Debussy, Claude - ein Komponist nur weniger Meisterwerke?

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 04. Nov 2007, 12:51
Ich habe heute mal wieder die zweite CD aus dieser schönen Box gehört:



Mein erster Eindruck bestätigte sich: Es gibt doch von Debussy nur ein paar wirkliche Meisterwerke, die seinen großen Ruhm und seinen großen Stellenwert begründet haben. Vieles finde ich sehr schwach. Selbst die Images reißen mich nicht vom Hocker. Es ist doch immer nur La Mer, das Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns und die Nocturnes. Ich hatte auch mal die Oper Peleas und Melisande im Radio gehört und mich sehr gelangweilt. Außerdem habe ich noch das Streichquartett und die Violinsonate auf zwei Naxos CDs, die ich aber wirklich sehr lange nicht mehr gehört habe. Und dann noch eine Zyx CD mit vor allem Klaviermusik, unter anderem dem auch sehr berühmten Clair de Lune aus der Suite Bergamasque, das auch wunderschön ist. Auf vieles kann ich aber verzichten.

Wie ist eure Meinung? Teilt ihr meine Einschätzung, daß es sich bei Claude Debussy um ein sehr ungleichgewichtiges Ouvre handelt? Schlechter Debussy klingt für mich irgendwie wie gute Filmmusik. Es sind die Farben da, aber der melodische Reiz fehlt. Die guten Sachen sind unsterbliche Meisterwerke. Die schlechten - na ja. Woran das wohl liegt? An Claude Debussy, oder am impressionistischen Ansatz, der impressionistischen Farbigkeit, die im schlechtesten Fall in einen Farbenrausch ohne Substanz umschlägt?

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 04. Nov 2007, 12:52 bearbeitet]
sound67-again
Gesperrt
#2 erstellt: 04. Nov 2007, 13:18
Entscheidend ist, dass Werke wie La Mer und Nocturnes der klassischen Musik insgesamt eine Wende weg von der Spätromantik gegeben haben - insofern ist Debussys Beitrag bedeutender als der des "geschliffeneren" Maurice Ravel.

Es stimmt, dass Debussys Orchester- und Klavierwerke, wenn man zuviel davon am Stück hört, relativ gleichförmig klingen - auch wenn er insgesamt nur vergleichsweise wenig komponiert hat. Pelleas und Melisande ist tolle Musik, nur auf der Bühne ist das Werk untauglich (zu bewundern z.B. in Mainz und demnächst in Darmstadt) - es passiert einfach nix.

Thomas
Kreisler_jun.
Inventar
#3 erstellt: 04. Nov 2007, 14:56
Ich bin wahrlich kein Debussy-Experte und seine Musik liegt mir eher fern, aber ich würde zustimmen, dass die Orchester- und auch die Klavierwerke jeweils als Gruppe betrachtet recht ähnlich klingen (das gilt aber auch für Ravels Orchestermusik oder erst recht für Brucknersinfonien), obwohl natürlich schon deutliche Unterschiede zwischen einer kurzen Idylle wie dem Faunennachmittag und dem durchaus dramatischen La Mer bestehen.
Aber ich sehe hier nicht drei Meisterwerke und sonst Zweitklassiges, sondern die Werke sind eigentlich von ziemlich einheitlicher (und hoher) Qualität. Ebenso die Kammermusikwerke (wobei ich hier nur das Quartett und die Violinsonate kenne)
Es ist ja auch ein insgesamt überschaubares Oeuvre, ebenso wie bei Ravel.

viele Grüeß

JK jr.
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 04. Nov 2007, 19:55
Hi!

So riesig ist das OEuvre von Debussy ja nun nicht gerade. Die einzelnen Werksgruppe (Orchesterwerke, Kammer- und Klaviermusik) sind jeweils sehr überschaubar.

Ich kann seine Kompositionen nicht immer hören, halte seine Werke aber dennoch für "gute Musik", die ich fallweise gerne höre.

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 04. Nov 2007, 21:10
Mein Emailpartner Julian, Musikbibliothekar aus London, lobte auch sehr die Images. Vielleicht sollte ich sie einfach noch mal hören. Anlaufschwierigkeiten in Punkto klassischer Musik sind für mich ja nichts neues. Ich möchte auf jeden Fall auch noch mal die Violinsonate und das Streichquartett hören.
pt_concours
Stammgast
#6 erstellt: 04. Nov 2007, 22:32
Ich bin ein großer Bewunderer der Musik von Claude Debussy, besonders der Klaviermusik. Obwohl ich kein Musikwissenschaftler bin, sondern "nur" Liebhaber, hier ein paar Bemerkungen.
Natürlich klingt alles (ein wenig) ähnlich, wie auch die Werke Bachs, Brahms, Schumanns, Schuberts, Bartok etc.(irgendwie) ähnlichg klingen. Dennoch kann man bei Debussy z.B. Werke der Jugend und späte Werke sehr gut voneinander unterscheiden, da sich die ersten Werke noch auf dem Weg zum "Impressionismus" befinden, die Späten schon weit in die Moderne weisen.

sound67-again schrieb:
Es stimmt, dass Debussys Orchester- und Klavierwerke, wenn man zuviel davon am Stück hört, relativ gleichförmig klingen

Thomas


Ich finde dreiviertel der Klaviermusik (Suite bergamasque, Suite pour le piano, L'îìle joyeuse, Estampes, Images, Childrens Corner, Preludes, Ètudes, En blanc et en noir) auf solch hohen Niveau wie sie nur noch von Bach, Beethoven, Schubert, Schumann, Chopin, Brahms und vielleicht noch ein paar Anderen erreicht wurde (klingen diese Komponisten für dich am Stück auch "relativ gleichförmig"?). Besonders die Préludes (Heft2!!) halte ich für die schönste Klaviermusik des 20. Jahrhunderts!! ich perönlich finde manche einzelne Stücke schon so reich an Themen, dass ich oft denke, andere Komponisten wären mit einem solchen Einfall schon zufrieden gewesen, Debussy aber birngt gleich fünf oder sechs in einem Stück (Reflets, Ondine, Feux d'artifice, etc.)

Vielleicht hört ihr ja nur durschnittliche Interpretationen
hier mal kurz einige Empfehlungen von mir:


Ich hatte ja immer über einen Thread Klaviermusik Debussy nachgedacht- vielleicht wäre das ja ein Anlass dazu.

Ansonsten: Orchesterwerke kenn ich auch vorallem die genannten. Sehr ergiebig ist die Kammermusik (Streichquartett, Violinsonte, Cellosonate, Trio für Harfe, Flöte und Viola, Syrinx, u.a., und vergesst nicht die Lieder! Da sind sehr schöne Stücke dabei.

oder ihr mögt solche Musik wirklich nicht besonders...
...die Geschmäcker sind ja verschieden...


[Beitrag von pt_concours am 04. Nov 2007, 22:34 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#7 erstellt: 05. Nov 2007, 00:55

pt_concours schrieb:
Ich hatte ja immer über einen Thread Klaviermusik Debussy nachgedacht- vielleicht wäre das ja ein Anlass dazu.



Nur zu, ich werde da nur nicht mithalten können - Deine Sammlung mit CDs der Klaviermusik ist ja imponierend. Ich habe nur diese Zyx CD, auf der ein gewisser Peter Schmalfuss gewisse Klavierstücke zum besten gibt, u.a. die Suite Bergamasque, die Childrens Corner ( hat die Debussy nicht auch instrumentiert), zwei Preludes und die Arabesques. Könnte ich eigentlich mal wieder hören.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#8 erstellt: 06. Nov 2007, 01:25
Hallo,

anders für als Martin gehört für mich Claude Debussy zum eher kleinen Kreis derjenigen Komponisten, die – wie zum Beispiel auch Johann Sebastian Bach oder Alban Berg – so gut wie gar kein wirklich schwaches Werk hinterlassen haben. Von einem Mangel an kompositorischen „Metier“, also an handwerklicher Perfektion, wird man im Falle Debussys ernsthaft genau so wenig wie bei Maurice Ravel sprechen können. Und darüber hinaus habe ich den Verdacht, dass genau dasjenige, was für Martin ein Mangel der Debussyschen Musik ist, für mich einen ihrer größten Vorzüge darstellt: Eher als von einem Fehlen des „melodischem Reizes“ würde ich nämlich gerade bei einigen der für mich interessantesten Werke Debussys von einem Komponieren sprechen, in dem zumindest der konventionelle Begriff von Melodik zugunsten einer Satzweise aufgehoben ist, in der die Unterscheidung von Melodie und Begleitung, Haupt- und Nebenstimmen, Motiv und Figuration, Vordergrund und Hintergrund durch ein gleichsam schwebendes Gleichgewicht aller musikalischen Elemente ersetzt wird. Eines der faszinierendsten Beispiele dafür findet sich für mich ausgerechnet in den auf den ersten Blick eher pittoresken Images: Tatsächlich kommt mir nämlich die Schwerelosigkeit von Les parfums de la nuit, dem Mittelsatz von Ibéria, in manchen Momenten fast wie eine französisch-schillernde Antizipation des späten Webern vor…

