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Gibt es Orgelaufnahmen, die die Kirchenatmosphäre gut einfangen?+A -A |
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Autor |
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Martin2
Inventar |
#1 erstellt: 10. Jun 2009, 19:36 | |
Bin ja gerade aus Rom zurück und habe mir viele Kirchen angesehen. Einmal war ich dann auch wieder in eine dieser großartigen Kirchen und da spielte jemand einige Orgelstücke von Bach und es hat mir sehr gefallen, obwohl der junge Orgelspieler offensichtlich noch nicht ganz ausgereift war. Was mir an Orgelmusik in Kirchen eben auch gut gefällt, ist diese besondere klangliche Atmosphäre, dieses Verströmen von Klängen in den weiten Räumen einer kirchlichen Kathedrale. Ich habe so einige Orgelaufnahmen, aber die eigenartige Klangatmosphäre eines großen Doms, einer Kirche, einer Kathedrale fängt für mich keine ein. Woran liegt das eigentlich? Mein Eindruck ist, daß Orgeln meistens sehr direkt aufgenommen sind. Den vielleicht etwas verwaschenen und überaus halligen Klang, den man genießt, wenn man irgendwo in der Kirche sitzt, wird man auf CD kaum anfinden, ein solcher Klang wäre "unmöglich" aber warum eigentlich? Gerade so große Kirchen haben oft einen enormen Hall, wäre es dann nicht im Sinne von "Authentiziät" eigentlich richtig, dies auch einzufangen, anstatt die Mikrophone möglicherweise 2 Meter neben der Orgel zu platzieren, wobei die Orgel jeden Hall überdröhnt, aber damit die eigentliche Klangerfahrung kaput zu machen und ist nicht Orgelmusik eigentlich auf eine solche Klangerfahrung auch angelegt? Kennt ihr Beispiele von Aufnahmen, die es sozusagen mal riskiert hätten, diese besondere Klangerfahrung auch einzufangen und wie steht ihr überhaupt dazu? Gruß Martin |
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Kaddel64
Hat sich gelöscht |
#2 erstellt: 11. Jun 2009, 22:05 | |
Hallo Martin, ich finde nicht, dass Orgelmusikaufnahmen oft präsent oder überpräsent aufgenommen werden. Ich möchte Dir zwei Labels empfehlen, die auch in Fachkreisen auf dem Gebiet der Aufnahme von Orgelmusik in Kirchen hohe Anerkennung genießen. 1. Die "Musikproduktion Dabringhaus und Grimm" (MDG) dürfte über ihre Orgelmusik-CDs hinaus allgemein bekannt sein als ein Label, das bemüht ist, den (Raum-)Klang so unverfälscht und natürlich wie möglich wiederzugeben. Das führt gerade bei MDG häufig zu einem Klangeindruck von betonter Halligkeit. Für mich gehört dies aber gerade bei Orgelmusik aus Kirchen einfach dazu. Ich empfinde viele MDG-Orgel-Aufnahmen als äußerst natürlich. Interpretatorisch ist die Rheinberger-GA (nur einzeln zu bekommen) von Rudolf Innig sehr gelungen, so wie fast alles, was Ben van Oosten für MDG eingespielt hat, vor allem die französische Romantik an Cavaillé-Coll-Orgeln: Guilmant, Vierne, C. Franck, ... sowie die Sonaten des Polen Nowowiejski. Nur von Oostens Widor bin ich nicht so überzeugt. Mir persönlich gefällt auch die Reger-GA von Rosalinde Haas, die sonst recht kritisch bewertet wurde. Reger ist aber sicher eine Klasse für sich und z.T. äußerst schwer verdaulich. Leider sind MDG-CDs meist nur hochpreisig zu bekommen. Bei 2001 findest Du ab und zu gute Angebote an MDG-Aufnahmen. 2. Das Label "Motette" hat sich spezialisiert auf Orgelmusik-Aufnahmen, von denen viele mit Preisen bedacht wurden. Hier empfehle ich besonders Widors 3. und 7. Orgelsymphonie mit Daniel Roth an der Cavaillé-Coll-Orgel in St. Sernin, Toulouse. Auch die CDs von Motette sind in der Regel im Hochpreis-Segment angesiedelt. Wenn es die ganz große Orgel im großen Dom sein soll, empfehle ich Ian Tracey an der Orgel der Liverpool Cathedral mit einem französischen Programm "Grand Pièces Symphoniques" bei Chandos. Eine atemberaubende Aufnahme, die auch den Raumklang gebührend berücksichtigt. Ähnliches ließe sich mit Sicherheit endlos aufzählen. Bachs Orgelmusik schließlich höre ich gern, wenn sie auf historischen Instrumenten in nicht allzu großen Kirchen aufgenommen wurde, zur Zeit am liebsten mit Gerhard Weinberger bei CPO. Auch einzeln preiswert erhältlich, allerdings ist die Programmzusammenstellung recht gemischt, so dass mir eine eindeutige Empfehlung einer speziellen CD gerade schwer fällt. Jedenfalls fällt auch diese Produktion nicht durch einen zu präsenten Orgelklang auf, sondern bietet eine angenehme Räumlichkeit. Gruß, Kaddel |
