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Berg: Lyrische Suite - Wir hören ein Werk+A -A |
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Autor |
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op111
Moderator |
#1 erstellt: 21. Okt 2009, 11:53 | |||||||||
Hallo zusammen, wie schon vor einiger Zeit im Thread Schumann Sinfonie Nr. 1: Wir hören eine CD versuchen wir gemeinsam ein Werk zu hören und zu kommentieren. Dieses Mal handelt es sich um ein bekanntes und m.E. eingängiges Werk der klassischen Moderne. Alban Berg: Lyrische Suite für Streichquartett (1925–1926) in 6 Sätzen. Ich schlage wegen der höheren Verbreitung der Instrumentalfassung vor, möglichst nicht auf die Version mit Singstimme zurückzugreifen. [Beitrag von op111 am 21. Okt 2009, 12:30 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#2 erstellt: 21. Okt 2009, 12:04 | |||||||||
Alban Berg Lyrische Suite für Streichquartett (1925–1926) Sätze:
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Die Studienpartitur Neuausgabe 2005 George Perle (inkl. der "geheimen Gesangsstimme") ist bei der Universal Edition erschienen. UE34296 study score ISMN 979-0-008-08000-5 Die Lyrische Suite ist ein sechssätziges Werk für Streichquartett, das Alban Berg zwischen 1925 und 1926 unter Verwendung Schoenbergs Methode der Zwölftontechnik („Methode mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“, 1921) geschrieben hat. Gewidmet ist es Alexander von Zemlinsky (auf dessen lyrische Symphonie spielt der Titel an). Th.W. Adorno nannte das Werk eine verborgene Oper. Vor kurzem wurde von George Perle (1915 – 2009) aufgedeckt, dass die Lyrische Suite einen Vokalsatz nach Ch. Baudelaire [dt. Ü. St. George] "De Profundus Clamavi", eine geheime Widmung sowie ein geheimes Programm enthält. Berg selbst bearbeitete drei Sätze (2., 3., 4.) für Streichorchester. [Beitrag von op111 am 23. Okt 2009, 09:21 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#3 erstellt: 21. Okt 2009, 12:05 | |||||||||
Herzlichen Dank an Olaf (Pilotcutter) für seinen Einführungstext! --- Ein Gang gestern in unsere Stadtbibliothek führte mich zu folgenden Notizen und zu einem kleinen Umriss aus Alban Bergs Leben und Zeit Am 9. Februar 1885 kommt Alban Maria Johannes Berg im ersten Wiener Bezirk zur Welt. Er ist das dritte von vier Kindern des Buch- und Kunsthändlers Conrad Berg und seiner Frau Johanna. Berg wird sein ganzes Leben in Wien wohnen. Sein Vater stirbt am 30. März 1900. Ebenfalls 1900, am 23. Juli erleidet Alban Berg seinen ersten Asthmaanfall. Dieses Leiden wird Berg bis zu seinem Tode belasten und die 23 wird Bergs "Schicksalszahl". In seinen Werken ist die Verwendung der Zahl 23 öfter nachweisbar - auch in unserer Lyrischen Suite. 1903 fällt Berg durch das Abitur (Matura), wiederholt es aber erfolgreich 1904. Nach dem Tod des Vaters braucht die Familie ein geregeltes Einkommen und Alban tritt im selben Jahr den Dienst im Rechnungshof der Nierderösterreichischen Statthalterei an. Ebenfalls im gleichen Jahr, im Herbst 1904, wird Berg Schüler von Arnold Schönberg. Sein Kontakt mit Schönberg verdankt sich dem Zufall, dass sein Bruder "Charly" (eig. Karl) in der Zeitung "Neue musikalische Presse" eine Anzeige Schönbergs entdeckt, in der dieser für seinen Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt wirbt. Schönberg wird Bergs künstlerisch wie menschlich bedingsloser Lehrer und Mentor. Manche beschreiben das Verhältnis als eine Art Vaterersatz. Bei Schönberg lernt Berg Anton Webern kennen, dem er lebenslang in enger Freundschaft verbunden bleiben wird. Ohne kompositorische Ausbildung hatte Berg vor seinem Unterrichtsantritt bei Schönberg bereits weit über 100 Lieder für das häusliche Musizieren komponiert. Aus einem Zeugnis Schönbergs für Alban Berg: Schon aus Bergs frühesten Kompositionen, so ungeschickt sie auch gewesen sein mögen, konnte man zweierlei entnehmen. Erstens, dass die Musik ihm eine Sprache war, und dass er sich in dieser Sprache tatsächlich ausdrückte; und zweitens: überströmende Wärme des Fühlens [...] Mit ihm konnte ich Kontrapunkt arbeiten wie nicht mit vielen meiner Schüler. 1906, als eine Erbschaft mütterlicherseits die finanzielle Lage der Bergs derart verbesserte, dass Alban seine Beamtenlaufbahn beenden konnte und sich verstärkt der Komposition widmete. Im gleichen Jahr trifft er in seiner Nachbarschaft Helene Nahowski, seine zukünftige Frau. Die beiden heiraten am 3. Mai 1911. Helene Karoline Berg (geb. Nahowski) (* 29. Juli 1885 in Wien; † 30. August 1976 ebd., vermutlich biologische Tochter von Kaiser Franz Joseph I.) Spätestens ab dem 31. März 1913 wird Alban Berg weltbekannt. In diesem Jahr ereigneten sich zwei große Musikskandale: die Uraufführung Strawinskys Le Sacre du Printemps, am 29. Mai in Paris und zwei Monate vorher das Orchesterkonzert des Vereins für musikalische Privataufführungen, geleitet von Arnold Schönberg in Wien. Auf dem Programm standen Werke von Schönberg, Webern, Zemlinsky und zwei der Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskarten-Texten von Peter Altenberg op. 4 von Alban Berg. Lautstarke Drohungen aus dem Publikum wurden geäußert und es gab kein Halten mehr bei den wüsten Szenen, dem einerseits unverständlichem Durcheinanderschreien und dem andererseits tosenden Beifall. 