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Schumann Sinfonie Nr. 1: Wir hören eine CD

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Deukalion
Inventar
#1 erstellt: 22. Jul 2008, 21:31
Hallo!

Ich finde Joachims Idee, ein Musikstück gemeinsam zu hören auch sehr gut!

Aber Leute - muss es denn gleich Messiaen´s Jesuskind oder B. A. Zimmermann sein?! Da bleibt das Echo eher verhalten, meinerseits auch!

Projekte hier scheitern oft, weil sie viel zu anspruchsvoll, nicht weil sie zu einfach sind! Ich erinere an das gut gemeinte aber m. W. niemals verwirklichte "Habt ihr Interess an einem Analyse- Unterforum?"

Ich schlage deswegen vor: Gemeinsam hören, ja, aber laßt uns doch mit etwas Bekannterem, meinetwegen auch Eingängigerem, beginnen. Dann hätte man auch Forums- Neueinsteiger mit an Bord, das Werk hätte praktisch jeder im CD- Schrank, man könnte nicht nur das Werk, sondern auch verschiedene Interpretationen besprechen u.s.w.
Und wäre erst mal ein Anfang gemacht, könnte man später immer noch Werke der Neuen (oder der Alten) Musik besprechen.

Ich schlage vor: Eine der Schumann- Sinfonien! Wer macht mit?

Erwartungsvoll
Hartmut
Pilotcutter
Administrator
#2 erstellt: 22. Jul 2008, 22:06

Deukalion schrieb:
Wer macht mit?


Ich, gerne, habe mir letzte Woch erst die Box gekauft.
Kings.Singer
Inventar
#3 erstellt: 23. Jul 2008, 15:51

Deukalion schrieb:
Ich schlage vor: Eine der Schumann- Sinfonien! Wer macht mit?


Da bin ich dabei! Schumann ist gut. Kenne ich eh noch viel zu wenig. Das ließe sich ggf. auch ganz praktisch mit dem Analyse-Vorhaben kombinieren, sofern man im Besitz der entsprechenden Partitur ist (die gibt's allerdings, für besonders motivierte, schon ab ca. €16 zu kaufen - alle vier auf ungefähr 400 Seiten).

Viele Grüße,
Alex.
enkidu2
Inventar
#4 erstellt: 23. Jul 2008, 20:13

Deukalion schrieb:
Ich schlage vor: Eine der Schumann- Sinfonien! Wer macht mit?


Eine der Schumann Sinfonien würde auch mir behagen. Anders als Brahms und Beethoven habe ich Schumann eher selten gehört, so dass Schumann noch nicht verbraucht ist, also eine gewisse Neugier besteht. Andererseits habe ich die Sinfonien positiv in Erinnerung, so dass auch Motivation da ist, sich mit ihnen zu befassen.

Welche Sinfonie soll es denn sein? Und sollten wir uns auf eine Einspielung einigen? Wenn wir alle über die gleiche Einspielung reden würden, könnten wir uns auf Minuten und Sekunden einigen, bräuchten also nicht über Takte zu reden. Ggf. würde ja eine billige Einspielung reichen.

Gruß enkidu2
Hüb'
Moderator
#5 erstellt: 23. Jul 2008, 20:15
Schumanns 1. wurde ja bereits genannt.
Warum nicht diese?
Hätte Barenboim mit der Staatskapelle Berlin sowie Harnoncourt mit dem ECO zur Hand.
enkidu2
Inventar
#6 erstellt: 23. Jul 2008, 20:34
Ja, fangen wir vorne an: mit der Nummer 1.

Bei mir finden sich Bernstein, Solti und Furtwängler mit den Wienern, Gardiner mit dem ORR, Harnoncourt mit dem ECO, Dohnanyi und Szell mit Cleveland.

Gruß enkidu2
Kings.Singer
Inventar
#7 erstellt: 23. Jul 2008, 20:53
... Sawallisch! (Keine Alternative.)
Pilotcutter
Administrator
#8 erstellt: 23. Jul 2008, 21:52
Jo, das klingt ja gut!

Ich habe
1. die Frans Bruggen (mit seinem 18. Jahrhundert Orchester und
2. die St. Martin in the Fields mit ihrem Chef Marriner.
3. die Karajan xxx auf Vinyl, muss ich noch suchen.

Welch Vielfalt sich hier auftut


[Beitrag von Pilotcutter am 23. Jul 2008, 21:53 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#9 erstellt: 23. Jul 2008, 22:03
Ach herrje, sagt bescheid, wenn Ihr Euch auf eine Aufnahme geeinigt habt. Ich habe überhaupt gar keine von Schumanns 1. Sinfonie und muss mir erst eine bestellen. Wenn ich aus den genannten eine alphabetische Vorauswahl treffen darf:

Barenboim, Brüggen, Harnoncourt (BTW: Was ist "ECO"?), Sawallisch

Jürgen (Maastricht) findet die Dausgaard-Einspielung gut, Martin hat Levine.

Bin gespannt, ob sich ein gemeinsamen Nenner findet. Wären wir mal Gene_Franklins Beispiel gefolgt und würden an einer Online verfügbaren Verison hören...



Grüße,
Mellus
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 23. Jul 2008, 22:04
Hallo!

Ich habe mir bezüglich des Schumanns vor kurzem den Levine mit den Berliner Philharmonikern gekauft. Eine andere Einspielung habe ich nicht. Aber wenn hier ein Gespräch über ein Werk von Schumann in Gang käme, wäre ich grundsätzlich dabei.

Gruß Martin
Mellus
Stammgast
#11 erstellt: 23. Jul 2008, 22:08
Ha, Martin, da war ich schneller als Du!