Neben dem Prélude à l’après-midi d’un faune, den Nocturnes, La mer und den Images pour Orchestre muss aber meines Erachtens mindestens noch ein weiteres Stück unbedingt zu Debussys orchestralen Meisterwerken gezählt werden: die Poème Dansé Jeux – ein Stück, das in Freiheit der Verarbeitung kleinster und überaus flexibel gehandhabter musikalischer Zellen und in seiner entschlackten, fast kühlen Klanglichkeit (man denke nur an den lapidaren, fast kaltschnäuzigen Werkschluss nach dem vorausgehenden großen Aufschwung) nicht nur Igor Strawinsky stark beeindruckte, sondern noch vierzig Jahre später von Komponisten wie Herbert Eimert, Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen und Jean Barraqué – zugegebenermaßen nicht ohne apologetische Übertreibungen und Vereinseitigungen – als Bezugspunkt für deren eigene, statistisch seriellen Techniken der Klangorganisation aufgefasst wurde. Wie weit Debussy in seiner Orchestermusik gerade in satztechnischer Hinsicht ging, wird auch daran kenntlich, dass György Ligeti seinen Begriff der „Bewegungsfarbe“, der für die Mikropolyphonie seiner Werke Atmosphères und Lontano konstitutiv ist, gerade aus den klanglich differenzierten Massenstrukturen von La mer herleitete.

Was die überaus vielfältige Klaviermusik Debussys betrifft, so liebe ich hier insbesondere die beiden Bände der Préludes. Angesichts des dort auf kleinstem Raum versammelten Reichtums unterschiedlicher musikalischer Charaktere und Satztechniken kann ich den Eindruck, dass diese Musik „gleichförmig“ klinge, nur äußerst schwer nachvollziehen: steht hier doch die schwerelose Statik von Voiles (I,2) neben der virtuosen Brillanz von Les collines d’Anacapri (I,5), die narkotischen rhythmischen Bebungen und gleichsam (rausch)vergifteten Harmoniefolgen von „Les sons et les parfums tournent dan l’air du soir“ (I,4, für mich ein absoluter Höhepunkt in Debussys pianistischem Schaffen) neben der visionären Archaik von La cathédrale engloutie (I,10) die bitonale Grautonstudie von Brouillards (II,1) neben dem explodierenden Kaleidoskop atomisierter Klänge in Feux d’artifice (II,12), die morbide Erstarrung von Feuilles mortes (II,2) neben der glutvollen Koloristik von La puerta del vino (II,3) die Melancholie von Des pas sur la neige neben der spielerischen Ironie von „General Lavine“ – excentric, und so weiter und so weiter…

Die angeblich „langweilige“ Oper Pelléas et Mélisande verzichtet in der Tat auf jede handgreifliche Dramatik der äußeren Handlung; Debussys höchst verfeinerte Musiksprache interessiert sich vielmehr für das Unausgesprochene, Verschwiegene, die bloß angedeuteten Seelenregungen der Protagonisten. Insofern stellt die Oper eine Musique du silence in der Tradition des französischen Wagnerismus dar, in der freilich alle dramaturgische Umständlichkeit und symphonische Schwerfälligkeit des leitmotivisch zugerüsteten Musikdramas Wagnerscher Prägung verschwunden ist. Besser als einer Bühnenaufführung des Stückes beizuwohnen (und erst recht besser als ihr doppelt blind - ohne Szene und Text - im Radio zu lauschen) könnte es daher möglicherweise sein, sich dieser besonderen Musik durch ein (den Maeterlinckschen Text, für den ja paradoxerweise auch das Unausgesprochene entscheidend ist, mitlesendes) Hören zu nähern, welches das szenische Geschehen nur vor dem inneren Auge imaginiert. (So höre ich - nebenbei bemerkt - etwa auch den Tristan und Parsifal am liebsten.)

Übrigens erscheint es mir angesichts der schon in einigen Szenen von Pelléas et Mélisande ( so zum Beispiel im dritten, vor einer Grotte spielenden Bild des zweiten sowie im zweiten, im Gewölbe des Schlosses spielenden Bild des dritten Aktes) aufscheinenden Fähigkeit Debussys, geheime Schauer und Abgründe gewissermaßen zwischen den Klängen aufzutun, ein Jammer, dass der Komponist seine Poe-Oper La Chute de la Maison d’Usher niemals vollendet hat; die wenigen überlieferten Fragmente weisen zumindest in meinen Ohren darauf hin, das hier eine ganz außerordentliche Musik hätte entstehen können.

Zu erwähnen ist meiner Meinung nach auch die Bühnenmusik zu Le Martyre de Saint Sébastien, der freilich ein ziemlich ungenießbares Mysterienspiel von Gabriele D’Annunzio zugrunde liegt. Abgesehen von manchen in solchen Zusammenhängen wohl unvermeidlichen Bühnenfanfaren und einigen fast parsifalesken Chören enthält diese Bühnenmusik einige Sätze, die zum Besten des späten Debussy gehören.

Der recht überschaubare Bereich der Kammermusik enthält seit dem eher frühen Streichquartett, das bei aller Eigenwilligkeit des Tons deutlich an César Francks zyklisches Gestaltungsprinzip anknüpft, eigentlich nur wunderbare Stücke. Besonders ans Herz gewachsen ist mir die späte Sonate für Flöte, Viola und Harfe – nicht nur wegen ihrer aparten Besetzung, die zarteste Klangvaleurs ermöglicht, sondern auch wegen ihres unprätentiösen Grundtons und der selbstverständlichen Leichtigkeit, in der sich die drei Instrumente in unangestrengter formaler Freiheit entfalten können.

An Filmmusik erinnert mich die überaus differenzierte und sensible Tonsprache Debussys (anders als beispielsweise diejenige von Richard Strauss oder Dmitri Schostakowitsch, deren Musik ich persönlich nur in kleineren Mengen ertrage) eigentlich niemals. Dass Debussys kompositorische Funde später von den musikalischen Kunsthandwerkern Hollywoods zu allerlei Stimmungsmalereien und von neoimpressionistischen Epigonen zur Klangbeize folkloristischer Potpourries zweckentfremdet wurden, ist freilich nicht von der Hand zu weisen. Das ändert aber aus meiner Sicht nichts an der außerordentlichen Qualität und großen Originalität von Debussys eigenem kompositorischen Schaffen.


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 06. Nov 2007, 18:51 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#9 erstellt: 06. Nov 2007, 11:41
Hallo Aladdin,

ich finde Deinen Beitrag ganz phantastisch, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Großes Kompliment.

Bitte lege nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Ich hoffe, mein gelegentlich schnodderiger Stil beleidigt nicht Dein Feingefühl.

Unsere Geschmäcker sind mit Sicherheit auch verschieden. Mir gefallen Richard Strauss und Dimitri Schostakowitsch, die Du nur in kleinen Dosen erträgst, sehr gut, obwohl das sicher auch nicht alles Meisterwerke sind. Zwei Komponisten, die ich sehr mag.

Der Debussy wird von Dir sehr leidenschaftlich verteidigt. Das ist gut so. Wie gefällt Dir eigentlich die Martinonbox ( kennst Du sie?).

Daß mir einige Werke von Debussy sehr gut gefallen, weißt Du. Mit den anderen muß ich mal sehen. Ich habe jedenfalls durchaus keine "festgefügte Meinung". Es ist noch nicht lange her, da schimpfte ich über Beethovens Streichquartette Opus 59,1 und 74 als langweilige Musik, erntete Protest, hörte intensiver herein und inzwischen finde ich diese Streichquartette, vor allem das Opus 59,1 ganz wunderbare Musik. Das mag mir auch mit dem Debussy so gehen.