1925 vollendet Berg ein Kammerkonzert für Klavier und Geige mit dreizehn Bläsern. Bereits in diesem Werk bedient sich Berg einer Chiffrierung als er die Namen seiner Freunde Arnold Schönberg und Anton Webern und seinen eigenen - so weit als möglich - in die Notation einbaut: A-D-S-C-H-B-E-G und A-E-B-E und A-B-A-B-E-G. Im Mai 1925 reiste Alban Berg nach Prag, wo seine Drei Bruchstücke aus der Oper Wozzeck op. 7 aufgeführt wurden. Er war in dieser Zeit Gast im Hause von Hanna und Herbert Fuchs-Robettin; die Einladung kam vermutlich auf Anregung von Hannas Bruder Franz Werfel (der eng mit dem Ehepaar Berg befreundet war) zustande. Berg verliebte sich während des Aufenthalts in Hanna, die seine Gefühle auch erwiderte. Hanna Fuchs-Robettin (geb. Werfel [1896-1964] Schwester von Franz Werfel) Aus Photos of and relating to Alban Berg (3 Bilder) Daraufhin folgte 1926 "unsere" Lyrische Suite. Offiziell ist diese Suite Alexander von Zemlinsky gewidmet. Aber, wie schon angesprochen, birgt dieses Stück eine ganze Reihe Geheimnisse bezüglich der Affäre zwischen Berg und Hanna Fuchs-Robettin. Das Kernmotiv dieses Werkes ist die geheimgehaltene, unglückliche Leidenschaft für Hanna. Im Januar 1977 fuhr der von Franz angeführte Berg-Forscher, George Perle, nach Mifflinburg/Pennsylvania um Hanna Fuchs' Tochter Dorothea zu besuchen. In ihrem Besitz befand sich eine noch nie untersuchte Partitur der Erstausgabe der Lyrischen Suite. Diese Partitur machte deutlich, dass sich hinter diesem Werk ein detailliertes aussermusikalisches Programm verbarg, dass den Verlauf der Liebesaffäre zwischen Hanna Fuchs und Alban Berg umriss. Ich hoffe, der kurze Umriss des biografischen und musikalischen Umfelds Alban Bergs öffnet vielleicht etwas den Zugang zu der Lyrischen Suite. Viel Spaß und gute Einfälle wünscht Olaf --- Platzhalter f. weitere Werkeinführung(en) - nur Mut! --- Bücher George Perle Style and Idea in the Lyric Suite of Alban Berg 1995; 2nd edition, revised and enlarged, 2001. Pendragon Press Volker Scherliess Alban Berg. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. rororo Taschenbuch Ich kenne nur die Ausgabe aus den 1970ern, die weder Hanna Fuchs-Robettin noch ein Programm der Suite kennt. Alban Berg von Constantin Floros Breitkopf & Härtel (1993) ISBN-13: 978-3765102905 376 Seiten Encrypted Messages in Alban Berg's Music Herausgeber/Redaktion: Bruhn, Siglind; Albright, Daniel GARLAND PUB, 02/1998 Gebunden, Englisch ISBN-10: 0-8153-2480-4 ISBN-13: 9780815324805 323 Seiten "Anschaffungswiderstand" über 70,- € Der Vorschau bei Google nach zu urteilen liefert dieser Band Materialien zum Thema. --- Links im WWW zur Lyrischen Suite berliner-philharmoniker.de programmhefte:quartettkompositionen-von-haydn-berg-und-webern C. Floros, Naxos 8.572048 zu Zemlinskys Lyrischer Sinfonie Jan Reichow swr einfuehrung zemlinsky 200806 Anne Ozorio, MusicWeb International Arkivmusic: Anne Ozorio, MusicWeb International [Beitrag von op111 am 23. Okt 2009, 22:13 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#4 erstellt: 21. Okt 2009, 12:06 | |||||||||
Damit alle die Gelegenheit haben teilzunehmen und mitzuhören, zunächst mal ein paar diskographische Hinweise. CD-Tipps erfolgen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Korrektheit und Verfügbarkeit!) 6-sätzige instrumentale Fassung ohne Vokalpart Zuerst der Klassiker: Kolisch Quartet Label: M+A , AAD/m, 36-66 (unklar ob Aufn. 1937 oder 1950 [Pro Arte Q.]) LaSalle Quartet Brilliant, ADD, 1968-1970 Lizenzausgabe DG Originalausgabe mit ausführlichem Begleitbuch. Juilliard String Quartet Testament , ADD/m, 1958-1960 auf CD 5 - Beethoven: Streichquartett Nr. 16 Berg: Lyrische Suite Juilliard String Quartet / 1970 Korr./Anm.:Nicht die bekannte CBS Produktion, sondern
Juilliard String Quartet Sony/BMG (P) 1996 A.: 16./17.5.1995, Princeton Alban Berg Quartett EMI Quatuor Ludwig Timpani , DDD, 1991 Schönberg Quartett Brilliant , DDD, 2001 Lizenzausgabe Chandos New Zealand String Quartet Naxos , DDD, 2004 Mit rekonstruiertem 6. Satz mit Vokalpart; der "geheimen Gesangsstimme" Dawn Upshaw Kronos Quartett Nonesuch , DDD, 2001 l C. Oelze, Leipziger Streichquartett MDG , DDD, 99 [Beitrag von op111 am 23. Okt 2009, 05:52 bearbeitet] |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#5 erstellt: 21. Okt 2009, 16:03 | |||||||||
