Brecker und eben John Abercrombie. John Abercrombie / Night / 1984 / ECM Records / ECM 1272 Gruß Maik |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#33 erstellt: 20. Jun 2019, 07:07 | ||||
Ich fahre nun mit Jon Balke fort. Der norwegische Pianist hat es dem Hörer nie einfach gemacht und dies tut er bis heute nicht. Seine eigenen Werke sind geprägt von Kontrasten, von komplexen Arrangements und von einer äußerst verqueren Klaviersprache. Von den zehn Alben, die Balke als Leader oder co- Leader auf ECM veröffentlicht hat, liegen mir drei vor. Jon Balke & Magnetic North Orchestra Further ECM 1517, 1994 Das erste Album seines "Orchesters" ist eine schmale Gradwanderung und eine extrem kontrastreiche Platte. Balkle führt auf der einen Seite seine Arrangement- und Komponierkunst für ein Ensemble aus je vier Bläsern und Streichern plus Rhythmusgruppe vor. Die Themen sind von nordischer Schönheit und Kühle und passen perfekt zum Namen des Ensembles. Die Besetzung dieser Gruppe ist im übrigen brillant. Mit u.a. Audun Kleive, Tore Brunborg, Marilyn Mazur und Anders Jormin spielen herausragende Musiker mit, die Balkes Vorgaben exquisit umzusetzen wissen. Und dann wäre ja der Meister selber noch da. Er ist das Salz in diesem nordischen Schneegestöber und soliert mit immer wieder asymmetrischen und querliegenden Linien über seine Arrangements. Das ist so faszinierend wie spannend wie durchaus schwer zu nehmen. Und genau deshalb ist diese Platte ein Meisterwerk des nordischen Jazz. Und Kongshaug und Eicher haben ganze Arbeit geleistet. Sie zählt auch klanglich zu meinen Lieblings- ECMs und bietet neben äußerster Breitbandigkeit und Transparenz einen der besten Klaviersounds, den ich auf einer Jazzscheibe je gehört habe. Jon Balke & Magnetic North Orchestra Kyanos ECM 1822, 2002 Für das zweite Album seines "Orchesters" hat Balke das Ensemble extrem verkleinert und arbeitet quasi mit halber Mannstärke. Grundsätzlich verfolgt er ein ähnliches Prinzip wie auf der "Further", doch die Musik wirkt deutlich konzentrierter und abstrakter. Die Themen sind weniger zugänglich, Balke macht Ausflüge in die Klassik des 20. Jahrhunderts und die Avantgarde. Diese Platte braucht einen extrem konzentrierten Zuhörer, um am Ball zu bleiben und diese Welt erschließen zu können. Klanglich ist die Scheibe noch direkter und voluminöser aufgenommen als der Vorgänger und man kann ihr höchste Audiophilität bescheinigen. Jon Balke & Batagraf Say and Play ECM 2245, 2011 Und wer Balke in einem noch extremeren Kontext hören möchte, greift zu seinem Batagraf Projekt. Bestehend aus ihm, zwei Percussionisten, einer Sängerin und Torgeir Rebolledo Pedersen als Verleser von Gedichten zeigt sich Balke hier eher als Arrangeur und Klanglandschaftenerschaffer an den Synthesizern, denn als Pianist und Solist. Dieses Projekt hat nichts mit den beiden anderen genannten Platten zu tun und versteht sich als völlig eigenständige Angelegenheit. Der Reiz dieser Musik ist im Namen des Albums verankert; eine völlig andersartige MIxtur aus Gesang, Poesie und Percussion verzaubert den Hörer und fordert ihn zugleich sehr. Komplexe rhythmische Texturen treffen auf abstrakte Vokallinien und Balkes hochintelligente Spielweise auf Keyboards und Klavier. Verstörend und faszinierend zugleich. Klanglich schließt sich die Platte den beiden anderen an und ertönt in brillanter Produktion. Balke kann übrigens auch ein ganz famoser und völlig uneigennütziger Begleiter sein. Das werden wir irgendwann später bei Mathias Eicks "The Door" besprechen. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 20. Jun 2019, 17:09 bearbeitet] |
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Don_Tomaso
Inventar |
