Kleine Weinkunde für normalos aber doch mit Anspruch

Hallo,

logisch, Säure ist wie Restsüße eben einfach nur ein Merkmal.

Wenn es "sauer" schmeckt hat aber - mit Verlaub - der Winzer kräftig was falsch gemacht... Apfelsäure ist eher ein Merkmal für zu früh gelesenen Wein, da die Apfelsäure eine Vorstufe der Weinsäure ist.

Peter

Bei den zunehmend heißen Sommern müssen die Weine oft früh gelesen werden, wenn man Weine mit weniger Alkohol und etwas „Spritzigkeit“ erzeugen will. Mit Hilfe der sogenannten malolaktischen Gärung kann man die scharfe Apfelsäure dann zur milden Milchsäure umbauen (lassen). Ein biologischer Vorgang, den man auch rechtzeitig stoppen muss.
Ja die Kellermeister haben schon einige Pfeile im Köcher! Aber das ist bestimmt nichts für „Normalos“, ich bitte um Entschuldigung.
Gruß
Rainer

Hallo,

da brauchst nix für entschuldigen ... wir kennen uns (persönlich) doch nur durchs Forum, also quasi garnicht...

Bis vor ca. 2-3 Jahren der Riesling das "Sorgenkind" und im Rheingau wie auch an der Mosel hatten die Sorgen ob die Sorte diese heißen Sommer auch durchhält. Kann er aber auch mit den jetzt eingesetzen Klonen.

Wohl einige Frühreife Sorten wie Müller-Thurgau könnten in den klassischen Weinanbaugebieten Probleme bekommen.
"Hier" bei den Holländern gedeihen sie jetzt vorzüglich.

Einige Winzer bauen daher ja schon andere Sorten an, z.B. Chardonnay mit gutem Erfolg, ein dem Chablis ähnlicher Wein aus Deutschland hätte ja was....

Peter

kölsche_jung (Beitrag #174) schrieb:

... meine Frau wird dann "blind" verkosten ich werde berichten

Was ich hiermit tue.

Gestern gab es also den besagten Triasso ...
Kommentar meiner Frau ... ist was süß ... schmeckt wie der Doppio
Mein Angebot, dass ich nachkaufe, hat sie allerdings abgelehnt.

Mein Fazit ... Ein typischer halbtrockener Italiener, gefällig aber relativ unspannend.
Kann man für nen 5er mitnehmen, wenn ich aber bedenke, was ich vor ner Woche für nen knappen 10er aus Frankreich mitgebracht hab ...

Danke, und schon nen fünfer gespart. Aus Doppio machen wir Glühwein, wenn mal wieder einer geschenkt wurde.

Sooo negativ sehe ich den Triasso nicht.

Ok, der ist nix für uns - unser Geschmack ist einfach anders - aber der hat mE auch keine "Fehler".

Ist halt ein typischer, auf den Massengeschmack designter, mE eher halbtrockener Italiener ohne Ecken und Kanten (an denen man sich ja stoßen könnte).

Das ist ja der Witz an der Sache, je "kantiger" ein Wein ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Kunde A den Wein ablehnt.
Will man viel verkaufen, muss man unkantig designen. Die - vielleicht - 10 % der Kundschaft, die man dadurch verliert ... who cares

Andersrum haben sperrige Weine ohnehin nur ein Marktpotential von - vielleicht - 10% ... und in dieser kleinen Gruppe verliert man noch Kundschaft, weil der Wein nicht in Richtung A oder B geht.
Vor kurzem las ich Fachbewertungen eines Weins, den ich kenne. Die eine Hälfte fand den superspannend, die andere fast untrinkbar ...

Insoweit ... Ich glaube, der Triasso würde zB auf einer Party mehr Anhänger finden, als der Krempel, der bei mir im Keller steht.

flexiJazzfan (Beitrag #201) schrieb:

...Wer den ganzen Tag von Cola oder Apfelsaft lebt wird daran jedoch auch keine Freude haben...

Ich habe schon erlebt, dass bei einem (dienstlichen) Abendessen ein Kollege einen 50 DM Wein (muss so 1994 gewesen sein, da waren 50 DM für eine Flasche Wein gar nicht so wenig) mit Zucker aus dem Streuer auf dem Tisch "nachwürzte"...

Da haben dann selbst eigentlich "Weinbanausen" den Kopf geschüttelt.

Hallo,

naja, es gibt halt Leute denen sind 25 Gramm/ltr. Restsüße im Wein noch zu wenig... Wer aber die Qualität eines Weins nach der Süße beurteilt kann sich mal einen Chateau Yquem schmecken lassen und dann erklären warum der Wein ein wenig mehr kostet als 5 Kisten Liebfraumilch aus dem Ramschladen.

Die "Charakterlosigkeit" ist ja nicht nur beim Wein zu sehen... warum gibt es keine richtigen "Autotypen" mehr ala R4, Ente oder VW-Käfer?