Was ganz sicher der Fall ist: Gewisse Werke Debussys enttäuschen meine vorgegebene Erwartungshaltung. Es ist halt Beethoven, es ist Debussy, Du erwartest etwas völlig überwältigendes, dies bleibt aus und du bist enttäuscht. So geht es mir manchmal. Das ist natürlich eigentlich ganz dumm. Jedes Werk ist neu, jedes will neu entdeckt werden, mit Erwartungshaltungen solltest Du nicht an ein Werk herangehen. Sondern mit Offenheit. Vielleicht gehen Stücke wie Jeux und Images auch tatsächlich weiter auf die Modernität zu, vielleicht ist es das, was ich an ihnen nicht mag, aber das mag sich alles ändern.

Du mußt es mir nicht übel nehmen, wenn ich hier in diesem Forum meine Meinung offen sage. Ich will hier in diesem Forum die offene Auseinandersetzung über Musik, deshalb schreibe ich meine offene Meinung über Musik, wie ich sie im moment empfinde. Festgefügt ist dabei bei mir auch nichts, ich will nicht erworbene Vorurteile breit treten, ich erwarte mir auch gelegentlich auch den Protest, der mich dan vielleicht dazu führt, meine jetzigen Urteile auch zu überprüfen.


Dass Debussys kompositorische Funde später von den musikalischen Kunsthandwerkern Hollywoods zu allerlei Stimmungsmalereien und von neoimpressionistischen Epigonen zur Klangbeize folkloristischer Potpourries zweckentfremdet wurden, ist freilich nicht von der Hand zu weisen. Das ändert aber aus meiner Sicht nichts an der außerordentlichen Qualität und großen Originalität von Debussys eigenem kompositorischen Schaffen.


Das wird wohl so sein. Für die Zweckentfremdung seiner Musik in der Filmmusik kann Debussy in der Tat nichts.

Insgesamt komme ich persönlich eben sehr von der Linie Bruckner Mahler Schostakowitsch. Der Impressionismus liegt mir traditionell eher ein wenig fern. Es gibt da bisher sehr wenig, was ich lieben und schätzen gelernt habe. Aber auch das mag sich ändern.

Gruß
Martin

Gruß Martin
pt_concours
Stammgast
#10 erstellt: 06. Nov 2007, 21:48

Martin2 schrieb:
...auf der ein gewisser Peter Schmalfuss gewisse Klavierstücke zum besten gibt, u.a. die Suite Bergamasque, die Childrens Corner ( hat die Debussy nicht auch instrumentiert), zwei Preludes und die Arabesques. Könnte ich eigentlich mal wieder hören.


Hallo Martin,

also jetzt wundert es mich nicht mehr, wenn Dir die Klaviermusik von Debussy etwas gleichförmig vorkommt. Ich selber besaß einst auch jene Einspielung-eine meiner ersten CDs- und habe diese CD schon vor Jahren verschenkt (ich hatte deswegen immer etwas schlechtes Gewissen , der mittelmäßigen Interpratation wegen...).
Ich halte diese Interpretation, mir Verlaub, für drittklassig. Ich denke, jeder der angibt, sich für die großen Werke der Musik zu interessieren sollte mindestens zwei Klaviermusik-CDs über Debussy beitzen, uns zwar in hervoragenden Interpretationen, die Auswahl ist wirklich groß!
Meine Empfehlung wären hier
1. "Images I&II" und "Childrens Corner" mit Michelangeli (1971)
2. " 24 Préludes" entweder mit Gieseking (?), Gulda (1969) oder Zimerman (1991)

wer dann noch nicht genung hat ist mit
3. "Suite bergamasque" und "Estampes" mit Richter (1977) gut beraten
wer alles aus einer Hand haben mag, der kann noch zur Doppel-CD mit Arrau (1980) greifen oder wer doch gleich eine Gesmataufnahme wünscht sollte sich für die (immer noch unerreichte) mit Gieseking entscheiden.
Von dem wenig bekannten franz. Pianisten J.Boguet (1970) existiert noch eine Gesamtaufnahme, die zwar nicht ganz an Gieseking, Michelangeli oder Richter heranreicht, aber auch einen gelungenen Gesamtüberblick ermöglicht.
Ansonsten ist fast alles was Michelangeli, Moravec, Richter, Gilels, Casadesus, Francois, Arrau u.a. von Debussy eingespielt haben von hoher Qualität.
Ein ausführlicher Thread im Bereich Klaviermusik soll noch folgen.

ps. wer sich ein wenig mit dem Leben von Debussy beschäftigen will, dem sei das hervorangende Buch von Dietrich Fischer-Dieskau empfohlen. Es enthält am Ende ein vollständiges Werkverzeichniss. gerade wollt ich es benutzen- und siehe da- es fehlt in der Ausgabe, die ich einst für wenig Geld bei 2001 kaufte! Schade, aber immerhin ist der Text komplett!
Martin2
Inventar
#11 erstellt: 06. Nov 2007, 22:17
Hallo Pt_Concours,

ich kann Dich nur ermutigen, so einen Thread über die Klaviermusik von Debussy zu eröffnen. Mich würde es halt auch schon interessieren, was die CDs, die Du anpreist, denn so kosten sollen, das ist für mich auch ein gewichtiges Argument.

Die Klaviermusik liegt hier sowieso etwas brach, seitdem Siamak hier nicht mehr schreibt. Es kann also gar nicht schaden, wenn Du hier ein bißchen frischen Wind in die Klaviermusik rein bringst. Und vielleicht findet sich ja doch hier ein adäquater Gesprächspartner.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#12 erstellt: 07. Nov 2007, 06:34
Hi!

Ich würde darum bitten, einen der bereits bereits existierenden Threads weiterzuführen.

Grüße

Frank
AladdinWunderlampe
Stammgast
#13 erstellt: 07. Nov 2007, 20:27

Martin2 schrieb:
Ich hoffe, mein gelegentlich schnodderiger Stil beleidigt nicht Dein Feingefühl.


Hallo Martin,

o je - ich scheine ja ziemlich mimosenhaft - oder doch eher dem Kontext entsprechend: mélisandenhaft ("Ne me touchez pas, ne me touchez pas!") - auf Dich zu wirken, wenn Du befürchtest, mit ein paar skeptischen Bemerkungen zu Debussy mein "Feingefühl" verletzt zu haben. Aber ich kann Dich beruhigen: Ich würde nocht nicht einmal in Ohnmacht fallen, wenn Du Debussy echt Scheiße finden würdest... Wenn jemand das Recht hätte, sich über unsere Diskussion zu empören, so wären es Debussy oder Schostakowitsch. Aber beide interessieren sich wohl nicht besonders für die Kriteleien, die irgend eine Wunderlampe oder ein Martin an ihnen verüben mag.

Aber jetzt mal im Ernst: Ich denke nicht, dass man sich in einem Forum ständig dafür entschuldigen muss, dass man seine Meinung (wie subjektiv, unbegründet oder vielleicht gar falsch sie im Einzelfalle auch sein mag) artikuliert - und zwar in der Sprache, die man selbst für angemessen hält. (Dass das kein Freibrief für persönliche Beleidigungen des Diskussionspartners ist, dürfte jedem klar sein.) Wie soll ein Diskurs zustande kommen, wenn man vor jedem großen Komponisten-, Interpreten-, Kritiker- oder Musikwissenschaftler-Namen gleich in eingeschüchterter Ehrfurchtshaltung erstarrt? Jeder ist frei, einer Meinung, die ihm nicht passt, zu widersprechen.


Martin2 schrieb:
Wie gefällt Dir eigentlich die Martinonbox ( kennst Du sie?).


Die Martinon-Box kenne ich nicht, aber Martinon ist mir aus vielen Radiosendungen als überaus kompetenter Dirigent französischen Repertoires bekannt.

Insgesamt tendiere eher zum zielgerichteten Kauf von Einzel-CDs derjenigen Werke, die ich gerade aus irgendeinem Grund gerade hören möchte, als zum Erwerb von Sammelboxen, von denen ich dann einen großen Teil doch nicht höre, weil er mich entweder nicht interessiert, oder weil (wie das bei umfangreicheren Zusammenstellungen häufiger der Fall ist) die Qualität der musikalischen Ausführung nicht so gut ist, dass das Zuhören wirklich Spaß macht. Außerdem versuche ich Mehrfachkäufe ein und desselben Werks möglichst zu vermeiden - es sei denn, eine Aufnahme ist so unbefriedigend, dass eine Alternativeinspielung unvermeidlich ist. Deshalb besitzte ich meist nur 1 bis höchstens 3 Aufnahmen einer Komposition. (Erst seitdem ich ein DVD-Audio- und SACD-fähiges Wiedergabegerät besitze, verführt mich meine Leidenschaft für mehrkanalige Aufnahmen gelegentlich zum Bruch dieser Regel...)

