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Vergleichstest: HD800, T1, LCD2+A -A |
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Autor |
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LaVeguero
Inventar |
#1 erstellt: 22. Aug 2014, 18:31 | |
Hallo zusammen, nachdem ich mich von meinen Lautsprechern getrennt und für den kompletten Umstieg auf Kopfhörer entschieden hatte, mir mein alter DT880 aber nicht gänzlich "reichte", habe ich heute zugeschlagen. Zum Rahmen: Ich höre über meinen Rechner und einen Benchmark DAC1. Das war auch schon mein Setup für meine alten Monitore. Der Benchmark hat einen sehr guten KHV, sollte also auch in Zukunft bleiben. Im Bestand war und ist ein DT880, der mir bis heute gut gefällt, aber mich nicht völlig zufrieden stellte. Ich hatte das Gefühl, dass da "noch was geht". Daher beschloss ich, einen Teil des Erlöses meiner Boxen in neue KH zu stecken. Ich war bereit, rund 1000 Euro auszugeben. Mein Ziel war ein halbwegs neutraler Hörer, mit dem man entspannt hören kann, ohne sich immer in der Produktion statt der Musik zu verlieren. Meine Monitore haben mich genau dazu verleitet. Irgendwie achtete ich immer mehr auf den Klang, die Bühne, die Produktion als die Musik. Mir hat das keinen Spaß mehr gemacht. Ich will abschalten können. Auf der Suche nach einem Händler, der mir die zumindest aussichtsreichsten Kandidaten im Vergleich bieten kann, bin ich dann bei Madooma in Dortmund gelandet. Ein Telefonat am Vortag und der Termin stand. Dafür und die Zeit und Ruhe, die ich hatte, ein dickes Lob. Sehr entspannt und offen. Angerichtet waren: Audeze LCD2 (neueste Version mit Fazor) Sennheiser HD800 Beyerdynamic T1 ...und ein Grado, der mir aber angesichts aus meiner Sicht absolut minderwertigen, schrottigen Verarbeitung keine 1000 Euro Wert war. Auch klanglich fiel er deutlich ab. Mitgebracht hatte ich außerdem meinen DT880. Und um ein Fazit direkt einmal vorweg zu nehmen: Welten liegen aus meiner Sicht nicht zwischen seiner Liga und die der 1000 Euro Schiffe. Natürlich gibt es einen qualitativen Sprung, er ist aber nicht so atemberaubend, wie manche es sich vielleicht erhoffen. Zumindest ist das meine Wahrnehmung. Gehört wurde querbeet alles außer Klassik. Ganz bewusst auch ältere und/oder kritische Alben, die trotzdem hörbar bleiben sollten. Allerdings auch Edel-Produktionen auf Topniveau. Als erstes an der Reihe: der LCD 2 Ein wenig voreingenommen von den Reviews fand ich ihn auf Anhieb unbequem und schwer. Das Gewicht war da für mich weniger ein Problem als die Polster und der Anpressdruck. Dieses Unbehagen hat sich aber im Laufe der Hörsession gelegt. Klanglich fiel mir zunächst der extrem tiefreichende Bass auf. Das war wirklich phänomenal. Und das heißt nicht, dass der LCD2 aufdickt, er geht nur sehr tief runter. Das Gesamtbild bleibt transparent. Kritische Aufnahmen ließ er genießbar, Zischlaute bügelte er gut ab. Ich finde nicht, dass er "dunkel" klingt, wie man manchmal lesen kann. Er klingt für einen offenen Hörer sehr direkt. Rundum halte ich ihn für verfärbungsfrei. Kurzer Quercheck mit meinem DT880 – mein Beyer geht nicht so tief, klingt weniger direkt und etwas schlapp. Als zweiter dann: der T1 Ich mag Beyerdynamic. Die Firma ist mir sympathisch. Lange Produktlaufzeiten, vernünftige Ersatzteilpreise, absolut hochwertige Verarbeitung, robust, schlicht. Ich hatte große Hoffnungen. Sie wurden bei den guten Produktionen erfüllt. Beyertypisch mit "Glanz" und straff im Bass. Etwas mehr Luft als beim LCD2. Er ist sehr bequem. Ich habe einfach einen "Beyerkopf". Die Verarbeitung ist sehr gut, aber nicht viel besser als die DT-Serie. Das ist ein hoher Standard. Aber leider, leider: Der Beyerpeak – zuviel für mich. Der DT880 hat ihn auch, aber entweder liegt er in einem weniger unangenhemen Frequenzbereich oder er ist einfach flacher. Zischlaute waren sehr unangenehm. Damit war er leider raus. Und zum Schluss: der HD800 Da war er also, der so hochgelobte Referenzhörer. Trotz viel Plastik macht er einen hochwertigen Eindruck. Er ist aufwendig aufgebaut. Man sieht, dass hier neue Wege gegangen worden sind. Dafür