Ganz blöde Frage zum entlöten.

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Jörg_A.
Inventar
#1 erstellt: 22. Jan 2024, 12:19
Eins vorweg.
Ich repariere seit ca. 45 Jahren Geräte. Bin also nicht gerade der Anfänger vor dem Herrn.
Was mir in letzter Zeit, wo ich mich wieder etwas mit der Materie beschäftige, Probleme bereitet
ist das auslöten von Bauteilen bei durchkontaktierten Leiterplatten.
Mit normalem Lötstation komme ich da nicht weiter. Unmöglich (gerade bei größeren Elkos) den ganzen Kontakt so warm zu bekommen dass Entlötlitze oder Absaugpumpe da was ausrichten könnten.
Mit den normalen Platinen früher war das gar kein Problem.
Wie macht ihr das?
Was mir noch einfallen würde wäre eine stärkere Lötpistole.

Gruß, Jörg
B-Bear
Stammgast
#2 erstellt: 22. Jan 2024, 12:44
Ich habe mir eine Entlötpumpe besorgt.
Geht wunderbar.

Gruß
Bernd
CarlM.
Inventar
#3 erstellt: 22. Jan 2024, 12:47
Neben der Durchkontaktierung dürfte das maschinentaugliche bleifreie Lötzinn das Hauptproblem sein. Es erfordert deutlich höhere Temperaturen.
Hinzu komt noch bei Herstellern wie Marantz der hohe Anteil an Flammschutzmittel in den Platinen, weshalb man eine sehr leistungsstarke Absauganlage haben sollte. Da drängt sich der Gedanke auf, dass diese Produkte nicht wirklich für Reparaturen konzipiert wurden.

Was kann man tun:
- Einsatz von reichlich Flussmittel
- Aufschmelzen der Lötstellen mit zusätzlichem bleihaltigen Lot, wodurch die Schmelztemperatur sinkt.
- Lötkolben: hohe Temperatur (-----> 300°C) und meisselförmige Spitze
- in Werkstätten werden Platinen auch schon einmal in einem Ofen vor-erwärmt.
- bei definitiv defekten Bauteilen trenne ich die Anschlussdrähte ab, so dass ich sie einzeln mit einer Zange entfernen kann.


[Beitrag von CarlM. am 22. Jan 2024, 12:51 bearbeitet]
Jörg_A.
Inventar
#4 erstellt: 22. Jan 2024, 12:52
Das ist doch nicht das Problem. So ein Teil hab ich auch.
Das Problem ist, dass man mit einem normalen Lötkolben die Lötstellen (die bis auf die andere Seite gehen)
warm genug bekommt um das Lötzinn weg zu bekommen.
Ich meine so was hier. Gelötet von unten aber das Lot geht bis zur Oberseite.
Bei kleinen Bauteilen geht das ja noch. Aber bei größeren Elos........ eben nicht mehr.

IMG_7011


[Beitrag von Jörg_A. am 22. Jan 2024, 12:52 bearbeitet]
B-Bear
Stammgast
#5 erstellt: 22. Jan 2024, 13:05
Deswegen ist meine Entlötpumpe auch beheizt
Jörg_A.
Inventar
#6 erstellt: 22. Jan 2024, 13:16
Sorry, das hatte ich gar nicht gesehen. Sah aus wie eine gewöhnliche Entlötpumpe.
Die Sachen die Carl angesprochen hat werden wohl das Hauptproblem sein.
So was findet man ja auch:

Entlötkolben

Aber wenn ich mir die 80W anschaue....
Selbst mit meinem 220V 100W Lötkolben bekomme ich die Lötstellen nicht flüssig.......


[Beitrag von Jörg_A. am 22. Jan 2024, 13:16 bearbeitet]
AusdemOff
Inventar
#7 erstellt: 22. Jan 2024, 13:24
Was manchmal auch hilft ist die Zurhilfenahme einer schraubstockähnlichen Aparatur zur Fixierung
der Platine und die Verwendung von zwei Lötkolben. Einer unten, der andere oben.
Yamm
Stammgast
#8 erstellt: 22. Jan 2024, 13:28
Bei der Entlötpistole brauchst aber noch die Station dazu.
Jörg_A.
Inventar
#9 erstellt: 22. Jan 2024, 14:01
Ich sehe schon.... Das Problem ist nicht so trivial.
Ich werde es erstmal mit etwas stärkerem Lötkolben (evtl. Lötpistole) und Zugabe von etwas Lötzinn probieren.
Danke euch.

