Heimvergleich NAD C372 vs. Leema Pulse

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DJ_Bummbumm
Inventar
#1 erstellt: 02. Jan 2010, 12:10
Vorgeschichte


Bericht über die Vorrunde

Der Leema Pulse konnte sich in der Vorrunde im direkten Vergleich beim Händler gegen die Konkurrenten Yamaha A-S 1000, Arcam A38 und Cambridge Audio Azur 740A sowie den amtierenden Herausforderer NAD C372 durchsetzen und qualifizierte sich für einen ausgiebigeren Heimvergleich.
Die klanglichen Unterschiede in der Vorrunde waren allerdings gering.
Da auch andere LS als bei mir daheim verwendet wurden, ist die Aussagekraft des Vortests ohnehin begrenzt.

Raum und Anlage

Einfaches Wohnzimmer (7,5 m x 4,0 m x 2,6 m), mittelfloriger Teppichboden, 10 qm Gardinen, 13 qm offene Bücherregale.
Die Lautsprecher, zwei KEF XQ40, stehen an der langen Seite, gute 2 m voneinander entfernt, 45 cm von der Rückwand und jeweils 1 m und gute 3,5 m von den Seitenwänden.
Der Hörplatz befindet sich auf der Mittellinie des Stereo-Dreiecks, ca 70cm vor einer Gardine.
Quellgeräte sind ein Harman/Kardon HD 7625 (CD-Plattenspieler) und ein Denon TU 255 (Rundfunkempfänger).

Optik und Haptik

Wie der NAD aussieht, sollte allgemein bekannt sein, daher nur eins dazu: Ich habe so häufig gelesen, die Front sei aus Plastik, dass ich es fast schon glaube. Sie ist aber aus Metall.
Die Leema-Front (selbstverständlich ebenfalls aus Metall) zieren als einzige Bedienelemente außer dem Einschalter zwei große Drehknöpfe für die Lautstärke und die Quelle. Dazwischen ist das Firmen-Logo eingeprägt, ein unvollständiges Dreieck mit einer Schlängellinie, das vage an Symbole der Alchemie und der Geheimbünde erinnert. Die Lautstärke wird von zwei blauen LEDs angezeigt (große und kleine Schritte), die Quelle von einer blauen LED. Bei Standby leuchtet der Einschalter blau.
Optisch präferiere ich – hauptsächlich wegen der Symmetrie - den Leema, obwohl mir der NAD auch gefällt, vor allem das Dunkelgrau. Leider gibt es den Leema nur in schwarz und silber.
Beide Geräte wiegen 12 kg, wobei der Leema bei gleicher Grundfläche deutlich niedriger ist als der NAD (90 mm statt 132 mm).

Sozialer Aspekt

NAD gilt seit eh und je als Brot-und-Butter-Marke.
Leema Acoustics ist bislang ein unbeschriebenes Blatt und mit keiner bestimmten Käuferschicht assoziiert. Da es sich bei dem Pulse um das allerkleinste Einsteigermodell handelt, dürfte auch er für den kleinen Mann von der Straße als angemessen erachtet werden.

Musikalisches Testmaterial

Philip Glass: Koyaaanisqatsi (Soundtrack)
Diana Krall: The girl in the other room
Tom Waits: Glitter and doom
Tindersticks: Curtains
Lizzy Mercier Descloux: One for the soul
JS Bach, Kevin Bowyer, Toccata in g-moll, BWV 915 (Orgel)
Marisa Monte: Rose and Charcoal
Wolfgang Puschnig: Alpine Aspects (1991)
Evita (Soundtrack)
Beatles: Sgt Pepper's Lonely Hearts Club Band (remastered 2009)
Einiges, was zufällig gerade auf WDR3 lief (darunter Symphonisches)

Das alles hörte ich ohne Plan und Systematik, um einfach einen Eindruck zu gewinnen.
Als Versuch eines systematischen Vergleichs wurde passsagenweise x-mal gehört:

Wolfgang Puschnig/Robert Pussecker: Alpine Aspects Homage to O.C. (2008)
Postmoderner Jazz mit alpenländischem Blasorchester. Hier geht richtig die Post ab. Den unteren Bereich loten ein fetter Elektrobass und eine Tuba aus.

