200 poligen IC aus- und wieder einlöten?

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c-a-p
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 07. Aug 2008, 08:45
Hallo,

ich habe zwei Messgeräte (Graphisch). Bei einem ist ein AD-Wandler defekt. Der ist nirgends zu bekommen. Beim anderen ist die CPU defekt. In beiden Geräten ist die gleiche CPU. Meine Idee ist die funktionierende CPU aus dem Gerät mit dem defekten AD-Wandler auszulöten und in das Gerät wo die CPU defekt ist wieder einzulöten.

Kann mir jemand sagen wie man am besten einen IC der 200 Pins hat aus- und wieder einlötet?

Danke!

Florian
Kay*
Inventar
#2 erstellt: 07. Aug 2008, 09:00
Heissluft und viel, sehr viel Flussmittel!

... und einüben an alten Platinen, damit du ein Gefühl dafür bekommst!


[Beitrag von Kay* am 07. Aug 2008, 09:03 bearbeitet]
tiki
Inventar
#3 erstellt: 07. Aug 2008, 09:03
Hallo,
dafür gibt es Lötadapter - für vernünftige Lötkolben. Alternativ geht Heißluft, aber gezielt und damit auch nicht ohne geeignete Luftführung.
Oder man gibt es gleich einer Bestückungsbude, die auch (Hand-)Reparaturen anbietet, das wäre für mich das Sicherste, so habe ich es für mehrere 64-Beiner im 0,5er Raster getan. Es ist nicht mehr so prickelnd mit Spezialbrille, erst recht nicht in ROHS-Zeiten. Manchmal lohnt es nicht, um jeden Preis zu sparen.

edit: Heißluft ohne Luftführung, wie von Kay* angepriesen, tötet oder schädigt zumindest ältere Bauteile. Ohnehin empfiehlt sich ein baking, siehe Vorschrift für die Lötung nach längerer Lagerung außerhalb der Schutzverpackung (Wasser->Wasserdampf->peng!).


[Beitrag von tiki am 07. Aug 2008, 09:06 bearbeitet]
Docker
Stammgast
#4 erstellt: 07. Aug 2008, 09:44
High

Von den Adaptern würd ich die Finger lassen!
Je nach Masseanbindung der 200 Pins brauchst du schon eine Lötstation mit sehr hoher Leistung.
Noch dazu muß diese auch schnell genug und sauber nachgeregelt werden können.
Wenn du dir die Lödpads abreisst, kannst du´s wegschmeißen!

Profis machen das, wie angesprochen, mit Heißluftgeräten, zusätzlicher Unterheizung und zum Teil, unter Stickstoffatmosphäre.

Selbst damit ist es schwierig einen "gebrauchten" Ic wieder sauber einzulöten.

1. Kann/darf so eine CPU (Siehe Datenblatt)nicht beliebig oft auf die benötigte Löttemperatur gebracht werden, ohne das Bauteil zu zerstören.
2. Sollten die Beinchen des Bauteils frei von altem Lötzinn sein. Was bei einem 0,5/0,3 Raster schon sehr viel Fingerspitzengefühl verlangt, wenn man nicht die Beinchen verbiegen will (siehe 3.)
3. Sollte so ein Baustein plan auf der FBG aufsitzen, um eine anständige Lötqualität zu erreichen. (siehe 2.: Verbogene Beinchen)

Heißt für dich: Geh zu einem Profi mit der nötigen Ausrüstung!!! Und selbst der wird dir keine Garantie auf diese Arbeit geben können.

Kannst du vieleicht einen der zwei defekten Bausteine noch irgendwo neu auftreiben?
Das wäre bedeutend einfacher.
-scope-
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 07. Aug 2008, 10:17
Hallo,

es gibt da viele Wege zum Ziel...Routine ist aber das A & O.

Für das entlöten und wieder eilöten eines 200 pin QFP brauche ich 6 bis 10 Minuten. Absolut "sauber".

Das hat weniger mit extrem teurem Equipment, sondern mit jahrelanger Übung zu tun. (Service für Arcadeautomaten).

