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Sony TA E88b "knallen" im linken Kanal+A -A |
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Autor |
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Broesel02
Inventar |
#1 erstellt: 10. Mrz 2020, 12:24 | |||
Guten Tag in die Gemeinde, ich habe hier auf meinem Küchentisch von einem auch verstrahltem Bekannten einen dieser wahnsinnig schönen, teuren und seltenen Sony TA E88b. Das Gerät ist schon mal bei einer Fachwerkstatt gewesen, dort wurden alle Schalter und Potis fachgerecht gesäubert und versiegelt und alle Tantal- Kondensatoren gegen Elkos gewechselt. Das ist alles nachvollziehbar. Aber der VV hat aktuell ein Problem: Nach dem Einschalten knallt es auf dem linken Kanal ganz furchtbar. Mann darf daher die Endstufen erst einige Minuten nach dem VV einschalten damit es keine weiteren Schäden gibt. Entspannt hören kann man dann aber immer noch nicht da man immer fürchtet daß es gleich wieder knallt Bei der Durchsicht des Gerätes ist mir bei dem auffälligen Kanal nun diese Masseleitung aufgefallen: Sie führt vom Gerätegehäuse zum Gehäuse des Q210. Der Q210 wird im Stromspiegel der Phono- Stufe eingesetzt. Es ist ein 2N4100, ein NPN Doppeltransistor mit einer extrem niedrigen Ausgangsimdenz. Mit dieser "Schirmung" ist die niedrige Ausgangsimdedanz sicher dahin. Aber ich weiss nicht wozu diese zusätzlich Masserverbindung gut ist. Hat da jemand eine Idee oder Erfahrung? Richard |
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rummsdikabumms
Hat sich gelöscht |
#2 erstellt: 10. Mrz 2020, 13:22 | |||
Diese unisolierte Masseverbindung ist unsinnig und niemals original, sondern garantiert das Werk eines neuzeitlichen Alchymisten. Obwohl monotlithisch sind die Transitoren dielektrisch isoliert, bis 100V zw. den Kollektoren sind erlaubt. Bei vielen anderen Dual-Transistoren ist die Isolation nicht so gut, auch nicht gegen das Gehäuse. Im vorliegenden Fall hat es zumindest elektrisch geholfen, dass nicht alles abgeraucht ist. Allerdings ist schwer zu ermessen, wie lange mit dem Lötkolben auf dem TO Gehäuse gebrutzelt wurde bis das fette Masseband daran endlich angetackert war. Ab einer gewissen Temperatur ist die Dauer auch fast egal. Bei der Gelegenheit könnte durchaus die innere Struktur des Chips oder auch Bondingwires beschädigt worden sein, was ggf. auch zu Wackelkontakten und folglich Krachern führen kann. Mein Tipp: Test mit Kältespray, dosiert eingesetzt, nicht schockfrosten. [Beitrag von rummsdikabumms am 10. Mrz 2020, 13:23 bearbeitet] |
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Broesel02
Inventar |
#3 erstellt: 10. Mrz 2020, 15:46 | |||
Natürlich ist das nicht original. Ich habe das auch noch nie in diesem VV gesehen, dies ist jetzt der Dritte oder Vierte wo ich reinschaue. Die Schädigung des Transistors durch die Überhitzung des Gehäuses fürchte ich auch. Ich kann das Band ja einfach abtrennen, das geht natürlich. Und da das Gerät ja noch gespielt hat wird es sicher auch weiter spielen. Aber ich weiss nicht warum man so etwas macht? Wozu dient das? Bevor ich da den Rückbau starte möchte ich schon wissen warum man so etwas macht. Den Sommer - Winter Mann mit Kältespray und Heißlufttgebäse muß ich ja so oder so machen. Manchmal hilft auch das abklopfen mit einem kleinen Holzstab um Probleme zu lokalisieren Richard |
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rummsdikabumms
Hat sich gelöscht |
#4 erstellt: 10. Mrz 2020, 16:27 | |||
In diesem Internetz findet man tausende Bilder, die auch etwas anderes zeigen..
Wenn man "man" nur fragen könnte. Vielleicht hatte er vorher nur schlecht geträumt (oder geraucht). Vlt. sollte dieser gut gemeinte, aber schlecht ausgeführte, Versuch das auffällige Problem schon beheben.
Wer sucht der findet. Viel Erfolg! |
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CarlM.
