RIAA passiv / aktiv?

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Mimamau
Inventar
#1 erstellt: 10. Jan 2012, 05:03
Was sind die Vor- Nachteile bei einer passiven oder aktiven RIAA-Entzerrung?
Ich habe einen Grado PH1 Clone am laufen, zu dem es im Netz haufenweise Schaltpläne gibt.
Der erscheint mir schon als einer der simpelsten, da relativ wenig Bauteile im Signalweg sind und macht beim Hören schon ziemlich viel Spass.
Gibt es ähnlich simple Bauvorschläge mit passiver Entzerrung? Eventuell würde ich mir hier mal einen entsprechenden Filter berechnen, ich habe leider noch nichts ansprechendes simuliert bekommen.
Captain-Chaos
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 10. Jan 2012, 09:26
Wie wärs denn mit einer passiven und diskret aufgebauten RIAA-Entzerrung.
So als sportliche Herausforderung

Mit Vinyl habe ich nichts mehr am Hut, bin komplett auf Digitalkonserve umgestiegen, aber einem echten Vintage-RIAA-Entzerrvorverstärker zu entwickeln hätte ich schon Lust.
Mimamau
Inventar
#3 erstellt: 10. Jan 2012, 16:50
Mit diskret meinst du Transistoren statt OPs? Bin dran...
audiophilanthrop
Inventar
#4 erstellt: 11. Jan 2012, 01:32

Mimamau schrieb:
Ich habe einen Grado PH1 Clone am laufen, zu dem es im Netz haufenweise Schaltpläne gibt.

phono
OK, diese Sorte Schaltung ist praktisch absoluter Standard, ähnliches findet sich hinter fast jedem 08/15-MM-Phonoeingang. Wobei es normalerweise üblich ist, einen kondensatorgekoppelten Eingang zu verwenden und eine definierte Eingangskapazität vorzusehen, auch zusätzliche Komponenten zur HF-Unterdrückung sind meist vorhanden. Auch wird man nicht gerade den 4556 verwenden, sondern eher einen 5532 oder NJM2068 oder noch rauschärmeres.

Mimamau schrieb:
Was sind die Vor- Nachteile bei einer passiven oder aktiven RIAA-Entzerrung?

Eine rein passive Entzerrung hat einen großen Nachteil: Du mußt erst wahnsinnig viel verstärken, nur um hinterher je nach Frequenz einen großen Teil wieder kaputtzumachen. Das war seinerzeit, als die RIAA-Kurve entwickelt wurde, bei Jubelelektronik gar nicht drin - schließlich ist selbst bei 1 kHz noch typisch 40 dB Spannungsverstärkung gefragt, Richtung 20 Hz gar 60 dB.

Um das über den gesamten NF-Bereich durchzuhalten, hätte man mindestens 20 MHz Verstärkungs-Bandbreite-Produkt (GBW) gebraucht, und am oberen Ende wäre dann immer noch nichts für Gegenkopplung und damit Verzerrungsreduktion übriggeblieben. (Ein 4558er OP bringt es gerade auf 3 MHz, ein 5532er auf 10, der nicht kompensierte 5534er auf gut 25.) Mit RIAA-EQ braucht man glatt 40 dB weniger, also minimal 200 kHz GBW. Nur deswegen kommen Minimalschaltungen mit schlappen 2 Transistoren aus.

M.E. bringt schon die 1-OP-Schaltung à la PH-1 mit einem ordentlichen OP eine durchaus ansprechende Performance. Sinnvoll ist die Verwendung von engtolerierten Metallfilm-Rs und Folien-Cs, damit die Entzerrkurve genau eingehalten wird. Mir wäre darüber hinaus noch eine umfassende Eingangsanpassung wichtig (R und C getrennt) - als DIYler kann man sich hier sicher auch mit entsprechend gesockelten Komponenten behelfen, so oft wechselt man seine Tonabnehmer normalerweise eh nicht. Und darüber, wie man die HF von Mobiltelefonen und MW-Sendern draußen halten will, sollte man sich vielleicht auch mal Gedanken gemacht haben.

Ist man mit der (für Schallplatten sicherlich ausreichenden) Klirrperformance nicht zufrieden, kann man auch einen zweistufigen Phonopre aufbauen, wie seinerzeit das Exemplar der c't (wo übrigens eine Zeitkonstante passiv realisiert wurde). Auch ein MC-Vorsatz kann ganz interessant sein. Die wahrscheinlich einfachsten MM/MC-Verstärker findet man in praktisch jedem Mittelklasse-Vollverstärker der späten 80er - 1 OP mit vorgesetzter diskreter Differenzstufe, entweder bipolar oder bei hochwertigeren Exemplaren mit JFETs (bei richtig aufwendigen auch mal mehrere parallel, um das Rauschen weiter zu drücken).


[Beitrag von audiophilanthrop am 11. Jan 2012, 01:33 bearbeitet]
detegg
Inventar
#5 erstellt: 11. Jan 2012, 16:15

Mimamau schrieb:
Mit diskret meinst du Transistoren statt OPs? Bin dran...

Moin,

kennt ihr noch den SUPRA von 1982?
Heute als SUPA wieder im direkten Vertrieb.
Einen Extrem-Supra hat Per-Anders Sjöström mal gebaut --> Link

;-) Detlef
Captain-Chaos
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 11. Jan 2012, 17:19
So langsam gibt es hier Bewegung

@audiophilanthrop
Sehr guter Einwand

Hallo Detlef,

sehr schönes Teil, aber auch arg aufwändig.

