Kuriositäten

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Joachim49
Inventar

#1 erstellt: 08. Apr 2007, 22:22

Liebe Klassikfreunde,
was ich meine wird wohl am ehesten durch Beispiele klar: Aufnahmen bei denen irgendwie etwas anders läuft als erwartet (teils absichtlich, teils unabsichtlich).
- Friedrich Gulda spielt Beethovens op 110 in Montpellier in einem Freiluftkonzert. Ganz in der Nähe muss ein Flughafen sein, denn irgendwann verschwindet die Musik im Lârm eines landenden Jets.
- Vierhändiges Klavierspiel. Auf einmal geht das Handy der Partnerin (Christine Schornsheim) die sich daraufhin die Vorwürfe ihres Partners (Andreas Staier) anhören muss, während beide munter weiter spielen (nun gut, der Komponist hatte auch Humor: Haydn).
- Die Kadenz zu Mozart Krönungskonzert. Komisch, was war denn das? Nochmal zurück. Ja, das Klavier hat aufgehört zu spielen, und stattdessen hört man eine Spieluhr. Ein wunderschöner Effekt (Christian Zacharias).
- Oder diese tolle Kadenz zu Beethovens Violinkonzert, die Kremer manchmal gespielt hat: plötzlich befindet man sich in Joachims Kadenz zum Brahmskonzert und ist gespannt wie der Solist wieder zu Beethoven zurückfindet.

Gerne würde ich wissen, wer vergleichbare Erfahrungen gemacht hat. Ich suche übrigens eine Aufnahme mit Benedetti Michelangeli und Beethoven 5, in der es im ersten Satz einen unglaublichen dumpfen Schlag gibt, als ob einer der Schlagzeuger mit dem Mammer für Mahlers 6. übt. Vielleicht ist auch der Deckel des Flügels runtergeknallt. Jedenfalls war's eine tolle Aufnahme, aber ich kann mich nicht mehr erinnern wer (ausser ABM) spielte.

Freundliche Grüsse
Joachim

JohnD
Stammgast

#2 erstellt: 09. Apr 2007, 08:29

Weiß leider nicht mehr wo, aber es gab letztens eine Inszenierung von "Fairy Queen", in der der besoffene Dichter irgendwann gefährlich nahe an den Bühnenrand wankt.
Und schwupp - fällt er in den Orchestergraben.
War natürlich inszeniert, aber auf die Idee muss man erstmal kommen....

Klassikkonsument
Inventar

#3 erstellt: 26. Apr 2012, 18:38

Ein schöner Thread, der leider schnell eingeschlafen ist. Mir fällt gerade als einzig in die Richtung Gehendes die Grille in der CBS-Aufnahme von Beethovens Diabelli-Variationen von Rudolf Serkin ein.

Frank1970
Stammgast

#4 erstellt: 27. Apr 2012, 09:16

Hallo zusammen,

wenn die Kuriositäten dann auf einer Aufnahme festgehalten sein sollen, dann wird es schwierig. Meistens wird so etwas ja vermieden. Ich erinnere mich z.B. daran, wie ich bei einem Konzert (Händel-Oratorium - ich glaube Saul - unter Peter Neumann in St. Trinitatis / Köln) mit Live-Aufnahme für eine CD-Veröffentlichung dabei war. Im letzten Teil gab es dann (außerhalb der geplanten Musikdarbietung ;)) ein heftiges Gewitter mit gewaltigen Donnerschlägen. Nach dem Konzert haben dann wohl einige der Musiker (nicht nur Peter Neumann) ordentlich geflucht, da sie viele Passagen noch mal neu einspielen mussten. Ich glaube nicht, dass das Gewitter auf der Aufnahme noch zu hören ist...

