Raumklang-Optimierung

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Fluchskompensator
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 30. Jun 2009, 12:07
Hallo zusammen,

ich brauche als Akustiktheorie-Laie Hilfe beim Aufbau meiner Lautsprecher. Der Klang ist zwar nicht schlecht, aber ich habe das Gefühl, da "könnte mehr sein".....

Hintergrund dazu: ich richte grad meinen Wohnbereich neu ein, habe die Lautsprecher ca. 2,5 m voneinander und meinen Hörplatz ca. 3,5 m von den Lautsprechern platziert. Die Boxen stehen ca 0,5 m vor einer Wand. Hinter meinem Hörplatz ist ein breites und hohes Bücherregal. Zwischen Hörplatz und Anlage liegt ein kleiner Teppich. Der Boden ist Parkett und die Boxen stehen auf Spikes samt mit Filz unterfütterten "Unterlegscheiben", damit sich die Spitzen nicht in den Boden bohren^^

Mein Klangerlebnis momentan äußert sich so, dass der Klang eher höhenorientiert erscheint, klare deutliche Höhen und etwas schwacher Bass, der jedoch da ist. Je näher ich an die Lautsprecher heranrobbe, umso stärker wird der Bass, auch um die Boxen herum ist der Bass toll vorhanden, nur am Hörplatz nicht so wirklich, er könnte dort "fetter" sein. Stelle ich die Lautstärke etwas lauter, dann merkt man, dass der Bass etwas kräftiger kommt, je lauter desto mehr kommt dann der Bass, aber ich möchte ja nicht immer nur "etwas zu laut" Musik hören... Im Ganzen könnte der Klang im leiseren Bereichen also etwas "voller bzw voluminöser" sein.

Da ich einrichtungstechnisch noch ein bißchen was machen kann, meine Fragen:

Was erhöht grundsätzlich den Bass? Stelle ich die Lautsprecher näher an die Rückwand oder weiter davon weg?
Ich plane, die Rückseite der Boxen mit Bücherregalen zu versehen, hilft das?
Wenn ja, wie "nah" ans Bücherregal stelle ich dann die Lautsprecher?
Sollte ich die Lautsprecher auf einen Teppich stellen oder so lassen?
Setze ich den Hörplatz näher an die Boxen?

Gibt es noch weitere Tipps, die helfen, den Klang voluminöser erscheinen zu lassen?

Herzlichen Dank vorab für Eure Tipps und Hilfe!

LG
Michael

P.S.: Meine Anlage: Boxen KEF XQ 40 an Cambridge Verstärker und CD-Player der 840er Serie
pegasus07
Stammgast
#2 erstellt: 30. Jun 2009, 13:15
Hallo.!!

Dass der Bass bei niedrigen Lautstärken im Verhältnis zum Hochton leiser ist, liegt an der "Funktionsweise" des menschlichen Gehörs (Fletcher Munson Kurve), und ist normal.

Je näher die LS an der Wand stehen, um so kräftiger wird der Bassbereich.... stell Deine LS einfach mal 30 cm. zurück.!!

Auf einem Teppich würden Deine LS sich nicht so wohl fühlen.!!
Roger66
Stammgast
#3 erstellt: 30. Jun 2009, 14:29

Fluchskompensator schrieb:
Was erhöht grundsätzlich den Bass? Stelle ich die Lautsprecher näher an die Rückwand oder weiter davon weg?


Hi,

Wandaufstellung verstärkt den Bass, noch mehr die Eckaufstellung. Allerdings werden dann manche Frequenzen meist zu stark betont -> übles Dröhnen.

Du hast IMO ein Problem mit den Raummoden. In bestimmten Abständen entstehen Minima und Maxima, unterschiedlich nach Frequenz und Ausbreitungsrichtung. Da hilft nur, die Entfernung zu den LS zu variieren. Das bringt i.d.R. viel mehr im Sinne guten Klangs, als die LS wandnah oder in der Ecke zu positionieren.

Hocke Dich doch mal in ca. Hörposition in verschiedenen Abständen von den LS hin, während ein konstanter tiefer Testton läuft. Dabei wirst Du die Minima und Maxima leicht heraus finden - und Deinen neuen Hörplatz entsprechend wählen.

Gruß
Roger
pegasus07
Stammgast
#4 erstellt: 30. Jun 2009, 14:43
@Roger66

Deine Idee stimmt schon, aber es ist doch alles etwas sehr zur Sitzpositzion *gezwungen. Er muss es ja mit dem "an die Wand stellen" nicht gleich übertreiben.... eben ein gesundes Mittelmaaß.
Klaus-R.
Inventar
#5 erstellt: 30. Jun 2009, 21:52

Fluchskompensator schrieb:
Stelle ich die Lautstärke etwas lauter, dann merkt man, dass der Bass etwas kräftiger kommt, je lauter desto mehr kommt dann der Bass, aber ich möchte ja nicht immer nur "etwas zu laut" Musik hören... Im Ganzen könnte der Klang im leiseren Bereichen also etwas "voller bzw voluminöser" sein.