Sollte das also dein "erster Versuch" sein, und das Resultat gut werden soll, würde ich das an deiner Stelle lieber fremdvergeben.
Da helfen auch die Besten (gutgemeinten) Worte über ein Forum nicht viel
Docker
Stammgast
#6 erstellt: 07. Aug 2008, 12:20
High Scope

Naja, 6 min für Aus-und Einlöten ist wohl doch ein bischen sehr optimistisch

Ich mach sowas auch täglich, auf diversen IPC Boards, aber das wäre Rekord.
Kay*
Inventar
#7 erstellt: 07. Aug 2008, 12:38

Von den Adaptern würd ich die Finger lassen!


ich auch,
kostet unnötig Kohle, ist unflexibel
und viel zu gefährlich.

Für Heissluft braucht's keine besonderen Adapter,
sondern Übung, bzw. Routine.

Bei obsoleten Bauteile sollte man aber eher eine Firma - mit Versicherung - ran lassen.
-scope-
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 07. Aug 2008, 13:37

Naja, 6 min für Aus-und Einlöten ist wohl doch ein bischen sehr optimistisch


Es muss alles vor Ort liegen und "bereit" sein...Dann klappt das in diesem Zeitfenster. Jedoch ohne eventuelle Vorwärmzeiten (Je nach Material)

Chip auslöten: 1 min
Print lotfrei machen und säubern: 1 min
Chip ausrichten und fixieren: 40 sek
4 Seiten ablöten : ca 6 min.
säubern 1 min

OK...knapp unter 10 min....Die Wette würde ich halten

Das ist natürlich die "hau Ruck" Metode ohne Verwendung von Lötpaste, Dispenser etc. Normalerweise bin ich natürlich auch langsamer.


[Beitrag von -scope- am 07. Aug 2008, 13:39 bearbeitet]
Arnoh
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 07. Aug 2008, 19:06
Warum lötest du den ADC nicht um oder sind die unterschiedlich?

Arnoh


[Beitrag von Arnoh am 07. Aug 2008, 19:07 bearbeitet]
c-a-p
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 08. Aug 2008, 07:54
Hallo,

Es sind zwei verschiedene Meßgeräte vom gleichen Hersteller. Den A/D umzulöten wäre sicher einfacher (vor allem das ist das Wertvollere Meßgerät), aber ich habe keinen Ersatz. Und ich bekomme auch keinen... Das Teil ist von Fortune und heißt FS9711_LP3 (der FS9721_LP3 ist der Nachfolger denke ich). Ich habe schon Sampels angefragt, aber unter 1000 Stück geht da schon mal garnichts ! (Also zum kaufen natürlich)

auf dem anderen Meßgerät ist ein ICL 7135 von Intersil verbaut. Der scheint auch noch zu funktionieren (zumindest wird er nicht heiß sobald er seine Betriebsspannung bekommt) - Außerdem ist der ja wesentlich einfacher zu bekommen. Die CPU nimmt 1,6A auf bei ca. 3 Volt. Dummerweise sollte die CPU eigentlich mit 5 Volt laufen. Abgesehen davon wird sie ziemlich heiß (3V x 1,6A = ca. 5 Watt). Da an dieser Stromversorgung nur die CPU hängt gehe ich definitiv vom defekt dieser aus.

Die Frage ist halt ob es sich lohnt da viel Zeit / Geld zu investieren, weil das Gerät neu mal ca. 160.- € gekostet hat. Der Schaden entstand wohl durch eine ziemlich hohe Überspannung am Eingang des Gerät's. Es sieht zumindest so aus. Hab das Teil so gekauft, deshalb weiß ich es nicht genau.

Die CPU ist von beiden Geräten die gleiche - WENS 98A - das ist natürlich ein Aufdruck des Geräteherstellers Wens. Deshalb weiß ich nichtmal was genau das für eine CPU ist, aber da sie externes Flash hat gehe ich davon aus, dass keine Software in die CPU gebrannt ist. Falls doch wäre das Vorhaben eh schon gescheitert, weil es ja zwei verschiedene Geräte sind und auch unterschiedliche Display's haben (Ansteuerung...)...