Die Juilliard-Aufnahme in der billigen Kammermusik-Box ist nicht identisch mit der CBS-Aufnahme, sondern eine vom italienischen oder schweizerischen Radio mitgeschnittene Live-Aufnahme aus Lugano, Ascona oder so. Sie ist aber sehr gut und klanglich ordentlich (einzeln auf diversen Billiglabeln, die diese Funkaufnahmen vertreiben, erhältlich gewesen). Das witzige an dem geheimen Programm, der Liebesaffäre mit Hanna Fuchs, ist, daß es ein anderer Musikwissenschaftler tatsächlich, bevor es anhand von neugefundenen Dokumenten klar nachgewiesen werden konnte, mehr oder weniger exakt vorhergesagt bzw. aus der Musik herausgelesen hatte! (ich muß ehrlich gestehen, daß ich die Singstimme schon im 2. Quartett Schönbergs nicht ganz unproblematisch finde, ich kenne keine Einspielung der Lyr. Suite in der Fassung mit Vokalistin.) JK jr. |
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op111
Moderator |
#6 erstellt: 21. Okt 2009, 16:09 | |||||||||
Danke für die Korrektur! Ich habe sie gleich eingefügt. |
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Deukalion
Inventar |
#7 erstellt: 21. Okt 2009, 17:45 | |||||||||
Hallo! Sinnvoll wäre vielleicht, sich auf eine der vielen aufgeführten Einspielungen zu einigen. - Welche schlägst du vor, Franz J., oder auch die anderen Mithörer? |
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op111
Moderator |
#8 erstellt: 21. Okt 2009, 17:59 | |||||||||
Mein Vorschlag, LaSalle Q. 1970 DG/Brilliant (zurzeit bei jpc nur 12.90 E) oder Juilliard 1991 Sony/BMG - die beiden habe ich nämlich. Ansonsten für alle die wenig Geld ausgeben wollen, die Brilliant oder Naxos CD, die habe ich aber nicht, müsste ich also kaufen. Laut JPC lieferbar innerhalb einer Woche. Welche besitzt ihr? [Beitrag von op111 am 21. Okt 2009, 18:17 bearbeitet] |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#9 erstellt: 21. Okt 2009, 18:42 | |||||||||
Man muß sich m.E. nicht unbedingt auf eine einigen; Ich habe ABQ/Teldec, Juilliard live/Ermitage, LaSalle/Brilliant(DG) und eben noch eine mit bei cpo mit dem Sibelius gekoppelt, anscheinend vergriffen. (Jedenfalls kaufe ich mir keine fünfte dazu). Abgesehen von den beiden langsamen Sätzen 4 und 6 unterscheiden sich die Spieldauern nicht stark. JK jr. |
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Deukalion
Inventar |
#10 erstellt: 21. Okt 2009, 20:55 | |||||||||
Kreisler jr schrieb:
Ich habe noch keine Einspielung, würde mir aber auch gern die La Salle Quartett- Brilliant- Box kaufen. Sommer uns auf die einigen? |
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op111
Moderator |
#11 erstellt: 21. Okt 2009, 21:46 | |||||||||
Hallo zusammen,
ich meine auch, dass man sich nicht zwingend auf eine Aufnahme einigen muss. Sehr praktisch ist es schon, wenn eine mehrheitlich vorhandene Aufnahme existiert, z.B. die des LaSalle Quartetts. Es reicht m.E. für eine Verständigung vollkommen aus, wenn die Orientierungspunkte so beschrieben werden, dass sie in anderen Aufnahmen wiederzufinden sind. Eine (m.W. aber nicht freie, also kostspielige) Partitur würde ich nicht voraussetzen, wenn auch zusätzliche Angaben daraus willkommen sind. |
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Kings.Singer
Inventar |
#12 erstellt: 22. Okt 2009, 06:12 | |||||||||
Hi. David Vernier war auf classicstoday.com sehr begeistert von der CD mit dem New Zealand String Quartet. Also habe ich mir die CD mal bestellt und werde quasi als "Gasthörer" hier im Thread dabei sein. Viele Grüße, Alex. |
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op111
Moderator |
#13 erstellt: 22. Okt 2009, 21:40 | |||||||||
Ein Nachruf auf G. Perle aus The Times 13. Februar 2009 (engl.) George Perle: American composer and music theorist |
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WolfgangZ
Inventar |
#14 erstellt: 22. Okt 2009, 21:47 | |||||||||
Ich besitze eine CD mit dem SWR-Sinfonieorchester unter Michael Gielen, auf der sich als Hauptwerk die "Lyrische Sinfonie" von Zemlinski befindet, außerdem (unter anderem) "Drei Stücke aus der Lyrischen Suite" von Alban Berg. Dies scheint also nur ein Auszug zu sein. Bisher war mir das Werk so gut wie unbekannt. Mal sehen, welche der oben freundlicherweise empfohlenen Einspielungen ich mir noch zulegen werde. Besten Gruß, Wolfgang |
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Maastricht
Inventar |
#15 erstellt: 23. Okt 2009, 06:02 | |||||||||
Ich werde mit meiner (noch nicht gehörten) Ausführung des LaSalle Quartetts hier mitlesen; zum Mitschreiben wirds wahrscheinlich nichts kommen, dazu kan ich zu wenig beitragen, aber das will ich ja ändern. Gruss, Jürgen |
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op111
Moderator |
#16 erstellt: 23. Okt 2009, 06:30 | |||||||||
Hallo Wolfgang,
Berg hat leider nur die 3 Mittelsätze #2-#4 orchestriert Andante amoroso Allegro misterioso - Trio estatico Adagio appassionato |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#17 erstellt: 23. Okt 2009, 07:29 | |||||||||
