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POUR LE PIANO: Der Pianist Vlado Perlemuter+A -A |
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Autor |
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Jean_de_la_Tourette
Ist häufiger hier |
#1 erstellt: 17. Jun 2009, 20:37 | |
Bonsoir mes amis! Dies ist mein erster Beitrag innerhalb einer Thread-Reihe, in der ich PianistInnen vorstellen möchte, die mir persönlich viel bedeuten. Natürlich werde ich im Verlaufe des jeweiligen >Konversationsfadens< darlegen, warum dem so ist. Aus gegebenem Anlaß möchte ich gerne mit einem Künstler starten, der IMO durchaus mehr Beachtung verdient hätte, obwohl ich heute noch nicht sein gesamtes "Erbe" an Aufnahmen genießen durfte. Dies werde ich im Rahmen dieses Threads freilich nachholen. VLADO PERLEMUTER: Geboren am 26.05.1904 in Kowno (heutiges Litauen). Gestorben am 04.09.2002 in Paris (andere Quellen nennen Genf). Bereits im zarten Alter von 15 Lenzen (1919) hat er am Pariser Konservatorium den 1. Preis gewonnen: Er spielte Faurés >Thema und Variationen<. Der compositeur Fauré war zugleich Direktor des Konservatoriums und Vorsitzender der Jury. Er musste - wie so viele andere Künstler auch - seine Karriere während des 2. Weltkrieges und danach unterbrechen. Anno 1950 begann er erneut, in Paris zu konzertieren. Ein Pianist, der mir bisher nur als exzellenter Interpret des Ravelschen Œuvre für Klavier bekannt war. Jahrgang 1904, war dieser französische Pianist polnischer Abstammung nicht nur mit Maurice Ravel befreundet, sondern hat auch dessen Werke mit dem compositeur gemeinsam erarbeitet. Anno 1929 spielte er - als erster Pianist überhaupt - Ravels Gesamtwerk für Klavier. Seine Interpretationen gelten also auch als authentisch. Vlado Perlemuter war Schüler von Moritz Moszkowski und - vor allem - von Alfred Cortot. Auch deshalb sind für mich seine Chopin-Interpretationen von besonderem Interesse, da ich Cortots Chopin-Einspielungen durchaus schätze. Sein qualitativer Lebensschwerpunkt lag in seiner Lehrtätigkeit am Pariser Konservatorium, die er im Jahre 1951 aufnahm - und die bis 1977 andauerte. Leider hat er eine sehr überschaubare Diskografie hinterlassen. Aber dieses Schicksal teilt er ja auch mit anderen Musikern von Rang. Seinen >Debussy<, >Mozart<, >Schumann< kenne ich indes – noch – nicht. Dies wird sich ändern, da mir eine breiter gefächerte Beurteilung des Pianisten, die mir durchaus geboten scheint, sonst nicht möglich ist. Einen ersten vergleichenden Beitrag zu seinen Aufnahmen - relativ zu Einspielungen anderer Interpreten - werde ich starten mit Chopins Études opp. 10 & 25. To whom it may concern. Cordialement Jean |
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Jean_de_la_Tourette
Ist häufiger hier |
#2 erstellt: 18. Jun 2009, 18:01 | |
Bonsoir mes amis! Heute nun der angekündigte Vergleich der Études opp. 10 & 25: FRYDERYK FRANCISZEK CHOPIN (1810 - 1849) Douze Études op. 10 Douze Études op. 25 Vlado Perlemuter Nimbus Records, aufgenommen 1982 - 1983 Zur vergleichenden Diskussion wurden die Beiträge von Ashkenazy, Lugansky sowie Pollini von mir ausgewählt, die in meiner persönlichen Rangfolge bisher Referenzstatus bekleideten: Ich bin von Perlemuters Interpretationsansatz einfach nur begeistert. Bisher hörte ich bei anderen Pianisten die technische und/oder virtuose Attitüde im Vordergrund. Diese >Miniaturen< sind wahrlich mehr als nur reine >Études<, sans doute! Aber Perlemuter bringt einen sehr kultivierten Chopin zu Gehör, den ich bisher bzgl. der Études so nicht gehört habe. Er wählt i. d. R. breitere Tempi als die Pianisten in den Vergleichsaufnahmen. Die Études bekommen plötzlich eine