Sat Blitzschutz an Alu-Vordach?

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rage607
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 31. Aug 2015, 00:38
Guten Tag,

bei unserem Haus haben wir teilweise ein Satteldach und teilweise Flachdach. Das Satteldach hat keinen Blitzschutz.
Die Sat-Schüssel steht auf dem Flachdach (war nicht anders zu lösen) dicht am Satteldach (wie gesagt: hat keinen Blitzableiter).
Wir haben sehr hohe Bäume in der Nähe und der Nachbar ist eine Firma mit mit einem sehr hohen Zaun (wegen der hohen Holzregale aus Metall).

Dennoch würde ich gerne an der Sat-Schüssel eine Fangstange installieren.
Die Schüssel steht nicht nur in der Nähe vom Satteldach, sondern auch in der Nähe das Aluminium-Vordaches.
Kann ich von der Fangstange eine Leitung zum Vordach legen? Das Vordach steckt in der Erde, ich würde aber trotzdem noch einen Erder dran machen. Das Vordach ist nicht am Hauserder angeschlossen.
Es geht mir nicht um Ästhetik. Da geht die Sicherheit vor. Es bietet sich aber sehr an.
Das Vordach besteht aus sehr großen Aluprofilen.

Kleine Nebenfrage: Wo kann ich eine Blitzfangstange mit isolatoren kaufen?
Dipol
Inventar
#2 erstellt: 31. Aug 2015, 11:20

rage607 (Beitrag #1) schrieb:
Kann ich von der Fangstange eine Leitung zum Vordach legen?

Erdung und Potenzialausgleich sind integraler Bestandteil der Elektroanlage und Neuinstallationen nach § 13 NAV konzessionierten Elektrofachkräften vorbehalten. Trennungsabstand ist für die meisten EFK ein Fremdwort, weshalb nach der für Antennensicherheit maßgeblichen DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) die Montage von Fangstangen dafür vom VDE oder VdB qualifizierten Blitzschutzfachkräften vorbehalten ist.


rage607 (Beitrag #1) schrieb:
Das Vordach steckt in der Erde, ich würde aber trotzdem noch einen Erder dran machen. Das Vordach ist nicht am Hauserder angeschlossen.
Es geht mir nicht um Ästhetik. Da geht die Sicherheit vor.

Der Vorsatz ist überaus löblich, Sicherheit aber nur gegeben, wenn

  • sich Antenne und Leitungen nach Blitzkugel- oder Schutzwinkelverfahren (siehe DEHN Blitzplaner Tabelle 5.1.1.4) in LPZ 0B befinden
  • auch die äquivalenten Trennungsabstände einschließlich der Isolierstrecke der GFK-Abstandshalter stimmen
  • der Erdungsleitunger primär senkrecht und auf möglichst kurzem Weg gegen Erde und mit dem geerdeten Schutzpotenzialausgleich des Gebäudes blitzstromtragfähig verbunden ist
  • der 50 mm² Erdungsleiter aus 50 mm² St/tZn, Al oder Kupfer keine gefährlichen Näherungen zur Elektro- und Antennenanlage aufweist
  • metallische Hausteile wie Dachrinnen, Regenrohre oder Verwahrungen mit zu geringen Trennungsabständen zur Vermeidung von Lichtbögen fachgerecht mit angeklemmt werden
  • der Antennenträger und die Schirme der Antennenleitungen nach dem Gebäudeeintritt mit einem dazu möglichst eng verlegten Pa-Leiter aus 4 mm² Cu an der Haupterdungsschiene angeschlossen
  • alle Bauteile einschließlich der HES/PAS nach Klasse H = 100 kA blitzstromtragfähig sind
  • alle Erder/Erdungsleiter gemäß ABB Merkblatt 10 mit dem Schutzpotenzialausgleich des Gebäudes bliitzstromtragfähig verbunden sind

Das alles erfordert mehr Fachkunde und Praxis als die meisten zu ambitionierten DIY entschlossenen Laien vorweisen können.