Inventar |
#5 erstellt: 10. Mrz 2020, 16:36 | |||
Gibt es den Doppeltransistor nicht zweimal? Da sollte doch noch ein Q250 oder Q260 sein ... ist der auch so "geerdet"? Im Übrigen hätten die Musen ihrem "Guru" auch vorher sagen können, dass er das Kupferband an einen passenden KK hätte anlöten können, ohne den thermischen Tod des Bauteils zu riskieren. |
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Broesel02
Inventar |
#6 erstellt: 10. Mrz 2020, 18:05 | |||
Im anderen Kanal ist diese Kupferband natürlich nicht eingefrickselt. Richard |
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Uwe_1965
Inventar |
#7 erstellt: 11. Mrz 2020, 09:18 | |||
Vielleicht hatte der Vorbesitzer irgendein Brumm vom Plattenspieler und durch probieren hat er es so gelöst. Mache es weg Gruß Uwe |
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Broesel02
Inventar |
#8 erstellt: 14. Mrz 2020, 21:58 | |||
Ich hatte ja gehofft der "Erbauer" dieser Masseleitung hätte sein Tun hier erläutert. Hat er aber leider nicht. Ich habe inzwischen das Gerät so weit fertig: bei der Revision habe ich ALLE Zenerdioden erneuert, die noch im Gerät befindlichen weiteren Tantal- Kondensatoren gegen Folienkondensatoren getauscht, alle übrigen Elkos erneuert. Die Koppelkondensatoren habe ich wo es ging gegen Folienkondensatoren erneuert. Außerdem habe ich (fast) alle Kerkos gegen PP- Typen getauscht. Den Buffer- Amp für die Rec- Out Stufe habe ich mir gespart. Das benutzt ja heute keiner mehr. Es funktioniert alles ordentlich aber ich habe diese Stufe nicht mehr weiter veredelt. Dann habe ich eingeschaltet und das Masseband erst mal nur abgeklemmt. Es hat keinen Einfluß auf die Störung, lediglich die Übergänge bei Rechtecksignal werden etwas runder. Also habe ich das Masseband abgeschnitten. Die Fehlersuche hat dann noch ein wenig Kältespray und Warmluftfön gebraucht. Am Ende waren die Transistoren der Ausgangsstufe defekt. Q213 &Q214. Im Original ein 2SC1904 & 2SA899. Erneuert mit KSC3503 & KSA1381. Auffällig waren dann auch noch die Q208 und Q209, 2SC1775. Getauscht gegen KSC1845. Danach war wieder alles so ruhig wie es sein soll. Die Treiber- Transistoren liegen etwas versteckt unter einer Schaltwelle: Dann ist mir noch der Deckel von einem der Trimmpotis entgegengefallen. Hier das RT401, 100 Ohm. Der Kunststoffverschluss ist durch Alterung gebrochen. Also noch ein neues Trimpoti 100 Ohm spendieren. Zum Glück ist das nicht im Betrieb passiert Und so siehts jetzt aus: Ich werde Morgen noch ein wenig Messen und dann alles wieder zumachen und auch mal reinhören. Ich hätte gern noch etwas mehr gemacht aber es ist sehr sehr wenig Platz im Gerät für größere Bauteile. Ich wollte kein gestapelten Bauteile im Gerät anbringen und auch nichts unter der Platine anlöten. Der Akt mit der kleinen senkrechten Platine mit der Spannungsregelung für den MC- Head Amp reicht. Nach dem was ich bisher am Scope gesehen habe sollte der Vorverstärker auch schon so sehr sehr gut spielen. Ich werde noch vom Hörtest berichten. Richard |
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Rabia_sorda
Inventar |
#9 erstellt: 14. Mrz 2020, 22:54 | |||
Oha.....da gab es von Sony noch gute Sachen! Nicht wie auf einmal in den Anfang 90ern Klasse Teil! Und wieder super von dir gemacht! |
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Broesel02
Inventar |
#10 erstellt: 15. Mrz 2020, 12:52 | |||
Abschliessend noch ein Wort zu den Tantal- Kondensatoren in diesem VV. Etliche der Tantals haben in diesem Gerät diese ungewöhnlich Form: Soll heissen: 3,3 uF/16V. Besser als die Tantal- Perlen sind diese Klötzchen aber nicht. Also mussten sie auch alle noch raus. Und dann hat man wieder das Thema mit dem Platz. Ich wollte natürlich Folientypen einsetzen und keine Elkos. Es ist jetzt aber alles verbaut und es sieht ordentlich aus. Ein paar Messungen: Rechteck 10 kHz Rechteck 50 kHz Gehört haben wir dann auch noch. Auf alle Fälle ein Spitzengerät mit dem man klanglich ganz sicher auf der richtigen Seite ganz vorne mithören kann. Richard [Beitrag von Broesel02 am 15. Mrz 2020, 14:37 bearbeitet] |
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Rabia_sorda
Inventar |
#11 erstellt: 15. Mrz 2020, 13:05 | |||
Interessante Bauform - noch nie gesehen! Ich hätte da als erstes wohl eher eine Diode hinter vermutet, wenn man sich nur das Bauteil anschaut. |
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Poetry2me
Inventar |
#12 erstellt: 15. Mrz 2020, 14:15 | |||