Mellus
enkidu2
Inventar
#12 erstellt: 23. Jul 2008, 22:49

Mellus schrieb:
Was ist "ECO"?


Da habe ich wohl bei Hüb den Fehler gleich mit abgeschrieben. Es müsste nämlich COE heißen.

COE steht für Chamber Orchestra of Europe.

ECO ist nämlich das English Chamber Orchestra, für mich engstens verbunden mit Namen wie Raymond Leppard oder Jeffrey Tate.
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 24. Jul 2008, 05:42

enkidu2 schrieb:

Mellus schrieb:
Was ist "ECO"?


Da habe ich wohl bei Hüb den Fehler gleich mit abgeschrieben. Es müsste nämlich COE heißen.

COE steht für Chamber Orchestra of Europe.

ECO ist nämlich das English Chamber Orchestra, für mich engstens verbunden mit Namen wie Raymond Leppard oder Jeffrey Tate.

Ja, genau richtig.

COE ist btw. mein ehemaliges Nummernschild.

Wir haben jetzt je 2x: Barenboim, Harnoncourt und Lenny (Live mit den Wienern; auch in meiner Sammlung).

Sollen wir vllt. Barenboim nehmen, dem ein sehr klassisch-romantischer Ansatz nachgesagt wird?

Grüße

Frank
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 24. Jul 2008, 06:42
Moin!

Zunächst mal ein paar diskographische Hinweise.

Preisgünstig historisierend musiziert:



Kenne ich leider nicht, aber DDD und mit den Berlinern und zu dem Preis bestimmt kein schlechter Einstieg:



Dann hat Muti die Sinfonien 2x eingespielt. Bei der Aufnahme mit den Wienern für Philips erinnere ich mich an eine überschwängliche Besprechung im BBC Music Magazine:





Stardirigent, Spitzenorchesters und zu dem Preis bestimmt kein Fehler:



Dito.:



Ein Katalogklassiker, der vielen aufgrund seiner Klarheit und Strenge am Herzen liegt:



Und für absolute Sparfüchse (wobei die Meinungen zu dieser Aufnahme in meiner Erinnerung nicht einheitlich positiv ausfallen), ebenfalls DDD:



Wer sich etwas einlesen möchte, kann dies zum Beispiel hier tun:

Wikipedia: Robert Schumann
Wikipedia: Sinfonie Nr. 1
Noten / Klaviertranskription der 1. Sinfonie

Allgemeine Angaben zum Werk:

Titel: Symphonie Nr. 1
Untertitel: Frühlings-Symphonie
Tonart: B-Dur
Entstehungszeit: 1841
Uraufführung: 31. März 1841 im Gewandhaus in Leipzig (Dirigent: Felix Mendelssohn Bartholdy)
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Becken, Triangel und Streicher
Spieldauer: ca. 33 Minuten
Opus: op. 38

Sätze:
1. Satz: Andante un poco maestoso - Allegro molto vivace
2. Satz: Larghetto - attaca:
3. Satz: Scherzo. Molto vivace
4. Satz: Allegro animato e grazioso

Soweit für den Einstieg...

Grüße

Frank
enkidu2
Inventar
#15 erstellt: 24. Jul 2008, 08:53

Hüb' schrieb:
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Becken, Triangel und Streicher


Werden wir uns über die Besetzung einig?

Bei Martin Demmler Schumanns Sinfonien heißt es: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Triangel, Streicher.

Bei Norbert J. Schneider Robert Schumann: I. Symphonie B-Dur op. 38 heißt es: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten in B, 2 Fagotte, 2 Hörner in F, 2 Hörner in B, 2 Trompeten in B, 3 Posaunen, Pauken, Triangel und Streichquintett.

Gruß enkidu2


[Beitrag von enkidu2 am 24. Jul 2008, 08:54 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#16 erstellt: 24. Jul 2008, 09:20
Von der 1. die Noten, zwar leider nur Klavierauszug, gibt es hier gratis zum Download:

http://imslp.org/wiki/Hauptseite

http://imslp.org/wik...chumann%2C_Robert%29


(ich hätte ja eine der anderen vorgeschlagen, da der Frühling nun wirklich vorbei ist :D)

JK jr.
Pilotcutter
Administrator
#17 erstellt: 24. Jul 2008, 09:51

Kreisler_jun. schrieb:
zwar leider nur Klavierauszug


Also, mir reicht's!
Ich habe von irgendeiner Tschaikowsky Symphonie die Komplettpartitur als Buch, da sind von den Holzbläsern, womit die Orchesterbpartitur anfängt, bis zum Kontrabass mal locker ca. 10-15 Stimmen (Liniensysteme) untereinander.

Die Notation im besonderen werden wir auch wohl auch nicht auseinander nehmen. Hoffe ich zumindest nicht.

Gleichwohl ich auch nicht weiß, wie präzise solche Transkriptionen mit der Urnotation umgehen, ob man sie wirklich 1:1 auf die eigentliche Sinfonie anwenden kann.

Sei's d'rum. Eine kleine Hilfe ist's wohl.

Gruß. Olaf

!!!edit: Ich will es nicht komplizierter machen als es schon ist, aber bei Amazon jibbet die Schumann-Bernstein Einspielung inkl Porto für unter 13 Oironen.!!!


[Beitrag von Pilotcutter am 24. Jul 2008, 10:44 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#18 erstellt: 24. Jul 2008, 10:40
Hüb', hab vielen Dank für die Auflistung der Einspielungen! Wenn in den nächsten Stunden nicht jemand aufschreit und mich anfleht es nicht zu tun, werde ich heute noch den Harnoncourt bestellen. Ich schätze, dass der seine Arbeit vernünftig macht.