#34 erstellt: 20. Jun 2019, 12:11 | ||||
Hierzu ein Nachtrag und eine Korrektur: Oben hatte ich geschrieben, die Trios mit Tommy Smith und Paolo Vinaccia seien nicht bei ECM erschienen. Das ist natürlich Quatsch. “Live at the Belleville“ (ECM 2078), “Mira“ (ECM 2307) und “In House Science“ (ECM 2594) sind alle bei seinem Stammlabel erschienen. Da lebt er seine wilde Seite aus, nicht den Kammermusiker, den er auch gut kann. |
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andreas3
Inventar |
#35 erstellt: 20. Jun 2019, 14:26 | ||||
Hi Don_Tomaso, danke für den Hinweis, die beiden anderen werde ich mir merken, hatte ich bisher nicht beachtet. Und John Balke muss ich mich auch zuwenden, als Sideman gefällt er mir gut. Hier ein von mir sehr geschätztes Klaviertrio: Paul Bley - Not Two, Not One ECM 1670 (1999) Gemeinsam mit Gary Peacock am Bass und Paul Motian am Schlagzeug nahm Paul Bley im Januar 1998 im Avatar Studio, New York dieses fantastische Album auf. Musikalisch wie klanglich ein Genuss. |
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dietmar_
Inventar |
#36 erstellt: 20. Jun 2019, 16:21 | ||||
Dann müsste dieses erst kürzlich erschienene Album etwas für dich sein. Etwas später aufgenommen, gleiche Besetzung: klick Ich kenne es (noch) nicht. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#37 erstellt: 20. Jun 2019, 17:37 | ||||
Paul Bley ist ja ein richtiges Chamäleon am Klavier, und ein Alleskönner dazu. Von ihm stammt eine meiner fünf Lieblings ECM Scheiben: The Paul Bley Quartet The Paul Bley Quartet ECM 1365, 1988 Ich kenne dieses Album seit meiner Frühzeit als Jazzhörer, also einer Zeit, in der ich Jazz nicht im mindestens richtig verstehen konnte, einer Zeit, in der ich recht wahllos verschiedenste Platten gehört habe, von denen ich viele auf Grund mangelnder Einordnung gar nicht vernünftig rezipieren konnte. Seltsamerweise habe ich zu diesem Album sofort einen Zugang gefunden und es vom ersten Moment an regelrecht geliebt. Und das obwohl es Bley mit seinem Quartet einem gar überhaupt nicht einfach macht. Die Besetzung Paul Bley, John Surman, Bill Frisell und Paul Motian lässt ja schon die Moderne in Person vermuten und doch kommt es noch anders, als man denkt. Einen Bassisten braucht die Gruppe nicht, dies übernimmt Bley mit einem einmaligen Spiel mit der Linken extrem souverän. Freie Improvisation am Rande jeglicher Strukturidentifikation ist ein zentrales Thema dieser Musik. Doch wer nun Free Jazz und tonales Chaos erwartet, wird verwirrt und fasziniert zugleich zurückbleiben. Gleich im "Interplay" rufen die vier einen Strudel hervor, dem man nicht entkommen kann. Es ist wie ein Maelstrom, der jedoch paradoxerweise nicht stürmisch, sondern eher ruhig aufkommt. Und mitten im Stück meint man, die vier halten die Zeit an, so sehr steht die Musik still. Man glaubt, es gehe nicht weiter, aber dann bläst Surman dieses Strudel der Hypnose wieder sanft an. Jeder der vier steuert ein Stück zum Album bei und all diese grandiose Musik ist so unterschiedlich wie gleichermaßen verinnahmend. Neben Bleys "Interplay" erhört man Surmans nervöses "Heat", Frisells eher hartes und gewitterartiges "After Dark" und Motians kontemplativ- asymetrisches "One in Four" und wird mit jedem Takt, jeder Note, jeder Improvisation tiefer und teifer in dieses Dickicht hineingezogen. Bley entlässt den durchaus geforderten Hörer dann zum Schluß mit dieser wunderbar romantischen Miniatur namens "Triste". Für mich zählt dieses Album zu dne großen Errungenschaften moderner Jazzmusik und erklärt auf wundersame Art und Weise wie Musik und Musiker dieser Gattung funktionieren. Es gibt übrigens auf ECM in gleicher Besetzung auch ein Vorgängeralbum: Paul Bley Fragments ECM 1320, 1986 Hier fröhnt das Quartet gemäß des Titels fragmentarischen Songstrukturen. Jedoch ist diese Musik deutlich freier und wilder in ihrer Textur und spricht eine ganz andere Sprache, als der grandiose Nachfolger. So ganz meins ist das nicht, aber brillant musiziert allemal. |
