HIFI-FORUM » Musik » Klassik » Interpreten » Albrecht, Gerd (1935 - 2014) | |
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Albrecht, Gerd (1935 - 2014)+A -A |
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Autor |
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Joachim49
Inventar |
#1 erstellt: 03. Feb 2014, 20:47 | |
Der Dirigent Gerd Albrecht ist gestorben. Sein Name ist hier auf dem Forum nur gelegentlich gefallen. Ich erinnere mich, dass er zum Chef der Tschechischen Philharmonie ernannt wurde, aber schon nach wenigen Jahren aufgegeben hat, da permanent politische Kontroversen entstanden und von nationalistischer Seite Stimmung gegen ihn gemacht wurde.. Selbst der tschechische Präsident Havel hat sich an den Bemühungen beteiligt Albrecht zum Aufgeben zu zwingen. Danach war Albrecht in Dänemark und Japan fest engagiert. Albrecht hat, wenn ich das richtig einschätze, wenig mainstream Werke aufgeführt und sich stattdessen oft für unbekanntes und vielleicht auch unbequemes eingesetzt. In Dänemark hat er während eines Konzertes die Dänische Regierung angegriffen, da diese den amerikanischen Militäreinsatz im Irak miltärisch unterstützt hat.
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Klassikkonsument
Inventar |
#2 erstellt: 04. Feb 2014, 01:09 | |
Ein paar Aufnahmen von ihm habe ich mir in der letzten Zeit zugelegt. Aber bislang habe ich die Sachen nicht oft genug gehört, als dass ich von meiner eigenen Erfahrung her sagen könnte, es handele sich um lohnende Repertoire-Ausgrabungen oder herausragende Interpretationen. Ferruccio Busoni (1866-1924): Turandot Plech, Protschka, Pape, Lindsley, Wörle, Prein, RIAS Kammerchor, RSO Berlin (Capriccio, 1992). Leider ohne Libretto! Sicher kein Hauptwerk von Busoni oder der Opernliteratur dieser Zeit. Wohl eher "leichter" oder nicht so "fat" wie die Vertonung von Puccini, die ich aber noch gar nicht gehört habe. Jedenfalls ist Busonis Version näher an der Commedia dell'Arte und nicht "Große Oper". Immerhin habe ich mir extra mal die Reclam-Ausgabe von Carlo Gozzis Vorlage besorgt und gelesen, um zu wissen, was die da singen. Ist zwar, wenn ich mich recht entsinne, nicht die unmittelbare Textgrundlage bzw. hat Busoni das Drama nicht so nah an der Vorlage komponiert wie Strauss seine Salomé oder Debussy Pelléas et Mélisande. Aber der Aufwand hat sich insofern gelohnt. Allerdings habe ich keine konkrete Erinnerung an die Musik. Alexander von Zemlinsky (1871-1942): Der König Kandaules O'Neal, Pederson, Warren, Häger, Galliard, Philharmonisches Staatsorch. Hamburg (Capriccio, 1996). Ein Spät- oder nachgelassenes Werk von Schönbergs Schwiegervater, Lehrer & Freund. Die Musik-Konzepte haben dieser Oper einen eigenen Band gewidmet. Für mich Gründe genug mir diese Aufnahme zuzulegen. Hören sollte ich sie auch mal. Paul Hindemith (1895-1963): Cardillac (Libretto: Ferdinand Lion) Nimsgern, Schweizer, Schunk, Stamm, Schnaut, Protschka, Schmidt, RSO Berlin (Wergo, 1987). Basis dieser Oper ist E.T.A. Hoffmanns empfehlenswerte Erzählung Das Fräulein von Scuderi (1819/21) aus den Serapionsbürdern. Natürlich ist es kaum möglich, diesen Text direkt als Oper umzusetzen, und Hindemith nahm wohl den Umweg über eine Drama-Bearbeitung. Wie bei Roman-Verfilmungen kann man hier darüber lamentieren, dass viel von der ursprünglichen Vorlage weggelassen wurde und einiges sehr plakativ geraten ist. So ist also der Hoffmann eher Inspiration, und Text und Oper müssen für sich selbst beurteilt werden. Wie die paar anderen Aufnahmen die im englischen WP-Artikel erwähnt werden, ließ Albrecht die erste Version dieser Oper von 1925/26 spielen. Es gibt eine überarbeitete Version (1952), die Hindemith allein gelten lassen wollte. Aber die Musikwelt wollte ihm da offenbar nicht folgen. [Beitrag von Klassikkonsument am 04. Feb 2014, 01:12 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#3 erstellt: 04. Feb 2014, 09:14 | |
Hallo, ja, diese traurige Nachricht kam gestern sogar in der Tagesschau. Ohne Albrecht abwerten zu wollen für mich ein Hinweis darauf, wie sehr die Präsentation solcher Meldungen mit dem allgemeinen Nachrichtenaufkommen zusammenhängt. Über weitaus "größere" Namen wurde mEn in der Vergangenheit nicht berichtet. Ich habe Gerd Albrecht weder als Dirigenten, noch als Komponisten bisher wahrgenommen, was sicher an seinem teils "eigenwilligen" (aber verdienstvollem!) Repertoire gelegen haben wird. MW besitze ich lediglich eine Pettersson-Sinfonie mit ihm (im Rahmen der CPO-Gesamtaufnahme entstanden) und zwar die 7. mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg: Von Pettersson gibt es weiterhin noch eine 8. auf Orfeo. Einie Aufnahmen mit populärerem Repertoire sind offenbar in Japan bzw. nur für den jap. Markt erschienen. Seine Homepage listet sie in einer recht umfangreichen Diskographie. Spannend könnte z. B. diese Produktion sein: Grüße Frank [Beitrag von Hüb' am 04. Feb 2014, 09:30 bearbeitet] |
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WolfgangZ
Inventar |
#4 erstellt: 04. Feb 2014, 13:00 | |
Korngolds Sinfonietta hat er offensichtlich als Erster auf CD eingespielt - wenn (bzw. in welcher Hinsicht) die Behauptung denn richtig ist. (Ich besitze auch einen Rundfunkmitschnitt auf Kassette, und der ist wesentlich älter.) Dieses schwelgerische Werk des Fünfzehnjährigen gibt es mittlerweile in mehreren Einspielungen. Solltest Du es nicht kennen, Frank: Unbedingt anschaffen! Wolfgang |
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Hüb'
Moderator |
#5 erstellt: 04. Feb 2014, 13:21 | |
Hallo Wolfgang und danke für den Tipp! Das Werk kenne ich tatsächlich noch nicht. Grüße Frank |
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