Viele Grüße,
Mellus
Kings.Singer
Inventar
#19 erstellt: 24. Jul 2008, 11:15
Ich will ja nicht nerven, aber:


JPC
Amazon

Den gibt's auch noch.
Hab' ich ehrlich gesagt auch ein wenig in der Auflistung vermisst, da Sawallisch/Staatskapelle Dresden oft als DIE Referenz genannt wird. Zumindest dürfte Sawallisch allgemein gesagt sehr viel Werktreue und Detailgenauigkeit bieten. Dazu die Staatskapelle, die einfach immer schon ein famoses Orchester war (so zumindest mein Eindruck).
Die 72er EMI Aufnahmen klingen in der aufbereiteten Version tadellos. Das Alter komplett verbergen können solche Remaster ja nie. Aber wie heißt es so schön: Die Aufnahmen sind absolut "state of the art".


Viel Spaß. Jetzt ist die Qual der Wahl noch größer.
Alex.
Mellus
Stammgast
#20 erstellt: 24. Jul 2008, 11:56

Kings.Singer schrieb:
Den gibt's auch noch.
Hab' ich ehrlich gesagt auch ein wenig in der Auflistung vermisst, da Sawallisch/Staatskapelle Dresden oft als DIE Referenz genannt wird. Zumindest dürfte Sawallisch allgemein gesagt sehr viel Werktreue und Detailgenauigkeit bieten. Dazu die Staatskapelle, die einfach immer schon ein famoses Orchester war (so zumindest mein Eindruck).


Zu Sawallischs Werktreue kann ich nichts sagen, jedenfalls ist die Staatskapelle ein famoses Orchester!

Ich habe nun eine ganze Weile Ausschnitte probegehört und verglichen und muss sagen, dass mir mit zunehmender Hördauer der Sawallisch immer besser gefallen hat. Der sticht Harnoncourt aus! Und ist "runder" als Levine, der wohl einen ähnlichen Zugang hat. Danke für Deine hatnäckigen "Warnungen", Sawallisch wird es. Schluss. Ende. Aber der trockene, zügige Dausgaard geht mir auch immer noch im Kopf rum...

Grüße,
Mellus
Hüb'
Moderator
#21 erstellt: 24. Jul 2008, 21:14

Kings.Singer schrieb:
Ich will ja nicht nerven, aber:

Stimmt. Grob fahrlässige Unterschlagung...
Kings.Singer
Inventar
#22 erstellt: 24. Jul 2008, 21:26
Big Brother is watching you.

Ist ja toll, dass wir dann alle die mehr oder weniger richtige CD haben. Wie soll dann aber die Praxis aussehen? (Ich frage nur, weil ich am Sonntag in den Urlaub fahre. )
pt_concours
Stammgast
#23 erstellt: 24. Jul 2008, 22:58

Kings.Singer schrieb:
Ich will ja nicht nerven, aber:


JPC
Amazon

Den gibt's auch noch.
Hab' ich ehrlich gesagt auch ein wenig in der Auflistung vermisst, da Sawallisch/Staatskapelle Dresden oft als DIE Referenz genannt wird.


Ja, so sehe ich das auch! Es folgen dann für mich auf den Plätzen 2 & 3Harnoncourt (zumindest mit Nr. 3 & 4)und Furtwängler (hat nur 1 & 4 eingespielt).

Wer kennt die Aufnahmen mit Herrweghe?


--würde mich auch interessieren!

Oder die mit Gardiner?



Ich denke übrigends dieser Thread gehört in den Bereich Orchestermusik als ... Schumann 1. Sinfonie
"Wir hören eine CD?" - Wie Martin2 dazu schon mal anmerkte:
"...tun wir das nicht schon die ganze Zeit??" (frei zitiert)

Gruß pt_concours
enkidu2
Inventar
#24 erstellt: 24. Jul 2008, 23:11

Kings.Singer schrieb:
Ist ja toll, dass wir dann alle die mehr oder weniger richtige CD haben. Wie soll dann aber die Praxis aussehen? (Ich frage nur, weil ich am Sonntag in den Urlaub fahre. )


Schließe mich der Frage an. Offensichtlich werden wir uns nicht auf eine Einspielung einigen. Also jeder wird seine Lieblingsaufnahme hören.

Also wie geht's weiter?

Gehen wir satzweise vor? Entschließen wir uns, über das Wochenende mal den 1. Satz zu hören?

Und schreiben was nieder?
Pilotcutter
Administrator
#25 erstellt: 25. Jul 2008, 00:29
Darf ich noch flugs ein Angebot einwerfen:

Die hochgelobt Hanoncourt Einspielung gibt es noch genau passend als einzel CD mit "unserer" 1. S. und dem KK als preisgünstige Version von "elatus". Das ist ein Sublabel von Teldec/Warner.

Im Marketplace ist sie von einem Anbieter aus HH neu für 3 Euro + 3 Port erhältlich. Ergo, für 6 die besagte CD:

Amazon CD



Nachdem ich eine bestellt habe, scheinen noch welche am Lager zu sein. Es ist halt die preisgünstigste Lösung für unser "Plenum" und wohl eine der beliebtesten Aufnahmen.


enkidu2 schrieb:
Entschließen wir uns, über das Wochenende mal den 1. Satz zu hören?


Jo, mit dem Hören könen wir ja nun loslegen, jeder wie er lustig ist. Ich werde gleich meinen Hörsessel konsultieren, mir meinen AKG K 701 umhängen und den 1. Satz mir einverleiben. Mit dem Schreiben wird's wohl erst später.

Gruß. Olaf


[Beitrag von Pilotcutter am 25. Jul 2008, 08:12 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#26 erstellt: 25. Jul 2008, 10:26

enkidu2 schrieb:
Gehen wir satzweise vor? Entschließen wir uns, über das Wochenende mal den 1. Satz zu hören?

