Schwer abzutastende Platten

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wendy-t
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 01. Jan 2018, 12:31
Hallo zusammen,
Hallo Günther!

Ich möchte nochmal zu dem Thema "Schwer abzutastende Platten" nachfragen.
Ich habe hier schon oft gelesen, dass Tonabnehmer mit einen elliptischen Schliff für die allermeisten Platten aus dem Pop- und Rockbereich vollkommen ausreichend sind, um eine nahezu verzerrungsfreie Abtastung zu erreichen bzw. dass die Verzerrungen nicht wahrnehmbar sind.
Mir ist aufgefallen, dass Platten, die eine lange Spielzeit haben, am Ende der Platte zu Verzerrungen neigen können - das ist ja nun nix Neues. Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein scharfer Schliff Besserung bringt.
Weiterhin ist mir aufgefallen, dass es wohl auch auf die Musik ankommt. Umso mehr Instrumente mit vollem Einsatz (zum Ender der Platte besonders) spielen, umso schwerer ist es eine verzerrungsfreie Abtastung hinzubekommen. Hier höre ich auch scharfe Schliffe im Vorteil.
Aufgefallen ist mir das z.B. bei
Frank Zappa - Overnight Sensation - Fifty-Fifty (letztes Lied Seite 1)
Flotsam and Jetsons - No place for disgrace (Thrash Metal); das gilt auch für einige andere Thrash Metal Platten
Bob Marley - Kaya (zum Ende der Platte hin).

Jetzt mal konkret gefragt: Was macht eine Platte schwer abtastbar? Muss sie laut geschnitten sein? Kommt es auf die Musikrichtung an? Müssen sehr tiefe oder hohe Töne auf der Platte sein? Eine zu lange Spielzeit ist ja eigentlich ein handwerklicher Fehler, richtig?
Über 1-2 Antworten - besonders von Günther, da ich es von ihm öfter gelesen hatte - würde ich mich sehr freuen.

Aufgefallen ist mir das Ganze übrigens mit den Tonabnehmern VM Red und Elac ESG 793E mit elliptischen Nadeln und im Gegensatz dazu mit Ortofons MC 10 super mk2, VM Silver un MC 30 super.
Ich bin mir übriges im Klaren darüber, dass ich mich auch unter Umständen selbst täusche. Das halte ich nicht für ausgeschlossen. So meine ich auch zu hören, dass die beiden MCs einzelne Instrumente klarer herausstellen und besonders bei schneller Musik mit vielen Instrumenten ein Verfolgen einzelner Instrumenten erleichtern.

Ich hoffe, ich stehe jetzt nicht bei euch komplett in der Voodoo-Ecke.
Ich freue mich auf ein paar Antworten.
Viele Grüße
Philip
Hörbert
Inventar
#2 erstellt: 01. Jan 2018, 13:59
Hallo!

@wendy-t

Puuuhhhh, -ich bin noch reichlich angeschlagen von heute Nacht-. Mal sehen ob ich überhaupt etwas halbwegs vernünftiges dazu zusammenkriege oder nur Blödsinn verzapfe der der Physik Hohn spricht.


......Mir ist aufgefallen, dass Platten, die eine lange Spielzeit haben, am Ende der Platte zu Verzerrungen neigen können - das ist ja nun nix Neues. Hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein scharfer Schliff Besserung bringt...........


Das liegt vor allem an der insgesamt höheren Packungsdichte solcher Schallplatten bei denen es trotz Füllschriftverfahren zu Verformungen der Rille kommt was sich besonders Krass dann in der ohnehin immer kritischen Innenrille zeigt.

Hier sind schärfere Schliffe in der Tat oft im Vorteil da sie insbesondere im Bereich ab ca.8-9 KHz verzerrungsfreier abtasten können und deswegen bei der stärkeren Rillenkrümmung und der verringerten Relativgeschwindigkeit weniger zusätzliche Abtastverzerrungen produzieren.


........Weiterhin ist mir aufgefallen, dass es wohl auch auf die Musik ankommt. Umso mehr Instrumente mit vollem Einsatz (zum Ender der Platte besonders) spielen, umso schwerer ist es eine verzerrungsfreie Abtastung hinzubekommen. .......


Das ist schlicht eine Frage der schneidbaren Dynamik und einer der Hauptgründe warum z.B. klassische Musik mit ihrem lauten Finale auf Platten im Vergleich so schlecht wegkommt.

