BR Rohr vs. Kanal - oder: komische BR Konstruktions Logik von K+T und HH

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HaHa
Stammgast
#1 erstellt: 29. Nov 2005, 12:00
Hallo,

eine Frage auf die ich schon lange eine Antwort suche:

Warum verwenden unsere lieben Selbstbau Magazine nicht ausschließlich dreiseitig umschlossene BR Kanäle?

Als besonders hinterfragungswürdige Konstruktionen fallen mir da ein:

- Der Susa Sub aus K+T:

Da verschiebt man schon Luftvolumen ohne Ende und beschränkt sich auf zwei mikrige 10cm Rohre, welche in überhaupt keinem Verhältnis zur Membranfläche stehen.

Sind ewig lang und entwickeln vermutlich bei hohen Pegeln ein schwingendes Eigenleben.

Ganz zu schweigen davon, dass der Sub sowieso extrem hässlich ist, hätte man sich die "Kamine" in den himmel erspart. WENN im Artikel schon erwähnt wird, dass der Sub immerhin als Eckkasterl verwendet werden kann, dann sollte man auf dieses Kasterl auch was draufstellen können, ohne Angst zu haben, dass es in den Kanälen verschwindet, bzw. diese verschließt.

- Der Sub 310 aus HH:

Gut, der Kanal ist zwar aus Holz, aber warum so umständlich? Fläche hat er keine wahnsinnig große und wird auch noch einmal umgelenkt, da die Länge des Kanals die Tiefe des Subs übersteigt.

He bitte! Wo bleibt hier die Nachbaufreundlichkeit? Grundsätzlich ist diese Kanalart schon mal aufwendig; nicht nur, dass man die Öffnung an der Frontplatte penibel ausgearbeitet muss, nein man darf sich sogar den Kanal noch selber bauen. Versteifungstechnisch bringts auch nicht die Welt, denn die Bodenplatte steht üblicherweise auch am Boden.


- Der Cantare Monitor aus HH:

Was haben wir hier? Einen High End Monitor, bei dem aber auch wirklich alles verwirklicht wurde: Bändchenhochtöner, Zeitrichtige Wiedergabe, vernünftige Versteifung, Bitumendämmung und sogar die Membran wurde mit Lack (der Sound Varnish Pampe) "optimiert"

Also bis ins kleinste Detail durchüberlegt. Und dann liest man im Text, dass die Positionierung des Bassreflexrohres in dem vollgestopften Quader Schwierigkeiten macht, weil das Ding zu lang ist.

Hallo?! Ich könnte einen Kanal a) kürzer bauenen, b) an jeder Stelle plazieren an der ich lustig bin und c) ins Versteifungskonzept miteinbinden.


Eigentlich fällts bei so ziemlich jedem Zweiwegerich auf, dass niemals ein Kanal verbaut wird, immer nur ein schwindliges Rohr, welches aus Gründen der hohen Mittenschallabstrahlung von Zweiwege Konzepten ja eh immer auf die Rückseite wandert.

Da werden lieber abenteuerliche Konstruktionen mit zusammengesteckten Abflussrohr-Eckstücken unternommen, anstatt dass man einfach einen Kanal macht.


Also:

Abgesehen davon, dass ich das Ding einfach kürzen oder verlängern kann: Hat das BR Rohr, die runde Form, IRGENDEINEN Vorteil gegenüber einem eckigem Kanal?


Grüße
Hari
A._Tetzlaff
Inventar
#2 erstellt: 29. Nov 2005, 12:36
Den Kanal kannst Du nicht beliebig lang oder kurz gestalten, weil die Abstimmung u.a. von der Länge abhängt.
Je größer das Gehäusevolumen ist, desto kürzer kann das Rohr bei gleichbleibender Abstimmfrequenz sein - der Mivoc-Sub ist ein typischer Subwoofer, schwere Membran führt zu kleinen Volumina bei viel Tiefgang, erfordert aber eben einen sehr langen Kanal, um die Tuningfrquenz unten zu haben.
Die runde Form ist optimal, weil die Innenfläche minimal wird, was weniger Reibung und somit geringere Strömungsgeräusche u. -verluste verursacht. Jeder quadratische oder gar schlitzförmige Kanal ist dahingehend unterlegen.


[Beitrag von A._Tetzlaff am 29. Nov 2005, 12:40 bearbeitet]
Christoph_Gebhard
Inventar
#3 erstellt: 29. Nov 2005, 14:03
Hallo Hari,

nur wenn die Seitenverhältnisse von Kanälen extrem werden (z.B. 0,5cm x 18cm) dürften die Strömungsgeräusche gegenüber gleichgroßen Rohren problematisch werden.
Ansonsten sehe ich bei Rohren nur den Vorteil der weniger umständlichen und preiswerteren Bauweise.
Für die Kanäle spricht dagegen:


Versuche vorab in einem Testgehäuse haben für Reflexkanäle aus massiven Holzwerkstoffen (19mm MDF)deutlich weniger Klirrkomponenten im Grundtonbereich gezeigt als bei handelsüblichen Reflexrohren oder Abwasserinstallationsrohren trotz zusätzlicher Bitumenschwerfolienbedämpfung...