(Aufgrund meiner Abstinenz gegenüber Sammelboxen fehlen in meiner Sammlung, die mittlerweile gut 1200 CDs umfasst, übrigens durchaus manche Standardwerke des klassischen Repertoires - und zwar nicht, weil ich die betreffenden Stücke nicht liebe, sondern weil ich aus irgendwelchen Gründen nie die Nötigung fühlte, von ihnen eine Aufnahme zu erwerben. Schließlich gibt es auch das Radio und Konzertdarbietungen.)

Da ich nicht weiß, welche der in meinem Beitrag genannten Werke in der Martinon-Box enthalten sind und welche nicht, möchte ich Dir - auch wenn es der Moderation sicherlich nicht gefällt - kurz meine Aufnahmen zumindest der oben angesprochenen Stücke auflisten:

Musiques pour "Le Roi Lear",Jeux: Poème Dansé, Images.
City of Birmingham Symphony Orchestra, Leitung: Simon Rattle
EMI CDC 7 49947 2

Nocturnes, La mer, Jeux, Rhapsodie pour clarinette et orchestre.
Cleveland Orchestra, Leitung: Pierre Boulez
Deutsche Grammophon DG 439 896-2

Prélude à l'apres-midi d'un faune, Nocturnes, La mer, Berceuse héroique.
Cincinnati Symphony Orchestra, Leitung: Paavo Järvi
Telarc SACD-60617

Préludes.
Krystian Zimerman
Deutsche Grammophon DG 435 773-2

Pelléas et Melisande.
Maria Ewing, Francois Le Roux, José van Dam, Jean-Philippe Courtis, Christa Ludwig, Wiener Philharmoniker, Leitung: Claudio Abbado
Deutsche Grammophon DD 435 344-2

Le Martyre de Saint Sébastien.
Sylvia McNair, Ann Murray, Nathalie Stutzmann, Leslie Caron, London Symphony Chorus, London Symphony Orchestra, Leitung: Michael Tilson Thomas
Sony Classical SK 48 240

Claude Debussy/Maurice Ravel: Streichquartette.
Emerson String Quartet
Deutsche Grammophon DG 427 320-2

Streichquartett, Syrinx für Flöte solo, Sonate für Violoncello und Klavier, Sonate für Flöte, Viola und Harfe, Sonate für Violine und Klavier.
Sigiswald Kuijken, Veronica Kuijken, Sara Kuijken, Wieland Kuijken, Barthold Kuijken, Piet Kuijken, Sophie Hallynck
Arcana A 303

Empfehlenswert finde ich all diese Einspielungen. Und vielleicht ist ja das eine oder andere dabei, das Du mit der Zeit so zu "schätzen und lieben" lernst wie die Musik Beethovens, Bruckners, Mahlers oder Schostakowitschs.


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 07. Nov 2007, 22:51 bearbeitet]
tazio
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 08. Nov 2007, 11:58
Kann dem von Debussy nicht ganz Zufriedengestellten nur empfehlen, sich Ernest Chausson anzuhören; Symphonien, Streichquartette, Gesänge und natürlich sein (bekanntestes)Poeme de l'amour et de la mer...; Chausson war Leiter des Musikkonservatoriums und musikalisches Vorbild von Debussy. Finde, dass man den Meister-Schüler-Niveau-Unterschied deutlich hört.
Kreisler_jun.
Inventar
#15 erstellt: 08. Nov 2007, 12:25

tazio schrieb:
Kann dem von Debussy nicht ganz Zufriedengestellten nur empfehlen, sich Ernest Chausson anzuhören; Symphonien, Streichquartette, Gesänge und natürlich sein (bekanntestes)Poeme de l'amour et de la mer...; Chausson war Leiter des Musikkonservatoriums und musikalisches Vorbild von Debussy. Finde, dass man den Meister-Schüler-Niveau-Unterschied deutlich hört.


Ja, fast so wie bei Albrechtsberger und Beethoven...



JK jr.
Martin2
Inventar
#16 erstellt: 08. Nov 2007, 14:35
Danke Aladdin,

aber ich fühle mich mit meiner Martinonbox und meinen Naxoseinspielungen des Debussystreichquartetts und der Debussyviolinsonate eigentlich recht gut ausgestattet. Was mich halt schon interessieren würde, wäre eine erschwingliche Einspielung der Klaviermusik von Debussy, nachdem ich ja nun erfahren habe, daß der Schmalfuss wirklich schlecht sein soll. Gibt es da irgendwelche schönen Angebote?

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#17 erstellt: 08. Nov 2007, 15:34
Preludes I & II Jacobs (Warner/Nonesuch) ca. 11 EUR



Michelangeli live gibt es auch günstig auf Labels wie Aura, Ermitage usw., da weiß ich aber nicht, wie es um die Klangqualität steht. Die DG-Aufnahmen sind zu ziemlich unterschiedlichen Preisen erhältlich, teils sauteuer.

Von Sony Frankreich gab es eine schöne, preiswerte Auswahl (2 CDs, allerdings mono) mit Robert Casadesus, oben schonmal abgebildet. Nicht direkt, aber sie stammt aus derselben Reihe wie die obige CD:


Brilliant hat eine Gesamtaufnahme, 7 CDs für ca. 17 EUR, die kenne ich aber nicht. Der Pianist Crossley hat aber IIRC auch Einspielungen für Sony u.a. renommierte Label gemacht.

(edit: Bilder eingefügt)

JK jr.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 08. Nov 2007, 16:37 bearbeitet]
op111
Moderator
#18 erstellt: 08. Nov 2007, 16:11
Hallo zusammen,

Kreisler_jun. schrieb:
Brilliant hat eine Gesamtaufnahme, 7 CDs für ca. 17 EUR, die kenne ich aber nicht. Der Pianist Crossley hat aber IIRC auch Einspielungen für Sony u.a. renommierte Label gemacht.

ich wiederum kenne die Aufn. von Schmalfuss nicht. Die Brilliantbox (Ravel ist auch noch drauf) finde ich nicht übel. Crossley tendiert etwas zur romantisch-weichen Interpretation.

Gruß
Amadé-Franz
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 08. Nov 2007, 20:14
Neben den allseits geschätzten Einspielungen von Benedetti Michelangeli höre ich noch folgende besonders gerne:



Die 1969er Aufnahme, welche F. Gulda für das Jazzlabel MPS kreierte.



Hier eine etwas aussergewöhnliche Einspielung auf einem Blüthner-Flügel von 1907.

Eine kaum beachtete, doch sehr einfühlsame Interpretation der amerikanischen kölner Klavierprofessorin Nina Tichman auf dem Label Wergo:

Ein fünfteilige GA und meine persönliche Referenz.

Klaviertrio ist mein persönlicher Favorit in Sachen Kammermusikformation. Hier also eine wunderschöne Interpretation des englischen Florestan Trios.



Viel Spaß beim Hören!


[Beitrag von Amadé-Franz am 09. Nov 2007, 07:17 bearbeitet]
op111
Moderator
#20 erstellt: 08. Nov 2007, 23:46

AladdinWunderlampe schrieb:

Da ich nicht weiß, welche der in meinem Beitrag genannten Werke in der Martinon-Box enthalten sind

Beinahe alle Orchesterwerke:
JOAN Records
Ergänzen könnte man noch einige Bearbeitungen:
Six Épigraphes antiques (Arr.: Ansermet)
La cathédrale engloutie (Arr.: Leopold Stokowski)
Pelleas et Melisande (symphonische Synthese: Leinsdorf / u.a.)
Amadé-Franz
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 09. Nov 2007, 07:14
Martin schrieb:


Mein erster Eindruck bestätigte sich: Es gibt doch von Debussy nur ein paar wirkliche Meisterwerke, die seinen großen Ruhm und seinen großen Stellenwert begründet haben. Vieles finde ich sehr schwach. Selbst die Images reißen mich nicht vom Hocker. Es ist doch immer nur La Mer, das Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns und die Nocturnes. Ich hatte auch mal die Oper Peleas und Melisande im Radio gehört und mich sehr gelangweilt. Außerdem habe ich noch das Streichquartett und die Violinsonate auf zwei Naxos CDs, die ich aber wirklich sehr lange nicht mehr gehört habe. Und dann noch eine Zyx CD mit vor allem Klaviermusik, unter anderem dem auch sehr berühmten Clair de Lune aus der Suite Bergamasque, das auch wunderschön ist. Auf vieles kann ich aber verzichten.