Und schreiben was nieder?

Gute Idee.

Ich komme erst in der nächsten Woche dazu, da Schwiegereltern @home.
Kings.Singer
Inventar
#27 erstellt: 25. Jul 2008, 12:46
Hoffentlich hört keiner Celibidache, sonst sitzen wir im September noch da und hören Schumann #1.
Hüb'
Moderator
#28 erstellt: 25. Jul 2008, 17:04

Pilotcutter schrieb:

Bei 2001 gibt es die CD für 4,99 €.
Deukalion
Inventar
#29 erstellt: 25. Jul 2008, 22:22
Hallo Leute!

Schön, dass dieser Thread so gut in Fahrt kommt!

Damit wir uns jetzt nicht mit endlosen Diskussionen, welches die geeignete Einspielung ist, ausbremsen, würde ich mich dem Vorschlag von enkidu2 anschließen:


Offensichtlich werden wir uns nicht auf eine Einspielung einigen. Also jeder wird seine Lieblingsaufnahme hören.

Also wie geht's weiter?

Gehen wir satzweise vor? Entschließen wir uns, über das Wochenende mal den 1. Satz zu hören?

Und schreiben was nieder?


vieleicht ergänzt um den Vorschlag: Wer noch keine Schumann 1 besitzt, sollte sich vielleicht, der Anregung Hüb ´s entsprechend die sehr preiswerte Aufnahme von Harnoncourt mit dem COE kaufen, das scheint nämlich die Aufnahme zu sein, die die meisten hier besitzen.

Das sich nicht Festlegen auf eine Einspielung hätte auch den Vorteil, dass wir hier Eindrücke aus verschiedenen Interpretationsansätzen einbringen könnten.

Schön fände ich es auch, wenn jemand biografische Bezüge beisteuern könnte.

Zwar nicht streng biografisch, sondern ein Roman aber sehr kenntnisreich und einfühlsam geschrieben ist z. B. das Buch von

Peter Härtling
Schumanns Schatten






das ich vor längerer Zeit mal gelesen habe. Es enthält meiner Erinnerung nach ein Kapitel, in dem der biografische Kontext der 1. Sinfonie beschrieben wird. Wenn ich Zeit finde, schaue ich noch mal rein und berichte.

Gruß
Hartmut
Deukalion
Inventar
#30 erstellt: 25. Jul 2008, 22:39
Ach so, ich selbst habe 3 Aufnahmen von der Ersten:

- den unvermeidlichen Harnoncourt

- die wohl recht selten anzutreffende Aufnahme mit Philippe Herreweghe und dem Orchestre des Champs-Élysées (Cover s. o.)

- und die Aufnahme mit dem inzwischen verstorbenen Niederländer Hans Vonk und dem Kölner RSO, die es, wie ich gerade sehe, zusammen mit den anderen 3 Sinfonien inzwischen ebenfalls in einer recht preiswerten 2 CD- Ausgabe gibt.





Schönen Gruß
Hartmut
Hüb'
Moderator
#31 erstellt: 26. Jul 2008, 16:18
Hallo Hartmut,

bzw. hier ergänzt um das Violin- und das Cellokonzert:
http://www.jpc.de/jp...?rk=home&rsk=hitlist
Deukalion
Inventar
#32 erstellt: 26. Jul 2008, 19:23
Hallo Frank!

Hallo Hartmut,

bzw. hier ergänzt um das Violin- und das Cellokonzert:
http://www.jpc.de/jp...?rk=home&rsk=hitlist



Stimmt! Die Box hatte ich nicht gefunden. Genau diese habe ich!

Hört denn schon jemand den 1. Satz, oder seit ihr noch am grübeln, welches die beste Einspielung ist?

Schönen Gruß
Hartmut
enkidu2
Inventar
#33 erstellt: 26. Jul 2008, 21:51
Also ich bin schon am Hören und lese mich so nebenbei ein.

Derzeit mit Christoph von Dohnanyi und dem Cleveland Orchestra (11:27).

Gruß enkidu2
enkidu2
Inventar
#34 erstellt: 26. Jul 2008, 21:58
Allgemeines zu Sinfonie:

Über den Titel: Am 23. Januar 1841 notierte RS in sein Haushaltsbuch: „Frühlingssymphonie angefangen“. Der Titel „Frühlingssymphonie“ findet sich auch am Kopf der ersten Seite des Entwurfs. Später strich RS aber den Titel und auch die Überschriften der einzelnen Sätze wieder.

Zur Entstehung: RS begann mit der Komposition am 23. Januar 1841 und skizzierte die Sinfonie innerhalb von 4 Tagen. Am 27. Januar begann er mit der Instrumentierung und vollendete die Partitur am 20. Februar 1841. Am 6. März legte RS Partitur Mendelssohn vor und auf seine Anmerkungen hin nahm RS noch einige Korrekturen und Änderungen vor. Trotz des Erfolges der Sinfonie bei der Uraufführung überarbeitete RS die Partitur noch einmal und lies sich die revidierte Sinfonie in einer Sonderprobe im Gewandhaus am 13. August 1841 unter der Leitung von Ferdinand David vorspielen. Erst dann gab RS die Sinfonie frei. Die Erstausgabe erschien in Stimmen am 10. November 1841 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig, die Partitur dagegen erst Januar 1853.

Aufführungen: Am 31. März 1841 fand die Uraufführung der Sinfonie anläßlich eines Konzerts, das Clara Schumann zugunsten des Pensionsfonds für die Musiker des Leipziger Gewandhauses gab, statt. Das Leipziger Gewandhausorchester dirigierte Felix Mendelssohns Bartholdy.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten in B, 2 Fagotte, 2 Hörner in F, 2 Hörner in B, 2 Trompeten in B, je eine Alt-, Tenor- und Bass-Posaune, Pauken (in B, F, Ges), Triangel, 1. und 2. Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass.