Gruß, Christoph
usul
Inventar
#4 erstellt: 29. Nov 2005, 14:39

HaHa schrieb:
Abgesehen davon, dass ich das Ding einfach kürzen oder verlängern kann: Hat das BR Rohr, die runde Form, IRGENDEINEN Vorteil gegenüber einem eckigem Kanal?


Viele:
1. Der Bau ist des Gehäuses ist viel einfacher.
2. Ich kann mit der Länge experimentieren.
3. Es sieht besser aus.

Nun mag es ja Zeitgenossen geben, denen die Punkte 1 und 3 egal sind, aber gerade die Möglichkeit die Länge zu ändern ist aus meiner Sicht sehr interessant, da sich die Box damit besser auf die räumlichen Gegebenheiten abstimmen lässt.

Ich persönlich habe noch ein anderes Problem mit Kanälen:
Damit es keine Verwirbelungen gibt und auch sonst einigermassen aussieht, sollte der Kanal an beiden Enden
abgerundet sein. Eine solche Konstuktion ist dann leider
mit Heimwerkermitteln nicht mehr sinnvoll zu furnieren.

Akkustisch sollten Kanäle zwar Vorteile haben, aber ich denke, wenn wir nicht gerade von Subwoofern sprechen, wirst du den Unterschied nicht hören. Ich habe wegen des geannten Furnierproblems selbst schon bei einer Box den Kanal durch ein Rohr ersetzt und konnte keine Klangverschlechterung feststellen.
HaHa
Stammgast
#5 erstellt: 29. Nov 2005, 15:23
Hallo,

dass man mit der Länge einfacher experimentieren kann leuchtet mir ja auch eben nur als einziger Vorteil ein. Aber bei einem fertigem Bauvorschlag brauchts das eigentlich nicht mehr. Entweder ich verwende die Länge für wandnahe oder für freie Aufstellung. Ich weis im vorhinein wohin die Box kommt, also kann ich mich drauf einstellen.

Falls das nun jemand als unflexible Lösung ansieht, kann ich nur auf die Visaton Vox verweisen, von der ich nicht wüsste, dass sich mal jemand über die Tatsache aufgeregt hat, den Holzkanal nicht mehr "umstimmen" zu können.


"Der Bau ist des Gehäuses ist viel einfacher."

Wieso einfacher? Ich finde ein einziges Holzbrett anleimen eine handwerklich nicht wirklich anspruchsvollere Aufgabe als ein Loch für das BR Rohr auszuscheiden. Ich sprech natürlich nur von solchen Kanälen und nicht von den Timmerman'schen Zebulon Horror Kanälen.


"Es sieht besser aus" ist wohl mehr subjektiv.



Zu den Verwirbelungen:

Die Holzkanäle kann man ja aufgrund der Korrekturfaktoren großflächiger Anlegen und somit die Geschindigkeit im Kanal soweit reduzieren, dass es einfach zu keinen nennenswerten Verwirbelungen mehr kommt. Zusätzlich verringere ich die Reibung.


Ich glaube Unterschiede kann man hören, wenn man die Konstruktionen ans Extreme treibt.


Grüße
Hari
bulla
Inventar
#6 erstellt: 29. Nov 2005, 15:55
Leider hast du dir mit der Vox das wohl denkbar schlechteste Beispiel ausgesucht.
Zu keiner Box (habe sie selber) habe ich mehr Kritik gelesen als zu dieser, was aber mehr am Seitenbassprinzip bzw. zu viel Bass als an der Kanal/Rohr-Problematik liegt.

Bei der Vox beklagt sich wohl keiner:
a) weil der Kanal bereits enorm gross ist
b) weil die Abstimmfrequenz mit 30hz weit unter dem "normalen" Frequenzband liegt, dass von ca. 40-16000hz geht.

Eher könnte dein Problem bei Regalboxen auffallen, wie z.b. der Aria, die auf ca. 100hz abgestimmt ist.
Gehört habe ich einen Unterschied (wie auch?) jedoch noch nicht.

Ich selber versuche ebenfalls, möglichst Kanäle zu verwenden, da ich Rohre überaus hässlich finde.

Warum zumeist Rohre verwendet werden? Ganz einfach: Es bringt Kohle in die Kassen.


[Beitrag von bulla am 29. Nov 2005, 15:56 bearbeitet]
V.I.B
Stammgast
#7 erstellt: 29. Nov 2005, 16:07
Im Prinzip ist ein Bassreflexrohr einfacher in der Handhabung, spätestens wenn die Box furniert werden soll. Bei einem Kanal schafft man zusätzliche Kanten an denen man sehr sauber arbeiten muss. Ein Anfänger hat wohl mit einem Kreisausschnitt auf einer bereits furnierten Box weniger Probleme als mit einem Kanal. Loch rein - Rohr rein - passt .. und es sieht sauber aus.
HaHa
Stammgast
#8 erstellt: 29. Nov 2005, 16:38
Hallo,

ich glaube eine Einfräßung der Chassis zum Bündig einlassen ist um einiges mehr Aufwändiger als die Kanten des Kanals glatt zu bekommen.