Ja, das ist eine sehr gute CD. Obwohl das in der Kopplung mit Zemlinsky natürlich erhellend ist (im andante amoroso(?) findet sich das "Du bist mein eigen"-Zitat aus der Lyr. Sinf.), ergeben die drei Sätze einzeln nicht so besonders viel Sinn. Mir ist schleierhaft, warum Berg das getan hat. viele Grüße JK jr. |
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op111
Moderator |
#18 erstellt: 23. Okt 2009, 08:11 | |||||||||
Hallo zusammen, zum Zitat habe ich folgendes gefunden. Ich zitiere die Textbeilage dieser Naxos CD 8.572048, die beide Werke koppelt C. Floros naxos
müsste aus dem 3. Satz (Du bist die Abendwolke) sein und vom Bariton gesungen werden. [Beitrag von op111 am 23. Okt 2009, 08:34 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#19 erstellt: 23. Okt 2009, 10:21 | |||||||||
Hallo zusammen, ich habe in den Anfangspostings noch kleinere Änderungen vorgenommen und in #3 einige Links eingefügt, die (hoffentlich) lesenswerte und sinnvolle Materialien beisteuern. Das Buch von Perle ist m.W. im Bestand einiger (meistens Universitäts-) Bibliotheken. [Beitrag von op111 am 23. Okt 2009, 10:21 bearbeitet] |
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Martin3
Hat sich gelöscht |
#20 erstellt: 23. Okt 2009, 14:46 | |||||||||
Ich werde wie Jürgen wohl eher mitlesen als mitschreiben. Schade nur, daß die LaSalle / Brilliantbox bei Zweitausendundeins vergriffen ist. Gut, vielleicht gibt es sie noch in den Geschäften. |
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op111
Moderator |
#21 erstellt: 23. Okt 2009, 15:00 | |||||||||
Bei jpc kostet sie m.W. nur um die 12,99 €. Bestell dir ein Buch dazu, das spart Porto ... [Beitrag von op111 am 23. Okt 2009, 21:14 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#22 erstellt: 23. Okt 2009, 21:18 | |||||||||
Hallo Mithörer! Martins Beitag hat mich daran erinnert, dass noch Buchtipps fehlen. Aktuelle Bücher sind meist englischspachig, Hardcoverausgaben und vergleichsweise teuer. Die Arbeit von G. Perle scheint zurzeit nicht im regulären Handel zu sein. Wer hat gute Tipps? |
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op111
Moderator |
#23 erstellt: 23. Okt 2009, 21:54 | |||||||||
Ein paar Buchtipps habe ich in Beitrag #3 ergänzt. |
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op111
Moderator |
#24 erstellt: 23. Okt 2009, 22:01 | |||||||||
Hallo zusammen, ich habe mittlerweile einige Male den ersten Satz (Allegretto gioviale) und auch (seltener) das ganze Werk gehört, ohne vorher die Literatur, Programme etc. zu lesen. Schon (und gerade) der erste Satz scheint mir eine "harte Nuss" zu sein, die sich mir zunächst gegen eine Beschreibung geradezu sperrt. Wie siehts's bei euch aus? [Beitrag von op111 am 23. Okt 2009, 22:06 bearbeitet] |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#25 erstellt: 24. Okt 2009, 14:50 | |||||||||
Ich finde den ersten Satz auch den zum Beschreiben schwierigsten. Die beiden schnellen Sätze (3 u. 5) faszinieren ziemlich unmittelbar durch ihre (wenn auch vielleicht für manchen etwas schrägen) Klangfarben, und die drei langsamen durch ihre emotionale Intensität. Der erste Satz wirkt dagegen ziemlich neutral, etwas spielerisch (gioviale: "jovial, leutselig"). Ich bringe das auch nicht so recht mit dem emotionalen Charakter des restlichen Werks zusammen... Das "Du bist mein eigen"-Motiv findet man bei Zemlinsky im 3. Satz der Lyrischen Sinfonie, gleich die Phrase der Streicher nach dem ff-Anfang, noch bevor der Sänger einsetzt (der den Text dann auch bald auf die Phrase singt). Bei Berg im 4. Satz, adagio appassionato nach 3/5 des Satzes (ca. 3:00-3:30, je nach Gesamtdauer) in der Geige, auch klanglich recht deutlich abgesetzt. JK jr. |
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Deukalion
Inventar |
#26 erstellt: 24. Okt 2009, 15:20 | |||||||||
Hallo! Erst mal vielen Dank an dich, Franz, für das Starten (und in Schwung bringen ) des Threads, und an Olaf für die informative und sorgfältig recherchierte biographische Einführung! Dieser geheimnisvolle biographische Hintergrund des Werkes macht mich neugierig! Ich habe seit gestern die Einspielung des Leipziger Streichquartettes und diese auch gestern Abend als Ganzes erstmalig gehört. Ich kannte das Werk bisher noch nicht. Mein erster Eindruck: Viel weniger schwer/ anstrengend zu hören, als ich vorher befürchtet hatte; interessante, fast geräuschartige Klangeffekte in einigen Sätzen; eine hochemotionale Klangsprache... o.k., aber ich will jetzt erst mal den ersten Satz mehrfach hören, der Schlüssel zum besseren "Verstehen" könnte wirklich die mehrfache Wiederholung sein! Dabei fällt mir ein, dass der alte Günter Wand, der den Kölnern gerne mal neue Musik neben einer Schubert- Sinfonie präsentierte, die Zuhörer oft um Geduld bat, sie mögen sich dem Ungewohnten nicht sofort wieder verschließen, sondern sich das Neue durch Wiederholung vertrauter machen. Daraufhin spielte er das soeben aufgeführte neue Werk gleich noch ein zweites Mal! Also nun zurück zu Berg´s erstem Satz! Schönen Samstagabend Hartmut |