Bemerkung: Die Metronomangaben schwanken: Bei der Korrektur der Partiturabzüge änderte RS 1852 die Metronomangaben, und verlangsamte mit Ausnahme des zweiten Satzes sämtliche Tempi.
enkidu2
Inventar
#35 erstellt: 26. Jul 2008, 22:04
Zum ersten Satz: 1. Andante un poco maestoso. Allegro molto vivace

Andante un poco maestoso, C, B-Dur, Viertel = 76 bzw. 66
Introduktion T. 1-38

Allegro molto vivace, 2/4, B-Dur, Viertel = 152 bzw. 120
Exposition T.39-133
- Hauptsatz T. 39-80
- Seitensatz T. 81-105
- Schlussgruppe T. 106-133
Durchführung T.134-301
Reprise T.302-380
Coda T.381-515
enkidu2
Inventar
#36 erstellt: 27. Jul 2008, 19:10
Heute noch Gardiners Einspielung mit dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique angehört (10:45).

Aber scheinbar hat sich die anfängliche Euphorie wohl doch merklich abgekühlt, so still wie es hier ist.

Gruß enkidu2
Hüb'
Moderator
#37 erstellt: 27. Jul 2008, 19:14
Wen wundert's, bei dem Wetter.

Bei mir läuft gerade Lenny mit den Wienern.
Bin also durchaus noch "dran".
Die Dramatik des ersten Satzes gefällt mir durchaus. Erinnert mich ein bißchen an Schubert, das Ganze.

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 27. Jul 2008, 19:14 bearbeitet]
Deukalion
Inventar
#38 erstellt: 27. Jul 2008, 19:39

Bei mir läuft gerade Lenny mit den Wienern.
Bin also durchaus noch "dran".
Die Dramatik des ersten Satzes gefällt mir durchaus. Erinnert mich ein bißchen an Schubert, das Ganze.



Hallo!
Ich bin durchaus auch noch "dran"!

Hab´ jetzt mehrfach die Interpretationen von Harnoncourt (1. Satz: 11.31) und Herreweghe ( 11.48) im Vergleich gehört und obwohl ich sonst Herreweghe´s Interpretationen sehr mag und dem Tausendsassa Harnoncourt eher skeptisch gegenüber stehe, mag ich in diesem Fall Harnoncourt´s Interpretation mehr als die des Belgiers. Wie so oft bei Harnoncourt ist seine Interpretation sehr bläserbetont und dadurch höre ich Details, die bei Herreweghe verlorengehen. Das Stürmisch- Aufbruchhafte der Interpretation Harnoncourts ist einer Frühlingssinfonie ebenfalls IMHO angemessen.

Dass das Ganze an Schubert erinnert, ist, so weiss es mein Konzertführer , auch nicht verwunderlich, weil Schumann kurz vor der Komposition seiner Ersten die Große C- Dur- Sinfonie von Schubert kennengelernt hatte und von diesr sehr begeistert war.

Grüße
Hartmut

Dass
enkidu2
Inventar
#39 erstellt: 27. Jul 2008, 20:15
Tja, über Schuberts C-Dur Sinfonie D 944 wird vielleicht noch zu reden sein. Wohl nicht erst Brahms hatte mit den Maßstäben, die durch Beethoven gesetzt waren, zu kämpfen. So wohl auch Schumann, dessen erster Versuch, die Zwickauer Sinfonie 1832 ja nicht vollendet wurde.

Schuberts große C-Dur-Sinfonie ist offensichtlich ein Wendepunkt in Schumanns Schaffen. Schumann entdeckte diese Sinfonie 1839 in Wien, als er Schuberts Bruder Ferdinand besuchte, und bewegte Mendelssohn zu ihrer Uraufführung am 21. März 1839 im Leipziger Gewandhaus. Die Große C-Dur war für Schumann wohl das Vorbild, wie eine Sinfonie nach Beethoven zu komponieren sei. Er hat sich mit ihr jedenfalls intensiver befasst, mehreren Aufführungen der Großen C-Dur beigewohnt und die Sinfonie Anfang 1840 in der Neuen Zeitschrift für Musik hymnisch besprochen.

Da Schumanns Erste zu Schuberts Großen C-Dur einige Ähnlichkeiten aufweisen soll, werden wir uns wohl auch nochmal D 944 anhören müssen. Da haben wir uns aber gleich für die erste Session ein reichlich komplexes Thema ausgesucht.

P.S.: Apropos NZM: Wir müssten uns vielleicht auch noch mit Schumanns Besprechung von Berlioz Symphonie Fantastique als Beispiel für Programmmusik befassen, und warum Titel und Überschriften in Opus 38 entfallen sind.

P.P.S.: Merkwürdig, nirgendwo habe ich gelesen, inwieweit Mendelssohns Kompositionen für Schumann richtungsweisend waren, obwohl beide doch scheinbar engeren Kontakt hatten.


