Philips Fidelio X1 vs. Beyerdynamic DT880 600Ohm (und ein ganz bischen HD600)

Hallo!

Da ich mit Hilfe dieses Forums zu meinen neuen Kopfhörer gekommen bin, möchte ich zumindest auch ein kleines Review schreiben und meine Eindrücke schildern :). Zum Vergleich hatte ich den Philips Fidelio X1, den Beyerdynamic DT880 600Ohm und den Sennheiser HD600.


Äußeres und Komfort:

Der X1 macht am meisten her. Das Kabel ist gewebeummantelt und abnehmbar. Ein Adapter von 6,3mm auf 3,5mm liegt bei, baut allerdings recht lang. Dafür ist ein Clip am Kabel, der für Ordnung sorgt . Hier hat man am ehesten das Gefühl, ein wirklich hochwertiges Produkt gekauft zu haben. Der Beyer ist auch gut verarbeitet, macht aber vom Aufbau her einen etwas einfacheren Eindruck. Trotzdem, hier gibt es nichts zu meckern. Der Adapter von 3,5mm auf 6,3mm ist sogar geschraubt. Der Sennheiser wirkt im Vergleich ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Die Lackierung, das sehr einfache Kabel, das würde man eher von einem 100€ KH erwarten. Robust wirkt er allerdings schon.

Naja, aber die Optik ist ja eigentlich nebensächlich. Wichtiger ist der Tragekomfort.
X1 und DT880 empfinde ich als wirklich seeehr bequem. Der DT hat weniger Druch auf den Pads, drückt dafür aber mehr auf dem Kopfband. Der X1 ist schwerer und hat mehr Druck auf den Pads. Dafür merke ich das Kopfband so gut wie garnicht. Im Zweifel finde ich den X1 bequemer, weil er keine einzelne Druckstelle auf dem Kopf erzeugt. Den Sennheiser DH600 empfand ich als eher unbequem, weil die langen Pads schon auf den Kiefer drücken und das auch nicht wenig.


Klang:

Ich schreibe hier meine perönlichen Erfahrungen und keine in Stein gemeißelten Klangweisheiten, andere Hörer mögen den Klang durchaus anders empfinden. Vieles wird auch erst im direkten A/B-Vergleich richtig deutlich.
Gehört wurden FLACs und CDs am FIIO E10. Der DT880 ist mir im Übrigen auch an der On-board-karte des PC in 99% der Fälle laut genug. Ich kann aber auch bei 100% Lautstärkepegel noch gut hören, ein KHV ist hier also wirklich nicht fehl am Platze, wenn man noch etwas Reserven haben möchte. Der FIIO scheint da sehr gut zu passen, zumindest pegelmäßig bleiben da keine Wünsche mehr offen. Der X1 hingegen ist auch am PC mehr als laut genug.

Um es vorweg zu nehmen: Der Sennheiser ist noch am Ankunftsabend wieder in den Karton gewandert. Die Abstimmung durchaus gelungen. Aber im direkten Vergleich zum X1 wirken Stimmen ein wenig plärrig und nervös. Da mir der Stimmbereich sehr wichtig ist, war klar, der wird es nicht. Deshalb habe ich ihm in den nachfolgenden Testtagen garnicht mehr zum Vergleich heran gezogen und vergleiche im folgenden nur noch DT880 und X1.


Ein kleiner Auszug aus der Playlist, ich habe jetzt nicht jedes gehörte Lied beschrieben.


Katie Melua - Shiver and shake

Ein Lied, was etwas hallig aufgenommen ist. Hier schlägt die Stunde des DT880, der hier mit seiner großen Bühne punkten kann. Der Bass passt hier auf den Punkt, er spielt schnell und trocken mit der richtigen Intensität. Auch die Höhen passen hier super. Große Spielfreude mit reichlich Mitwipp-Potential!
Da kann der X1 nicht ganz mithalten, der Bass ist hier etwas zu dominant und weniger trocken. Hier gefällt mir der DT besser, der einfach richtig Laune macht.


Katie Melua - I never fall

Ein ruhiges Stück. Hier gefallen mir eigentlich beide. Ich habe es ca. 20mal gehört und habe mich Anfangs wirklich schwer getan, da ein persönliches besser oder schlechter zu definieren. Der DT glänzt mit einem guten Hochtonbereich und einer schönen Klavierdarstellung. Bei höherer Lautstärke kann die Stimme bei höheren Tönen ein bischen ins Unsaubere abgleiten. Das passiert dem X1 nicht, der immer sauber und klar spielt.

Ich habe natürlich noch mehr in der Richtung gehört. Hier haben es mir die beiden KH recht schwer gemacht, weil beide Ihre Stärken haben. Aber es lässt sich ein genereller Unterschied in der Stimmwiedergabe feststellen. Der DT klingt so, als stünde man in einem größeren Raum ca 10m entfernt vom Sänger. Nicht unbedingt hallig oder leiser, aber weiter weg und breiter aufgefächert. Der X1 klingt so, als wenn einem die gute Katie direkt vor einem steht und einem ins Ohr haucht. Alles wirkt imtimer und echter. Stimmen sind beim X1 zudem sehr klar und frei von jeder Schärfe, wohingegen der Bayer mit seinem Peak die Sibilanten durchaus mal nerven lässt. Summa summarum ist die Stimmwiedergabe des X1 schon ganz großes Kino, da kann der Beyer nicht ganz mithalten.
Hat man jetzt aber keinen direkten Vergleich, passt der DT eigentlich sehr gut zu dieser Art Musik und macht sicherlich viel Spass.Hier war das Rennen echt knapp. Hätte ich nur den DT, würde ich wahrscheinlich nichts vermissen.