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Martin2
Inventar |
#3 erstellt: 14. Jun 2009, 09:31 | |
Hallo Kaddel, danke für Deine Hinweise! Manches ist allerdings etwas entlegeneres Repertoire ... Und das meiste auch ziemlich teuer ... Gruß Martin |
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Kings.Singer
Inventar |
#4 erstellt: 14. Jun 2009, 10:34 | |
Hallo Martin. Vierne, Widor und Rheinberger sind sehr große Namen was romantische Orgelmusik anbelangt und keinesfalls entlegenes Repertoire. Höre dich einfach mal rein. Es wird sich lohnen. Zu den Empfehlungen: Ich hingegen finde van Oostens Widor ebenfalls ausgezeichnet! Bei Vierne würde ich momentan auch Roth (oder eben auch van Oosten) greifen. Pierre Cochereau (als Organist) ist in meinen Augen immer eine Empfehlung wert. Wobei ich ihn eher als Improvisator als als Interpreten schätze. Pluspunkt bei seinen Aufnahmen ist, dass er zumeist auf "seiner" Orgel in Notre Dame spielt - und das ist die interessanteste und best klingendste Orgel der Welt. Das ist aber zugegebenermaßen Geschmackssache. Aber ich schweife ab. Es geht ja um Aufnahmen, die die Kirchenatmosphäre gut einfangen. Und das ist bei Solstice so eine Sache, auch aufgrund des Alters der meisten Cochereau-Aufnahmen. Ich habe allgemein auch nicht so die Probleme mit Orgelmusik auf CD, wie du sie gerade schilderst. Viele Grüße, Alex. [Beitrag von Kings.Singer am 14. Jun 2009, 10:35 bearbeitet] |
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Tannoymann
Stammgast |
#5 erstellt: 15. Jun 2009, 07:37 | |
Hallo! Die Labels MDG und Motette sind absolut zu empfehlen und sie haben ein sehr breites Spektrum an Interpreten und Komponisten. Schön ist auch Weinbergers Bach Gesamtaufnahme bei CPO (mit unterschiedlichen orgeln in unterschiedlichen Kirchen) Grüße Willi |
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DirkVie
Stammgast |
#6 erstellt: 22. Jun 2009, 18:04 | |
Kann selber nur die Aufnahmen von Ben van Oosten empfehlen. Habe selber die Aufnahmen der Vierne Symphonien und der Guilmant Sonaten. Habe selber mal Kirchenmusik studiert( ist zwar auch schon 14 Jahre her und bin längst in einem anderen Beruf tätig) und kenne so ein wenig die Aufnahmeproblematik. Es stellt sich natürlich auch immer die Frage, was man mit der Aufnahme erreichen will. Will man den gesammten Kirchenraum, mitsamt eber der gesammten Akkustik und Atmosphäre, einfangen oder lediglich das klare Orgelspiel an sich. Gerade bei älterer Musik empfinde ich es hier und da auch angenehm, wenn die gesammten Strukturen eines Werkes hörbar werden. Einen Bach mit zuviel Hall mag ich z.B. eher weniger. Aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Gerade die doch sehr anspruchsvollen Fugengeflechte gehen mir dann teilweise zu sehr unter. Kings.Singer hat aber absolut Recht...Widor,Vierne, Rheinberger gehören keineswegs zu den Exoten. Gerade erstgenannte werden mir fast schon zu oft gespielt. Fast kein Orgelkonzert mehr ohne Widor, Vierne, Dupre, Durufle etc Cochereau empfand ich immer als etwas zwiespältig. Seine Improvisationen waren genial, auch wenn ich diesbezüglich z.B. einen Wolfgang Seifen vorziehe, seine Interpreatationen von Orgelliteratur waren nicht immer so überzeugend. Alles aber auch wieder eine subjektive Ansicht