[Beitrag von enkidu2 am 27. Jul 2008, 20:24 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#40 erstellt: 27. Jul 2008, 22:07
Die hauptsächliche Gemeinsamkeit mit Schuberts 9. liegt ja in der Einleitung, wenngleich die doch eher wuchtige Fanfare schon etwas anderes ist als der Solo-Hornruf in D 944 und in der Tatsache, daß diese später nochmal wiederkehrt. (Gibts natürlich so ähnlich auch schon vorher, etwa in Haydns 103 "Paukenwirbel")
Dieser Fanfare kann die Gedichtzeile "Im Tale zieht der Frühling auf" unterlegt werden.
Der punktierte Rhythmus des Allegro-Themas ist zu unspezifisch, um direkt mit Schuberts Werk in Verbindung gebracht zu werden; ausschließen kann man es aber auch nicht (Allerdings ist es ja einfach eine "Verkleinerung" der Fanfare, anders als bei Schubert). Ein weiteres Vorbild dürfte ziemlich sicher Beethovens 4. Sinf. gewesen sein. Auch hier gibt es einen eher humorvollen, stark rhythmusbetonten Satz (in derselben Tonart und auch im Zweiertakt).

Interessant und m.E. ganz unabhängig von diesen Vorbildern sind aber andere Sachen. Z.B. die lyrische Melodie, die in der Durchführung (nach ziemlich konventionellem Beginn dieses Abschnitts) auftaucht und die Verwendung der Fanfare in der Reprise und Coda. Bei Schubert erscheint der Hornruf erst ganz am Ende als "Apotheose", bei Schumann leitet er schon die Reprise ein. Noch schöner aber dann eine lyrisch-romantische Passage in der Coda. Auch die fängt zunächst ziemlich unoriginell, um nicht zu sagen platt, mit einer Beschleunigung und Sequenzen des Hauptmotivs an, aber ab ca. 10:28 (Herreweghe) beginnt dieser Abschnitt, vermutlich als Umgestaltung des Fanfarenmotivs zu verstehen, das auf einmal einen sehnsüchtigen Charakter annimmt (war jetzt eben beim Hören klar meine Lieblingsstelle). Die Flöten/Oboenüberleitung zum schmetternden Abschluß klingt dann wieder wie eine Reminiszenz an Beethovens Pastorale (Übergang Gewitter-Finale)


JK jr.
pt_concours
Stammgast
#41 erstellt: 27. Jul 2008, 22:43

enkidu2 schrieb:
Allgemeines zu Sinfonie:

Über den Titel: Am 23. Januar 1841 notierte RS in sein Haushaltsbuch: „Frühlingssymphonie angefangen“. Der Titel „Frühlingssymphonie“ findet sich auch am Kopf der ersten Seite des Entwurfs. Später strich RS aber den Titel und auch die Überschriften der einzelnen Sätze wieder.


Hallo,

SCHUMANN soll sich ja von einem Gedicht des Leipziger Poeten Adolf Böttger inspiriert haben lassen, welches mit den Zeilen endet:
"O wende, wende Deinen Lauf / Im Thale blühet Frühling auf."
Leider habe ich das vollständige Gedicht (mit Titel) bisher nicht gefunden. Kann jemand helfen?

Gruß pt_concours
Hüb'
Moderator
#42 erstellt: 28. Jul 2008, 05:54
Mir scheint, der ein oder andere hat gleichfalls den Harenberg-Konzertführer im Regal stehen...

Erwähnenswert - wie ich finde - übrigens, dass Harnoncourt und Bernstein im ersten Satz gerade mal eine Sekunde auseinander liegen, wie ein Blick ins Regal zeigt.

Grüße

Frank
enkidu2
Inventar
#43 erstellt: 28. Jul 2008, 08:41
Also den Harenberg-Konzertführer habe ich noch nicht bemühen müssen. Meine beiden Hauptquellen hatte ich ja bereits weiter oben offengelegt - neben den Booklets und Wikipedia.
Kreisler_jun.
Inventar
#44 erstellt: 28. Jul 2008, 09:42
Ich kenne den Hardenberg nicht, habe bisher noch gar nichts nachgeschlagen (zu faul, sonst hätte ich den Vers auch nicht falsch zitiert :D), aber natürlich irgendwann früher schonmal was in Führern und Booklets dazu gelesen. Werde heute abend mal meine Booklets und Führer (Reclam u. Konold) anschauen.

(Die Sinfonie ist nicht gerade mein Lieblingswerk, aber vielleicht ändert sich das ja durch nähere Beschäftigung; sie hat zwar keine solche "Ausfälle" wie ich sie in der 2. u. 3. finde, aber eben auch nichts, was an Rang mit dem adagio der 2. oder dem Kopfsatz oder dem Bläsersatz (4) der "Rheinischen" vergleichbar wäre.)

viele Grüße

JK jr.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#45 erstellt: 28. Jul 2008, 11:03
Hallo Kreisler jr.,

was stört Dich denn an Schumanns zweiter Sinfonie? Mir ist sie neben der Vierten die liebste der Schumann-Sinfonien, während ich die erste Sinfonie immer als eher unauffällig empfunden habe.


Herzliche Grüße
Aladdin
Kreisler_jun.
Inventar
#46 erstellt: 28. Jul 2008, 12:13

AladdinWunderlampe schrieb:

was stört Dich denn an Schumanns zweiter Sinfonie? Mir ist sie neben der Vierten die liebste der Schumann-Sinfonien, während ich die erste Sinfonie immer als eher unauffällig empfunden habe.


Das Finale, besonders das ad nauseam wiederholte Beethoven-Zitat. Biographie, Clara usw. hin und her, für mich ein sehr unbefriedigender Satz und Abschluß des Werks. Die beiden Mittelsätze sind fraglos hervorragend, der Kopfsatz zwar nicht gerade mein Favorit, aber sicher kein "Ausfall".