Erschwerend dazu kommt halt noch, dass um die CPU herum viele Bauteile sind (Handmessgerät - wenig Platz innen). Deshalb ist die Frage mit Heißluft... Hab mir auch schon überlegt einen Draht genau über die Beine zu legen um alle vier Seiten und diesen dann mit moderatem Strom auf Temperatur zu bringen, aber aufgrund der Abfallenden Spannung an dem Draht sind natürlich Defekte auch wieder nicht ausgeschlossen...

Ich hab schon mal einen Intel 80EX386 (168pins?) von einer Platine abgelötet, allerings war da viel Platz ausen rum und außerdem war da die Platine eh im A... Das hat gut funktioniert mit Heißluft - kein Pin verbogen und super sauber das Teil. Ob defekt oder nicht war da egal, weil das mehr eine Trophähe (schreibt man das so?) war...

Ich werd's einfach mal Probieren - mehr als beide defekt kann nicht sein, und das sind sie ja jetzt auch!

Vielen Dank

Gruß

Florian
Arnoh
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 08. Aug 2008, 19:21
Hallo,
hast du hier beim deutschen Distri gefragt?
http://www.trgcomponents.de/TrgDE/Internet/CoWorkers.aspx

Arnoh
c-a-p
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 08. Aug 2008, 23:54
Hallo!

genau bei dem hab ich angefragt... Die haben nur einen IC von Fortune da von dem ich sampels bekommen könnte, aber das ist ein ganz anderer Typ... Hab keine Lust das ganze Datenblatt dieses IC mit dem des Verbauten zu vergleichen um dann festzustellen, dass doch irgendwas anders ist (was ja wahrscheinlich ist, weil sonnst hätten Sie ja keinen neuen IC rausbringen müssen...

Ich hab heute mal eine E-Mail nach .kr (Korea?) geschickt zum Hersteller der Meßgeräte und nach den Einzelteilen als "sparepart's" gefragt. Bin mal gespannt was dabei raus kommt.

Ich werde morgen mal versuchen den defekten CPU auszulöten. Wenn das nicht klapt hat es sich eh erledigt - weil raus muss der ja so und so... Falls ich es morgen schaffe - hab noch einen ganzen Berg Hochleistungsnetzteile vor mir...

Gruß

Florian
Alligatorbirne
Stammgast
#13 erstellt: 10. Aug 2008, 22:28
Hi,

ich habe mal ein stiftähnliches Gebilde mit einem sehr dünnen Metallplätchen vorne dran verwendet.
Damit konnte ich einen ähnlichen Baustein sehr leicht entfernen und einen neuen platzieren.

Man fängt bei Pin 1 an, erst erhitzen mit Lötkolben, dann das Plätchen drunterschieben und kühlen lassen, der Pin ist dann vom Lötpad ab.
Geht auch mit mehreren Pins gleichzeitig.

Beim Rekordlöten habe ich selber gesehen, dass sich ein 64-Pin Baustein in 1:30 min einlöten lässt.

Ich selber lag bei 1:50 min.
Kay*
Inventar
#14 erstellt: 10. Aug 2008, 23:11
Nee,

mit Lötstopp UND vielpoligen IC's wird sehr schwierig mit dem Drunterschieben. Zudem muss auf jeder Seite die Pinreihe
um die Dicke des drunterzuschiebenden Materials eine Abstand bekommen, meinetwgen durch's drunterschieben, d.h. ein gewisses "Verbiegen" der Pins.

gloob' ick alles nich'
-scope-
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 11. Aug 2008, 06:17

Man fängt bei Pin 1 an, erst erhitzen mit Lötkolben, dann das Plätchen drunterschieben und kühlen lassen, der Pin ist dann vom Lötpad ab.
Geht auch mit mehreren Pins gleichzeitig