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Don_Tomaso
Inventar |
#38 erstellt: 20. Jun 2019, 17:41 | ||||
Beim ersten Anhören von “Not Two, Not One“ musste ich an eine Skulptur denken, sehr hart, kantig, wuchtig, ein Klotz aus Obsidian oder Jaspis. Unerbittlich und schön. Nicht sanft. Also kein Album für verträumte Stunden. Musikalisch fordernd und stark ebenso ein anderes Werk von Bley, weniger schroff aber auch weniger zugänglich, sein Solo-Piano-Konzert: Paul Bley - Play Blue. ECM 2373. Vier Kompositionen von Bley, darunter die beiden langen Stück “Far North“ und “Way South Suite“, plus “Pent Up House“ von Sonny Rollins. Eine Platte, die ich selten höre, weil sie schon viel Konzentration erfordert und für nebenbei ganz ungeeignet ist. |
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dietmar_
Inventar |
#39 erstellt: 20. Jun 2019, 21:30 | ||||
Dann müsste dieses erst kürzlich erschienene Album etwas für dich sein. Etwas später aufgenommen, gleiche Besetzung: klick Ich kenne es (noch) nicht. |
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andreas3
Inventar |
#40 erstellt: 21. Jun 2019, 07:04 | ||||
Hallo Dietmar, ich kenne es ebenfalls nicht, es handelt sich um eine Live- Aufnahme aus dem Jahr 1999, also von der Tour die auf die Aufnahmen von Not Two, Not One folgte. Ich habe gerade eine Rezension gelesen die sehr vielversprechend klingt. Grüße! [Beitrag von andreas3 am 21. Jun 2019, 07:12 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#41 erstellt: 21. Jun 2019, 08:48 | ||||
Erst mal meinen Respekt an alle Teilnehmer hier, hier ist ja richtig Schwung drin. Man merkt, dass uns Jazzern ein Zielobjekt gefehlt hat, auf das wir uns mal wieder konzentrieren können. Man kann das evtl. ja auch für andere Labels mal andenken, zB würde sich ein Blue-Note-Thread sicherlich lohnen. Nun aber zu B bei ECM. Meine ECM-Platten sind - wie ich schon erwähnte - nach Nummern sortiert, insofern werde ich zwangsläufig jeden Buchstaben chronologisch anschauen. Hilfreich ist dabei diese Liste für mich in Wiki, vielleicht auch für andere hier im Thread. List of ECM Records albums Unter den ersten einhundert Veröffentlichungen stechen zwei Namen ins Auge: Paul Bley und Gary Burton. Von Bley gehören drei Platten zu den am frühesten von Manfred Eicher veröffentlichten, deren Aufnahmen bis 1963 zurückreichen. Es ist das Paul Bley Trio w/ Gary Peacock (ECM 1003, 1970, rec. 1963 & 1968), Paul Bley - Ballads (ECM 1010, 1971, rec. 1967) und Paul Bley - Open to Love (ECM 1023, 1972 (und auch in 1972 aufgenommen, also die erste richtige Produktion für ECM)). Ich kenne die ersten beiden, aber sie haben nie Einzug in meine Sammlung gefunden. Die Open to Love habe ich, das ist auch sicherlich eine der bedeutendsten Piano-Solo-Platten, die ECM im Katalog hat. Gary Burton verzeichnet immerhin sieben Alben unter den ersten einhundert auf seinen Namen. Darunter sind absolute Klassiker des Labels wie Burton/Corea - Crystal Silence (ECM 1024, 1972), Gary Burton - New Quartet (ECM 1030, 1973), Gary Burton Quintet w/ Eberhard Weber - Ring (ECM 1051, 1974) oder Gary Burton Quintet - Dreams So Real (ECM 1072, 1975) mit dem jungen Pat Metheny. Ich komme gerne später nochmals im Detail auf diese Alben zurück. Ein paar andere wie die Seven Songs for Quartet and Chamber Orchestra (ECM 1040, 1973) oder Hotel Hello mit Steve Swallow (ECM 1055, 1974) fand ich etwas zerebral und träge. Eine frühe noch, die ich - wenn ich in Stimmung bin - sehr amüsant finde ist Marion Brown - Afternoon of a Georgia Faun (ECM 1004, 1970), die mit wenigen anderen Werken aus der Frühzeit (zb Derek Bailey's Music Improvisation Company) noch voll dem Free Jazz der 1960er verschrieben ist. Das ist kakophonische Dschungelmusik aus der Nachfolge einer Coltrane - Om oder den Archie Shepp-Platten der 1960er. Die Platte ist leider vergriffen, erschien auch in der Touchstone-Serie nicht neu. Die Besetzung spricht für sich. Wagemutige vor ! |
