Umbau Antennenverteilung, welche Dosen?

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herr.nst
Neuling
#1 erstellt: 25. Mai 2015, 17:56
Hallo zusammen,

beim Umbau der Antenneninstallation in unserer neuen Wohnung stellt sich mir gerade die Frage nach geeigneten zu installierenden Dosen.

Derzeit ist der "Eingang" von der Hausanlage auf einer Braun Telecom BTV MMD 12-HPF (Drei-Loch, Daten-/Multimedia Dose). Am Durchgang hängen im weiteren Verlauf drei weitere (Typ unbekannt bzw. nicht ermittelbar) Durchgangsdosen, es hängen also keine weiteren Haushalte an "unserem" Strang.

Die Installation soll von vier auf drei Dosen reduziert werden: Die erste Dose (wo der Hausanschluss ankommt) soll zunächst nicht genutzt werden, sondern nur als Durchgang zu den folgenden zwei Dosen dienen. An der zweiten Dose soll ein Fernseher mit DVB-C-Tuner angeschlossen werden, mit der Option, dort einen HD-Recorder/Horizon Receiver mit Videothek etcpp. betreiben zu können (Stichwort Datendose). An der letzten Dose soll ein weiterer TV-Empfänger sowie das Kabelmodem (Cisco) für den Internetzugang angeschlossen werden (ebenfalls Datendose).

Zur Verkabelung soll Kathrein LCD 111 unterputz verlegt werden. Von Dose 1-2 sind ca. 9 Meter weg, von Dose 2-3 nochmal ca. 5 Meter.

Ich habe versucht, alle Infos aus der Kabel-FAQ zu entnehmen, mit erschliesst sich aber nicht, welche Dosentypen am besten installiert werden - benötigt werden ja mindestens zwei Dosen, die das gesamte Frequenzspektrum am Durchgang ausgeben, und passende DATA-Anschlüsse (F-Stecker/Buchse) haben. Die letzte Dose braucht wohl keinen passenden Durchgang, da hier nur noch der Endwiderstand aufgeklemmt wird.

Frage: Kann jemand passende Dosen empfehlen, die das gesamte Spektrum wie beschrieben am Ausgang weitergeben?

Vielen Dank & schöne Restpfingsten,
nst
Radiowaves
Inventar
#2 erstellt: 25. Mai 2015, 21:42
Die MMD 12-HPF hat ihr "HPF" vom "Hochpassfilter". Das steckt im Durchgang der Dose, es wird damit der Rückkanal (5-65 MHz) für die nachfolgenden Dosen stark gedämpft (> 45 dB), damit können nachfolgende Dosen in dieser Reihenschaltung keinen Rückkanal auf den Hausanschluß senden. Deshalb sind dort beliebige Dosen (keine Multimediadosen) mit voller Bandbreite an den Anschlüssen möglich, ohne sich Störungen einzufangen. Nachteil: hinter einer MMD 12-HPF funktioniert freilich keine Internet- oder Telefonanwendung und damit auch keine Horizon-Box. Die läuft dann nur an dieser ersten MMD 12-HPF.

Wenn Internet an "späteren" Dosen laufen soll, muß die MMD 12-HPF vorne weg und durch eine Dose ersetzt, die auch den Rückkanal durchlässt.

Problem: die MMD 12 hat schon nur noch 12 dB Auskoppeldämpfung für TV und Radio (beide Ausgänge voll breitbandig 84 - 1000 MHz) und das Modem (5 - 1000 MHz). Wenn die Pegel an den Ausgängen dieser Dose derzeit perfekt passen, sollte man ja wieder eine Dose mit dieser Auskoppeldämpfung wählen, damit die Pegel für die Geräte, die da angeschlossen werden, die gleichen bleiben. Vor allem, wenn der Rückkanal eingemessen wurde vom Netzbetreiber, tut man gut, das zu respektieren. Eine Dose mit nur 12 dB Auskoppeldämpfung als erste Dose ist ungünstig, man hat dann kaum noch Reserve, Dose 2 und 3 mit gleichem Pegel zu versorgen. Was kommt unter 12 dB? Natürlich noch 10 dB. Danach wirds aber enge. Und die MMD 12-HPF hat schon 3.5 dB Durchgangsdämpfung - bereits ohne Kabeldämpfung zu berücksichtigen wäre also für Dose Nummer zwei eine Auskoppeldämpfung von 12 - 3,5 = 8,5 dB sinnvoll, damit die gleichen Pegel an deren Anschlüssen sind. Das bekommt man noch hin, aber Dose 3 wird dann ganz übel.