Element of Crime: Romantik.
Pop mit einigen akustischen Instrumenten. Bei Track 10 (Wann kommt der Wind) setzt ab 3:38 alle 8 Sekunden ein sehr tiefer Basston ein.

The Balanescu Quartet: Possessed.
Ein klassisches Streichquartett spielt Titel von Kraftwerk und Eigenkompositionen.

Ergebnisse

Allererster Test: Stille bei maximaler Lautstärke.
Beim Leema ist in der Nähe der Lautsprecher ein hochfrequentes Rauschen hörbar, beim NAD herrscht völlige Stille.
Nach dem Anschließen des Tuners kommt beim Leema ein weiteres Störgeräusch dazu, vermutlich weil er im Gegensatz zum NAD über eine Phono-Vorstufe verfügt.
Im normalen Betrieb - auch bei hohen Pegeln - sind diese Störgeräusche aber nicht wahrnehmbar.
Natürlich bleibt ein Misstrauen, dass sie im Laufe der Zeit stärker werden.

Die wesentliche Eigenschaften, durch die sich der Leema von allen Konkurrenten im Vortest absetzte, waren Ortbarkeit und Tiefenstaffelung.
Im Heimtest traten die diesbezüglichen Unterschiede noch schärfer hervor. Der imaginäre Raum hinter den Lautsprechern war beim Leema bei allen Aufnahmen deutlich größer als beim NAD.

Dynamiksprünge und komplexe, schnelle Passagen bewältigte der Leema ebensogut wie der NAD (beim Leema hatte ich Vorbehalten wegen der kleineren Elkos)
Besonders Track 5 der neuen Alpine Aspects war hier der Prüfstein.

Die Klangfarben des Leema wirken frischer. Im Test waren u.a. Klavier, Orgel, Bass, Violine, Saxophon, Trompete, Posaune, Tuba, akustische Gitarre.
Um hier auf keinen simplen „lauter ist besser“-Effekt hereinzufallen, habe ich beim Klangfarbenvergleich einige Passagen mit den NAD bewusst lauter gehört als mit dem Leema.
(Überhaupt habe ich während des gesamten Tests die Lautstärke häufig gewechselt)

Der ursprüngliche Anlass, andere Verstärker auszuprobieren, waren gefühlte Unsauberkeiten bei der Basswiedergabe.
Die Hälfte des Problems hat sich offenbar durch Gewöhnung erledigt.
(Erst mit den XQ40 höre ich seit ein paar Monaten überhaupt den Tiefbassbereich)
Ein weiteres Viertel (bildlich gesprochen, nicht quantitativ misszuverstehen) würde der Leema erledigen: der oben angeführte Element-of-Crime-Track bot eine besonders gute Möglichkeit zu vergleichen, wie der selbe Bass einmal „unsauber“ und einmal fokussierter, unauffälliger und dabei sogar etwas tiefer wiedergegeben wurde.
Mir ist schleierhaft, warum ein deutlich schwächerer Verstärker (Leema 80 W vs. NAD 150 W) den Bass offenbar dennoch besser kontrollieren kann.

Ein Adjektiv, das mir im Bezug auf Hifi-Klang bisher nichts sagte, drängt sich mir jetzt zu Beschreibung des Leema-Sounds auf: luftig.

Insgesamt bestätigte sich der im Vortest gewonnene Eindruck (wenig mehr als eine Ahnung) vom Charakter des Leema.
Dass der klangliche Unterschied zum NAD im Heimtest so viel größer als im Vortest ausfallen würde, hatte ich nicht erwartet.

Resümee

Um meinen Kopf schwirren zwei Gestalten. Die eine sagt: „Es kann nicht sein; schau, wo Deine Selbstsuggestion liegt.“, die andere: „Es klang aber diesmal wirklich deutlich anders.“
Leider weiß ich nicht, wer der Engel und wer der Teufel ist.