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dietmar_
Inventar |
#42 erstellt: 21. Jun 2019, 10:12 | ||||
Die Marion Brown habe ich hier, aber finde das Hören auch anstrengend. Mit ein wenig Zeit könnte ich vielleicht etwas zu Carla Bley und Anouar Brahem sagen. Bjørnstad, Bollani, Bowie fallen mir noch als Stichworte ein, aber da habe ich wenig oder keine Ahnung von. |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#43 erstellt: 22. Jun 2019, 05:06 | ||||
Ein Musiker, der in der jüngeren ECM Geschichte sehr erfolgreich war und ist, ist Nik Bärtsch. Ich zitiere mal meinen Eintrag aus der Akte Audiophil: "Der schweizer Pianist und selbsternannte Zen- Funker invertiert die Gedankenwelt des Jazz, denn bei ihm und seinem Ensemble spielt die Improvisation kaum eine Rolle. Bei ihren Modulen, in denen auch klassische Songstrukturen nur wenig Platz finden, handelt es sich primär um rhythmisch basierte Klangarchitekturen, die sich Takt um Takt aufbauen, dabei stetig verändern und so eine unglaubliche Spannung erzeugen. Nik Bärtsch gibt hier den puristischen und sehr effektiv spielenden Chefarchitekten am Klavier." Diese Aussage lasse ich mal einfach für alle Alben stehen, der Bärtsch veröffentlicht hat. Jazz im klassischen Sinne ist da ja gar nicht. Und es mag auch sein, dass Bärtschs Konzept nach einem halben Dutzen Alben für ECM ausentwickelt ist und er sich wiederholt, aber gerade die ersten drei CDs für Eichers Label sind eine extrem spannende und vielfältige Angelegenheit. Und man hört von CD zu CD, dass die Musik immer etwas gelöster und lockerer wird und Bärtsch hie und da mehr Melodiosität und Solistentum zulässt. Wenn man nur eine einzige Scheibe kaufen möchte, empfehle ich "Holon". Bärtsch bringt seine musikalischen Ideen hier perfekt auf den Punkt. Klanglich sind alle Alben audiophile Highlights, die Eicher im La Buissonne äußerst breitbandig, im Bass zupackend, insgesamt extrem transparent und präzise wie ein schweizer Uhrwerk produziert hat. Nik Bärtsch´s Ronin Stoa ECM 1939, 2006 Nik Bärtsch´s Ronin Holon ECM 2049, 2008 Nik Bärtsch´s Ronin LLyria ECM 2178, 2010 Die "Live" kenne ich nicht, ebensowenig wie die "Continuum" mit seinem akustischen Mobile- Projekt. Das letzte Album der Ronin- Band, "Awase", hat mir persönlich nicht mehr zugesagt, da Bärtsch hier arg viel recycelt und auf diesem Album aufzeigt, dass seine Musikkonzeption dann doch kompositorische wie interpretatorische Grenzen hat. [Beitrag von Mr._Lovegrove am 22. Jun 2019, 05:07 bearbeitet] |
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arnaoutchot
Moderator |
#44 erstellt: 22. Jun 2019, 17:22 | ||||