Aber bleiben wir hier erstmal bei der "Frühlingssinfonie" (weiß nicht, ob es schon einen anderen thread zu Schumanns Sinfonien gibt)

viele Grüße

JK jr.
Mellus
Stammgast
#47 erstellt: 28. Jul 2008, 22:01
Ich bin ein Hornochse! Beim Durchsuchen der unteren Fächer meines CD-Regales habe ich die oben genannte Schumann-CD von Harnoncourt (die mit dem Klavierkonzert) gefunden. D.h., dass ich die 1. Sinfonie vor langer Zeit einmal als nicht besonders spannend wegsortiert habe. Jedenfalls konnte ich sie so auch vor der Ankunft der Sawallisch-Aufnahmen schon mal (erneut) hören. Überrascht hat mich der Beginn. Von einer Frühlingssinfonie habe ich mir pastoralere Klänge erwartet. Aber Schumanns Sinfonie beginnt gleich mit dem Frühlingsgewitter. Es ist ja auch seine erste Sinfonie, da macht ein selbstbewusster Auftritt sicher einen besseren Eindruck als vorgängerergebene Bescheidenheit. Insgesamt tue ich mich noch ein wenig schwer mit der Frühlingssinfonie und hoffe daher umso mehr auf weitere rege Beteiligung hier! (Das Klavierkonzert ist allerdings toll!)

Viele Grüße,
Mellus
Pilotcutter
Administrator
#48 erstellt: 29. Jul 2008, 09:25

Mellus schrieb:
Ich bin ein Hornochse! Beim Durchsuchen der unteren Fächer meines CD-Regales habe ich


Fast genauso erging es mir, nur andersherum. Die von mir o.g. Einspielung unter Frans Bruggen gibt es überhaupt nicht. Es sind die Schubert Sinfonien. Wenn man meint, seine CD Sammlung auswendig zu kennen...
Die Harnoncourt und die Bernstein habe ich mir bestellt. Mein Arbeits- und Privatleben haben mir lediglich erlaubt, die Sinfonie bis dato 2-3 mal komplett durchzuhören und einige Takte dazu zu lesen.
Ich habe einiges zusammengetragen - zumindest ersteinmal zur Enstehung. Die Noten habe ich mir noch nicht einmal ausgedruckt, geschweige denn, einen Blick darauf geworfen.

Schumann skizzierte seine 1. Sinfonie mit wahrem Feuereifer, wie schon erwähnt in 4 Tagen, vom 23.-26.01.1841, die Orchestrierung beschäftigte ihn noch bis zum 20. Februar.

Wie sollte es auch anders sein, führte die Komponiererei Schumann's zu Spannungen in der Ehe. Das lag nicht zuletzt daran, das Robert damals am Klavier zu komponieren pflegte und dabei absolute Ruhe brauchte, was zur Folge hatte, dass Clara während dieser Zeit nicht üben konnte. Im akribisch geführten Ehetagebuch und Haushaltstagebuch finden sich einige interessante Einträge wie, "Zum Spielen komme ich jetzt gar nicht; theils hält mich mein Unwohlseyn, theils Robert's Componieren ab [...] ich verlerne alles und werde noch ganz melancholisch darüber".

Nach Beendigung der Orchestrierung notierte Robert im Ehetagebuch: "Die Symphonie hat meine Zeit noch viel in Anspruch genommen. Nun athme ich schon freier und sehe ein Ende der Arbeit [...] Freitag, den 6. März ging ich früh mit meiner Partitur zu Mendelssohn. Es verlangt mich sein Urtheil darüber zu hören. Was er sagte, erfreut mich sehr. [...] Merkwürdig, die meisten seiner Correcturen betrafen veränderte Stellen, und stimmen meistens mit meiner ersten Skizze überein. Das ist ein ergründender Blick"

Was genau ihm zum Beinamen "Frühlingssinfonie" erwog, ist wohl nicht haargenau zu klären, gleichwohl es sicher ist, dass der Beiname direkt von Schumann stammt.
Es könnte a) die fast gleichzeitige Beschäftigung des Ehepaars mit Rückerts "Liebesfrühling" sein, von dem Gedichtzyklus haben sie ja auch (9+3=12) Gedichte vertont.
Davon spricht das vorhergehende opus 37 1-12 Link Unsere Sinfonie ist ja opus 38.

pt_concours schrieb:

SCHUMANN soll sich ja von einem Gedicht des Leipziger Poeten Adolf Böttger inspiriert haben lassen, welches mit den Zeilen endet:
"O wende, wende Deinen Lauf / Im Thale blühet Frühling auf."
Leider habe ich das vollständige Gedicht (mit Titel) bisher nicht gefunden. Kann jemand helfen?



Darüberhinaus steht auch b) die Beschäftigung mit obigem Gedicht im Raume, was einerzeit nicht gerade der anspruchsvollen Lyrik zugerechnet wurde.
Es lautet folgendermaßen (vom Titel habe ich nichts gelesen), pt_concours:

Du Geist der Wolke, trüb und schwer
Fliegst drohend über Land und Meer,

Dein grauer Schleier deckt im Nu
Des Himmels klare Augen zu,

Dein Nebel wallt ehrauf von fern
Und Nacht verhüllt der Liebe Stern:

Du Geist der Wolke, trüb und feucht,
Was hast Du all mein Glück verscheucht,

Was rufst Du Thränen ins Gesicht
Und Schatten in der Seele Licht?

O wende, wende Deinen Lauf
Im Thale blüht der Frühling auf.