Ich denke jeder kann auf die Musik verzichten, die ihn nicht anspricht.

Für mich sind gerade Werke, Komponisten und vereinzelt Interpreten, die mir nicht sofort eingänglich sind die besondere Herausforderung; nicht ständig freilich, regelmäßig jedoch. Was ist Dir wichtig? Nur um Spaß zu haben oder mal reinzuhören, ist eine tiefere Beschäftigung nicht angesagt. Hast Du Spaß mehr zu erfahren? Die Beschäftigung mit Biographie, Umfeld (persönlich, historisch), Arbeitsweise (Harmonik, Instrumentation, Einflüsse auf ihn, Debussy und von ihm auf andere, etc.) kann sehr spannend und erkenntnisreich sein.

Es könnte ein wenig auch an den Martinonaufnahmen liegen. Ich hatte sie schon auf LP. Sie sind einfach ganz nett anzuhören. Neben einigen Ungenauigkeiten von orchestraler Seite lassen sie für mich zwei wesentliche Aspekte ziemlich vermissen. Zum einen fehlen der Spannungsbogen und häufig die Binnenspannung, es entwickelt sich nicht wirklich. Zum anderen gehen dadurch(?)die vielen Mikrobewegungen und -entwicklungen, die für die Musik Debussys so wichtig erscheinen verloren. Gar eine innere Welt entsteht nicht. Insofern kann ich verstehen, dass Dir einige Werke nicht viel sagen. Da sie sich oft nicht sofort erschließen, nicht spektakulär sind, leben sie von der Feinkunst des Dirigenten. Martinon war hier "nur" solide.

Hast Du schon in eine der folgenden Aufnahmen reingehört:







Sehr interessant sind die Interpretationen der Zeitgenossen:


Diese Aufnahme hat meine Begeisterung für Debussy geweckt, hervorragende Sängerleistungen und spannendes Dirigat.


Es sind drei CDs mit Werken Debussys unter Inghelbrecht bei Testament erschienen.

Viel Spaß beim Stöbern und Hören
Amadé-Franz
op111
Moderator
#22 erstellt: 09. Nov 2007, 08:50
Hallo zusammen,

Amadé-Franz schrieb:
Es könnte ein wenig auch an den Martinonaufnahmen liegen.
.. Neben einigen Ungenauigkeiten von orchestraler Seite lassen sie für mich zwei wesentliche Aspekte ziemlich vermissen. Zum einen fehlen der Spannungsbogen und häufig die Binnenspannung, es entwickelt sich nicht wirklich.
... Da sie sich oft nicht sofort erschließen, nicht spektakulär sind, leben sie von der Feinkunst des Dirigenten. Martinon war hier "nur" solide.

so negativ sehe ich die Martinon-Aufnahmen nicht. Sie repräsentieren die spezifisch französische Orchestertradition. Die Werke enthalten mehr, als in einer einzigen Aufnahme deutlich wird, aber das trifft auf alle Aufführungen zu.
Mit dieser sehr preiswerten Kassette erhält man schon einen recht zutreffenden (und nicht nur "netten") Eindruck von den Werken und keineswegs ein blasses Zerrbild.
(Ich weiß, dass Amadé-Franz das auch nicht behauptet hat.)
Um eine größere Bandbreite der Werke zu erfassen, könnte man, wenn man Gefallen an der Musik gefunden hat, noch Aufnahmen von Toscanini, Furtwängler, Barbirolli, Inghelbrecht, Ansermet, Stokowski, Karajan, Celibidache, Haitink, Solti, Boulez, Roshdestwenskij und v.a.m. hinzuziehen.
Aus Martins Worten entnehme ich aber, daß es ihm weniger darum geht, einen interpretationsgeschichtlichen Querschnitt zu erarbeiten. Er möchte die Werke durch eine überdurchnittliche Aufnahme kennen lernen.
Dazu ist die Brilliant-Box m.E. mehr als nur ausreichend geeignet.


Amadé-Franz schrieb:
Hast Du schon in eine der folgenden Aufnahmen reingehört:

Die Aufnahmen schätze ich sehr und habe sie schon einige Male hier erwähnt. Im Vergleich zur Brilliant-Box muß man da aber schon sehr tief in die Tasche greifen oder eine gut sortierte Musikbibliothek in der Nähe haben. Die hist. Opernaufnahme ist schon sehr gewöhnungsbedürftig anzuhören. Ob die zum ersten Kennenlernen geeignet ist?
Von "Pelleas" gibt es mindestens 2 "symphonische Synthesen" (u.a. von Erich Leinsdorf und Marius Constant), die einen Eindruck von der Musik vermitteln.

Gruß


[Beitrag von op111 am 23. Nov 2007, 12:16 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#23 erstellt: 09. Nov 2007, 10:58
Die Sony-Doppel-CD mit Boulez kostet ca. EUR 20, das finde ich für eine Spitzenaufnahme aller relevanten Orchesterwerke völlig o.k.
Man muß ein bißchen achtgeben, dass man durch Kampfpreise wie die Brilliants, die nur durch billige Lizenzausgaben funktionieren, nicht völlig die Maßstäbe verliert.
Allerdings glaube ich ebenfalls nicht, obwohl ich Martinons nicht kenne, dass es an den Aufnahmen liegt. Ich fand Debussys Musik jahrelang eine obskure, völlig unverständliche Klangwolke (und nicht nur La Mer oder Nuages oder was es da gibt)... Es ist halt ein völlig anderer Stil als Mahler oder Schostakowitsch (wiewohl ich "Impressionismus" auch nie ein besonders hilfreiches Etikett fand), in den man sich reinhören muß.

viele Grüße

JK jr
op111
Moderator
#24 erstellt: 09. Nov 2007, 13:09
Hallo zusammen,
die Sony-Box ist in der Tat sehr günstig, die habe ich für rund 12,- gekauft,
die DG-Aufnahmen und die Testament-CDs sind m.W. allerdings noch im Vollpreissegment um 15,- bis 20,- je CD.
In der Tat ist es bedenklich, wie der Markt durch die Billigstausgaben durcheinandergeraten und evtl. auch blockiert ist. Wer sich mit den Gesamtausgaben eingedeckt hat, braucht erst einmal einige Jahre bis alles durchgehört ist und der Wunsch nach Neuem aufkommt.
Gruß
WolfgangZ
Inventar
#25 erstellt: 09. Nov 2007, 21:30

Wer sich mit den Gesamtausgaben eingedeckt hat, braucht erst einmal einige Jahre bis alles durchgehört ist und der Wunsch nach Neuem aufkommt.


Das könnt ich jetzt gar nicht von mir behaupten!



Gruß, Wolfgang
Amadé-Franz
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 10. Nov 2007, 00:55
Hallo erstmal - alle zusammen

Franz-J. schrieb

Mit dieser sehr preiswerten Kassette erhält man schon einen recht zutreffenden (und nicht nur "netten") Eindruck von den Werken und keineswegs ein blasses Zerrbild.
(Ich weiß, dass Amadé-Franz das auch nicht behauptet hat.)


Dem stimme ich ganz und gar zu. Gerade auf LP fand ich Martinon weder nett oder gar als Zerrbild. Er ist ein Träger, wie Franz-J. bemerkt, der franz. Orchestertradition. Meine Aussagen waren mit nichten abwertend gemeint, wenn ich etwas nicht mag würde ich mich nie abfällig äußern. Mir sagen die genannten Interpretationen mittlerweile mehr zu. Zwischendurch ist es aber schön Martinon zu hören.

Ich kann mir Debussy sicher nicht immer und ununterbrochen anhören, war aber von Anfang an fasziniert. Mit den Einstieg bildete die historische Opernaufnahme - muss allerdings dazusagen, dass ich historische Aufnahmen sehr schätze und auch alte Schellacks bei Gelegenheit genieße (auf einem hundertjährigen wunderbar erhaltenen Gramophonschrank) - doch für nicht so eingewöhnte Ohren wirklich gewöhnungsbedürftig.

