Pioneer M22 Überholung - Hilfe benötigt!

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Explosiv
Stammgast

#101 erstellt: 04. Mai 2024, 16:27

Valenzband (Beitrag #99) schrieb:

Schwer vorherzusagen was in welcher Reihenfolge passiert. Die hohe Klemmkraft führt natürlich zu hohen Scherkräften im Glimmer wenn sich das TO3 Gehäuse mehr ausdehnt als der Kühlkorper. In der Schichtebene des Glimmers könnten sich Lagen voneinander trennen, auch in Teilbereichen, denn diese Ebene ist die natürliche Spaltebene des Glimmers.

Je nach Auslegung der Befestigungslöcher können durch lokales "Verhaken" auch höhere Biegemomente im Gehäuse auftreten und im Extremfall zum Versagen der internen (Löt-) Verbindung des Chips zum Substrat führen. TO3 verhält sich dahingehend allgemein sehr gutmütig, mit Ausnahme einiger früher Exemplare.

Ein typischer Anwendungsfehler ist das Auftragen von zu viel Paste, die dann beim Anziehen der Schrauben mit hohem Druck "mühsam" aus dem Fügespalt herausgequetscht wird. In dieser Phase können noch relativ hohe Biegemomente im Substrat auftreten.
Was allgemein ganz gut hilft sind Federscheiben unter den Muttern, denn damit wird eine recht konstante Kraft vermittelt, auch innerhalb thermischer Zyklen.

In einem alten Datenbuch von RCA stand die ganze "how.to" und "don't do" Story einmal ausführlich drin, wo und wann genau müsste ich im Archiv erst suchen.

Danke Dir. Ich habe heute nochmal die Wärmeleitpaste erneuert und dem Verstärker neue Glimmerscheiben spendiert. Ich hatte ziemlich viel Wärmeleitpaste verwendet, was mir nun nach meiner Erleuchtung nicht mehr gefallen hat. Ich hab hauchdünn neue aufgetragen. Dabei habe ich tatsächlich einen Fehler von mir entdeckt. Unter einer Glimmerscheibe war zur Seite des Kühlkörpers keine WL aufgetragen. Mensch, hab ich ein Glück das ich das gesehen habe. Wäre mir wahrscheinlich nie aufgefallen nach dem Denkanstoß!

Die Schrauben sind bereits vom Werk aus mit Federringen versehen und ich habe sie achtsam wieder angeschraubt.

@
Knulse

Vielen Dank für den Hinweis!

Kleines Update:

Der M22 hat heute Zuwachs bekommen. Mein Plan ist nach und nach mir das komplette System aufzubauen. Eine C21 ist verdammt schwer zu bekommen! Dafür habe ich ein schönes Exemplar einer U-24 gefunden. Der Gerät stammt aus Erstbesitz von einem 74 Jahre alten Opa. Es ist in fast perfektem Zustand, kein verschmutzter Schalter, alles funktioniert. Das Gehäuse ist so gebaut, dass kein Staub eindringen kann. Dazu gab es die Original BDA und Garantiekarte. Ich kann nun zwischen beiden Amps umschalten, ohne ständig Kabel umzustecken. Anbei ein paar Bilder.

Das gabs für den Pioneer-Fanboy mit dazu!

Explosiv
Stammgast

#102 erstellt: 31. Mai 2024, 20:34

Guten Abend zusammen. Mal ein kleines Update vom jetzigen Stand. Momentan bin ich dabei, einige Schönheitsfehler an der M22 zu beheben. Die seitlichen Blechteile, die die Platinen abdecken sahen nicht mehr allzu schön aus. Vom Vorgänger wurden wie bereits erwähnt jeweils zwei Löcher von oben reingebohrt, damit man die Ruheströme und den DC-Offset von außen manipulieren bzw. einstellen konnte. Das dass so bleibt, kam für mich natürlich nicht in Frage. Ich habe viel überlegt, um eine adäquate Lösung zu finden. Ich habe es mit Kaltschweißmasse probiert, dass Ergebnis war aber nicht zufrieden stellend. Also habe ich einen hier örtlich ansässigen Metallbauer gesucht, der sich zutraut mir die Löcher mit neuem Material zu stopfen. Er hat mir an den Stellen kleine Schweißpunkte gesetzt, um das fehlende Material wieder aufzufüllen. Die Luftschlitze versuche ich nun mit Nadelpfeilen nach und nach annähernd wieder in die alte Form zu bringen. Den richtigen Lack für eine Neulackierung habe ich bereits gefunden, es handelt sich um RAL 9005 in seidenmatt..

Kleiner Zwischenstand in Bildern:

Alt:

In Bearbeitung:

Testlackierung in RAL 9005 (glänzend - hier hatte ich schlicht den falschen Lack gekauft, das wird sich final aber noch ändern! Der kam natürlich auch wieder runter, sobald ich mit den Schlitzen zufrieden bin)

Außerdem ist heute ein "echter" Japaner angekommen. Schwacher Wortwitz, aber das Gerät habe ich tatsächlich aus Japan per Import erworben. Es gibt schlicht momentan kein Gerät in 220Volt-Ausführung. Dennoch habe ich mich sehr auf das Gerät gefreut, klanglich ein echter Traum, ohne Schnörkel, einfach nur puristisch. Für die damalige Zeit, sehr exotische Bauteile inkl. Reed-Relais.

Stay tuned, dass Projekt wird mich noch eine Weile beschäftigen. Da technisch aber alles läuft, lasse ich es etwas ruhiger angehen.

Explosiv
Stammgast

#103 erstellt: 03. Jul 2024, 15:13

Guten Abend.

Heute habe ich die längst überfällige Liste der getauschten Kondensatoren erstellt. Da ich es immer interessant finde in wie fern die Bauteile mit zunehmenden Alter ihre Werte verändern, habe ich diese als Vergleich auch gleich durchgemessen. Die Liste kann gern als Orientierung genutzt werden und hoffe sie hilft evtl. jemanden weiter, der ein gleiches Projekt verfolgt. Das würde mich sehr freuen!

Außerdem habe ich die Blechteile nun fertig gestellt. Der Autolackierer hat es nicht hinbekommen, leider. Also habe ich die Teile nochmal abgeschliffen und so lange neu lackiert, bis es für mich akzeptabel war. Kosmetisch kann man an der Endstufe aus meiner Sicht nichts weiter verbessern, die Schrammen am Kühlkörper und an den großen Siebelkos, darf das Schätzchen erstmal behalten - etwas Charme soll sie ja auch haben!

Momentan überhole ich noch die C21-Vorstufe, dazu ein anderes Mal mehr. Anbei die Liste und Bilder der Fertigstellung.

Kondensatoren:

Vorher:

Nachher:

[Beitrag von Explosiv am 03. Jul 2024, 16:23 bearbeitet]

Poetry2me
Inventar

#104 erstellt: 04. Jul 2024, 04:46

Tolle Arbeit

Danke für diesen ausführlichen Bericht und die vielen Bilder!

Ich denke Du wirst viel Spaß an diesem wunderschönen Klassiker haben.

- Johannes

Explosiv
Stammgast

#105 erstellt: 04. Jul 2024, 20:38

Vielen Dank Johannes!

Das Projekt hat mir viel Spaß gemacht und eure Tipps und Anregungen waren sehr interessant und vor allem hilfreich für mich.

An den Sound der Endstufe kann ich mich nicht satt hören, das Gerät hat meine Erwartungen übertroffen was den Klang angeht. Die Endstufe darf auf jeden Fall bleiben!

Schönen Abend.

LG Micha