Respekt. Er liegt sehr nah am Kopf, die großen Muscheln waren für mich zunächst ungewohnt aber durchaus bequem. Die Ohren haben sehr viel Freiraum. Der erste Eindruck beim Anspielen: Das ist tatsächlich anders. Ich halte nichts davon, KH mit Lautsprechern zu vergleichen. Ich finde, man kann dies nicht einmal ansatzweise tun. Der HD800 bietet daher aus meiner Sicht auch keine Bühne oder Frontortung. Was er aber bietet – und das unterscheidet ihn sehr klar von seinen Konkurrenten – ist Raum und Platz. Alles scheint weiter auseinander zu rücken. Das klingt sehr luxuriös und beeindruckt. Der Bass ist tiefer als beim T1, aber fällt früher ab als beim LCD2. Dennoch würde ich hier nichts vermissen. Kritische Aufnahmen bleiben hörbar, Zischlaute werden gut gehandhabt. Das Klangbild bleibt angenehm. Er klingt sehr transparent und offen. Überraschung: Vom Grundsound ähnelt er sehr dem DT880, zwischen T1 und dem DT liegt ein größerer Abstand in der Abstimmung. Und wen habe ich nun mitgenommen? Es war ein Endspurt zwischen HD800 und LCD2. Ich habe eine ganze Weile hin und her gewechselt. Es war eine schwere Entscheidung. Beide bieten viel und können viel. Beide sind aber auch sehr verschieden: Der HD800 klingt großzügig, ausgeglichen, ist sehr bequem. Der LCD klingt sehr direkt, hat einen tollen Bass und ist dennoch neutral. Am Ende war es die größte Stärke des Sennheisers, die meine Entscheidung festigte: Die einmalige "Luft" und Größe des Klangbilds. Das ist wirklich außergewöhnlich und beeindruckend. Ich habe also den Audeze gekauft. Höh? Widersinnig? Nein: Denn diese Stärke des HD800 hat mich nicht immer wirklich mitgenommen. Die Musik wird indirekter. Man ist weiter weg. Es mag sein, dass Klassikproduktionen mit echten Räumen und traditioneller Mikrofonierung davon profitieren. Meine Musikbibliothek tut es nicht. In vielen Fällen wirkt dieser Raum künstlich, manchmal sogar ein bisschen "out of phase". Es mag auch sein, dass ich in mir wieder die Lupe aufsetzte, auf die Produktion und einzelnen Instrumente achtete, statt auf die Musik. Beim LCD2 war das anders. Er zieht einen sofort in die Musik. Wer will, kann auch hier alles ausleuchten. Ich habe darauf aber keine Lust mehr. Und das finde ich sehr beruhigend. Viele Grüße Rolf |
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grounded
Hat sich gelöscht |
#2 erstellt: 22. Aug 2014, 18:44 | |
@LaVeguero Schön zu lesen und nachvollziehbar, danke dafür! Gruß grounded |
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Trance_Gott
Inventar |
#3 erstellt: 22. Aug 2014, 19:10 | |
Ich fand die Höhen des HD800 immer nerviger als die des T1. KIng der neutralen ist und bleibt am Ende für mich der K812. Aber rocken können die Audezes immer noch am besten. Viel Spaß mit dem Teil! |
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ddorf-nord
Neuling |
#4 erstellt: 24. Aug 2014, 18:47 | |
Ich fand den Bericht über den Vergleich sehr interessant. Ich bin vor kurzem eigentlich zum gleichen Schluß wie Rolf gekommen, aber dann denn Sennheiser gekauft Ich hatte mich auch über verschiedene Testberichte auf den Audeze LCD-2, Sennheiser HD-800, Grado GS-1000 und Beyerdynamic T1 eingeschossen. Da Madooma leider Samstags nicht offen hat, hatte ich mich bei HiFi Pawlak in Essen (übrigens auch sehr empfehlenswert) zu einem ausgiebigen Test eingefunden. Aufgrund von Statements in Blogs wie "analytisch, aber zu kühl, zu harte Höhen" beim HD-800 und "musikalisch, warm, Elektrostat!" beim LCD-2 und der Charakteristierung des Grado als "gute Mitte zwischen beiden" hatte ich mich gedanklich eigentlich schon auf den Audeze und Grado vorbereitet. Nach den ersten Stücken aus den "Uncompressed Worlds Alben" von Audiophile Recordings sortierte ich den T1 aus. Irgendwie war das "aha"-Erlebnis nicht so hoch wie bei den anderen. Dann hörte ich ziemlich viel hin und her. Alle drei haben einen sagenhaften Klang. Der Sennheiser war klar der analytischste der drei verbleibenden, jedes kleinste Detail ist zu hören, eine Kälte oder Härte fiel mir aber nicht auf, er ist einfach neutral und so warm wie die Musik die gerade gespielt wird. In der Tat hinterläßt