Eigentlich müßte jemand jetzt an der MMD 12-HPF nachmessen, was wirklich rauskommt an Signalpegel. Wenn das am oberen Limit liegt, könnte man z.B. eine 14er oder 15er oder 17er Dose verwenden als erste Dose und danach dann abstufen, daß es paßt. Wenn derzeit korrekte Einmessung vorliegt für den Rückkanal, wäre dann aber evtl. neu einzumessen.

Ohne Pegelmessung sage ich: Blindflug. Finger weg.

Was z.B. ginge, entsprechende Pegel vorausgesetzt:

Dose 1: Braun Telecom btv 1765 data
17 dB Auskoppeldämpfung für TV und Radio (beide 84 - 1006 MHz breitbandig)
17 dB Auskoppeldämpfung für Modem, 17 dB Einkoppeldämpfung für Modem
1,5 dB Durchgangsdämpfung zur nachfolgenden Dose, breitbandig inkl. Daten-Rückkanal

Dose 2 bekommt damit 1,5 dB weniger als Dose 1 zzgl. ca. 0,6 - 1,5 dB Kabeldämpfung = max 2 - 3 dB weniger

Dose 2: Braun Telecom btv 1465 data
14 dB Auskoppeldämpfung für TV und Radio (beide 84 - 1006 MHz breitbandig)
14 dB Auskoppeldämpfung für Modem, 14 dB Einkoppeldämpfung für Modem
1,8 dB Durchgangsdämpfung zur nachfolgenden Dose, breitbandig inkl. Daten-Rückkanal

Die Ausgangspegel an Dose 2 sind damit etwa auf dem Niveau der Pegel an Dose 1: statt 17 dB nur 14 dB Dämpfung, also 3 dB mehr Pegel, aber wegen Durchgangsdämpfung der Dose 1 und Kabel von Dose 1 zu Dose 2 schon von vornherein 2 - 3 dB weniger Eingangspegel -> hebt sich fast auf.

Dose 3 bekommt wiederum weniger Pegel: diesmal fehlen schon 1,8 dB verglichen mit dem Eingangssignal von Dose 2 (1,8 dB ist deren Durchgangsdämpfung) und die 5 Meter Kabel machen nochmal 0,3 - 0,9 dB Dämpfung dazu. Sind also zusammen 2 - 2,7 dB weniger. Damit wäre für Dose 3 eine Auskoppeldämpfung von 11 - 12 dB ok. Und dort wird dann einfach die derzeit vorhandene Dose 1 (MMD 12-HPF) reingebaut und deren Ausgang zur nicht vorhandenen 4. Dose mit einem Abschlußwiderstand versehen.

Die Pegel sind damit an allen drei Dosen auf etwa 1 dB gleich, vor allem die Schräglage (Dämpfungsunterschied der Kabel zwischen niedrigen und hohen Frequenzen) macht hier den Unterschied.

Damit die Pegel aber wieder so sind, wie sie bislang sind (zumindest an Dose 1, MMD 12-HPF), sind nun generell 5 dB mehr Pegel nötig ab Hausverteilung und der Rückkanal muß auch 5 dB mehr Verstärkung bekommen. Ob das einfach so geht, weiß Unitymedia. Nur die dürfen vermutlich auch basteln, weils eine Anlage mit genutztem Rückkanal ist.

Ohne Rückkanal und mit Einpegelung eher am oberen Limit wären die 5 dB Verlust lässig abzufangen ohne neue Einmessung. Mancher Samsung-TV wäre dann sogar dankbar dafür, nicht so zugeballert zu werden. Aber dank Rückkanal sieht das anders aus.


Ein was fällt mir gerade auf, betrifft auch diese Lösung, aber generell die Verwendung von Dosen mit Hochpassfilter im Durchgang: wie wird sichergestellt, daß im Rückkanal keine Reflexionen auftreten? Wenn der Rückkanal nicht weitergeleitet wird, kann auch der Abschlußwiderstand im Rückkanal-Beriech nicht abschließen. Dann müßten die HPF-Dosen den Rückkanal intern terminieren durch ihre Schaltung. Diese Frage geht nicht an Dich, aber vielleicht wissen die BK-Experten hier, wie das geregelt wird.