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op111
Moderator |
#27 erstellt: 24. Okt 2009, 15:55 | |||||||||
Hallo zusammen,
Mich auch! Jetzt durch die intensive Beschaftigung kann ich mich vage aber nicht im Detail daran erinnern, dass ich vor Jahren, als es im Rundfunk noch solche Beiträge gab, einmal eine Sendung zur lyrischen Suite gehört habe, in der von einem verborgenen Programm die Rede war. Der persönliche Hintergrund der beteiligten Personen war mir ebenfalls unbekannt, da fast immer allenfalls Helene Berg neben dem Schönberg-Kreis erwähnt wird. Ein Grund mehr, das Stück intensiver, vielleicht auch als Programmmusik versuchen zu verstehen. |
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Martin3
Hat sich gelöscht |
#28 erstellt: 24. Okt 2009, 16:42 | |||||||||
Hallo Franz, bin noch immer vom Internet abgeschnitten, daher wird das nichts. Ich werde nächste Woche noch einmal bei einem Zweitausendeinsladen vorbei schauen. Vielleicht haben sie die CDs ja immer noch im Laden. Ansonsten aber bestelle ich dann doch bei JPC. Müßte ja auch vom Internetkaffee aus gehen. Gruß Martin |
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op111
Moderator |
#29 erstellt: 24. Okt 2009, 17:11 | |||||||||
Hallo Martin,
manchmal tauchen längst vergriffene CDs bei 2001 urplötzlich in einer Filiale wieder auf. Fast alle Brillianttitel, die lt. Internet nicht bestellbar schienen, waren in der letzten Woche wieder lieferbar. Viel Glück! |
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Joachim49
Inventar |
#30 erstellt: 25. Okt 2009, 18:44 | |||||||||
Ich habe das Stück mit dem Voglerquartett gehört (nicht die angekündigte Live-Aufführung, sondern eine CD von 1991, die ich wahrscheinlich wegen der Kopplungmit dem Verdiquartett gekauft hatte. Ich dachte, das Quartett habe den Spielbetrieb schon eingestellt. Den Kopfsatz habe ich auch mit LaSalle gehört. Der Kopfsatz hat mir überhaupt nicht gefallen. Es schienen mir zusammenhanglose Motivfetzen, die mir in ihrer Ruhe- und Spannungslosigkeit auf die Nerven fielen. Wahrscheinlich habe ich früher wegen dieses Kopfsatzes nach wenigen Minuten ab- (im Kopf) oder ausgeschaltet (am Knopf). Ich weiss nicht, ob ich das Werk je ganz gehört habe, obwohl ich es schon lange besitze. Allerdings wird das Werk von Satz zu Satz reizvoller, hauptsächlich wohl wegen der Farben, des emotionalen Ausdrucksreichtums und wohl auch wegen der spieltechnischen Herausforderungen, obwohl natürlich auch die späteren Sätze dem Hörer so manches abverlangen. Jedenfalls verschwindet dr Eindruck, dass das Stück reizlos ist, spätestens mit dem dritten Satz. Aber ich finde es schon interessant, dass auch andere Hörer hier ihre Reserve gegenüber dem Kopfsatz artikuliert haben, der gar nicht zum Rest zu passen scheint, und dessen (unübliche) Bezeichnung auch nicht so recht zum Charakter des Stückes passt. Ich finde auch, dass die Hörer sich melden sollten, die bereits ihre 'schriftstellerische' Abstinenz angekündigt haben. Wie ich, einen Eindruck in Worte fassen, das müsste doch möglich sein (Kluges weiss ich auch nicht zu sagen). In meinem booklet steht ein Hinweis, der allerdings dem widerspricht, was oben gesagt wurde. In ihm wird behauptet, einige Sätze seien dodekaphonisch, aber andere frei atonal.Kann das jemand bestätigen? Und wenn ja, kann jemand hören was frei atonal ist, und was 12-tönig ist? Ich nehme an, dass wir satzweise weitermachen, würde aber gerne erst noch Kluges (oder weniger Kluges) zum Kopfsatz hören. Freundliche Grüsse Joachim [Beitrag von Joachim49 am 25. Okt 2009, 18:47 bearbeitet] |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#31 erstellt: 25. Okt 2009, 19:14 | |||||||||
12tönig sind angeblich der Kopfsatz, der Schlußsatz, der Hauptteil des 3. und der Mittelteil des 5. Satzes. Das steht so in der englischsprachigen Wikipedia; ich habe es aber auch schonmal anderswo gelesen: http://en.wikipedia.org/wiki/Lyric_Suite Dort finden sich auch die Charakterisierungen (schon vor der Entdeckung der annotierten Partitur getroffen) als "latente Oper" (Adorno), "concealed vocality" u.ä. JK jr. |
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Joachim49
Inventar |
#32 erstellt: 25. Okt 2009, 19:34 | |||||||||
Bei der Aufnahme des Voglerquartetts steht (leicht abweichend von Wikipedia): Zwölftönig: Sätze 1,3 und 6, sowie die Trios des 5. Satzes. frei atonal: 2,4,5 sowie das Trio Estatico des 3. Satzes. (Wie dem auch sei, ich hör den Unterschied sowieso nicht) Joachim |
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Pilotcutter
Administrator |
#33 erstellt: 26. Okt 2009, 02:10 | |||||||||
