Sony Verstärker TA-1140 knistert

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sonydreamers
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 09. Jul 2012, 22:11
Hallo, in der Hoffnung hier von den Experten Rat zu bekommen:

Ich verzweifle seit einiger Zeit an meinem Sony Verstärker TA-1140.
Unabhängig irgendwelcher Regler- bzw. Taster-Betätigung kommt sowohl aus den Lautsprechern als auch aus dem Kopfhörer Ausgang ein hochfrequentes Knistern. Egal ob eine Quelle angeschlossen ist oder nicht. Über Line-Out wird es auch ausgegeben.
Es klingt vielleicht im Entferntesten so, als würde man eine Wunderkerze abbrennen, nur nicht ganz so homogen... schwer zu beschreiben.
Das Knistern wird nicht lauter wenn man am LS-Regler dreht.
Auch ist es immer "mittig", egal wo der Balance-Regler steht.

Das Knistern lässt sich nicht wirklich provozieren. Etwas beruhigen durch High-Filter bzw. Treble Regler auf Minimal-Stellung (es wird dann einfach etwas im Klang unterdrückt, da ist es immer noch)

Betreibe ich den Verstärker als Power Amp (Anschlüsse Power Input) ist alles normal.
Also wenn die Vorstufe umgangen wird. Ich vermute also in der Vorstufe den Defekt...

Wo fange ich an, den Fehler zu finden, wie geh ich vor??
Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.
Besten Dank!!


[Beitrag von sonydreamers am 09. Jul 2012, 22:13 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#2 erstellt: 09. Jul 2012, 23:16
Hallo Sonydreams,

solche Knister-Störungen sind recht typisch für alternde Kleinsignaltransistoren oder lange erhitzte Leistungstransistoren.

Deine Beschreibung ist ja schon mal eine gute Fehleranalyse und kann auch helfen, eine relativ gute Prognose abzugeben, wo der Fehler liegen könnte

Da es NICHT an den Endstufen liegt, was Du zweifelsfrei ausgeschlossen hast, kommtm ja nur der Vorverstärkerteil in Frage. Wenn es beide Kanäle immer gleich betrifft, dann ist das schon ein deutliches Indiz dafür, dass es in der gemeinsamen Versorgung der beiden Kanäle zu suchen ist.

Auch die Tatsache, dass nur die High- und Low-Filter einen Einfluss auf die Störung haben, ist vollkommen plausibel. Diese beiden Filter liegen nämlich als einzige passiv hinter mehreren Vorverstärkerstufen, die alle mit diskreten Transistoren realisiert sind und eine unsymmetrische (einfache) Versorgungsspannung von 30 Volt haben.

Und da liegt sehr wahrscheinlich auch die Ursache der Störung:

Sony TA-1140 schematic detail power supply

Die Spannungsregelung für die Preamplifier Section.
Ganz besonders verdächtig ist hier der Regeltransistor Q903 (2SC634A), ein Kleinsignaltransistor (50V, 200mA, 320mW).
Der ist stark veraltet, kann aber mit so ziemlich jedem NPN Transistor ersetzt werden, der ungefähr 200mA Strom und 50V Spannung aushält.
Hier ein Link zu einer Beschreibung: http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_2sc634.html

Prüfe mal, ob der im Betrieb heiß wird, da gehe ich eigentlich jede Wette drauf ein. Wenn ja, dann ist er mehr als verdächtig. (So einen Fall hatte ich auch schon mal bei einem großen alten Yamaha Receiver. Dort war durch die Hitz das Platikgehäuse porös geworden. Nach Transistortausch alles wieder OK.)


- Poetry2me


[Beitrag von Poetry2me am 09. Jul 2012, 23:27 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#3 erstellt: 09. Jul 2012, 23:25
Beim Ersatz des Transistors 2SC645A auf das Pinout / Pinbelegung achten:

Reihenfolge in Draufsicht E-C-B

Sony TA-1140 transistor 2SC634A pinout in power supply regulation
sonydreamers
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 10. Jul 2012, 07:16
Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!!

Ich werde mich mal auf die Suche machen, Bis jetzt hab ich im gerät noch keinen Q903 gefunden...
Laut SM auf dem Power Supply Board, oder?
Poetry2me
Inventar
#5 erstellt: 10. Jul 2012, 08:17
Der Transistor Q903 liegt auf dem Preamplifier Board:

Sony TA-1140 PCB Layout preamplifier power supply board 2SC634A marked

Sony TA-1140 Inside detail preamplifier board 2SC634A marked
Herbert_Knebel
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 12. Dez 2021, 18:59
Hallo,

ich würde dieses uralte Thema gerne noch mal aufwärmen da ich exact das gleiche Fehlerbild am gleichen Verstärker habe.
Den Transistor hatte ich schon mal getauscht, auch die Diode. Die Elkos habe ich alle gemessen, die sehen gut aus.