Die Karren sehen alle gleich aus, im Windkanal rundgelutscht und unauffällig bis zum Anschlag weil der Wiederverkauf ja sonst gefährdet ist.

Ähnliches bei vielen anderen Dingen, nur nicht anstoßen.

Peter

Moin,

8erberg (Beitrag #209) schrieb:

Die "Charakterlosigkeit" ist ja nicht nur beim Wein zu sehen... warum gibt es keine richtigen "Autotypen" mehr ala R4, Ente oder VW-Käfer?

gute Frage!
Warum geht alles hin zur Uniformität?

kölsche_jung (Beitrag #205) schrieb:

.. wenn ich aber bedenke, was ich vor ner Woche für nen knappen 10er aus Frankreich mitgebracht hab ...

Mann kann ja auch mal Glück haben.
Sie gibt es also schon noch - richtig gute Weine mit Charakter für um 10 €
Wenn man weiß wo und wie.

Hallo,

für 10 Euro bekommst Du beim Winzer schon gute Spätlesen wenn der Winzer nicht groß gehypt ist, in Frankreich schon gute AOP Weine.

Auch findet man interessante Weine in der Preisklasse bei Winzergenossenschaften vor allen Dingen in Würrtemberg und der Ahr.

Peter

Ich lebe in einem Bundesland, in dem man stundenlang an gepflegten Weinanbauflächen vorbeifahren kann, gefolgt von Obstplantagen, die ebenfalls hauptsächlich zur Herstellung alkoholischer Getränke dienen. Es ist gleichzeitig das größte Tabakanbaugebiet Deutschlands.
Die Weinanbaufläche ist etwa doppelt so groß wie die Anbaufläche für Gemüse. (Dies ist in den anderen Bundesländern mit Weinbau ähnlich)

Um alle Belange des Weinbaus kümmern sich ein Staatliches Weinbauinstitut und eine Weinbauinstitut GmbH. Die ebenfalls Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau betreut zusätzlich auch noch die Destillationsgeschäfte. Zwei Staatsweingüter gehören auch dazu. Zur Abrundung darf man die in Staatsbesitz befindliche Großbrauerei nicht unerwähnt lassen.

Warum beschreibe ich das hier? Es zeigt, dass, gegen alle Vernunft, die Strategie, alkoholische Getränke zum massenhaften Konsum anzubauen und anzupreisen, weiter verfolgt wird. Mein Apell bleibt dagegen, Wein als ein Genussmittel und ein Geschmackserlebnis für besondere Situationen zu sehen. Qualität (Bio.., Nachhaltigkeit, Sauberkeit) und Vielfalt sollten dabei die Kriterien sein.

Der Kauf von Massenweinen mit Limonadengeschmack ist kein guter Weg. Alkohol ist in jeder Dosierung giftig und schädlich. Man sollte gut abwägen, was er dagegen an Genuss zu bringen vermag.

Gruß
Rainer

Achtung, achtung als Warnhinweis

Dies ist ein -teilweise- gesellschaftlich nicht akzeptierter Hinweis auf einen günstigen Rotwein, der aber doch schmecken kann



Aktuell € 3,99 im Dauersortiment beim Aldi-Nord und der Warnhinweis gilt natürlich auch für alle in D angebotenen Biersorten und....

Das ist ein Wein, der eigentlich nach einem traditionellen Verfahren eine besondere Süße und etwas Kohlensäure bekommt. Ein Teil der Trauben wird getrocknet und der konzentrierte Saft dieser Trauben am Ende der Gärung der anderen Menge zugesetzt. Es tritt dann eine Nachgärung ein, die zu etwas verbleibender Kohlensäure vor dem Abfüllen führt. Das ist, ähnlich wie bei anderen „Perlweinen“ eben das, was ich plakativ mit „Limonadengeschmack“ bezeichnet habe. Ja schmeckt bestimmt … interessant.
Gruß
Rainer

flexiJazzfan (Beitrag #212) schrieb:

Alkohol ist in jeder Dosierung giftig und schädlich.

Das stimmt nicht.
Der Körper braucht sogar eine gewisse Menge Alkohol um Eiweisse zu konservieren,
bis sie gebraucht werden. Ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht.

Hallo,

bis auf das "Eigenbrauer-Syndrom" ist das aber nicht Ethanol...

Peter

Ich bitte, keinen Quatsch zu schreiben, sondern z.B. mal hier zu lesen: https://www.who.int/...-safe-for-our-health
Gruß
Rainer

Moin, moin,

noch mal auf den Aldi-Nord Tradizionale zurückkommend...

Also mich hat der doch eher positiv überrascht, weil die in der Toscana ja seit Jahrzehnten mit ihrem Classico-Gockel als Quali-Siegel unterwegs sind:
Sind halt immer Cuvées und als echt Classico fand ich die eigentlich gar nicht so dolle... mhh...


Finde:
Also für 3,99 absolut Top als günsTiger Begleiter bei Pasta & co
Habe aktuell mal nachgekauft, ohne mich jetzt unbedingt ins Koma trinken zu wollen