Nach halbem Dutzend ? Ich fand Bärtsch schon nach einer Platte langweilig. Die Stoa und die Llyria hab ich. Gähn ... Aber wer Minimal Music mag, der findet vielleicht besser Zugang. Aber ich wollte noch etwas zu Gary Burton sagen: Hier zu Burton/Corea - Crystal Silence (ECM 1024, 1972). ok, man kann streiten ob es nicht auch unter Corea/Burton einsortiert werden könne, aber Burton ist der Erstgenannte. Ein Klassiker und Mitbegründer des kammermusikalischen Jazz auf ECM. Ich habe die LP und eine japanische CD von 1989. Die japanische CD hat ggüb. der LP keine wesentlichen Klangvorteile, sie ist auch in den letzten Touchstones wieder miterschienen, die kann man beruhigt auch nehmen. Fortsetzungen des Duos gab es dann mit Duet (ECM 1140, 1979) und Live in Zürich (ECM 1182/83, 1980). Beide ebenfalls gut, wenn man diese Musik mag, aber der Charme der frühen Platte wurde nicht mehr ganz erreicht. Die Live in Zürich war mW meine erste auf CD gekaufte ECM-Platte 1984, gegenüber der Doppel-LP wurde sie gekürzt, weil man damals noch keine CD-Laufzeiten über 70 Minuten darstellen konnte. [Beitrag von arnaoutchot am 23. Jun 2019, 08:15 bearbeitet] |
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andreas3
Inventar |
#45 erstellt: 23. Jun 2019, 13:39 | ||||
Ich wünsche einen schönen Sonntag! Zu Gary Burton kann ich Erinnerungen beitragen: Damals standen sein Quartett mit Gast Eberhard Weber Passengers und die bereits oben erwähnte Duo- Aufnahme mit Steve Swallow Hotel Hello im Regal, damals passte die entspannte Musik gut. Die Platten gibts nicht mehr, ich habe sie auch nicht nachgekauft, aber ich denke beide sind zum Einstieg gut zu hören. Der doppelt besetzte Bass auf Passengers und das Duo Vibraphon / Bass auf Hotel Hello fand ich damals sehr faszinierend. Nie richtig warm wurde ich (bisher) mit Dreams So Real - Music of Carla Bley, das muss aber nichts heißen.. The Gary Burton Quartet with Eberhard Weber - Passengers ECM 1092 (1977) Gary Burton, Steve Swallow - Hotel Hello ECM 1055 (1975) |
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arnaoutchot
Moderator |
#46 erstellt: 23. Jun 2019, 18:22 | ||||
Doch, die mag ich. Dieser schwebende Klang mit den zwei Gitarren von Goodrick und Metheny hat schon was. Ausserdem war eine Jazz-Platte, die ausschliesslich aus Kompositionen einer Komponistin (Carla Bley) bestand, schon etwas Ungewöhnliches. Ich hab sie gerade mal aufgelegt, die positive Wirkung des Threads. Anfang der 1990er kam dann Anouar Brahem zu ECM. Ich habe eine Handvoll Platten des tunesischen Musikers, die seine Oud in verschiedene musikalische Umgebungen einbetten. Eher traditionell und fast mehr World Music als Jazz bei Conte de l'Incroyable Amour (ECM 1457, 1992), dann mit echten Jazzern wie John Surman und Dave Holland auf Thimar (ECM 1641, 1998). Leider erlahmte mein Interesse, die letzte Blue Maqams fand ich ehrlich gesagt etwas langweilig. Aber solche Musiker und Platten haben stark zum Image von ECM beigetragen. [Beitrag von arnaoutchot am 23. Jun 2019, 18:37 bearbeitet] |
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dietmar_
Inventar |
#47 erstellt: 23. Jun 2019, 19:16 | ||||
Blue Maqams finde ich großartig, die läuft immer noch recht oft. Die Beste von Brahem. Bisher hatte diesen „Titel“ Thimar inne. |
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arnaoutchot
Moderator |
#48 erstellt: 23. Jun 2019, 19:28 | ||||
Ich hatte mir - unabhängig von Deiner Bemerkung - vorgenommen, die Blue Maqams nochmals in Ruhe zu hören. Ich habe einen High-Res-Download auf meiner Festplatte davon. Bislang hatte ich sie nur "angespielt", aber eben dann aufgrund fehlendem Funken meist wieder weggedrückt. Mag auch an dem Format Download liegen, da ist es einfach schwieriger für mich, sich auf eine Platte zu konzentrieren. |
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andreas3
Inventar |
#49 erstellt: 23. Jun 2019, 19:53 | ||||