Ich bin immer noch in der misslichen Lage, vor Di-Mi kein Tondokument der Lyrischen Suite zu besitzen. Dafür liegen mir allerdings nebst der Biografie von Anthony Pople auch aus der Reihe "MUSIK KONZEPTE - Die Reihe über Komponisten", die 2 großen Abhandlungen über Das esoterische Programm der Lyrischen Suite von Alban Berg von Constantin Floros und Das geheime Programm der Lyrischen Suite von George Perle vor. LINK ZUM BUCH! Dort wird geschrieben: Die 6 Sätze sind so angeordnet, dass - bis auf eine Ausnahme - auf jedem dodekaphonisch gearbeiteten Satz (oder Satzteil) ein in freier Atonalität gehaltener Satz (oder Satzteil) folgt. Nach Bergs Angaben(!) wie folgt: I. Allegretto gioviale (12Ton) II. Andante amoroso (frei) III. Allegro misterioso (12Ton) * Trio estatico (frei) IV. Adagio appassionato (frei) V. Presto delirando (frei) * die beiden Trios (12Ton) VI. Largo desolato (12Ton) Der Ausdruck in dem Buch "nach Bergs Angaben" hat mich darauf schließen lassen, dass man es nicht ohne weiteres heraushören und -lesen kann. Diese Symbiose aus je zur Hälfte freier Atonalität und Dodekaphonie rührt daher, dass Berg sich in der Komposition mit 12 Tönen noch nicht hinreichend geübt fühlte. In Briefen, an seine Freunde Webern und Schönberg beklagt er jedenfalls, dass er wegen der Schwierigkeiten nicht schnell genug vorwärtskomme und schreibt am 13. Juli 1926 an Schönberg: "Daher auch, um nicht zu verzagen, zwischendurch Rückfälle in meine altgewöhnt freie Schreibweise". Vielleicht noch ein paar letzte Worte über das esoterische und geheime Programm der Suite. In den Partituren muss eine Menge Information über das dichte Gewebe aussermusikalischer Sinnbezüge stecken, wenn man sich die Forschungen darüber anschaut. Teilweise sind die Ausarbeitungen allerdings sehr abgefahren und da alles außermusikalisch stattfindet, hilft es dem Hörer von heute auch nicht wirklich weiter und ist ohnehin nur interessant für Leute mit Notenkenntnis. Zusammenfassend kann man sagen, dass es Berg wohl gelungen ist, mit den Intervallen der Noten A-B und H-F (Initialen der beiden Liebenden), mit Zahlenproportionen, der Schicksalszahlen 10 für Hanna Fuchs (warum 10 weiss man wohl nicht) und 23 für Alban Berg und mit musikalischen Zitaten anderer Werke ein biografisches Geheimnis in die Partitur einzubauen. Die Zahlen werden einereits durch Metronomangaben - die immer ein Vielfaches von 10 (150 und 200) verschlüsselt und im 3. Satz, dem dreiteiligen Scherzo beinhalten die Teile 69, 23 und 46 Takte, d.h. 3x23; 1x23 und 2x23 Takte. Auch genau kurz vor den Zitaten der Gesangsphrase aus der Zemlinsky Sinfonie "Du bist mein Eigen, mein Eigen" im Adagio apassionato der Suite, indizieren die beiden Violinen die Anagramme Hannas und Bergs in den Klängen H-F und B-E-A. In diesem Sinne G..E .ACH. ..AF [Beitrag von Pilotcutter am 26. Okt 2009, 15:08 bearbeitet] |
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op111
Moderator |
#34 erstellt: 26. Okt 2009, 10:51 | |||||||||
Hallo zusammen,
die Aufdeckungsarbeit von Floros und Perle scheint nicht unumstritten zu sein. Zufällig bin ich auf eine Dissertation von Tim Becker Plastizität und Bewegung: Körperlichkeit in der Musik und im Musikdenken des frühen 20 Jhd. ... Kap. V.2: Alban Bergs Lyrische Suite für Streichquartett Bamberg, 2003 S. 165ff in der PDF-Datei gestossen, die u.a. Floros' und Perles Konzept einer semantischen Analyse kritisiert, die auf aussermusikalischen Assoziationsfeldern beruht. Wenn ich Becker recht verstanden habe, gibt es nach einer Analyse des Noten-Materials keinen Beweis dafür, dass dieses Programm der Konstruktion zugrunde lag. [Beitrag von op111 am 26. Okt 2009, 17:12 bearbeitet] |
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Martin3
Hat sich gelöscht |
#35 erstellt: 26. Okt 2009, 20:58 | |||||||||
Hallo! Da Joachim anregt, keine falsche Zurückhaltung zu üben, lege ich sie also ab. Ich habe mir die Lassalebox heute bei Zeitausendeins gekauft und mir das Werk dreimal angehört. Spontan gefällt mir der dritte Satz, das teile ich mit Joachim. Auch der fünfte Satz scheint für mich reizvoll zu sein. Im übrigen tue ich mich allerdings schwer mit dem Werk, dann ist es noch am ehesten der 2. Satz, der mir gefällt. Jedenfalls ist das schwere Kost, wobei ich es schon interessant finde, daß dies durchaus nicht nur 12 Tonmusik ist, sondern teilweise auch freie Atonalität, was ich so nicht bemerkt hätte. Habe ansonsten auch den Reklamkonzertführer konsultiert, der das Werk lobt. Allerdings will mir das heiter idyllische, das er den beiden ersten Sätzen zuspricht, so doch nicht ganz augenfällig werden. Also diese ganzen Ausdruckscharaktere, die der Konzertführer den einzelnen Sätzen zuspricht, wollen bei mir nicht so ankommen - außer dem 3. Satz selbstverständlich. Schwere Kost jedenfalls - Bergs Violinkonzert gefällt mir da doch besser, aber das mag sich ändern. Gruß Martin |
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op111
Moderator |
#36 erstellt: 26. Okt 2009, 23:42 | |||||||||
Hallo Martin,