[Beitrag von Dipol am 31. Aug 2015, 11:24 bearbeitet]
rage607
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 31. Aug 2015, 14:02
Also das Vordach müsste ich demnach sowieso mit anschliessen, weil es halt direkt in der nähe ist und auch der Leiter dicht dran vorbei muss.
Da das Vordach mit angeschlossen werden muss, kann ich es dann auch als Leiter nutzen? Ich meine, dass ich sowas mal gelesen habe, aber es kann ja viel im Internet geschrieben werden.

Ich hätte es vermieden, die Blitzschutz-"Anlage" mit auf den Potentialausgleich zu legen, damit ich nicht eine Spannungsschwankung/spitze auf der Erdung habe. Auch hier meine ich schon ähnliches dazu gelesen zu haben.

Ich bin Elektroniker, kenne allerdings die Normen für den Blitzschutz nicht und möchte diese (sofern für mich und mein vorhaben zutreffend) einhalten.
Ich frage mir lieber vorher alles doppelt und dreifach nach. Auch wenn ich dadurch wie ein Laie aussehen. Aber gerade in der Elektrotechnik mit seinen ganzen Unterketegorien gibt es immer etwas neues zu lernen.
Ich habe schon Erfahrungen damit, Pulverbeschichtungsanlagen zu isolieren und zu erden. Aber Blitze sind ja nochmal eine andere Hausnummer.
Dipol
Inventar
#4 erstellt: 31. Aug 2015, 15:56

rage607 (Beitrag #3) schrieb:
Also das Vordach müsste ich demnach sowieso mit anschliessen, weil es halt direkt in der nähe ist und auch der Leiter dicht dran vorbei muss.
Da das Vordach mit angeschlossen werden muss, kann ich es dann auch als Leiter nutzen? Ich meine, dass ich sowas mal gelesen habe, aber es kann ja viel im Internet geschrieben werden.

Wie bei Dachrinnen muss die Mindestblechstärke (siehe Blitzplaner Tabelle 5.1.1.5) eingehalten und gesichert sein, dass evtl. vorhandene Verbindungsstellen blitzstromtragfähig sind.

rage607 (Beitrag #3) schrieb:
Ich hätte es vermieden, die Blitzschutz-"Anlage" mit auf den Potentialausgleich zu legen, damit ich nicht eine Spannungsschwankung/spitze auf der Erdung habe. .

Das wäre sowohl ein Verstoß gegen die Normenreihe VDE 0100 als auch gegen die Blitzschutznorm und stellt das Grundprinzip von (Blitzschutz-)Potenzialausgleich auf den Kopf.

Mit diesem noch immer wieder mal auftauchenden vermeintlichen Patentrezept wird das Gegenteil dessen bewirkt was beabsichtigt ist, siehe ABB Merkblatt 10.

rage607 (Beitrag #3) schrieb:
Ich bin Elektroniker, kenne allerdings die Normen für den Blitzschutz nicht und möchte diese (sofern für mich und mein vorhaben zutreffend) einhalten.

Wenn man sich als Elektroniker an Antennenanlagen wagt, sollte man - mit oder ohne TREI-Schein bzw. Eintrag ins Installateuerverzeichnis eines VNB - wenigstens die Normenreihe VDE 0100 und die DIN EN 60728-11 (VDE 0855-1) verinnerlicht haben.

Mit einer Ansicht oder Skizze des Gebäudes mit der beabsichtigten Führung der Ableitung mit Bemaßung, kann man die schlimmsten Debakel verhindern.
rage607
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 31. Aug 2015, 18:09
Leuchtet auf jeden Fall ein.

Finde ich etwas gefährlich, wenn sich solch alte Ansichten bis heute durchsetzen.
Alleine deshalb schon gut, dass ich gefragt habe.

Die Mindestdicke ist auf jeden Fall gegeben.

Ich denken, dass schwierigste wird das richtige Verlegen sein. Da werde ich mal jemanden kommen lassen müssen.
Die Erdung sitzt zum Glück an der Aussenwand (innen).