meinerseits. Allerdings hört man ihn auf Aufnahmen natürlich nur an der damals doch leicht verschandelten Orgel von Notre Dame. Vor allem die Chamanden fand ich immer fürchterlich. Im heutigen Zustand klingt sie meiner Meinung nach wieder wesentlich ausgeglichener, hat aber ja trotzdem nichts von ihren Glanz verloren. Welche Orgel auch sehr interessant und extrem fullminant klingt, ist natürlich die Orgel der Basilika in Kevelaer, bis 2000 die Stelle von eben Wolfgang Seifen. Auch von dort gibt es einige sehr interessante und atmosphärische Aufnahmen, meist halt Improvisationen. Vielleicht würde ich auch dort mal nach schauen. Lohnt sich meiner Meinung nach sehr. Ansonsten gaben ja auch die Vorrender schon gute Tipps, was zu empfehlen wäre. Schau Dich einfach mal um, vielleicht gibts ja auch noch CD Läden, wo man mal reinhören kann. Hier bei uns in der Ecke von Mönchengladbach gibt es noch so einen Laden, es sei denn, der ist jetzt auch dicht gemacht worden. Gruß Dirk |
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Tannoymann
Stammgast |
#7 erstellt: 23. Jun 2009, 07:50 | |
http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-6/hnum/8128427 http://www.jpc.de/jp...1-53-55/hnum/8755230 http://www.jpc.de/jp...e-Vol-6/hnum/8729767 (gibts natürlich komplett) http://www.jpc.de/jp...e-Vol-9/hnum/6000747 (benfalls komplett) http://www.jpc.de/jp...-Vol-12/hnum/6548566 http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-6/hnum/8861708 http://www.jpc.de/jp...-Nr-1-6/hnum/8861708 http://www.jpc.de/jp...elwerke/hnum/7006321 (Pflicht!) http://www.jpc.de/jp...elwerke/hnum/8437413 http://www.jpc.de/jp...elmesse/hnum/7485121 Das sollte mal reichen, das Gebiet ist schier endlos! Grüße Willi |
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Kings.Singer
Inventar |
#8 erstellt: 23. Jun 2009, 08:31 | |
Hi. Also was Messiaen angeht, möchte ich euch und dir auch Olivier Latry ans Herz legen. Ebenfalls eine sehr ordentliche Produktion der Deutschen Grammophon aus 2000. Was das Spiel angeht meine persönliche Referenz - natürlich neben Messiaen selbst, der in einer EMI Box einige seiner Werke spielt (allerdings z.T. aus den 50ern und deshalb aufnahmetechnisch etwas im Abseits). Latry ist allerdings leider nur hochpreisig als Box zu haben (komplette Orgelwerke auf 6 CDs für ca. 60€ oder in der Gesamtwerk-Box für ca. 90€). Eine Auskoppelung verschiedener Werke auf Einzel-CDs finde ich mehr als wünschenswert... Viele Grüße, Alex. |
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Ueli
Inventar |
#9 erstellt: 26. Jun 2009, 21:05 | |
@ Martin Um Kirchenatmospäre auch nur ansatzweise einzufanden, benötigst Du Orgelaufnahmen in Surround auf SACD oder DVD-A. Solltest Du daran interessiert sein, kann ich Dir einige empfehlen. Ueli |
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Schneewitchen
Inventar |
#10 erstellt: 13. Jul 2011, 14:12 | |
Zitat aus dem Ergebnis des Vergleiches von 6 Aufnahmen bei DRS2-Diskothek im Zwei (11/2011) "Widors 5.Orgelsinfonie gehört zu den berühmtesten Werken der Orgelliteratur. Von den 6 Aufnahmen hat keine in allen Punkten vollends zu überzeugen vermocht. Die Organistin Odile Pierre (A5) faszinierte durch die Interpretation der Toccata, hier war jedoch in den andern Sätzen die Akustik zu mulmig, der stimmige Raumklang ging auf Kosten der Artikulation und Verständlichkeit." Daß die Akustik zu mulmig ist,hört sich auf den ersten Blick negativ an,ist jedoch eine Folge des stimmigen Raumklanges. Ich besitze obige CD selbst und bin von dem Klang begeistert. Tatsächlich hat man hier versucht,den Höreindruck wiederzugeben,den der Hörer im Kirchengebäude erlangt. Natürlich kann man bei einer CD keinen 5.1 Surround-Klang erwarten,aber für eine CD wird eine ordentliche Klangatmosphäre geboten. |
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