Ich bin übrigens bei Nelson Pass fündig geworden:
Pearl2
Das Teil gefällt mir auch sehr gut.
Mimamau
Inventar
#7 erstellt: 11. Jan 2012, 17:29
Ja, die Pearl ist nett.
Supra kenn ich und diese Extremversion wäre schon allein aus Spass an der Materialschlacht mal einen Nachbau wert...
Ansonsten würd ich gerne noch eine Aikido mit Röhren bauen.
Mimamau
Inventar
#8 erstellt: 12. Jan 2012, 18:33
Hab grad mal was in Anlehnung an inDiscreet gebastelt, spielt gerade richtig schön.
Captain-Chaos
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 13. Jan 2012, 01:45
Du warst also schon richtig fleißig und hast was zusammen gelötet
Die Schaltung sieht schön einfach aus, aber rauscht die nicht fürchterlich?
Mimamau
Inventar
#10 erstellt: 13. Jan 2012, 03:34
Nö, ist eine der besten Phono-Pre's, die ich bisher gehört habe, wirklich. Eine wesentlich schönere Bühne als der Grado. Sehr detailreich und schnell.
Mimamau
Inventar
#11 erstellt: 20. Jan 2012, 02:15
Inwiefern machen sich eigentlich Bipolare vs. JFETs klanglich bemerkbar?
Hmeck
Inventar
#12 erstellt: 20. Jan 2012, 09:42

Mimamau schrieb:
Inwiefern machen sich eigentlich Bipolare vs. JFETs klanglich bemerkbar?


Ich denke, dass bei bipolaren infolge besserer Impedanzanpassung das Rauschen geringer ist. Oder sein könnte.

Ich habe aber in meinem DIY-Plattenspieler auch FETs bzw OpAmps mit J-FET-Eingängen. Das Konzept geht so: Direkt da wo die Drähtchen aus dem Tonaram kommen geht es in einen linearen Vorverst. mit V=10.
Hier habe ich ausgetestet, dass die 2 Systeme eines Dual-Chips parallel geschaltet eine HÖRBARE! Rauschverminderung ergaben. (Wenn man sie allerdings ins Verhältins zum Rauschen einer Leerrille setzt, ist es gar nicht mehr so doll wichtig) Danach gehts in einen weiteren OpAmp, der die Tiefenanhebung per GK besorgt. Am Ausgang ist ein passiver Tiefpass für die Höhenabsenkung. Es folgt Impedanzwandler, Poti zur Pegeleinstellung, Cinch-Ausgang, fertig.

Grüße, Hmeck
chaplin2009
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 28. Jan 2012, 22:06
Hallo,

wie ist denn hier die Meinung zur National Semiconductor Aplikation mit dem LME49710...?

Gruß
chaplin2009
Ultraschall
Inventar
#14 erstellt: 29. Jan 2012, 09:18
Supi, die Applikation. ( ich hätte zwar noch was zu verbessern....ach bin ich frech.)
Ich würde nur aktiv machen, nie passiv. Aus Klanggründen.
Man verschenkt so keine Gegenkopplung, indem man erst unnütz hoch verstärkt, mit entsprechenden Klirr und nachher, passiv Verstärkung verschenkt.


[Beitrag von Ultraschall am 29. Jan 2012, 09:22 bearbeitet]
chaplin2009
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 29. Jan 2012, 09:51
Na dann lasse ich doch mal die Katze aus dem Sack.
Ich habe vor einiger Zeit die Aplikation mit leichten Änderungen umgesetzt und auf eine Karte 100x160 verbannt.

Hier mal das Schema
RIAA-Preamp

Eine reale Messung zur Darstellung der RIAA-Kennline gibt es auch dazu.

FR-Messung
FR-Messung

Sollte hier Interesse bestehen, würde ich in einem neuen Beitrag auf dieses Projekt näher eingehen.

Gruß
Chaplin2009
Ultraschall
Inventar
#16 erstellt: 29. Jan 2012, 10:08

Sorry, ich sehe da keine "leichten" Änderungen. Ich sehe da eine völlig andere Schaltung, eine Mischung aus aktiver und passiver Entzerrung.
Oder hattest Du nicht die Schaltung von Seite 24 der Applikation http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lme49710.pdf gemeint?
Die Originalschaltung ist Deiner prinzipbedingt überlegen. (Erspare mir bitte die Mühe,es hier lange zu erklären.)Nicht immer bedeutet viel Aufwand, das beste Ergebnis. (Sorry, für diese Kritik, die Dich jetzt nicht gerade aufbaut.- Aber langfristig hast Du was davon.)


[Beitrag von Ultraschall am 29. Jan 2012, 10:19 bearbeitet]
chaplin2009
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 29. Jan 2012, 10:27
@Ultraschall

Dies siehst Du falsch, dies liegt allerdings an der Darstellung der Schaltung.

Das Layout wurde so ausgelegt, dass entweder passiv oder aktiv entzerrt wird (je nach Bestückung).

Eine Mischung aus aktiv und passiv ist und war nicht vorgesehen.

Für den DC-Servo wurde ein anderer OP gewählt und ein Impedanz Matching am Eingang wurde hinzugefügt.

Ansonsten habe ich mich im wesentlichen an die Aplikation von National gehalten.

Hier noch der entsprechende Link:
http://www.ti.com/lit/an/snaa046/snaa046.pdf

Gruß
chaplin2009


[Beitrag von chaplin2009 am 29. Jan 2012, 11:22 bearbeitet]
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