Den chip kannst du danach "sicher" in die Tonne kloppen...Die Platine hingegen nur "möglicherweise"
tiki
Inventar
#16 erstellt: 11. Aug 2008, 09:03
Manchmal klappt's anscheinend, mein Kollege bevorzugt auch diese Variante, ich kanns nicht vernünftig. 200-Beiner hatten wir allerdings noch nicht am Wickel.
Alligatorbirne
Stammgast
#17 erstellt: 11. Aug 2008, 20:41
Ob ein Chip das ohne Schaden überlebt, ist fraglich.
Einen bereits defekten Chip bekäme man so aber ganz gut runter, die Platine sollte da wenig Probleme machen.
Bei meiner Aktion war sie jedenfalls tadelos geblieben.
c-a-p
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 13. Aug 2008, 09:48
Hallo!

gestern bin ich endlich dazu gekommen die CPU umzulöten.
Ich habe einfach nach dem Motto "No risk no fun" mit dem Heißluftfön ohne jegliche Düsen oder Bleche die CPU auf Temperatur gebracht. Den Fön habe ich dabei kreisförmig um die vier Seiten des CPU bewegt in einem Abstand von ca. 5 - 10cm. Den Fön habe ich dabei auf 350°C eingestellt (mein Fön hat eine Leuchtbandanzeige für die Temperatur und kann eingestellt werden ).

Ich hätte nicht gedacht, dass das so einfach geht mit dem Auslöten!

Aber beim Einlöten habe ich die feinste Spitze genommen die ich hatte (0,5mm). Natürlich habe ich vor dem Einlöten die Pins der CPU und die Platine von den Zinnresten gereinigt. Nach ca. 20 Lötpunkten habe ich aufgegeben und mich gefragt ob das nicht irgendwie einfacher geht mit dem Einlöten... Na klar! Ich habe eine Pinseite sozusagen mit Zinn überflutet (mit dem Lötkolben sanft an den Pins entlang und dabei immer Zinn zugeführt) und anschließend mit Entlötsauglitze das überschüssige Zinn wieder entfernt.

Das hat sehr gut funktioniert!

Alles zusammengesteckt, Strom drauf, eingeschaltet und siehe da - es zeigt wieder was an, sogar lesbar!

Ich habe dann noch drei bzw. vier CMOS-ICs gefunden die defekt waren (2x 4051 und 2x 4053)!

Die habe ich auch noch getauscht und dann festgestellt, dass auch bei dem Gerät der A/D-Wandler hinüber ist. Am DC-Eingang liegen ständig 1,3VDC an ohne dass der Pin überhaupt mit irgend etwas anderem verbunden ist.

Mit A/D-Wandlern habe ich nicht wirklich viel Erfahrung. Also ich weiß was sie machen sollen und wie sie grundsätzlich funktionieren aber ich habe noch keine experimente o. ä. damit gemacht.

Wobei der hier verbaute Wandler schon interessant wäre für eigene Experimente! ICL7135: 4,5stellig BCD-Ausgang mit Overrun und Underrun Ausgängen für Autorange. Kostenpunkt bei Reichelt: 1,75 Euro inkl. Märchensteuer!

Den werde ich jetzt mal bestellen und dann wird auch das Display wieder Werte anzeigen, die vernünftig sind hoffe ich. Im Moment steht da immmer nur irgendwas von 0,03.. oder OVER.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass an dem Gerät alles an aktiven Bauteilen defekt war außer den OP's, Spannungsreglern (bis auf einen) und Speichern samt Flash.

Eigentlich lohnt das nicht wirklich, weil wie genau das Teil dann noch ist nach so vielen ersetzten Teilen läßt sich im Moment nur erahnen. Wird wohl auch neu kalibriert werden müssen um halbwegs brauchbar zu sein. Naja, ich lass mich mal überraschen wenn der AD-Wandler da ist.

Vielen Dank für eure Hilfen!

Ich werde weiter berichten bis das Teil funktioniert falls es jemanden Interessiert?

Gruß

Flo
Rattensack
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 13. Aug 2008, 10:03

c-a-p schrieb:
Ich habe eine Pinseite sozusagen mit Zinn überflutet (mit dem Lötkolben sanft an den Pins entlang und dabei immer Zinn zugeführt) und anschließend mit Entlötsauglitze das überschüssige Zinn wieder entfernt

Von der Methode liest man öfter mal.



Gutes.
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