@Richard: Respekt!! Und danke für die sehr gute Dokumentation Schaltungstechnisch ist dieser Vorverstärker Sony TA-E88 oder TA-E88N eine klare Ansage !!! Er gehört sicher zum Besten, das es jemals gab. Die Line-Stufe ist beeindruckend im Aufwand und (nach damaligem Maßstab) eingesetzter Bauteilequalität, z.B. nicht-induktiven und nicht magnetisierbaren Metalloxidschicht-Widerständen. Alles voll diskret, mit separatem Buffer Amp und Output Amp, etc. Die Spannungsregler (hier nicht drauf) sind ebenso gründlich rein diskret und aufwändig umgesetzt. Also DAS ist mal eine Line-Stufe... Sehr aufwändig und hochwertig ist ebenfalls die voll diskret aufgebaute Phono-Sektion: Separate Spannungsregeler jeweils für (MC) Headamp und Equalizer Amp. Im rechten unteren Phono Equalizer Teil waren die beiden defekten Treibertransistoren, die Richard als Ursache des Fehlers identifiziert und gewechselt hat. Kein leicht zu findender Fehler, da man in gegengekoppelten Systemen mit anderen Methoden suchen muss. - Johannes [Beitrag von Poetry2me am 15. Mrz 2020, 14:27 bearbeitet] |
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Uwe_1965
Inventar |
#13 erstellt: 15. Mrz 2020, 14:35 | |||
Hallo Richard, Hut ab. Sehr interessante Doku und die Bauform des Tantal ist wirklich selten, zumindest so noch nicht gesehen. Zu den Werten, die Kapazität ist zwar - 20 %, aber der Rest mit 0,5 % bzw Ohm braucht sich doch nicht vor einem Elko verstecken, da hatte ich schon schlechtere in Neu. Gruß Uwe |
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Broesel02
Inventar |
#14 erstellt: 15. Mrz 2020, 14:47 | |||
Hallo Uwe, schlimmer geht immer. Der ESR geht bei einigen der Tantals bis über 1 Ohm, die Kapaziäten habe ich mit +30% / -20% gemessen. Ich kann das dynamischer Verhalten nicht einschätzen. Tantalkondensatoren habe häufig noch sehr schlechte dielektrische Absorptionswerte. Das ist auch nicht wirklich erstrebenswert. Wenn man ein Spitzenergebnis erreichen möchte muß man auch Top- Bauteile einsetzen. Richard |
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Poetry2me
Inventar |
#15 erstellt: 16. Mrz 2020, 19:01 | |||
Hier eine Webseite, wo Bilder und Messwerte eines gleichen Gerätes zu finden sind. https://www.audiovintage.fr/2015/11/22/sony-ta-e88b/ Interessant, wie präzise sich die Kurven mit Deinem Gerät decken, v.a. bei dem beeindruckenden 10kHz Rechteck. Der leichte Überschwinger ist also systematisch. Auch hier wurden Kondensatoren und Trimmer gewechselt. - Johannes [Beitrag von Poetry2me am 16. Mrz 2020, 19:02 bearbeitet] |
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Broesel02
Inventar |
#16 erstellt: 16. Mrz 2020, 20:48 | |||
Ja, aber leider die Tantal- Kondensatoren nicht, die Zenerdioden nicht, die gegenpoligen Kondensatoren zur Auskoppelung des Gleichspannungsanteils sind geblieben die Kerkos sind geblieben und vieles mehr. Da geht auf alle Fälle mehr Richard |
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Jag&Sound
Neuling |
#17 erstellt: 04. Apr 2020, 20:55 | |||
Nach eingehender Prüfung im Vergleich zu diversen anderen Vorverstärkern möchte ich Richard für eine magische Wandlung des Geräts danken. Abgesehen vom Knallen lag der Sony doch deutlich hinter einem gut gewarteten Yamaha C2x, der in meiner Kette einfach brillanter und offener aufspielte. Nach der umfänglichen Frischzellenkur war der Sony nicht wieder zu erkennen. Anstelle von Knallen absolute Ruhe. Ein absolut neutraler Vorverstärker, der den C2X auch in Bezug auf Neutralität um Längen schlägt - es kommt nichts weg und nichts dazu. Jetzt harmonieren Optik, Haptik und Klang und somit ist der Sony nun meine bevorzugte solid state Referenz. Ich wage sogar zu behaupten, dass der Sony TA88b in seiner Bauart – obgleich konzeptionell komplett anders - einen Hovland HP100 in seinem Potential als Röhren-Referenz der späten 90er/Nuller-Jahre schlägt. Der Sony ist nun ein absolutes Spitzengerät sagen mir meine L09 und der Counterpoint SA220. Die Aktion zeigt eben, dass Vintage per se nur Sinn macht, wenn man neben der Anschaffung bereit ist, eine Komplettrevison in irgendeiner Weise anzugehen. Mit guten Bauteilen sollte dann aber auch wieder 30 Jahre Freude anstehen und dann wahrscheinlich sogar die Lebenserwartung eines Neugeräts um 100% übertreffen. |
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Poetry2me
Inventar |
#18 erstellt: 05. Apr 2020, 09:29 | |||
Dem kann ich mich nur anschließen. Richard geht jedes Gerät mit einem tiefen Verständnis der Schaltung und der verwendeten Materialien und Bauteile an. Obwohl - oder gerade weil - ich selbst leidenschaftlich Klassiker-Schaltungen analysiere und selbst viel machen kann, höre ich mit Endstufen, die von Richard überarbeitet worden sind. Etwas Besseres bekomme ich nicht hin. Und auch für andere HiFi-Komponenten sind seine Erkenntnisse, Ideen und Lösungen einfach inspirierend. - Johannes |
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