Franz-J. Du nennst viele herrliche Aufnahmen, die wenigen, die ich zusätzlich zur Martinon-Box nannte, waren als eventuelle Anregung gemeint. Ich machte die Erfahrung und bin deshalb der Meinung, dass es sehr viel Spaß machen kann sich in ein Werk reinzuarbeiten, das einen nicht sofort an"springt".

Leider stimmt es auch, dass bis auf die alte Boulezbox alle im Hochpreissegment angesiedelt sind. Für eingehenderes Kennenlernen und oft auch audiophile Freuden ist das hin und wieder sinn- und freudvoll.

Mir vielen noch einige meiner Favoriten auf:


Weil die Rede von Bearbeitungen war, finde ich einfach schön und sehr gut aufgenommen.


Selten gespieltes Werk, toll aufgenommen und Topinterpretation


Eine grandiose Scheibe, einfach nur schön und wunderbar musiziert


Ich mag Angeles sehr gerne und diese Aufnahmen besonders.


Eine weitere großartige Lied-CD, mit dem großartigen G. Souzay. Rauscht etwas.

Weil von der Leinsdorfbearbeitung die Rede war:


Was meint Ihr?

Viel Spaß und danke für den anregenden Dialog
Bona Note sagt die Lotte
op111
Moderator
#27 erstellt: 10. Nov 2007, 09:18
Hallo zusammen,
wer den internationalisierten Einheitsorchesterklang heute bedauert, sollte vielleicht mal in diese Aufnahmen reinhören:
La Mer in der Erstfassung bietet z.Z. wohl nur Stokowski
mit dem LSO in dieser BOX (in einigen Ländern auch auf einzelner CD)
Nicht nur die Decca Phase 4 Technik ist für manchen evtl. ein Albtraum, mich begeistert diese Aufnahme mit ihrem enormen Drive.


Noch französischer als Martinon:

Es existieren mehrere Aufnahmen mit Inghelbrecht, auch in Stereo.

2 für mich unverzichtbare Eckpunkte des Interpretationsspektrums.


[Beitrag von op111 am 10. Nov 2007, 09:27 bearbeitet]
Amadé-Franz
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 10. Nov 2007, 09:24
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Inghelbrecht ist für mich einer der Debussyeckpfeiler.

Schönes musikalisches Wochenende.
op111
Moderator
#29 erstellt: 10. Nov 2007, 09:57
AladdinWunderlampe
Stammgast
#30 erstellt: 10. Nov 2007, 17:11

tazio schrieb:
Chausson war Leiter des Musikkonservatoriums und musikalisches Vorbild von Debussy. Finde, dass man den Meister-Schüler-Niveau-Unterschied deutlich hört.


Hallo tazio,

woher stammen Deine Informationen?

Ernest Chausson war zwar eng mit dem sieben Jahre jüngeren Claude Debussy befreundet, aber sein Lehrer war er meines Wissens ebenso wenig wie er jemals das Conservatoire geleitet hat; tatsächlich hat er dort nach seinen Kompositionsstudien bei Jules Massenet und César Franck aus Verärgerung über seine - anscheinend für bedeutendere Komponisten fast notorische - Ablehnung bei der Verleihung des Prix de Rome noch nicht einmal sein Abschlussexamen abgelegt. Chausson, der aus wohlhabendem Hause stammt, war finanziell unabhängig genug, um - nach einem abgeschlossenen Jura-Studium und einigen Jahren als praktizierender Rechtsanwalt - eine Existenz als freischaffender Komponist zu führen.

Was das von Dir angesprochene kompositorische Niveau von Chausson betrifft, so halte ich seine Musik durchaus für ein unverächtliches Bindeglied zwischen César Franck und Claude Debussy. Eindrucksvolle Werke wie seine Sinfonie B-Dur, op. 20, scheinen mir zumindest in Deutschland eigentlich zu selten gespielt zu werden. Auch Debussy hat die Musik seines Freundes anscheinend geschätzt: So hat er noch 1913 - also vierzehn Jahre nach Chaussons frühem Unfalltod - die bei aller Freiheit wohlproportionierte Form der Poème, op. 25, für Violine und Orchester hervorgehoben.

Doch bei aller Liebe: Wenn ich nach diesen Stücken mit ihrem spätromantisch gepanzerten Orchestersatz und ihrer eigenartig zwischen Tristan-Chromatik, César Franckscher Themen- und Formkonstruktion sowie dunkel gebeizter Brahmsscher Kompaktheit changierenden Tonsprache ein Werk wie das Prélude à l'après-midi d'un faune höre, so klingt das für mich, als würde Debussy hier die kostbaren Vorhänge eines brokattapezierten und überheizten großbürgerlichen Wohnsalons zur Seite schieben und das Fenster weit aufreißen, auf dass endlich Luft und Licht in die von schwerem Parfüms geschwängerte Treibhausatmosphäre eindringe...

Auch wenn in Chaussons Musik gelegentlich einzelne Momente einer neuartigen Tonsprache aufscheinen, wie sie Debussy dann beispielhaft ausprägte, scheint sie mir insgesamt doch eher wie eine Spätblüte des 19. Jahrhunderts; manche Partien in César Francks Psyché klingen in meinen Ohren "impressionistischer"(um einmal verkürzend dieses von Debussy in Bezug auf seine Musik nicht sonderlich geschätzte Adjektiv zu verwenden) als alles, was Chausson je schrieb.

Hörenswert ist die Musik von Chausson jedenfalls allemal. Daher hier kurz wenigstens zwei CD-Tipps:

Symphonie B-Dur, op. 20, Poème, op. 25, für Violine und Orchester, Poème de l'amour et de la mer, op. 19
Chantal Juillet (Violine), Francois Le Roux (Bariton), Orchestre symphonique de Montréal, Charles Dutoit (Leitung)
Decca 458 010-2

Concert für Violine, Klavier und Streichquartett, op. 21, Pièce, op. 39, für Violoncello und Klavier
Régis Pasquier (Violine), Jean-Claude Pennetier (Klavier), Roland Daugareil (Violine), Geneviève Simonot (Violine), Bruno Pasquier (Viola), Roland Pidoux (Violoncello)
Harmonia mundi HMA1951135


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 10. Nov 2007, 17:21 bearbeitet]
pt_concours
Stammgast
#31 erstellt: 11. Nov 2007, 20:11

Martin2 schrieb:
Hallo Pt_Concours,

Mich würde es halt auch schon interessieren, was die CDs, die Du anpreist, denn so kosten sollen, das ist für mich auch ein gewichtiges Argument.

Gruß Martin


Ich sehe mich hier ja nicht so als Preisrechner, zumal man viele CDs auch gebraucht oder als Sonderangebot bekommen kann. Viele Labels ordnen ja besonders ihre erfolgreichen Aufnahmen immer wieder neu zu diveresen Sondereditionen.

Setzt man mal als Preis 5-10 Euro pro CD für einen Neukauf bei amazon an, dann würde ich folgende CDs empfehlen:



die Interpretationen sind erstklassig, allerdings ist dann das Klangbild schon etwas älter und die Kopplung nicht ideal (Doppelung)

Interessant wäre etwas über die GA bei Naxos mit Francois-Joel Thiollier zu erfahren. Diesen Pianist kenne ich aus anderen Aufnahmen mit gutem Klavierspiel.
op111
Moderator
#32 erstellt: 11. Nov 2007, 23:38
Hallo Debussy-Freunde,

Franz-J. schrieb:
die Sony-Box ist in der Tat sehr günstig, die habe ich für rund 12,- gekauft

ich habe heute La Mer in verschiedenen Aufnahmen gehört und dabei ist mir die nicht zeitgemäße Aufnahmequalität von Boulez' alter Aufnahme mit dem New Philharmonia Orchestra wieder aufgefallen.
Keine akzeptable Räumlichkeit: getrennte Fraktionen extrem Links, Rechts, Mitte nichts dazwischen - scharf fokussiert aber dennoch entfernt
diffus kaum ortbar die hinteren Sizreihen
Pegelsprünge,
hörbares Aufziehen und Schließen der Stützmikrofone
Hört man dagegen die nur wenige Jahre später entstandene Aufnahme Martinons, glaubt man, es hätte zwischenzeitlich eine Revolution in der Aufnahmetechnik stattgefunden,so transparent, räumlich und klingt diese Aufnahme dagegen. Die spätere der DG ist allerdings noch einmal deutlich besser.