Konkret in Sachen des Beinamens "Frühlingssinfonie" wird Schumann auch im Briefwechsel an Ferdinand Wenzel und Louis Spohr.
Er betitelt sie selbst in Briefen so und schreibt auch, dass er sie zum Ende des Winters schrieb und dem Menschen die Frühlingsgefühle jedes Jahr in jedem Alter aufs neue überfallen. Dem Dirigenten Wilhelm Taubert schrieb er zu einer gepanten Aufführung:
"Könnten Sie Ihrem Orchester beim Spiel etwas Frühlingssehnsucht einwehen, die hatte ich nämlich dabei, als ich sie schrieb. Gleich den ersten Trompeteneinsatz möchte ich, dass er wie aus der Höhe klänge, wie ein Ruf zum Erwachen - in das Folgende der Einleitung könnte ich dann hineinlegen, wie es überall zu grünen anfängt, wohl gar ein Schmetterling auffliegt, und im Allegro, wie nach und nach alles zusammenkommt, was zum Frühling etwa gehört. Doch das sind Phantasien, die mir nach Vollendung der Arbeit kamen; nur vom letzten Satz will ich ihnen sagen, dass ich mir den Frühlingssabschied darunter denken möchte, dass ich ihn darum nicht zu frivol genommen wünschte".

Der Tag der Uraufführung gehörte wohl zu den schönsten im Eheleben der Schummans. Sie wurde mit einer solchen Teilnahme und Beifall (nach jedem Satz) angenommen, dass Schumann schrieb: "[..] wie glaub' ich keine neuere Symphonie seit Beethoven". Auch Clara schrieb: "Nie hörte ich eine Symphonie mit solchem Beifal aufnehmen... Mendelssohn dirigierte sie und war überhaupt das ganze Konzert hindurch der entzückenste Mensch, die größte Freude strahlte aus seinen Augen"
Viele Aufführungen folgten, auch im europäischen Ausland.

Das vorweg aus meiner Leserei über das Werk. Zur - und in der - Partitur hoffe ich auch noch etwas zu finden und zu sagen. Denn mittlerweile habe ich sie doch ausgedruckt und geheftet... Danke, übrigens für den Link, Frank, das hat mir die suche erspart.

Gruß. Olaf


[Beitrag von Pilotcutter am 29. Jul 2008, 12:46 bearbeitet]
Pilotcutter
Administrator
#49 erstellt: 29. Jul 2008, 10:59

enkidu2 schrieb:

P.S.: Apropos NZM: Wir müssten uns vielleicht auch noch mit Schumanns Besprechung von Berlioz Symphonie Fantastique als Beispiel für Programmmusik befassen, und warum Titel und Überschriften in Opus 38 entfallen sind.


Schumann selbst schrieb ja in einem Kommentar über seinen 1. Satz: "Anfang einer Symphonie, durch ein Gedicht von Adolph Böttger veranlasst". dennoch wollte er es nicht als Programmmusik verstanden wissen, weil er der Programmmusik äußerst kritisch gegenüberstand. Er hielt sie für "Unwürdige und Scharlatanmäßige Wegweiser". So urteilte er nämlich in der <Neuen Zeitung für Musik> über Berlioz' "Symphonie fantastique", seine Gruselsinfonie. Die Berlioz' Sinfonie ist da wohl sehr plakative Programmmusik, wo man in Berlioz' Traum seinen Kopf unter dem Schlag der Guillotine herunterplumpsen hört.

Schumann liebte es wohl mehr, Fingerzeige zu geben, anstatt irgend ein außermusikalisches Thema zu "schildern" oder zu "malen".
In dem o.g. Zitat an den Berliner Dirigenten W. Taubert schrieb er ja auch nur noch von der Betonung der Ecksätze indem er "Frühlingserwachen" und "Frühlingsabschied" als Kontrast nennt. Mit den einzelnen Überschriften hätte er sich und das Auditorium wohl zu sehr festgelegt und man hätte ihm Programmmusik nachsagen können.
Ihm ist die Phantasie (in dem Zitat rot gekennzeichnet) ja selbstredend erst hinterher eingefallen, um ja nicht den Anschein der Programmmusik zu wecken.


[Beitrag von Pilotcutter am 29. Jul 2008, 13:09 bearbeitet]
enkidu2
Inventar
#50 erstellt: 29. Jul 2008, 11:12

Pilotcutter schrieb:
Schumann liebte es wohl mehr, Fingerzeige zu geben, anstatt irgend ein außermusikalisches Thema zu "schildern" oder zu "malen".


Bliebe die Frage, ob im Sinne der Beethovenschen Anweisung "Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei" oder ob sich hier nochmal eine andere Auffassung auftut.
Pilotcutter
Administrator
#51 erstellt: 29. Jul 2008, 11:43

enkidu2 schrieb:
Bliebe die Frage, ob im Sinne der Beethovenschen Anweisung "Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei" oder ob sich hier nochmal eine andere Auffassung auftut.


Bei Schumann ist es wohl mehr die Auseinandersetzung mit den außermusikalischen Themen und Werken, nicht die Themen selbst.

Er wehrt sich ja mit Händen und Füßen gegen die Programmmusik als er zu seinem Papillons op. 2 schrieb:

... daß ich den Text der Musik unterlegt habe, nicht umgekehrt, sonst scheint es mir ein törichtes Beginnen.

Es ist wohl nicht die Schilderung der "Schmetterlinge" sondern die Auseinandersetzung mit den Werken des Schriftststellers Jean Paul, den er ja sehr mochte.
Gleichwohl das Werk sehr 'schmetterlingshaft' klingt.

Ich denke, daß die Übergänge zwischen der direkten musikalischen Malerei zu einem außermusikalischem Thema und die musikalische Darstellung der vorangegangenen Auseinandersetzung mit gleichem Thema recht schwimmend sein können.

edit: 30. Juni. Soeben ist meine bestellte CD eingetroffen:



Hier nocheinmal der Booklet-Text der Einzel CD, mit der hier meist erwähnten Harnoncourt Einspielung. Der Text fasst u.a. nocheinmal kurz die Themen Programmmusik, und Wegfall der Satzbezeichnungen zusammen.


[Beitrag von Pilotcutter am 30. Jul 2008, 10:22 bearbeitet]
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