obwohl ich die Suite vorher schon einige Male gehört hatte will sich der erste Satz mir nicht erschliessen. Angeblich (lt. Buch in der LaSalle DG-Box) werden die Themen/Reihen am Ende vorgestellt, die Entwicklung des Satzes läuft also möglicherweise rückwärts ab. Vermutlich ist es deshalb so schwer, eine Entwicklung, einen Weg in diesem Satz durch pures Hören zu erkennen. [Beitrag von op111 am 27. Okt 2009, 12:00 bearbeitet] |
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Klassikkonsument
Inventar |
#37 erstellt: 27. Okt 2009, 15:29 | |||||||||
Bemerkenswert am ersten Satz ist jedenfalls seine Kürze. In knapp 3 Minuten passiert eigentlich recht viel, wobei dieser Satz insgesamt einen entspannten Eindruck auf mich macht. Vielleicht so ähnlich wie eine lasziv faulenzende Katze. Ich meine gelesen zu haben, dass dieser Satz eine Sonatenhauptsatzform ohne Durchführung aufweise. Also nur Exposition und Reprise? Ich würde vielleicht nicht so weit gehen, wie Joachim von zusammenhanglosen Motiv-Fetzen zu sprechen, aber bislang kriege ich auch keinen Zusammenhang mit. Wahrscheinlich ist diese Musik eigentlich ähnlich konzentriert wie man das sonst vor allem von Webern kennt. Viele Grüße |
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op111
Moderator |
#38 erstellt: 28. Okt 2009, 09:57 | |||||||||
Wobei die Exposition nach meinen Informationen auch noch am Ende des Satzes liegt. Nach weiterem Hören frage ich mich, ob die Kenntnis des geheimen Programms wirklich so essentiell zur Rezeption erforderlich ist, wie vielleicht bei Smetanas Moldau. |
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Hüb'
Moderator |
#39 erstellt: 28. Okt 2009, 09:58 | |||||||||
Ich möchte mich übrigens mal ganz herzlich für diesen ungeheuer interessanten Thread bedanken! |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#40 erstellt: 28. Okt 2009, 10:21 | |||||||||
Das geheime Programm ist ganz sicher nicht notwendig. Schließlich wurde das Stück über 50 Jahre ohne dessen Kenntnis gespielt und dürfte jedenfalls zu den bekanntesten und beliebtesten Streichquartetten des 20. Jhds. gehören. Man wird kaum behaupten wollen, daß alle Musiker und Hörer in Unkenntnis des "Programms" (das vermutlich auch nicht ganz so plakativ wie in der Moldau sein dürfte) das Werk nicht verstanden hätten. (Obwohl es noch etwas näher an der Spätromantik liegen mag, finde ich übrigens Bergs frühes Quartett op.3 deutlich schwieriger zu hören.) viele Grüße JK jr. |
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op111
Moderator |
#41 erstellt: 28. Okt 2009, 10:23 | |||||||||
Ich schliesse mich an. Ich möchte mich ebenfalls bei allen für die rege Beteiligung an dem Thread, der sich noch im Anfangsstadium befindet, über dieses m.E. komplexe Werk bedanken und zu weiteren Teilnahme ermutigen. Erst durch diesen Thread habe ich einen Einstieg in dieses Werk gefunden, der über "naives Konsumieren" hinausgeht. Beim Durchhören hatte ich den Eindruck (ohne konkret zu zählen), als würden die "exotischen" Spielweisen (wie mit dem Bogen schlagen etc.) im Laufe des Werks immer häufiger und exponierter benutzt. |
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Klassikkonsument
Inventar |
#42 erstellt: 28. Okt 2009, 14:25 | |||||||||
Aus dem Gedächtnis heraus scheint mir Bergs op. 3 an Schönbergs Streichquartett op. 7 anzuschließen, auch wenn es wesentlich kürzer ist und mit seiner Einteilung in zwei klar getrennte Sätze eine übersichtlichere Struktur hat. Dicht und überquellend. Bei Schönberg sind ja einige 12-Ton-Werke in Suiten-Form (Serenade op. 24, Klaviersuite op. 25, Suite op. 29), bei der die meisten Sätze übersichtliche Tanzformen mit wörtlichen Wiederholungen sind. Da ist die Beanspruchung des Hörers, die Struktur mitzukriegen, gegenüber den frei atonalen oder den auch spätromantisch-tonalen Werken geringer. Bei Bergs Suite verhält es sich wohl ähnlich. Viele Grüße |
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Klassikkonsument
Inventar |
#43 erstellt: 28. Okt 2009, 14:28 | |||||||||
Ja, schön, dass das gemeinsame Hören diesmal klappt. Bei Schumanns Erster hätte ich mir aber auch erst eine Aufnahme besorgen müssen. Viele Grüße |
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op111
Moderator |
#44 erstellt: 28. Okt 2009, 14:42 | |||||||||
Hat mittlerweile jeder eine Aufnahme und kann teilnehmen? [Beitrag von op111 am 28. Okt 2009, 15:08 bearbeitet] |
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Hüb'
Moderator |
#45 erstellt: 28. Okt 2009, 14:44 | |||||||||
"Du musst schon etwas lauter sprechen. Ich hab' bloß ein Handtuch um". |
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op111
Moderator |
#46 erstellt: 28. Okt 2009, 15:11 | |||||||||
Stilblüten findet der Frank sofort! |
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Mellus
Stammgast |
#47 erstellt: 28. Okt 2009, 17:05 | |||||||||
Mittlerweile habe ich auch diesen Thread zum Anlass nehmen können, um mal wieder Bergs Lyrische Suite zu hören. Ich steige einfach mit dem Aufgreifen von Kommentaren ein.