[Beitrag von DJ_Bummbumm am 02. Jan 2010, 17:41 bearbeitet]
m2catter
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 04. Jan 2010, 03:55
Hallo DJ,
schoener und interessanter Bericht.
Leema gilt in den anglosaechsischen Laendern schon fuer eine Weile als Geheimtipp. Du brauchst Dich auch nicht dafuer entschuldigen, dass amps unterschiedlich klingen. Natuerlich tun sie das, sicherlich nicht so sehr wie LS, aber doch gut hoerbar.
NAD ist in Ordung, aber die feinen Weihen gibts anderswo. Was nicht heisst, das NAD schlecht ist. Hatte selbst mal einen.
Auch bedeutet weniger Leistung nicht, dass die Kontrolle geringer ausfaellt.
In dem Preissegment des Leema gibt es allerdings auch noch andere nette amps.
Anyway, schoen geschrieben und beobachtet,
liebe Gruesse Michael
lorric
Inventar
#3 erstellt: 04. Jan 2010, 18:34
Hi,

schöner Bericht. Ich halte viel von Leema. Durfte kürzlich einen Leema Stream CDP bei mir zuhause hören. Wirklich Klasse.

Gruß
lorric
Amperlite
Inventar
#4 erstellt: 04. Jan 2010, 23:00

Um hier auf keinen simplen „lauter ist besser“-Effekt hereinzufallen, habe ich beim Klangfarbenvergleich einige Passagen mit den NAD bewusst lauter gehört als mit dem Leema.
(Überhaupt habe ich während des gesamten Tests die Lautstärke häufig gewechselt)

Damit kannst du deinen Test fast schon wieder vergessen. Du musst von "lauter = anders" ausgehen, nicht von "lauter = besser".


Um meinen Kopf schwirren zwei Gestalten. Die eine sagt: „Es kann nicht sein; schau, wo Deine Selbstsuggestion liegt.“, die andere: „Es klang aber diesmal wirklich deutlich anders.“
Leider weiß ich nicht, wer der Engel und wer der Teufel ist.

Dieses Problem lässt sich über Umschaltbox und Blindtest vermutlich beseitigen. Wenn du sauber abgleichst und die Unterschiede dann noch da sind, hast du den Beweis, dass sie wirklich unterschiedlich klingen.
premiumhifi
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 04. Jan 2010, 23:39
das kann doch aber nicht sein amperlite. siehe beitrag von m2catter.

Amperlite
Inventar
#6 erstellt: 04. Jan 2010, 23:51

premiumhifi schrieb:
das kann doch aber nicht sein amperlite. siehe beitrag von m2catter.

:?

Und was lese ich dort an gesicherter Erkenntnis?
premiumhifi
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 04. Jan 2010, 23:54
eben !
DJ_Bummbumm
Inventar
#8 erstellt: 05. Jan 2010, 14:23

Amperlite schrieb:
Dieses Problem lässt sich über Umschaltbox und Blindtest vermutlich beseitigen.

Das denke ich auch.

Leider ist das für einen Otto Normalo nicht ganz so leicht, wie es immer hingestellt wird.
Zu einen fehlt es am technischen Equipment, zum anderen würde man mir in meinem sozialen Umfeld, wenn ich dort Helfer für einen "Blindtest" suchte, ganz schnell das Etikett "überspannter Heini" verpassen.

Ich bin ja schon froh, dass mir ein Gerät für den Heimtest zur Verfügung gestellt wurde, und das sogar kostenlos.

BB
Amperlite
Inventar
#9 erstellt: 05. Jan 2010, 15:01

DJ_Bummbumm schrieb:
Zu einen fehlt es am technischen Equipment, zum anderen würde man mir in meinem sozialen Umfeld, wenn ich dort Helfer für einen "Blindtest" suchte, ganz schnell das Etikett "überspannter Heini" verpassen.

Für ersteres könnte man sich eventuell von einem Forenteilnehmer mal einen Umschalter ausleihen.
Für letzteres ist es gut, einen HiFi-Begeisterten im Freundeskreis zu haben.
Jazzy
Inventar
#10 erstellt: 05. Jan 2010, 22:12

Da es sich bei dem Pulse um das allerkleinste Einsteigermodell handelt, dürfte auch er für den kleinen Mann von der Straße als angemessen erachtet werden

Sehr schöner Satz,habe mehr als nur geschmunzelt
Jazzy
Inventar
#11 erstellt: 05. Jan 2010, 22:14
Zur Entscheidungsfindung: mir wäre das egal,ob ich es im DBT raushören kann.Privat ist privat;nur wenn ich verbindliche Tests(Zeitschriften/Händler) machen will,muss ich diesen Aufwand treiben,sonst darf man dilletieren.
DJ_Bummbumm
Inventar
#12 erstellt: 06. Jan 2010, 19:48

Jazzy schrieb:
Zur Entscheidungsfindung: mir wäre das egal,ob ich es im DBT raushören kann.