Wo kann man entsprechende Blitzschutzanlagen kaufen?


[Beitrag von rage607 am 31. Aug 2015, 18:13 bearbeitet]
ViSa69
Inventar
#6 erstellt: 31. Aug 2015, 18:17
Kann es sein das viel SAT-Nutzer das gar nicht haben oder wissen ?
Bei beinahe jeder SAT-Anlage die ich auf Hausdächern sehe ist so gut wie keine Erdungsleitung/ Fangeinrichtung zu sehen .. ?!
ChrisBen
Inventar
#7 erstellt: 31. Aug 2015, 19:42

ViSa69 (Beitrag #6) schrieb:
Kann es sein das viel SAT-Nutzer das gar nicht haben oder wissen ?
Bei beinahe jeder SAT-Anlage die ich auf Hausdächern sehe ist so gut wie keine Erdungsleitung/ Fangeinrichtung zu sehen .. ?!


Moin,
damit hast du nicht Unrecht. Ich kenne hier am Ort auch praktisch keine Sat-Anlage, die über einen Blitzschutz oder über einen Potentialausgleich verfügt. Das Highlight hatte ich mit meinem Nachbarn. Der wollte eine Schüssel haben, hat mich immer nur mit großen Augen angeguckt und gesagt, daß der Elektriker gesagt hätte, daß man das alles nicht brauchen würde.

Hab mich mit ihm darauf geeinigt: Wenn er meine Hilfe will, wird mit Potentialausgleich gebaut. Daraufhin hat er dann doch den Elektriker geholt...
Und heute fabuliert er rum: "Siehste, geht auch ohne deinen ganzen Quatsch von wegen Potential."
Radiowaves
Inventar
#8 erstellt: 31. Aug 2015, 21:38
Ich schätze anhand der eigenen Beobachtungen ca. 90% ohne Blitzschutz. Hinzu kommen dann noch die teils genialsten Varianten von "irgendwas, was wie Blitzschutz aussieht installiert und bezahlen lassen", die wirkungslos sind: Fangstangen als Placebo ohne Anschluß an einen Ableiter, Fangstangen schön mit Trennungsabstand durch GFK-Haltestangen, aber Ableitung extra am Antennenstandrohr angeschlossen, ...

Auch wenn ich hier das Thema immer wieder stresse: meine eigene Schüssel ist nicht geschützt und könnt ezum Blitzeinleiter werden, genau wie die Balkon-Lampe beim Nachbar unter mir und viele andere Installationen auch. Als ich die Schüssel aufstellte, war mir das Thema fremd und ich war nicht sensibilisiert. Formal müßte ich die Schüssel entfernen, denn es gibt keinen Aufstellort auf meinem Balkon, an dem sie geschützt wäre - ich müßte ansonsten in die Bausubstanz eingreifen und wenigstens eine Direkterdung errichten, auch für die offensichtlich nicht geerdete Balkon-Konstruktion des gesamten Gebäudes. Und das geht als Mieter freilich nicht...
ViSa69
Inventar
#9 erstellt: 01. Sep 2015, 11:10
Das Thema ist aber auch Komplex - bzw. herrscht viel Halb oder Unwissen oder wird vieles durcheinandergewürfelt.

Unsere SAT-Anlage (Dachmontage) hat zwar einen Potenzialausgleich aber noch keine Blitzstrom tragfähige Erdung. (Kommt aber noch).
Mein Elektriker sagt auch das die Erdung Quatsch sei, da ein direkter treffer ob mit oder ohne Erdung eh alles zerschlagen würde.
Das Problem was viele nicht wissen (so wie dein Nachbar @ChrisBen) das bei solchen Anlagen Elektriker ohnehin die falschen Ansprechpartner sind.
Da muss man Blitzschutzanlagenbauer mit beauftragen.