Mittlerweile hab ich auch alle Transistoren im Signalweg vor der Endstufe pobeweise getauscht, auch das hat nix gebracht.


Hat noch jemand eine Idee wie ich weiter machen könnte?
EW_76
Stammgast
#7 erstellt: 12. Dez 2021, 19:33
Hallo


Die Elkos habe ich alle gemessen, die sehen gut aus.

Die können eingetrocknet sein, das sieht man so nicht.
Ich würde die Kondensatoren nachmessen, und ggf. austauschen.

Gruß Elmar
Uwe_1965
Inventar
#8 erstellt: 12. Dez 2021, 19:37
Das Problem schien ja damals nicht eindeutig geklärt worden zu sein. Normalerweise liegt Johannes mit seinen Prognosen sehr gut, welche Diode hast Du getauscht ? Könnte natürlich auch an einem etwas in die Jahre gekommener Elko sein. In der Regel räume ich im Zweifelfall, die ganze Platine ab und baue sie Neu auf, dann wäre das Thema zumindest erledigt.

Gruß Uwe
CarlM.
Inventar
#9 erstellt: 12. Dez 2021, 19:40
Ist das von Johannes in #2 gepostete Schaltbild für das NEP-Modell zutreffend oder besitzt Du ein Gerät des Typs GEP?

Beim GEP-Typ gibt es einen Schalter, der parallel zum Netzschalter einen Muting-Effekt ("Anti-Plopp") durch Entladen über einen 2W-Widerstand bewirken soll. Ein defekter Schalter (der einen Kriechstrom ermöglicht) könnte ja im Betrieb einen unerwünschten Strom aus dem Netzteil bewirken.

Für wahrscheinlicher halte ich aber andere defekte Bauteile aus dem von Johannes geposteten Bereich.
Falls Du ein Oszi hast, sollte man die Störungen an den beiden Ausgang des Netzteils die zum VV gehen, sehen. Falls Du kein Oszi hast, würde ich in Anbetracht der überschaubaren Kosten rigoros alle Bauteile dieses Bereichs ersetzen (Diode, Widerstände und alle Kondensatoren).
Vorher solltest Du aber nach Rissen in Leiterbahnen und kalten Lötstellen Ausschau halten.

Edit:
@Uwe ... Heute warst Du schneller. Die Diode und der 6,3V-Elko wären auch meine Favoriten.


[Beitrag von CarlM. am 12. Dez 2021, 19:41 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#10 erstellt: 12. Dez 2021, 20:00
Bin gerade noch in Sachen Netzschalter und parallelem Muting-Schalter fündig geworden.
Es schadet ja nicht, dies im Hinterkopf zu behalten ...

www.hifi-forum.de/viewthread-185-16426.html
Herbert_Knebel
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 12. Dez 2021, 20:04
Ui, das war schnell!

@ EW-67- Die Elkos hab ich alle Ausgelötet und am Komponententester geprüft. Da war nichts festzustellen. Ich hab davon ab bis jetzt auch noch keinen einzigen Elko an dem Verstärker gefunden der Auffällig gewesen wäre.

@Uwe 1965 - Die Gelichrichterdiode D902 am Kollektor von Q903. Den hatte ich auch schon mal probeweise getauscht.

@CarlM. - Es ist ein NEP Modell ohne jegliche Netzfilterung. Oszi kann mich glich mal dran hängen.

Jetzt im Moment gerade läuft er seit einer Stunde und ist ruhig. Hab eben auch mal mit dem SMD Föhn die einzelnen Transistoren auf 100°C gebracht, da ist auch nix passiert.

Warscheinlich ist es das beste alles zu tauschen, kost ja wirklich nicht die Welt.
Was macht man denn in so einem Fall mit den grünen Folienkondensatoren? Altern die auch?
Uwe_1965
Inventar
#12 erstellt: 12. Dez 2021, 20:07
Die "grünen" Folienkondensatoren waren bei mir in meinen Geräten bisher alle unauffällig, vielleicht hat da jemand andere Erfahrungen gemacht.
Gruß Uwe
CarlM.
Inventar
#13 erstellt: 12. Dez 2021, 20:12
Ich zähle 7 Kondensatoren und 4 Widerstände ... da würde ich nicht groß überlegen ob ein oder zwei Kondis bleiben können.
Uwe_1965
Inventar
#14 erstellt: 12. Dez 2021, 20:33
Zustimmung aber es ging ja um die Folien-Grünen