Klar, mir geht es nicht um Beweise, Argumentationslinien, Positionen und Heilslehren. Ich bin ein einfacher Mann, der im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten möglichst gut Musik genießen möchte.

Allerdings hat sich der NAD zumindest als zuverlässiges Gerät erwiesen. Jeder Wechsel ist zunächst einmal ein Risiko, egal wie toll der Markenname funkelt.
Dieses Risiko möchte ich nicht für einen bloßen Placebo-Effekt eingehen, der bald verfliegt wie ein verdorrter Halm auf einer windigen Wiese.

Allerdings wäre mir als Pragmatiker ein DAUERHAFTER Placebo-Effekt ebenso lieb wie ein tatsächlicher Klanggewinn.

BB
Jazzy
Inventar
#13 erstellt: 06. Jan 2010, 20:02
Bei CDP und DACs habe ich DBTs gemacht.Und auch Unterschiede,sogar besser/schlechter herausgehört.Kabel und Amps ist aber für zu Hause für mich zu schwierig,um exakte DBTs zu machen.Da kaufe ich nach Marke,technischen Daten und Ausstattung.
Benedictus
Inventar
#14 erstellt: 15. Okt 2010, 10:15
und wozu ne Umschaltbox? Deren Relais klauen auch Klang, und mit Bananensteckern kann man sehr schnell umstecken...
m2catter
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 26. Okt 2010, 14:49
Hi,
haben uns vor kurzem einen Leema Pulse und Stream zugelegt. Ich war schon lange auf der Suche nach einem geeigneten Antriebsstrang für unsere Laustprecher(ProAc 1SC).
In der engeren Auswahl standen zum Schluss der Sugden Mystro, der Creek Destiny 1 wie eben auch der Leema Pulse 2. Der ebenfalls gehörte Quad Röhren Pre/909 fiel schon raus, weil er für uns zu teuer war. Aber auch klanglich wollte er nicht so richtig passen. Dies, obwohl ich selbst gut 20 Jahre lang Quad Verstärker hatte und an den damaligen LS damit äußerst zufrieden war.
Der Mystro fiel ebenso raus, er vermochte die 1SC nicht richtig zum Leben zu erwecken. Klar klingend, aber der drive war irgendwie nicht da.
Ein Kopf an Kopf Rennen wurde es aber zwischen dem Destiny und dem Pulse. Am Ende entschieden wir uns (unbeeinflusst vom Preis) für eben die Leema Kombination.
An unseren LS und für unser Gehör vermochten es die Leemas, die 1SC so richtig zum Singen zu bringen. Dabei viel uns auf, das wir gar nicht mehr auf etwaigen Verstärkerklang achteten oder die daraus resultierenden Unterschiede, wie nur auf die Musik selbst.
Das mußte auch der Destiny hinten anstehen. Dieser war jedoch, wenn auch weniger spritzig, mit einer etwas räumlicheren Bühne versehen. Ebenfalls ein Super Verstärker.
Alles in allem mußte ich mal wieder feststellen, das nicht jeder zu jedem passt oder nicht jeder mit jedem kann.
Das wurde bei unserem Vergleichshören recht deutlich. Insgesamt bin ich mit unserer Wahl sehr zufrieden, bis auf die Fernbedienung der Leemas, wirkt schon sehr billig.
Und ob die Leemas ebenso wie die Quads 20 Jahre ohne Mucken machen, das bleibt abzuwarten.
Liebe Grüße Michael
Pyramid_Man
Neuling
#16 erstellt: 29. Sep 2016, 11:10
Hat jemand eine Idee, ob der Leema an der Mezzo Utopia ein bisschen mehr Dampf/Bass/Spritzigkeit macht als der Marantz PM 11 S2 ?
Gerade im leisen Bereich klingen die Utopias eher brav und unauffällig am Marantz.
sm.ts
Inventar
#17 erstellt: 20. Okt 2016, 11:44

Pyramid_Man (Beitrag #16) schrieb:

Gerade im leisen Bereich klingen die Utopias eher brav und unauffällig am Marantz.


Ja das ist Marantz !

Aber ob es mit dem Leema anders klingt kannst nur du an deinen LS entscheiden. Ich würds riskieren...

Übrigens, alten Thread ausgegraben...
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