poetische Dimension, die technischen Schwierigkeiten werden völlig beiläufig in den Hintergrund gedrängt. Sehr elegant und spielerisch sein Ansatz. Die Aufnahmen von Ashkenazy, Lugansky sowie Pollini belegen die nachfolgenden Ränge: Lugansky bewätigt alle Études ohne Anstrengung, die Zyklen sind in sich stimmig, keine Étude fällt aus dem Rahmen der Konzeption des Pianisten. Wobei Ashkenazy IMO den Vorsprung innerhalb dieser Triade hält, da er bei aller Perfektion, Finesse und Ausgewogenheit der Zyklen etwas mehr riskiert. Allerdings ein knapper Vorsprung. Pollinis Ansatz ist IMO technisch makellos, wirkt jedoch etwas "unbeseelt" auf mich. Meine aktualisierte Referenzliste lautet somit zwangsläufig: 1. Perlemuter 2. Ashkenazy 3. Lugansky 4. Pollini Cordialement Jean |
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Tannoymann
Stammgast |
#3 erstellt: 19. Jun 2009, 07:24 | |
Hallo Jean! Sehr interessant. Perlemutter muss ich mir raussuchen, ich hoff ich hab die Etüdeneinspielung. An Askenazy kann ich mich nicht mehr erinnern, Lugansky schätz ich zwar, er spielt in dieser Aufnahme für sein Alter erstaunlich reif aber da geb ich trotzdem Pollini, allein schon wegen seiner gnadenlosen Analytik, die ihn nicht der Gefahr laufen lässt, die Stücke zu narzistischem Selbstzeck verkommen zu lassen, den Vorzug.2 Aufnahmen zu den Etuden, die ich ans Herz legen möchte: A. Cortot, für mich zum Besten zählend. Und György Cziffra: er ruiniert die Etüden völlig - das aber auf spannende Art. Perlemuter ( seine Etuden hab ich leider nicht im Kopf) empfinde ich als sehr klugen und noblen Pianisten. Ich hab von ihm noch nie einen ordinären oder selbstdarstellerischen beitrag gehört. Das französische Repertoire liegt ihm natürlich besonders, ich denke an seine wunderbare Pavane (Ravel), das ich nicht so sehr schätze, da sie oft unglaublich kitschig gebracht wird. In dunkler Erinnerung hab ich auch ein mich damals sehr beeindruckendes Forellenquintett, leider kann ich auch meinem überlasteten Hirn momentan nicht seine Partner abrufen. Auffällig ist eine gewisse optische Ähnlichkeit zu Ravel ind der Profilansicht. (Ob das was zu bedeuten hat? Da fallen m ir spontan Richard Wagner und Karl Muck ein, die sich am Parzifal Cover ca 1930 frappierend ähneln) Grüße Willi |
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kammerklang
Stammgast |
#4 erstellt: 18. Okt 2009, 13:54 | |
Hallo, Chopins Etuden haben mich schon immer begeistert, danke für den Hinweis auf Perlemuter, auch mir gefällt sein weniger auftrumpfender Zugang sehr gut! Bisher war Pollinis Einspielung meine persönliche Referenz, seine stählerne Lesart hat einen mitreißenden Zug. Aber bei aller Faszination muß ich zugeben, dass die poetischen Momente bei ihm manchmal etwas kurz kommen und seiner atemlosen, überbordenden Motorik untergeordnet werden. Leif Ove Andsnes hat Anfang der 90er Jahre leider nur 5 ausgewählte Etuden eingespielt, hoffentlich kann er sich irgendwann zu einer Gesamtaufnahme entschliessen. Er hätte m. E. das Potential zu einer neuen Referenzaufnahme, die neben der Virtuosität und dem Grandiosen auch den experimentellen, den lyrischen und verspielten Momenten zu ihrem Recht verhelfen könnte. Auf eine schöne und altersweise neuere Einspielung von op.10 bin ich bei Nelson Freire gestoßen, seine SACD-Aufnahme von 2004 ist ein anregendes Kontrastprogramm zu Pollini. Er schenkt den Mittelstimmen viel mehr Beachtung und gewinnt mit kleinen manuellen Flüchtigkeiten hier und da den Stücken einen geradezu anrührend fragilen Charme ab. Gruß, Mathias [Beitrag von kammerklang am 18. Okt 2009, 14:01 bearbeitet] |
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