Guten Abend! Thimar lief hier eine Zeitlang öfters, zauberhaft was die da anrichten. Auch Blue Maqams, leider irgendwie in Vergessenheit geraten. Muss ich mal wieder auflegen. Hier lief in den letzten drei Tagen immer wieder diese: Paul Bley - In The Evenings Out There ECM 1488 (1993) Diese CD hatte ich vor einiger Zeit gekauft, reingehört und weggestellt. Was ein Fehler war, wie ich inzwischen beim Dauerlauf feststellen konnte. Die Besetzung Paul Bley, piano, Gary Peacock, bass, Tony Oxley, Drums und John Surman, baritone sax, bass clarinet verspricht ein Quartett, was diese Aufnahme aber nur höchst selten bietet. Von den zwölf Stücken sind die meisten Solo- oder Duoaufnahmen, weniges zu dritt oder viert. Und hier wird ein Klangkosmos der besonderen Art zelebriert: Reduktion aufs Wesentliche, die Töne. Peacock und Surman haben neben Bley ebenfalls Solostücke, Oxley ist auf drei Stücken vertreten und spielt kaum Rhythmen, sondern lässt ab und zu Klänge und kurze Fills einfließen. Diese Musik fordert hinhören und Aufmerksamkeit, und führt zu einer Art Meditation. Wenn mans mag.. Die oben genannten Veröffentlichungen von Nik Bärtsch kenne ich alle nicht, diese hier bekam ich mal von einem lieben Menschen zu Weihnachten geschenkt: Nik Bärtsch´s Ronin Live ECM 2302/03 (2012) Also langweilig finde ich das eher nicht, die Veränderungen finden allmählich statt, und das Gebräu aus treibenden Drums, Bass und Percussion kann mir durchaus gefallen. Ist halt Geschmachssache, aber wer auf hypnotisch- tranceartiges steht wird hier fündig. Grüße! |
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Mr._Lovegrove
Inventar |
#50 erstellt: 24. Jun 2019, 06:33 | ||||
"Passengers" ist eine andere meiner fünf Lieblings- ECMs. Hier trifft alles zusammen; Burtons Quartett in seiner besten Besetzung mit einem großartigen Pat Metheny, Eberhard Weber als Bonusmusiker mit dem gewissen Tiefencharakter und Kompositionen, die zwischen schlichter Schönheit und epischer Erzählbreite alles bieten, was das Herz begehert. Klanglich ist das übrigens vollkommen OK, aber keine audiophile Granate. "Dreams So Real" habe ich auch, kenne ich schon sehr lange und weiß mich immer noch nicht wirklich zu packen. Doch ich habe noch eine andere Burton im Regal: Gary Burton Quintet with Eberhard Weber Ring ECM 1051, 1974 Auch hier sind Goodrick und Metheny an Bord und hier schon hört man diese dicht geflochtene Erzählweise, die er auf "Passengers" später so perfektioniert hat, wobei Goodrick hier durchaus verquerere Töne mit einbringt und es durchaus modernistischer klingt. Zu "Blue Maqams" muß ich sagen, dass das meine einzige Anouar Brahem Scheibe ist und ich sie absolut fantastisch finde. Ich habe ja schon oft bemängelt, dass Eicher in den letzten Jahren viele Alben produziert hat, die vor Introvertiertheit und innerer Stille den Langeweiletod gestorben sind, aber Brahems Musik ist gerade wegen ihres sehr kontemplativen Art sehr sehr spannend. Zudem seine Mitmusiker hier ein deutliches Pfund Erfahrung und Kompetenz mitbringen. Klanglich ist die gut, mir ist der Klaviersound aber zu topfig und höhengedämmt. |
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andreas3
Inventar |
#51 erstellt: 24. Jun 2019, 21:01 | ||||
Vielleicht sollte man diese noch erwähnen: Rainer Brüninghaus - Freigeweht ECM 1187 (1981) Im August 1980 nahm der langjährige Pianist der Jan Garbarek Group Rainer Brüninghaus mit Schlagzeuger Jon Christensen, Kenny Wheeler am Flügelhorn und Brynjar Hoff an Oboe und English Horn sechs Stücke auf, die typisch für die damalige Zeit sind: etwas schwermütig, und trotzdem eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlend. Keyboardakkorde bilden den Rahmen, den sonst meist der Bass setzt, und die beiden Bläser spielen eher harmonisch als frei. Großartig die Beiträge von Jon Christensen, er sorgt dafür dass die Musik die nötige Spannung erhält. Brüninghaus am Flügel ist ein Gedicht, die synths stehen meist im Hintergrund. Grüße! |
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