Ich habe die Aufnahme vom - na klar! - ABQ, EMI classics.
Der Titel Lyrische Suite legt ja schon einen prgrammatischen Ablauf nahe. Ob der nun so konkret und biographisch zu fassen ist, wie es die "Enthüllung" von Perle besagt, ist eine andere Frage. Das "narrative" Fortschreiten kann auch auf abstrakt-emotionale Weise verstanden werden (Musik ist ja ihrem Wesen nach abstrakt).
Den Eindruck der Ziellosigkeit, wenn ich das mal so paraphrasieren darf, teile ich auch; "Motivfetzen" scheint auch nicht unpassend.
Der Vergleich mit der Katze ist super!
Diese Behandlung von Zwölftonmusik würde sehr für die Schönbergschule sprechen, die ja bekanntlich "neue Töne" in alte Formen gegossen hat. Die Joachimschen "Motivfetzen" bzw, die "Katzenhaftigkeit" sprechen m.E. eher dafür, dass Berg sich im ersten Satz der Tropentechnik von Schönbergs Antipoden Joseph Matthias Hauer bedient. Zu Beginn wird wohl die zu Grunde liegende Reihe "exponiert" (?). In ihr scheinen alle Intervalle vorzukommen, was eher für Hauers intervallbasierte Tropenmutationen als für Schönbergs Zwölfton-Komposition spricht. Der zunehmend "zusammenhanglose Charakter" hat vielleicht auch damit zu tun, dass Berg - für ihn durchaus typisch - den ersten Satz auf zwei Reihen aufbaut, statt auf einer einzigen. U.U. kommt nach etwa 20 Sek. (auf meiner CD) die zweite Reihe ins Spiel. Das kann ich aber hörend ehrlich gesagt nicht verifizieren, wie es überhaupt nahezu unmöglich sein müsste, atonale von freitonalen von zwölftönigen von tropigen Kompositionen nur dem Hören nach zu unterscheiden (selbst mit Partitur lassen sich (mögliche) Reihenpermutationen sicher nicht immer eindeutig zurückverfolgen und damit der Zwölftönigkeit zuschreiben). Ob der erste Satz nach Jovialität klingt? Das will mir auch nicht recht einleuchten (Aber wie klingt die überhaupt?). Hier ist vielleicht doch der programmatische Umweg über eine Person interpretatorisch hilfreich. Eine Dialogizität zwischen einer jovialen Person und einer zweiten, anderen kann ich mir zum ersten Satz der Lyrischen Suite durchaus einbilden. Viele Grüße, Mellus |
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Kreisler_jun.
Inventar |
#48 erstellt: 28. Okt 2009, 17:35 | |||||||||
Wie Jupiter aus Holsts "Planeten". Ich muß mich dem Kopfsatz nochmal näher widmen; vor ein paar Wochen, als ich mal ganz begeistert von dem Werk war, kam er mir vor wie ein "12-Ton-Haydn": vorwiegend heiter, transparente durchbrochene Arbeit usw. Aber letztens fand ich ihn dann doch wieder etwas dornig. JK jr. |
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Kings.Singer
Inventar |
#49 erstellt: 28. Okt 2009, 18:32 | |||||||||
Hi. Bei mir ist die CD inzwischen auch eingetroffen. Ich weiß aber noch nicht genau, wann ich wirklich die Ruhe finde mir die Lyrische Suite mal in aller Ruhe anzuhören. Nichtsdestotrotz lese ich mit großem Interesse hier mit. Wobei mir sich beim Mitlesen irgendwie auch die Frage aufdrängt: Was ist eigentlich mit Aladin? Viele Grüße, Alex. |
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op111
Moderator |
#50 erstellt: 28. Okt 2009, 19:14 | |||||||||
Vielleicht hat er die Herbstferien zur Erholung genutzt und sich noch nicht wieder ins WWW begeben?
Im Moment liegt mir kein Notenmaterial des Werks vor, so daß ich nicht feststellen kann, welcher Takt nach 20s erreicht wird. Die erste Reihe könnte diese aus der Wikipedia sein, die auch Berg auf Blatt 2 oben anführt.
Im Begleitheft der LaSalle-Aufnahme ist von einer Reihe die Rede, die alle 12 Intervalle enthält. Lt. Bergs eigener Analyse ist der Satz 2-teilig I. Exposition T 1-35 [Hauptsatzidee 1-12 Überleitung 12-22 Seitensatz 23-32 Schlußsatz 33-35] und II. Reprise T 36-69 [Beitrag von op111 am 28. Okt 2009, 19:51 bearbeitet] |
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Mellus
Stammgast |
#51 erstellt: 29. Okt 2009, 12:11 | |||||||||
Ähm, es ist auch erst nach ca. 30 Sek....
Ah, das habe ich bis auf die Exposition überhaupt nicht rausgehört. Berg muss sich irren. |
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