der LCD-2 im direkten Vergleich einen Hauch wärmeren Klang mit dem Grado tatsächlich etwas dazwischen. Die Entscheidung kam allerdings beim Hören einiger sehr lauter Streicherstellen von Bartoks Concerto for Orchestra. Sowohl Audeze und Grado verzerrten, nur der Sennheiser gab gnadenlos wieder, was es war: Streicher. Den Grado habe ich dann relativ schnell weggelegt, auch wegen der nicht so hochwertig wirkenden Verarbeitung (einfache und vom Material her unangenehme Schaumpolster, primitive Verstellung am Kopf). Am Ende kam ich zu einem ähnlichen Fazit wie Rolf, aber zu einer anderen Kaufentscheidung: Der Sennheiser ist nicht nur der am Analytischsten klingende Kopfhörer, sondern auch der am besten verarbeitete und am besten sitzende. Es gibt Breiten- und Höhenverstellung, die Polster sitzen um die Ohren herum und geben in der Tat ein Gefühl der Luftigkeit. Der Audeze ist klanglich nur geringfügig anders und auch toll im Klang, aber ich fand er ist ein wirklicher Klotz, sitzt nicht besonders gut und ich fand ihn nach einiger Zeit unangenehm schwer. Ich höre jetzt den HD-800 seit einigen Wochen (an Fiio E-12 portabel und Violectric V-200 stationär), kann stundenlang mit ihm hören und spiele kaum noch Musik über die Boxen. Viel Geld, aber ein sagenhaftes Stück Technik. Viele Grüße Ddorf-Nord [Beitrag von ddorf-nord am 24. Aug 2014, 19:03 bearbeitet] |
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LaVeguero
Inventar |
#5 erstellt: 24. Aug 2014, 19:54 | |
Ich könnte mir vorstellen, dass ich mich auch anders entschieden hätte, wenn sich nicht der Großteil meiner Musiksammlung aus "Gitarrenmukke" zusammensetzen würde. Wobei ich weiterhin finde, dass dabei nicht die Musikrichtung, sondern das Aufnahme/Produktionsverfahren entscheidend ist. Klassikproduktionen oder die typischen "audiophilen" Scheiben gehen da meist traditioneller ran. Bei modernen Overdubs ist das anders. Da wirkt der Raum des HD800 aus meiner Sicht manchmal unnatürlich. |
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Lightless
Inventar |
#6 erstellt: 24. Aug 2014, 20:17 | |
Gerade Acoustic-Musik finde ich mit dem HD800 Wunderbar. Denn der Mittenbereich ist in meinen Ohren komplett unverfärbt. |
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BurtonCHell
Inventar |
#7 erstellt: 24. Aug 2014, 20:22 | |
Bei dünnen Aufnahmen kann der HD800 schon etwas fordernd werden, aber unnatürlich finde ich den Raum zu keinster Zeit. Höre gerade die neue Opeth mit ihm und dachte beim Anspielen des Pianos und der Hammondorgel, dass ich die Instrumente von "außen", also im Raum wahrnehme, so realistisch/glaubhaft wurde das für mich abgebildet. Der Audeze hat sicherlich andere Stärken, ihm würde ich für härtere Gitarrenmukke im direkten Vergleich wahrscheinlich den Vorzug geben. Als Allrounderfähig sehe ich aber beide nicht .. [Beitrag von BurtonCHell am 24. Aug 2014, 20:25 bearbeitet] |
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LaVeguero
Inventar |
#8 erstellt: 25. Aug 2014, 10:15 | |
Vielleicht meine ich mit Unnatürlchkeit auch etwas anderes als andere: Ich finde, der HD800 simuliert in erster Linie einen Raum, egal, ob der nun auf der Aufnahme ist oder nicht. (Sehr) Übertrieben gesprochen: als hätte man einen Reverb eingeschaltet - und zwar auf die gesamte Produktion. Daher schreiben ihm ja auch so viele zu, am nächsten am Hörerlebnis mit LS zu sein. Denn die stehen ja auch in einem Raum. Aber daran kann man sich sicher gewöhnen. Dauerhaft wäre es eher die Indirektheit, die mich stärker stören würde und mich zum Audeze greifen ließ. |
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ddorf-nord
Neuling |
#9 erstellt: 25. Aug 2014, 18:18 | |
Vermutlich macht man mit keinem der beiden wirklich etwas falsch. Kleine Nuancen auf ziemlich hohem Niveau, die man eigentlich auch nur im direkten Vergleich hört. |
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LaVeguero
Inventar |
#10 erstellt: 04. Sep 2014, 20:20 | |
Ich finde schon, dass sich die zwei relativ deutlich unterscheiden. Allerdings sind beide auf ihre Weise sehr gut. |
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