Viele Grüße
Frank

Thomas133
Hat sich gelöscht

#5 erstellt: 27. Apr 2012, 18:32

Hallo,

mich wundert ja woher Joachim diese kuriosen Beispiele her hat, ich kann mir schwer vorstellen das es sich hier um kommerzielle CD-Veröffentlichungen handelt. Welcher Tontechniker, welches Label gibt schon eine Einspielung frei wo sich zB das Klavierduo zwischendrin kurz streitet weil zuvor das Handy geläutet hat? Ich nehme mal stark an bei diesen Beispielen handelt es sich um Radio-Live-Mitschnitte. Da kann man sicher auch fündig werden, wenn natürlich auch nicht so oft.

Mir fällt auch jetzt kein Beispiel einer CD-Veröffentlichungen ein, so bekannte Nebengeräusche wie das Mitsummen von Gould oder das manchmal leise hörbare Mit"grunzen" (sorry mir fällt für diese Art von Geräusche momentan keine positivere Beschreibung ein) von Brendel sind ja keine Kuriosität weil sie ja längst schon u.a. zum (fragwürdigen) Markenzeichen geworden sind. Genauso sind sicher gelegentliche Huster (kommt aber - überhaupt bei neueren - CD-Produktionen kaum vor) nichts was man als kurios betiteln könnte. Wie gut das ich übrigens keine Affinität zu Klammern habe

Thomas

Joachim49
Inventar

#6 erstellt: 27. Apr 2012, 22:08

[quote="Thomas133"
mich wundert ja woher Joachim diese kuriosen Beispiele her hat, ich kann mir schwer vorstellen das es sich hier um kommerzielle CD-Veröffentlichungen handelt. [/quote]

Das handy, das während des 4 händigen Spiels klingelt, ist auf der Gesamtaufnahme der Klaviermusik Haydns mit Christine Schornsheim zu hören. Dieser Gag wurde wohl ganz bewusst so aufgenommen. Guldas Freiluftkonzert in Montpellier, in dem das landende Flugzeug wirklich einen ohrenbetäubenden Lärm macht, wurde 1993 vom unbekannten Label musidisc aufgenommen (es ist noch erhältlich).Die Aufnahme des Mozartkonzertes, in dem man in der Kadenz eine Spieluhr hört, ist m.E. die EMI Aufnahme mit Zacharias (aber hier täuscht mich vielleicht mein Gedächtnis). Die bewusste Täuschung, bei der die Kadenz zum Beethovenkonzert scheinbar in das Brahmskonzert überleitet, wurde von Schnittke komponiert und von Kremer aufgenommen (hier wird auch das Paukenmotiv durch Klopfen auf den Korpus der Violine realisiert . Und wer Mozartklavierkonzerte mit einem vom Dirigenten gesungenen Präludium hören will, das nahtlos in Mozarts Musik übergeht, der kann die Aufnahmen mit McFerrin und Chick Corea kaufen (Sony).
(Auf die handy Idee kam man vielleicht durch Buchstabenvertauschung: Haydn-Handy)

Thomas133
Hat sich gelöscht

#7 erstellt: 28. Apr 2012, 13:17

Hallo Joachim,

Asooo...da war ich wohl aufgrund intensivstem Anfall von Naivität auf der Leitung - das war beabsichtigt, dann ist es was Anderes. Ich dachte da wäre unbeabsichtigt das Handy angegangen...o.k. somit ist es für mich vollkommen logisch das es auf einer kommerziellen CD oben ist - nur das Flugzeug bei der Gulda-Aufnahme versteh ich noch immer nicht, aber du hast ja von einem unbekannten Label geschrieben, vielleicht brauchten sie diese Aufnahme zum überleben und wollten den Namen "Gulda" - koste es was es wolle - auf jeden Fall für sich vermarkten.

lg
Thomas

Kreisler_jun.
Inventar

#8 erstellt: 28. Apr 2012, 14:40

Die Spieluhr und das Handy sind natürlich absichtliche Gags, insofern nicht mit Vogelzwitschern oder Verkehrslärm in eine Reihe zu stellen.