Hierzu siehe

http://de.wikipedia.org/wiki/Geh%C3%B6rrichtige_Lautst%C3%A4rke

Genau aus diesem Grund hatten Verstärker aus der "Gründerzeit" einen loudness-Schalter.


Was erhöht grundsätzlich den Bass? Stelle ich die Lautsprecher näher an die Rückwand oder weiter davon weg?


Jede nahe Begrenzungsfläche erhöht den Pegel um 3 dB: Abstand = 0.1 x Wellenlänge gibt die Frequenz an (Wellenlänge x Frequenz = Schallgeschwindigkeit), unterhalb derer dies geschieht.

Klaus
Fluchskompensator
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 01. Jul 2009, 08:29
Moin zusammen,

schon mal herzlichen Dank für die Antworten!


Hocke Dich doch mal in ca. Hörposition in verschiedenen Abständen von den LS hin, während ein konstanter tiefer Testton läuft. Dabei wirst Du die Minima und Maxima leicht heraus finden - und Deinen neuen Hörplatz entsprechend wählen.

ich hab meine Hörposition schon mal einen Meter nach vorne verlegt. Folge: deutliche Verbesserung zu HÖREN


Jede nahe Begrenzungsfläche erhöht den Pegel um 3 dB: Abstand = 0.1 x Wellenlänge gibt die Frequenz an (Wellenlänge x Frequenz = Schallgeschwindigkeit), unterhalb derer dies geschieht.


ähem...genau aus dem Grund schrieb ich am Anfang...

....brauche als Akustiktheorie-Laie...

leider sagt mir das nicht wirklich viel, ich bin da eher der Ausprobierer. Wenn mir jemand sagt, "setzt dich weiter vor oder zurück" oder "schieb die Boxen mal Stück für Stück näher an die Wand" oder "werf die schlechtaufgenommene CD von xy doch lieber weg..." das hilft mir

Apropos loudness-Schalter....von solchen Sachen bei Hifi-Hardware rät mir fast jeder Händler ab.... nun frag ich mich, haben die Unrecht oder ist das in audiophilen Stereozeiten doch längst Relikt?

Und Apropos Lautstärke und die angesprochene Fletcher Munson Kurve....heisst doch eigentlich, ich muss mal bisserl lauter drehen, so viel wie möglich (ohne dass der Nachbar aus dem Bett fällt) und so wenig wie nötig (soviel dass ich ein "gutes" Gefühl habe...), oder?

Viele Grüße
Fluchs


[Beitrag von Fluchskompensator am 01. Jul 2009, 08:30 bearbeitet]
Klaus-R.
Inventar
#7 erstellt: 01. Jul 2009, 09:29

Fluchskompensator schrieb:
Wenn mir jemand sagt, "setzt dich weiter vor oder zurück" oder "schieb die Boxen mal Stück für Stück näher an die Wand"


Je näher die Box an einer Wand, desto höher die Frequenzen, bei denen diese Pegelerhöhung noch passiert.


Apropos loudness-Schalter....von solchen Sachen bei Hifi-Hardware rät mir fast jeder Händler ab.... nun frag ich mich, haben die Unrecht oder ist das in audiophilen Stereozeiten doch längst Relikt?



Bei Händlern wäre ich erstmal ganz vorsichtig, die meisten haben Null Ahnung. Frag mal 'nen beliebigen Händler, ob er Fletcher/Munson oder Robinson/Dadson kennt. Oder Floyd Toole und Sean Olive.

Die loudness-Taste war aus sehr gutem Grund vorhanden, nämlich weil das Gehör erwiesenermassen tiefe Frequenzen als subjektiv leiser empfindet. Ich bin in Sachen Verstärker seit langem nicht mehr auf laufenden, seit 2002 habe ich Aktivboxen und damit ist das Thema für mich gegessen. Ohne Taste hilft nur lauter drehen. Oder 'nen Equalizer einschleifen.

Klaus
SR1978
Stammgast
#8 erstellt: 01. Jul 2009, 11:35
Viele aktuelle Verstärker sind mit Audyssey Technologie ausgestattet. Eine ähnliche Funktion wie die alte Loudness Taste hat Audyssey Dynamic EQ.

Der Händler spricht vielleicht aus einem Blickwinkel des HiFi-Puristen (oder würde es gerne), aber das kann dir ja egal sein. Entweder es gefällt dir oder eben nicht.