[Beitrag von op111 am 11. Nov 2007, 23:42 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#33 erstellt: 12. Nov 2007, 12:35

pt_concours schrieb:


Ich sehe mich hier ja nicht so als Preisrechner,


Nein, als "Preisrechner" wollte ich Dich auch nicht instrumentalisieren. Recherchieren kann ich letzlich auch selbst. Nur weiß man ja wohl meistens noch ungefähr, was eine CD gekostet hat. Bei Michelangeli kann man es sich denken, weiß ja ungefähr, was so eine "Originals" CD kostet.

Habe übrigens mir gestern oder so mal wieder das ARD Nachtkonzert mitgeschnitten. Da kamen auch die Estampes von Debussy. Den Namen des Pianisten habe ich wieder vergessen. Da höre ich auf jeden Fall noch mal rein. Beim ersten Hören hat mir das gut gefallen.

Gruß Martin
pt_concours
Stammgast
#34 erstellt: 12. Nov 2007, 20:47

Martin2 schrieb:
Nur weiß man ja wohl meistens noch ungefähr, was eine CD gekostet hat.
Gruß Martin


Ja, was sie gekostet hat schon. Ich persönlich habe mir die Aufnamhe mit Benedetti Michelangeli in der schönen Kopplung der "Imges I&II" und "Childrens Corner" (plus 7 Préludes) vor gar nicht so langer (gefühlt!) Zeit aus der Reihe "DG- Centenary Collection", als Mittelpreis-CD gekauft, und musste jetzt, als ich sie empfehlen wollte, feststellen, dass es sie (schon länger?) nicht mehr gibt...
Und meine Gieseking-GA kam über ebay...
Arrau war Second-hand-Kauf im Laden etc.

PS. Viel Spass beim Hören der Estampes! Erwähnen möchte ich hier noch zwei Aufnahmen mit Debussy selbst!!! "D'un cahier d'esquisses" und "La Soiree dans Granda" (rec. 1912/13) aus den Estampes als Piano-Roll (mit allen Problemen dieses Genres), absolut hörenswert. Die Reihe "Masters of the Piano Roll" von DAL SEGNO bietet eine ganze CD, auf der wohl aber nur ein Teil von Debussy selbst gespielt werden (???). Diese Reihe wäre auch unbedingt ein Thread wert (...wenn ich mal Zeit habe...)http://www.musicabona.com/covers180/dsprcd001.jpg


[Beitrag von pt_concours am 12. Nov 2007, 23:06 bearbeitet]
op111
Moderator
#35 erstellt: 12. Nov 2007, 23:20

Martin2 schrieb:
Habe übrigens mir gestern oder so mal wieder das ARD Nachtkonzert mitgeschnitten. Da kamen auch die Estampes von Debussy. Den Namen des Pianisten habe ich wieder vergessen.

... laut playlist:
Mittwoch, 07. November 2007 0.05-2.00
Claude Debussy: "Estampes" :Michael Rische->Sony, Klavier;
danach Faure Requiem


[Beitrag von op111 am 14. Nov 2007, 19:13 bearbeitet]
pt_concours
Stammgast
#36 erstellt: 04. Jan 2008, 21:05

tazio schrieb:
Kann dem von Debussy nicht ganz Zufriedengestellten nur empfehlen, sich Ernest Chausson anzuhören; Symphonien, Streichquartette, Gesänge und natürlich sein (bekanntestes)Poeme de l'amour et de la mer...; Chausson war Leiter des Musikkonservatoriums und musikalisches Vorbild von Debussy. Finde, dass man den Meister-Schüler-Niveau-Unterschied deutlich hört.


Die falschen Angaben dieser Aussage wurden ja schon weiter oben korrigiert (Chausson war, ebenso wie Debussy, Schüler von C. Franck). Für mich war dieser Beitrag allerdings ein Anlass meine Sammlung noch Chausson zu durch stöbern und auch mal den Vergleich zwischen Debussy und Chausson zu wagen. Direkt möglich war er bei Paul Meyer/Le Sage mit Andante et Allegro (Chausson) und Petite Pièce und Premèire Rhapsodie(Debussy) und bei Souzay/Balton mit ausgewählten Liedern beider Komponisten.



Das die Werke von Debussy mir herrvoragend gefallen werden wohl viele verstehen, aber auch die Werke von Chausson haben mir beim Hören viel Vergnügen bereitet, besonders die Lieder. Natürlich gewinnt Debussy den direkten Vergleich, dass sollte niemanden verwundern. Aber Chausson hat auch Werke geschrieben, die es lohnen gehört zu werden! Ich werde mal einen eigenen Thread zu Chausson eröffnen, vielleicht wird ja dort einiges zusammengetragen.

ps beide CDs sind übrigends vom ersten bis zum letzen Stück sehr zu empfehlen!
op111
Moderator
#37 erstellt: 14. Okt 2010, 14:13
Hallo zusammen,

bei Naxos komplettiert sich zusehends eine neue Gesamtaufnahme der Orchesterwerke Debussys, die auch Bearbeitungen der Klavierwerke und Marius Constants Pellas-Suite einschliesst.
Ausführende sind das Orchestre National de Lyon unter der Leitung seines Musikdirektors Jun Märkl.
Der Klang der ersten beiden CDs liegt deutlich über dem Naxos-Durchschnitt.

La Mer;
Prelude a l'apres-midi d'un faune;
Children's Corner;
Jeux
jpc.de

Debussy / Constant: Pelleas & Melisande-Symphonie
Clair de lune;
Nuages;Fetes;Sirenes;
Berceuse heroique;Etüden Nr. 9, 10, 12
jpc.de

Images;
Pour le piano (Sarabande);
Danse;
Marche ecossaise sur un theme populaire;
La plus que lente
jpc.de

Le Martyre de Saint Sebastien;
Khamma;
Le roi Lear;
L'enfant prodigue
jpc.de
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#38 erstellt: 29. Mrz 2012, 11:04

op111 schrieb:
Bei Naxos komplettiert sich zusehends eine neue Gesamtaufnahme der Orchesterwerke Debussys, die auch Bearbeitungen der Klavierwerke und Marius Constants Pellas-Suite einschliesst.

Die Komplettierung wurde unlängst finalisiert, und das Zusehen hat ein Ende:

jpc.de

Naxos hat im Januar die Debussy-Orchester-GA mit Jun Märkl als 9-CD-Box herausgebracht, und da sich die Presse gegenseitig in Lob zu übertreffen versucht (auch Franz schien hier recht angetan), habe ich soeben zugeschlagen.
Zwar sind Debussys orchestrale Hauptwerke locker auf 2-3 CDs unterzubringen, und ich war mit Boulez' Interpretationen (DG, 1990er) immer recht zufrieden, doch machen mich die zahlreichen zeitgenössischen Orchestrierungen (von Klavierwerken), die Suiten (Auszüge aus Pelleas sowie aus Balletten) und die Einrichtung der fragmentarischen b-moll-Sinfonie wirklich neugierig.

Ob man's braucht? Keine Ahnung, erst mal freu ich mich drauf.
Martin2
Inventar
#39 erstellt: 30. Mrz 2012, 18:58

Kaddel64 schrieb:


Ob man's braucht? Keine Ahnung, erst mal freu ich mich drauf.
:prost


Berichte gerne darüber, ich bin an der Box z.Z noch nicht sonderlich interessiert. Hörte gestern mal wieder Klavierwerke von Debussy und da sind tolle Stücke dabei, aber die meisten langweilen mich tödlich. So geht es mir mit Debussy, auch mit den Ochesterwerken, wo La Mere, Nocturnes und das Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns grandios sind und mich alles andere eher langweilt.

Ob das nun mein persönliches Problem ist, weiß ich nicht. Mag sich auch noch ändern in dem einen oder anderen Fall.
op111
Moderator
#40 erstellt: 15. Apr 2012, 11:52
Hallo zusammen,

Kaddel64 schrieb:
Ob man's braucht? Keine Ahnung, erst mal freu ich mich drauf.

mir nützen die Bearbeitungen mehr als die x-te-Aufnahme von "La Mer" in der ggf. das Schlagzeug im letzten Satz knappe 3dB lauter rüberkommt.

Aufnahmetechnisch haben sich die Aufnahmen vom bescheidenen Niveau vieler früher Naxos-Produktionen deutlich ab.