Gruß, Jörg
Poetry2me
Inventar
#10 erstellt: 22. Jan 2024, 19:01
Das Problem ist, dass man sowohl mehr Leistung braucht (ab 75W), als auch eine schnelle Nachregelung der Spitze, dann geht Vieles leichter von der Hand und durch ein schnelleres Aufheizen der Lötstellen geht auch weniger kaputt.

Bei doppellagigen Platinen ist schnelles Heizen besonders wichtig, v.a. wenn eine größere Kupferfläche zu erwärmen ist. Dann hiilft nur Leistung.

Interessanterweise lässt sich auch und gerade im sensiblen SMD-Bereich mit schneller Nachregelung schonender löten.


Selbst bin ich nach mehreren Jahrzehnten leidenschaftlichen Lötens, auch in Elektro-Werstätten, bei Lötstationen von JBC angekommen, z.B.:
https://www.weidinger.eu/de/loettechnik/jbc/wl50744

Nicht billig, aber jeden Cent wert. Man will es nicht mehr missen. Einfach toll, wenn jegliche Lötstelle in wenigen Momenten schon aufschmilzt, weil die digitale Regelung, welche direkt in der Spitze wirkt, ganz unmittelbar nachregelt. Einhändiger Spitzenwechsel in drei bis fünf Sekunden und diverse Regelungskniffe, incl. Spitzenerkennung und abgestufte Ruhetemperatur, machen das Ganze wirklich Angenehm in der Handhabung.

Die dazugehörige Löt-Saug-Station ist leider etwas teurer, da verwende ich aktuell noch die chinesische 80W-Station aus dem Link oben, oder bemühe für kleine Dinge auch mein "Handpumpe".

Die Tipps von den Kollegen verwende ich ebenfalls:
- viel Bleihaltiges Lot dazugeben, bevor man absaugt.
- in Extremfällen ein Lot mit besonders niedrigem Schmelzpunkt verwenden.
- evtl. Flussmittel dazu

Bei doppelseitiges Lötstellen sind schnell & stark regelnde Lötstationen besonders hilfreich. Man muss nämlich warten, bis beide Seiten flüssig sind. Also braucht man evt. mehrere der Tricks zusammen

- Johannes
Jörg_A.
Inventar
#11 erstellt: 23. Jan 2024, 10:18
So sehe ich das auch. Ich probiere jetzt mal ein paar Sachen aus.
Wäre doch gelacht .......
Eine recht gute Lötstation hab ich hier im Geschäft (Medientechnik der Uni Tübingen).
Die ist aber leider nicht stark genug.

Gruß, Jörg
Bollze
Inventar
#12 erstellt: 26. Jan 2024, 08:21
Die Einsteiger Lötstation RDS80 von Ersa kommt ab Werk mit einer dicken Lötspitze die viel Wärme auf die Lötstelle geben kann. Mit 80 Watt und einer dicke Spitze zum guten Transport der Wärme. Mit den Teil löten ich auch recht problemlos bleifrei. Die Spitzen halten sehr lange.

Entlöten, meist ist es ein Krampf,,,
Platine mit ein Heissluftstation etwas vorwärmen. Bis 150 Grad. reagieren normalerweise die meisten Kunststoffe nicht. Nachlöten.. Dann Entlöten mit Entlötstation, Ob man es so machen kann, hängt immer davon ab wieiviel SMD-Bauteile sich in Bereich der Lötstelle befinden.
Manchmal nutze ich nur die Heissluft um ein Bauteil aus den Ösen zu bekommen, oft nimmt dabei die Platine etwas schaden. SMD-Bauteile dürfen sich dabei natürlich keine in der Nähe befinden.
Bei defekten Elkos habe ich schon mal die Dinger geköpft so dass die Anschlussdrähtchen des alten Elko die Grundlage sind um einen neuen Elkos anzulöten.
Das Messgerät ELV-ESR 1 ermöglicht in den meisten Fällen das Prüfen des Elkos im eingebauten Zustand, also man braucht die Elkos nicht ausbauen, um sie zu prüfen, bis auf paar Ausnahmen.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 26. Jan 2024, 08:49 bearbeitet]
Jörg_A.
Inventar
#13 erstellt: 26. Jan 2024, 11:32
Da sind leider ein Haufen SMD-Bauteile ringsum.
Einige sind sogar unter der Verklebemasse der Elkos.
Ist gut auf den Bildern im SC-LX701 Tread zu sehen.
Broesel02
Inventar
#14 erstellt: 26. Jan 2024, 18:20
Ich finde die Frage überhaupt nicht blöde, ich habe oft das gleiche Problem. Wenn ich Durchsteckbauteile auf mehrlagigen Platinen auszulöten habe nehme ich diese Spitze in mein 210 Handstück:


C210-017


Damit hat man den Draht schnell und sicher erwärmt ohne die umliegenden Bauteile thermisch stark zu belasten. Ich finde diese kleine Spitze genial für solche Anwendungen. Wenn ich auf solchen Platinen mehr zu entlöten habe nehme ich Heißluft oder Unterhitze dazu, aber das ist alles gleich viel aufwendiger.

Eine "Peng"pumpe nutze ich nicht mehr, ich habe einen Entlötkolben mit Unterdruckpumpe und verschiedenen Düsen dazu. Aber auch damit ist bei mehr als zwei Layern in den Platinen und großflächigen Ground- Planes, gerde wenn die Durchgangsbohrungen kaum Luft haben, schnell Schluss.

Richard
Jörg_A.
Inventar
#15 erstellt: 26. Jan 2024, 21:20
Die Spitze ist ja geil. Da muss ich mal danach suchen.
Oder ich Bau mir so ein Teil.


[Beitrag von Jörg_A. am 26. Jan 2024, 21:21 bearbeitet]
Jörg_A.
Inventar
#16 erstellt: 29. Jan 2024, 17:53
Ich hab mir jetzt mal eine Lötspitze "umgebaut" und das flache Ende mit einer Hohlbohrung versehen.
Alternativ noch eine Lötspitze für die starke Lötpistole an der Spitze etwas gebogen (ca. 45°) und in der Innenseite des Us
eine 1.5mm Bohrung gesetzt. Irgendwas wird schon funktionieren.


[Beitrag von Jörg_A. am 29. Jan 2024, 17:54 bearbeitet]
Jörg_A.
Inventar
#17 erstellt: 29. Jan 2024, 18:45
Yes..... die hohl gebohrte Spitze hat's gebracht. Danke nochmal dür den Tip.

IMG_7088
CarlM.
Inventar
#18 erstellt: 29. Jan 2024, 19:04
Die von Bernd empfohlene beheizte Entlötpumpe benutze ich auch. Denn auch sie hat ja eine röhrenförmige Spitze, durch die das Lot abgesaugt wird.
Zudem drückt man ja beim Entlöten - im Gegensatz zur nicht beheizten Pumpe - die Leiterbahn gegen diie Platine. Ein Abheben wird so vermieden.
Relais auslöten geht damit außerordentlich zügig ...

https://www.reichelt...&trstct=pol_15&nbc=1


[Beitrag von CarlM. am 29. Jan 2024, 19:10 bearbeitet]
Jörg_A.
Inventar
#19 erstellt: 29. Jan 2024, 19:56
Glaube ich. Aber mit Entlötlitze ging es auch ganz prima. Und "günstig" war das ganze auch noch.
DB
Inventar
#20 erstellt: 30. Jan 2024, 20:05
Wenn man viel zu entlöten hat, dann sollte es eine elektrisch betriebene Auslötstation sein.
Jörg_A.
Inventar
#21 erstellt: 30. Jan 2024, 20:54
Ich mach ja kaum noch was. Das ist das erste Gerät seit Jahren.
Früher war das anders.
Poetry2me
Inventar
#22 erstellt: 30. Jan 2024, 21:03
Mit Entlötlitze habe ich schon etliche Lötaugen "verloren", da ich häufig länger "draufbleiben" musste.
Da bin ich froh um meine schnell erhitzende Lötstation und den ebenfalls temperaturgeregelten Absauger.
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