[Beitrag von Radiowaves am 25. Mai 2015, 21:45 bearbeitet]
herr.nst
Neuling
#3 erstellt: 26. Mai 2015, 07:28
Hi,


Radiowaves (Beitrag #2) schrieb:

Ohne Pegelmessung sage ich: Blindflug. Finger weg.


Jo. Eben das Problem mit den Pegeln hatte ich im Vorfeld auch schon gesehen. Die Theorie mit der Kette 14db-12db-10db der Auskopplungen hatte ich auch schon aus der Kabel-FAQ entnommen. Wieviel "Saft" auf dem Kabel ist, kann ohne Messung natürlich niemand sagen.

Lange Rede, kurzer Sinn - Unitymedia hat mir in einem kurzen Telefonat gerade mitgeteilt, dass die vorgesehenen Änderungen im Rahmen des Umzugsservice durchgeführt werden können und ausser den EUR 29,90 keine Kosten anfallen. Das ist günstiger, als Material selber zu kaufen, zu installieren, möglicherweise alles kaputt zu basteln und dann kostenpflichtig flicken zu lassen, und die Verantwortung liegt bei dem Techniker-Subunternehmen bzw. UM selber... Da erledigt sich die Frage nach der Selbst-Umbastelei...

Trotzdem vielen vielen Dank für Deine Erklärungen! :-)

Viele Grüße und angenehme Woche,
nst
herr.nst
Neuling
#4 erstellt: 03. Jul 2015, 21:13
Hallo zusammen,


herr.nst (Beitrag #3) schrieb:

Lange Rede, kurzer Sinn - Unitymedia hat mir in einem kurzen Telefonat gerade mitgeteilt, dass die vorgesehenen Änderungen im Rahmen des Umzugsservice durchgeführt werden können und ausser den EUR 29,90 keine Kosten anfallen.


Tja. Beim Versuch, die Herrschaften jetzt zu beordern, wurde selbiges mit "Bei Ihnen im Haus wurden bereits überall Multimedia-Dosen installiert, da kommt keiner raus. Wenn Sie umbauen möchten, müssen Sie gesondert jemanden bestellen, wird aber teurer." abkommentiert. Daher habe ich jetzt doch im Blindflug selbst umgebaut, und die Technikerkosten im Hinterkopf eingeplant. Folgendes ist passiert (wer ähnliches vor hat: Eigene Gefahr!):

Material: 25m Kathrein LCD 111, 1x BTV 1265 DATA, 1x BTV 1165 DATA, Axing 75 Ohm Endwiderstand, passende F-Stecker, U-förmiger Durchverbinder

Die ursprüngliche BTV 12-HPF wurde ersatzlos gestrichen, das "eingehende" Kabel mit F-Stecker ausgestattet. Koax-Kabel von der "Ursprungs-UP-Dose" zur ersten Dose gelegt, ebenfalls F-Stecker aufgedreht und über den U-Verbinder durchverbunden. In die neue erste UP-Dose die 1265 gesetzt, von dessen Durchgang (OUT) durchverbunden an die 1165, an dessen Ausgang den Widerstand geklemmt.

Ergebnis: An beiden Dosen hat das Cisco EPC3208 keine Probleme, Down- und Upstream zu synchronisieren. An zweiter Dose zeigt das Modem-interne Webinterface 0-3db Downstream-Powerlevel, 44-47db Upstream-Powerlevel und eine SNR von >38db. Analoges Fernsehen zeigt ausser dem üblichen "Analograuschen" keinerlei Störungen. Zum Vergleich: Am "alten" Standort (alte Wohnung) hat das Modem alleine einen Upstream-Pegel von >51db...

Fazit: Blindflug mit Erfolg abgeschlossen Trotzdem für interessierte, die vor ähnlicher Problematik stehen, Basteldrang haben und kein professionelles Messequipment haben: Das kann auch ordentlich in die Hose gehen! Wollte lediglich nochmal das Ergebnis der OP berichten.

Nochmals Danke an Radiowaves für die Erläuterungen!

Wünsche ein angenehmes und nicht so extrem brütend heisses Wochenende,
nst
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