Die kommenden Editionen der BMG und Universal versprechen einen preisgünstigen Einstieg ins Gesamtwerk mit z.T. hochwertigen Aufnahmen

jpc.de

jpc.de
arnaoutchot
Moderator
#41 erstellt: 15. Apr 2012, 16:55

op111 schrieb:
mir nützen die Bearbeitungen mehr als die x-te-Aufnahme von "La Mer" in der ggf. das Schlagzeug im letzten Satz knappe 3dB lauter rüberkommt. :D


Hier eine sehr schöne SACD (auch klanglich fein) mit zeitgenössischen Bearbeitungen, die ich mir wohl nie gekauft hätte, wenn ich sie nicht mal in einer Sammlung miterworben hätte (Yoav Talmi). Wäre ein Fehler gewesen. ich mag sie inzwischen sehr gerne, auch lieber als die x-te "La mer"-Version. Da tut mir Lan Shui mit seinen asiatischen Genossen ohnehin sehr gute Dienste ...

amazon.de amazon.de
Hüb'
Moderator
#42 erstellt: 18. Nov 2013, 14:55
Moin,

da dies der "Kompletteste" aller Debussy-Threads zu sein schein, stelle ich den Beitrag Zwecks "Archivierung" hier ein:

jpc.de

Bei Boulez' Clevelander Aufnahmen der wesentlichen Orchesterwerke handelt es sich durchweg um Referenzeinspielungen, die ungeheuer scharf und präzise gezeichnet sind, dabei aber den Zuhörer packen und alles Andere als kühl und steril wirken.
Der Rest der Aufnahmen ist solide, auch wenn sich en paar Alteinspielungen (van Beinum 1958!) sowie einige gemessen an den Boulez-Interpretationen nur "ordentliche" Aufnahmen darunter befinden.

Auch die CDs der Aufnahmen mit den Werken für Klavier solo sind hervorragend. Vertreten sind die Pianisten Zimerman, Uchida, Kocsis und Michelangeli. Unter den Einspielungen stechen für mich insbesondere die Images I&II sowie Children's Corner mit Michelangeli heraus. Aber auf diese Interpretationen gesondert hinzuweisen hieße wohl, Eulen nach Athen zu tragen.

Die Kammermusik wird mit einer CD repräsentiert. Auch hier sind namhafte Interpreten vetreten (Melos Q., Argerich, Maisky, Dumay...).
Warum allerdings das (kurze) Klaviertrio fehlt, ist mir schleierhaft. Da sollte es doch eine Einspielung in den Universal-Katalogen geben. Zumindest das Beaux Arts Trio dürfte es für Philips aufgenommen haben.
Die Aufnahmen sind ordentlich aber bei Violin- und Cellosonate sowie dem Streichquartett ist die Konkurrenz natürlich nicht gerade gering.

Vier CDs enthalten Lieder ("Mélodies"). Hier sind durchaus schöne und spannende Moment zu finden, aber in Kombination des geballten Hörens dieser Musik und der Tatsache, dass Liedgesang (bisher) nicht unbedingt mein Terrain ist, bleibe ich mit Blick auf dieses Genre "auf Abstand". Zu den Interpretationen kann und möchte ich daher nichts sagen.

Pelléas und Mélisande ist für mich - als überwiegenden Nicht-Opern-Fan - ebenfalls kein so einfaches Feld. Bei Wiki steht zu dem Werk "Debussys Musik bleibt absichtlich ohne dramatische Akzente und lässt so der fast unerzählten Geschichte viel Ausdeutungsspielraum. (...) Gleichzeitig macht der über lange Zeit schwebende, ruhig dahinfließende Klangteppich, der für den Impressionisten als Markenzeichen gelten kann, eine Aufführung für das Orchester schwierig." Dem kann ich zustimmen, hat die Musik im Erstkontakt wenig "Erlebnischarakter" und eine erneute Beschäftigung mit dem Werk dränkt sich mir (für's Erste) leider auch nicht auf.

Die letzte, als Bonus-CD deklarierte Scheibe enthält historische Aufnahmen unterschiedlicher Gattungen.

Insgesamt ein "rundes Gesamtpaket" von durchweg hoher Qualität zu einem attraktiven Preis. Da ich allerdings die CDs nahezu ohne "Unterbrechung" durch andere Musik durchgehört habe, muss ich gestehen, dass ich nun etwas Pause in Sache Debussy benötige.
Bei kritischerer Betrachtung bzw. bei Würdigung meiner Genre-Präferenzlage würden sich vielleicht andere Käufe anbieten. Z. B. die Debussy/Ravel-Box mit Boulez, eine GA der Klavierwerke sowie Einzelaufnahmen mit der Kammermusik. Auf die Vokalwerke könnte ich nach aktuellem Stand durchaus verzichten.

Einzel-CDs weisen lediglich eine Spieldauer von rd. 40 Min. auf. Bei einer - bezogen auf die 18 CDs - mittleren Spielzeit von knapp 62 Min. von einer "Mogelpackung" zu sprechen, wäre wohl übertrieben. Allerdings hätte man auch mit 15 bis 16 CDs auskommen können. Das sollten leicht erzürnbare Schnäppchenjäger bei der Erwägung eines Kaufs bitte ggf. berücksichtigen.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 18. Nov 2013, 14:59 bearbeitet]
op111
Moderator
#43 erstellt: 24. Mrz 2016, 18:13
Übernahme aus:
[Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik !!!) (Beitrag #16003)"]16003#16003
---

Claude Debussy
Fragmente aus:
La chute de la maison Usher (The Fall of the House of Usher)
Arr. & Orchestration: Andrew Powell
ungenanntes Orchester
Ltg.: Eric Katz, Jack Rothstein
Engineering consultant Gordon Parry [Decca]
(A) Kingsway Hall 08/11.1975
"versteckt" und mit falschen Komponistenangaben (Tr. 6-10) auf
The Alan Parsons Project
Tales Of Mystery And Imagination
Mercury, 1976-87
jpc.de

s.a.
"https://en.wikipedia.org/wiki/La_chute_de_la_maison_Usher_%28opera%29"

und
Deutschlandradio Kultur 23.03.2015 deutschlandradiokultur.de begegnungen-mit-juan-allende-blin-kriminalistische-suche
Begegnungen mit dem Komponisten Juan Allende-Blin (5/6)
Rekonstruktion einer Oper: Debussys "La chûte de la Maison d'Usher"
Frank Schneider und Rainer Pöllmann im Gespräch mit Juan Allende-Blin

... Die bedeutendste Wiederentdeckung ist aber Claude Debussys Oper "La chute de la maison Usher". Schon in frühen Jahren war Debussy von der Schauer-Geschichte um ein Geschwisterpaar, das dem Leben völlig entfremdet ist, fasziniert. An einer Oper arbeitete er von 1908 bis 1917, doch wurde sie nie vollendet. Die Skizzen waren verstreut oder überhaupt verschollen. Auf teilweise abenteuerliche Weise erlangte Juan Allende-Blin – seit früher Jugend der französischen Kultur und Musik sehr zugetan – Kenntnis von diesen Skizzen. Er sammelte sie, entzifferte sie in mühsamer Kleinarbeit und brachte sie in die von Debussy intendierte Ordnung und orchestrierte die nur als Particell vorliegenden Abschnitte...


Die CD-Erstproduktion ist derzeit nicht lieferbar.
La chute de la maison Usher (in the reconstruction by Juan Allende-Blin)
Jean-Philippe Lafont, François Le Roux, Christine Barbaux, Pierre-Yves le Maigat,
Monte Carlo Philharmonic Orchestra,
conducted by Georges Prêtre
(EMI, 1984)
amazon.de

Bei youtube sind Sounddateien verfügbar, z.B.:
Gottingen Symphonie Orchester, cond. Christophe Mueller.
10 December 2013 with William Dazeley as Roderick Usher
by Robert Orledge 2002-2004
Dauer 53:38
"https://www.youtube.com/watch?v=VA68Qc0m6bA"

sowie auch szenische Realisationen:
ein Video der rekonstruierten Oper (incl. Ballettszenen zu Prélude à l'après-midi d'un faune und Jeux)
Bregenzer Festival 26. Juni 2007
mit Nicholas Cavallier, John Graham-Hall and Katia Pellegrino;
Wiener Symphoniker, Lawrence Foster"
"https://www.youtube.com/watch?v=pCkSLq-90zY"

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