Anfangs hatten wir nur die Schüssel/ SAT-Anlage auf dem Dach mit 5/8 Switch. Mir ist früher aufgefallen das jedesmal wenn ich an den F-Anschluß kam ich immer so eine Art "leichten Stromschlag" ... eher sowas wie ein stärkeres Kribbeln bemerkt habe. Das ist seit der Installation des Potenzialausgleichs verschwunden. Dabei wurde ein F-Erdungsblock mit der grün-gelben Erdungsleitung verbunden wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe.

Bei der Blitzschutzerdung hingegen wird ein massiver Einzeldraht von der Sat-Anlage auf möglichst kurzem direkten Wege aussen(!) am Haus verlegt und geerdet. Das bedeutet zwar nicht das dann nichts beschädigt wird, aber die Hauptenergie des Blitzes schlägt nicht in das Gebäude ein.

Soweit mein Wissensstand, falls unvollständig oder falsch möchte ich ausdrücklich um Korrektur oder vervollständigung bitten.
rage607
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 01. Sep 2015, 11:49
Für den Rest, der ins Gebäude geht, gibt es wohl Überstromschutz für Koax-Kabel mit F-Stecker. Ob die etwas bringen, weiß ich nicht.
Dipol
Inventar
#11 erstellt: 01. Sep 2015, 12:23

ViSa69 (Beitrag #9) schrieb:
Mein Elektriker sagt auch das die Erdung Quatsch sei, da ein direkter treffer ob mit oder ohne Erdung eh alles zerschlagen würde.

Es steht jedermann frei die eigene blitzschutztechnische Inkompetenz durch solch ahnungslose Thesen zu offenbaren. Auf einen Eli mehr ohne VDE-Auswahlabo und totaler Unkenntnis der Blitzschutznormen kommt es nicht an.

Blitz ist nicht gleich Blitz, die meisten Blitze haben eine Stromstärke um 25 kA, ein 16 mm² Cu hält - vorbehaltlich dafür zertifizierter Klemmen - 200 kA aus.

ViSa69 (Beitrag #9) schrieb:
Das Problem was viele nicht wissen (so wie dein Nachbar @ChrisBen) das bei solchen Anlagen Elektriker ohnehin die falschen Ansprechpartner sind.
Da muss man Blitzschutzanlagenbauer mit beauftragen.

Die (Neu-)Installation konventioneller Antennenerdungen nebst PA ist nach NAV § 13 konzessionierten EFK vorbehalten. Blitzschutzbau wird überwiegend nicht von konzessionierten Elektrikern, sondern noch überwiegend von gelernten Dachdeckern und Klempnern betrieben in deren Ausbildung noch kein Äußerer Blitzschutz gelehrt wurde. Da kann man auch an einen Eisenbieger geraten, der den Normanforderungen an eine qualifizierte Blitzschutzfachkraft nicht entspricht.

ViSa69 (Beitrag #9) schrieb:
Bei der Blitzschutzerdung hingegen wird ein massiver Einzeldraht von der Sat-Anlage auf möglichst kurzem direkten Wege aussen(!) am Haus verlegt und geerdet. Das bedeutet zwar nicht das dann nichts beschädigt wird, aber die Hauptenergie des Blitzes schlägt nicht in das Gebäude ein.

Schon oft erwähnt: Neue Antennen sollen möglichst nach dem Stand der Technik in geschützten Räumen installiert werden, die suboptimale Direkterdung ist aber nach den Anerkannten Regeln der Technik (= Norm-Minimum) zulässig.

rage607 (Beitrag #10) schrieb:
Für den Rest, der ins Gebäude geht, gibt es wohl Überstromschutz für Koax-Kabel mit F-Stecker. Ob die etwas bringen, weiß ich nicht.

Auch das Thema wurde schon x-mal durchgekaut:

Sind ÜSG energetisch richtig koordiniert und an den richtigen Zonenschnittstellen montiert, können damit die Potenzialdifferenzen zwischen Schirm und Leiter bzw. PEN und Phasen beseitigt werden. Ohne Erdung und PA können die aber nicht wirken.
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