@bulla: die Vox ist natürlich ein Problem, aber wie du schon geschrieben hast: nicht Kanalbedingt hervorgerufen und auch nicht mit Änderung des Kanals lösbar.

Außerdem glaube ich nicht, dass man bei großen Standboxen Zentimeterexperimente beim Kanal macht. Da stimme ich entweder als Sub Besitzer im Nutzbassbereich, also 45 bis 50 Hz ab oder eben im Bereich von 30 Hz.

Das kann ich aber auch im Vorfeld schon mit Kanal abklären, dazu braucht lediglich Seitenwand und Kanal nicht angeleimt werden und zum testhören wird das ganze eben festgezwingt.


Folgendes versteh ich nicht:

b) weil die Abstimmfrequenz mit 30hz weit unter dem "normalen" Frequenzband liegt, dass von ca. 40-16000hz geht.

??? gilt bei 30 Hz kein Raumeinfluss mehr? Sind bei 30 Hz Abstimmung keine Anpassungen mehr an diesen nötig?


Grüße
Hari
V.I.B
Stammgast
#9 erstellt: 29. Nov 2005, 17:32
Schau dich mal hier im Forum um wieviele Leute ihre Chassis eingelassen haben. Die kannst du an einer Hand abzählen.
Ums einlassen ging es aber auch garnicht, lediglich um den Vergleich Kanal -> Rohr.

Und ich bleibe dabei das es einfacher ist ein "normales" Loch in eine furnierte Box zu sägen als den Kanal ordentlich auszuführen.

Und selbst wenn das Rohr eingelassen werden soll ist es immer noch einfacher die Oberfräse bei einer fertig furnierten Box anzusetzen und mal eben 2-3mm anzufräsen.

Das meinte ich damit, nicht mehr - nicht weniger
bulla
Inventar
#10 erstellt: 29. Nov 2005, 19:29

Folgendes versteh ich nicht:

b) weil die Abstimmfrequenz mit 30hz weit unter dem "normalen" Frequenzband liegt, dass von ca. 40-16000hz geht.

??? gilt bei 30 Hz kein Raumeinfluss mehr? Sind bei 30 Hz Abstimmung keine Anpassungen mehr an diesen nötig?


Meinst du den Druckkammereffekt? Der tut hier nichts zur Sache (bislang :D)


Ich meinte mit 40-16k, dass kein regulär vorkommendes Instrument unterhalb 40hz Töne von sich gibt, ausser einige wenige Trommeln, Orgeln und Synthies.
Deshalb würde ein Eigenleben/Resos etc. eines Rohres oder Kanals, das in dem normalen Frequenzband seine Abstimmfrequenz hat, eher, weil häufiger, zu hören sein, als das von der z.b. Vox, von der Gruppenlaufzeit mal ganz abgesehen.

Ich glaube aber, wir bewegen uns hier bereits am obersten Ende des HiEnd-Bereichs, dass nur ausgewählte Ohren zu hören vermögen, da eben der erwähnte Raum auch noch da ist, der alles vernichtet
Christoph_Gebhard
Inventar
#11 erstellt: 29. Nov 2005, 21:46
Hallo,

und was zeigt uns diese Diskussion? Jeder sollte für sich und seinen Anwendungsfall abwägen, was er einsetzt.
Ein besser oder schlechter gibt es nicht.

Bedenken sollte man aber noch, dass die Längsresonanz des Tunnels/Rohrs bei zu langen Bauweisen in den Übertragungsbereich rutschen kann. Gerade bei 2-Wege-Boxen und nach vorne austretenden Öffnungen. Bin da ein gebranntes Kind
Ist leicht auszurechnen: Schallgeschwindigkeit 343m/s durch doppelte Länge des Kanals ergibt die Frequenz der stehenden Welle. Bei 2-Wege-Boxen sollte man also schon über 10cm aufpassen.
Deswegen kann auch nicht die Querschnittsfläche (weder bei Kanal noch Rohr) ins Unendliche steigern, da man dazu proportional die Länge vergrößern muss, wenn man die gleiche Abstimmfrequenz erreichen will.

Ein Vorteil zu Kanäle fällt mir aber noch ein:
Ähnlich dem Onken-Gehäuse kann man eine gleichmässige Druckbelastung des Treibers durch Symmetriebauweise erreichen. Das dürfte gerade bei zarten Membranen (also fast allen BB) und großen Hüben eine Verringerung von Taumelbewegungen und Membranverformungen zur Folge haben.

Das kann dann so aussehen:



Schöne Grüße, Christoph


[Beitrag von Christoph_Gebhard am 29. Nov 2005, 21:50 bearbeitet]
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