Das 4händige Haydn-Stück heißt in etwa "maestro e scholare" und Staier übernimmt den Part des Schülers, sein Handy klingelt und er wird von der Lehrerin Schornsheim zurechtgewiesen. Ich finde das eigentlich eher albern, weil es mit der Musik nun nichts zu tun hat. Die Aufnahme mit der Spieluhr bei Mozart kenne ich nicht, hier kann ich mir schon vorstellen, dass es passt. (Hat nicht Mozart Schikaneder als Papageno veräppelt, indem er das Glockenspiel nicht synchron spielte o.ä.)

Auf dem live-Mitschnitt des Tristan vom Orange Festival (Nilsson, Vickers, Böhm) hört man nicht nur (was auf dem Cover sogar warnend vermerkt ist) den Wind, der bei dieser Freiluftaufführung ungewöhnlich stark war, sondern am Anfang des Vorspiels einige laut streitende Zuschauer (vermutlich kommt jemand zu spät, oder sitzt auf dem falschen Platz)

Thomas133
Hat sich gelöscht

#9 erstellt: 29. Apr 2012, 21:51

Kreisler_jun. schrieb:

Ich finde das eigentlich eher albern, weil es mit der Musik nun nichts zu tun hat.

Nicht nur das, ich frage mich auch wer sowas braucht? Deswegen habe ich auch angenommen es wäre unbeabsichtigt. Wenn man sowas beim Live-Konzert mal macht ist das was Anderes, aber welcher Klassikkonsument will auf CD ständig bei der gleichen Stelle ein Handyläuten sowie Geplapper hören, ganz zu schweigen das sich nach dem 1.Mal der Gag - insofern man für sowas überhaupt empfänglich ist - sowieso voll abnutzt und nur nervend ist.
Was beabsichtigte Gags anbelangt, so hörte ich mal von einer Aufnahme "Wellington Siegs" die echte Kanonen benutzen soll. Hat davon schon jemand gehört und weiß mehr darüber?
lg
Thomas

Kreisler_jun.
Inventar

#10 erstellt: 01. Mai 2012, 08:53

Die vermutlich berühmteste Aufnahme der bekanntesten "Schlachtenmusiken"

Sogar mit Bonus-Kommentar zu der Erstellung der Klangeffekte

Schneewitchen
Inventar

#11 erstellt: 01. Mai 2012, 10:59

Gieseking spielt im Dezember 1944 in Berlin die erste Stereoaufnahme des 5.Klavierkonzert von Beethoven ein. Nicht zu überhören die Flak,die den sich auf Berlin zubewegenden Sowiets Einhalt gebieten sollte.Die Telefunken-Tonbänder dieser Aufnahme haben den Krieg unbeschadet überdauert.

op111
Moderator

#12 erstellt: 18. Jun 2012, 13:54

Hallo Joachim,

Joachim49 schrieb:

Ich suche übrigens eine Aufnahme mit Benedetti Michelangeli und Beethoven 5, in der es im ersten Satz einen unglaublichen dumpfen Schlag gibt, als ob einer der Schlagzeuger mit dem Mammer für Mahlers 6. übt.

neulich hat mich jemand daran erinnert, dass ich mal eine Michelangeli-Aufnahme aus dem Vatikan besessen haben soll, in der mitten in einem eigenwillig gespielten Debussy (Prelude?) ein Donner ertönt. Eine höhere Macht, die ABMs Eigenmächtigkeit missbilligt?

Die CD habe ich allerdings noch nicht wiedergefunden.

Franz

kempi
Inventar

#13 erstellt: 18. Jun 2012, 14:41

Joachim49 schrieb:

Das handy, das während des 4 händigen Spiels klingelt, ist auf der Gesamtaufnahme der Klaviermusik Haydns mit Christine Schornsheim zu hören. Dieser Gag wurde wohl ganz bewusst so aufgenommen. .............(Auf die handy Idee kam man vielleicht durch Buchstabenvertauschung: Haydn-Handy)

Das erinnert doch ganz stark an

http://www.youtube.com/watch?v=1C8b3paSp3Y
und

http://www.youtube.com/watch?v=r3TE0s1CtW4