Je näher die Box an einer Wand, desto höher die Frequenzen, bei denen diese Pegelerhöhung noch passiert.


Ich kenne das anders. Die Raumgeometrie/maße bestimmt die Frequenzen, bei denen Raummoden auftreten. Der Ort der Schallquelle(n) bestimmen den Anregungsgrad der Raummoden.

Näher an der Wand --> stärkere Anregung

Wie stark sich das nun auf das Hörerlebnis auswirkt ist wiederrum abhängig von der Hörposition. Wenn man sich nicht mit der dahinterliegenden Physik beschäftigen will, muss man einfach ausprobieren.

Zusätzlich kann man das ganze noch durch akustische (Absorber, Helmholtz-Resonatoren) oder in Grenzen durch elektrische (Equalizer) Maßnahmen ausgleichen.
Klaus-R.
Inventar
#9 erstellt: 01. Jul 2009, 12:23

SR1978 schrieb:
Ich kenne das anders. Die Raumgeometrie/maße bestimmt die Frequenzen, bei denen Raummoden auftreten. Der Ort der Schallquelle(n) bestimmen den Anregungsgrad der Raummoden.


Raummoden sind ein ganz anderer Hut, nämlich ein Sonderfall stehender Wellen.

Eine Wand setzt der freien Abstrahlung der Schallwellen Widerstand entgegen, sie wirkt quasi als zusätzliche Schallquelle, wodurch sich abgegebene Schalleistung und Schalldruck erhöhen:

Allison, "The influence of room boundaries on loudspeaker power output", J. of the Audio Engineering Society 1974, S.314

und

Allison, "Influence of listening rooms on loudspeaker systems", Audio, Aug. 1979, S.37

Klaus
SR1978
Stammgast
#10 erstellt: 01. Jul 2009, 14:45
Ah, da habe ich nicht aufmerksam genug gelesen.

Leider sind die angegebenen Quellen nicht frei verfügbar. Mich interessieren einige pragmatische Details zu dem Effekt:

- Wie akkurat ist diese Formel bei unterschiedlich beschaffene Begrenzungsflächen die man so in einem Haus findet (Beton, Ziegel, Gips, ...)?

- Ist diese Pegelerhöhung gewissermaßen ein "Boolean", sprich ich habe die 3db pro Fläche wenn ich <= Abstand einhalte und darüber garnichts?

Durch geschicktes positionieren könnte man diesen Effekt ja dann auch nutzen um Probleme mit stehenden Wellen zu begegnen indem ich z.b. ein Druckminimum auf Hörposition bei der ersten axialen Mode dadurch "auffülle" und ein Maximum bei der zweiten Mode zumindest nicht verschlimmere indem ich einfach den Abstand zur Fläche für die Verstärkung dieser Frequenz überschreite.

Oder habe ich da einen Denkfehler eingebaut?
Klaus-R.
Inventar
#11 erstellt: 01. Jul 2009, 15:54

SR1978 schrieb:
Leider sind die angegebenen Quellen nicht frei verfügbar.


PN mit email-Adresse genügt.


Wie akkurat ist diese Formel bei unterschiedlich beschaffene Begrenzungsflächen, die man so in einem Haus findet (Beton, Ziegel, Gips, ...)?


Soweit ich das sehe, geht Wandmaterial nicht in die Berechnungsformeln ein. Es wird wohl vorausgesetzt, daß die Wand perfekt reflektiert.


Ist diese Pegelerhöhung gewissermaßen ein "Boolean", sprich ich habe die 3db pro Fläche, wenn ich <= Abstand einhalte und darüber garnichts?


Bei Abstand = lambda/4 ist keine Pegelerhöhung, ab Abstand = lambda/2 hat die Wand praktische keinen Einfluss mehr, dazwischen ist eine leichte Pegelabsenkung.


Durch geschicktes Positionieren könnte man diesen Effekt ja dann auch nutzen, um Probleme mit stehenden Wellen zu begegnen indem ich z.b. ein Druckminimum auf Hörposition bei der ersten axialen Mode dadurch "auffülle" und ein Maximum bei der zweiten Mode zumindest nicht verschlimmere, indem ich einfach den Abstand zur Fläche für die Verstärkung dieser Frequenz überschreite.


Löcher, die durch akustische Interferenz erzeugt werden, sind wie ein Fass ohne Boden: wenn zwei gegenphasige Wellenzüge von gleicher Frequenz und Amplitude sich überlagern, gibt's lokal totale Auslöschung. Auffüllen geht nicht, zumindest schliesse ich das auf Grund meiner diesbezüglichen Kenntnisse.

Klaus
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