[Beitrag von Uwe_1965 am 12. Dez 2021, 20:34 bearbeitet]
Herbert_Knebel
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 12. Dez 2021, 21:57
Ne, die Dinger zu tauschen ist ja kein Problem. Die Zwei Euro krieg ich auch noch zusammen. Aber wenn ich jetzt einfach alles tausche lerne ich nix dabei. Und ich wollte einfach nur wissen ob die Folien genauso wie die Elkos altern. Es gibt ja auch ne Menge Leute die bei jedem Tantal den sie sehen sofort tauschen rufen.
Für mich ist das gerade wieder ein Lernprozess. Ich wollte früher immer Radio- und Fernseh Techniker werden. Dann ist es aber anders gekommen. Aber den Berufswunsch hab ich zum Hobby gemacht. Und mittlerweile hab ich auch einen brauchbaren Gerätepark um mir helfen zu können. Aber was halt fehlt ist die Erfahrung. Und der Sony soll da seinen Teil zu beisteuern. ich hab es auch nicht eilig mit dem fertig werden. Ich möchte nur gerne verstehen was ich da tue und nicht einfach mal alle Elkos austauschen und Kontaktspray reinsprühen.
Und darum bin ich super dankbar für Hilfe!
CarlM.
Inventar
#16 erstellt: 12. Dez 2021, 22:36
Folienkondensatoren bestehen ja aus mit Aluminium beschichtetem Polymer (z.B. Polypropen, Polyterephthalat, Polystyrol ...).
Sie bestehen somit aus chemisch relativ beständigen Stoffen. Sie können auch kaputt gehen, sind aber sehr viel geringer Alterungsprozessen unterworfen.

Bei Elkos gibt es hingegen eine eingedickte Salzlösung in einem mehr oder weniger polaren Lösungsmittel. Diese Flüssigkeit kann verdampfen. Deshalb hängt die Haltbarkeit entscheidend von der Dichtigkeit der Elkohülle und den Temperaturbedingungen ab. ZUsätzlich können Leckströme durch innere Kurzschlüsse auftreten.
Von Defekten sind aber eher kleine Elkos mit geringen Spannungsfestigkeiten (vor allem 6,3 bis 16V) betroffen. Große Siebelkos (>= 10.000 µF) können durchaus 40-50 Jahre halten.
EW_76
Stammgast
#17 erstellt: 12. Dez 2021, 23:48
Mit einem ESR Messgerät kannst du die Kondensatoren genauer messen.

Gruß Elmar
Herbert_Knebel
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 12. Dez 2021, 23:53
Ja, hab einen kleinen Tester der auch ESR kann. Aber nur einen sehr einfachen. Hab aber heute morgen och einen anderen bestellt der wohl im Lauf des Monats hier aufschlägt.
Der EE Tester
EW_76
Stammgast
#19 erstellt: 13. Dez 2021, 00:02
Bei dem EE Tester lese ich aber nicht dass der ESR messen kann.

Edit. Habe es doch gefunden, Viel Erfolg mit dem Tester.


[Beitrag von EW_76 am 13. Dez 2021, 00:08 bearbeitet]
Herbert_Knebel
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 13. Dez 2021, 00:12
Kann er, und vieles mehr: Link
Und hier auch noch was interessantes: YT link
Herbert_Knebel
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 18. Dez 2021, 12:09
Der Verstärker läuft wieder und um das Thema abzuschließen hier noch das Ergebnis. Die Platine in der Vorstufe hat auf der Bauteilseite auch noch vereinzelte Leiterbahnen die mit Stiften durchkontaktiert werden. Und da fand sich dann eine kalte Lötstelle.

Klate Lötstelle in der Vorstufe

Vielen Dank an alle die geholfen haben.
CarlM.
Inventar
#22 erstellt: 18. Dez 2021, 13:31
Prima. Solche kalten Lötstellen sind nicht immer einfach zu finden.



Ich vermute einmal, dass Du vorsorglich auch die (relativ vielen) anderen schlechten Lötstellen erneuert hast. Die sind allesamt mit zu geringer Temperatur gelötet worden.
Herbert_Knebel
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 18. Dez 2021, 15:15
Ja, hab mich bemüht alle zu erwischen.

Jetzt hat er allerdings einen leichten Brumm bei höherer Lautstärke. Sobald der Elko-Tester da ist geh ich der Sache auch noch nach. Aber das wird wohl kein so großes Problem sein.
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