Die Bühne würde ich bei beiden als ähnlich breit einschätzen und beim DT merklich tiefer.


Two steps from hell - Blackheart

Erstmal den Lautstärkeregler auf volle Fahrt voraus. Man könnte meinen, dex X1 wäre speziell für dieses Lied gemacht. Der ausgeprägte Bassbereich gibt dem Lied richtig Kraft. Das gesamte Orchester hat Wucht, trotzdem bleibt alles super sauber, differenziert und klar, nichts fällt in sich zusammen oder gleitet ins Unsaubere ab. Der Chor klingt schlicht fantastisch. Nach diesem Lied muss man sich das Grinsen operativ entfernen lassen. Der DT schlägt sich nicht schlecht, kann aber die wirklich riesigen Trommeln nicht ganz so wuchtig rüber bringen und wirkt im direkten Vergleich ein wenig kraftlos. Was den Detailreichtum und die Darstellung der Einzelinstrumente betrifft, schenken sich die beiden nichts, im Zweifel würde ich hier sogar den X1 ganz knapp vorne sehen. Die hier mal ausprobierte Bassanhebung des FIIO passt hier übrigens recht gut für den DT. Trotzdem, wer sowas hört muss einfach den X1 kaufen.


Rammstein - Spieluhr

Eins meiner all-time-favorites. Hier wirkt der DT von allen gehörten Liedern am deplaziertesten. Tills Stimme klingt am Anfang, als noch gesprochen wird, fast ein wenig künstlich und irgendwie merkwürdig. Dann dominieren die Hi-Hats das gesammte Lied, das eigentlich eher auf dem Bass aufgebaut ist. Dass ist eindeutig zuviel des Guten und zischelt bis zum Schluss nur so vor sich hin. Der Bass ist hier meiner Meinung zu wenig, das Lied wirkt eher dünn. Hier hat mir der DT überhaupt nicht gefallen.


Volbeat - The mirror and the ripper

Ein sehr bassig abgestimmtes Stück. Das hohe Tempo passt sehr gut zum Beyer, der hier wirklich Laune macht. Der Bass wirkt hier recht ausgeprägt und passt perfekt. Die Hi-Hats sind wesentlich weniger nervig im Vergleich zu den Stücke davor. Aber auch hier scheint der Sänger wieder etwas zu weit weg zu stehen und hat weniger Substanz als beim X1. Stimmlich also wieder einmal klar X1. Dafür rudert der Bass des X1 hier wirklich Angriffsgeschwindigkeit und prügelt ganz schön drauf los. Ich sage mal, es passt im Grunde zum Lied, ist aber grenzwertig und wahrscheinlich nicht für einen Hörmarathon geeignet. Da gefällt mir der DT besser.


Schiller - Sonne live 2013 (BluRay)

Stimmlich das gleiche wie bisher, hier geht die sowieso schon zurückhaltende Stimme von Meredith Call aber schon fast ein wenig unter. Der Bassbereich wirkt hier für meinen Geschmack unterrepräsentiert. In manchen Passagen hört man die große Trommel des Schlagzeugs garnicht. Die Räumlichkeit ist hingegen gut. Nichts desto Trotz schlägt sich hier der X1 in fast jeder Hinsicht besser.


Zusammenfassung:

Der HD600 hat mich ein wenig enttäuscht, für 280€ bietet er IMHO nicht den richtigen Gegenwert.

Der Beyer macht seine gut und macht bei schnellen wie langsamen Stücken Spass. Vor allem bei Katie Melua hat er sich wirklich gut angehört, Metal & Co. sind vielleicht nicht ganz seinen Domäne. Wieso Beyer beschlossen hat, da einen Hochtonpeak einzubauen erschließt sich mir nicht, ich habe kein Stück gehört in dem sich das positiv ausgewirkt hätte. Eher im Gegenteil, Sibilanten bekommen dadurch ab und an eine unnötige Schärfe, der Hochton dominiert teilweise das gesamte Klangbild. Die Stimmwiedergabe überzeugt mich nicht 100%. Trotzdem ist der Beyer sein Geld wert und bildet ein durchaus überzeugendes Gesamtpaket, wenn man die Abstimmung mag.

Der X1 überzeugt durch eine fantastische Stimmwiedergabe und spielt klar und "echt". Der Hochtonbereich wird dabei nicht vernachlässigt und passt perfekt zum Mittelton. Einzig der Bassbereich ist etwas zu selbstbewust ausgelegt und kann zu viel des Guten sein. Mir zumindest gefällt er zumindest deutlich häufiger als das ich ihn übertrieben fand, da kommt es wirklich auf die gehörte Musik und den persönlichen Geschmack an. Ausgewiesene Neutralisten wird er nicht glücklich machen.


Behalten werde ich den X1. Mit einer leichten Entzerrung im unteren Grundtonbereich per EQ trifft er genau meinen Geschmack. Vielen Dank an die Tippgeber


Viele Grüße,
Caribian

master030 (Beitrag #12) schrieb:

Hab den 2004 zum ersten mal gesehen und ab da wollte ich den unbedingt haben :)

Und dafür hast Du 10Jahre gebraucht??
Dazwischen gab es 10x Weihnachten.
Alle Achtung.....