Eine Schallplatte mit konstanter Dynamik über die gesamte Plattenseite zu schneiden ist schlicht unmöglich außer du verschenkst einen guten Teil des möglichen Aufnahmepegels in den ersten zwei Drittel der Scheibe was dann zu einer deutlich vernehmlichen Erhöhung des Störpegels insgesamt führt denn in einem solchen Fall musst du dich halt an die nicht besonders guten Werte des Innenteils der Rille halten.

Wird das nicht gemacht hast du halt dem Ende zu immer stärkere Verzerrungen, -auch hier greift das was ich oben über schärfere Schliffe gesagt habe.


.........Jetzt mal konkret gefragt: Was macht eine Platte schwer abtastbar? .........


Z.B. hoher Pegel und hohe Dynamik zusammen, da ergeben sich Schnellen denen nicht jede Nadel so ohne weiteres folgen kann, hier sind in der Tat MC´s mit ihrer besseren Ankopplung (es gibt keinen Nadeleinschub der aufgesetzt wird sondern alles ist aus einem "Guß") und ihrer geringeren bewegten Masse ( Zei winzige Spulen am Ende des Nadelträgers lassen sich mit weniger Trägheitsmoment bewegen als die relativ scheren Magnete der MM´s) im Vorteil.

Schnelle Wechsel und hohe Schnellen sind halt Gift für analoge Abtastmethoden, -das gilt auch ebenso für analoge Magnetaufzeichnungsverfahren-.

So ich hoffe ich habe nicht zuviel Blödsinn geschrieben, nicht alles zu sehr vereinfacht und es ist halbwegs verständlich geworden.

MFG Günther
wendy-t
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 01. Jan 2018, 14:19
Hallo Günther!

Danke, dass du, trotz Nachwirkungen von gestern, dein Gehirn für mich angeworfen hast.
So ungefähr hatte ich mir das auch vorgestellt - ohne es eben genau zu wissen.
Ich bedanke mich ganz herzlich - mal wieder - für deine Aufklärung in Sachen analoger Wiedergabe.

Eine kleine Frage habe ich aber noch. Die Beantwortung hat natürlich Zeit.......
Liege ich mit meiner Hörerfahrung, dass ich mit den MCs bzw. höherwertigen MMs besser Instrumente voneinander trennen kann bzw. sie plastischer dargestellt werden, richtig - auch wenn es bei einem einfachen elliptischen oder konischen Schliff zu keinen Verzerrungen kommt,? Oder sehe ich hier meinen teureren TA und bilde mir den klanglichen Vorteil ein?

Viele Grüße
Philip


[Beitrag von wendy-t am 01. Jan 2018, 14:22 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#4 erstellt: 01. Jan 2018, 15:16
Hallo!


......... Oder sehe ich hier meinen teureren TA und bilde mir den klanglichen Vorteil ein?........


Schwer zu sagen, theoretisch dürftest du durch die bessere Ankopplung und die geringere Masse ein schärferes, präziseres aber auch sehr viel (im besten Sinne) unauffälligeres Klangbild erzielen können. In der Praxis allerdings wirkt sich das dann so gut wie nicht aus weil einfach der Tonträger hier nicht mitspielt da seine Eckwerte weit unterhalb dessen liegen was auch eines der einfachen Magnetsysteme zu leisten vermag.

Unbestritten dürfte aber die höhere Linearität eines MC´s sein da hier die Abschlußparameter nicht dermaßen ins Gewicht fallen wie bei irgendeinem MM, dadurch könnte sich natürlich ebenfalls eoin klareres und besser durchhörbares Klangbild einstellen falls Lautsprecher und Raumakustik mitspielen.

Inwieweit also das Bewustsein das hier ein höherwertigeres Abtastsystem am Werke ist diesen Effekt verursacht und inwieweit das ganze tatsächlich so vorliegt dürfte hier auch von Platte zu Platte sehr verschieden sein. Bei einigen Aufnahmen profitiert die Wiedergabe sicherlich vom lineareren Frequenzgang und wenn man das einmal gehört hat neigt man dazu es auch einfach zu übertragen selbst wenn der Effekt gerade gar keine Rolle spielt.

Bei Aufnahmen gedubbter Schallplatten wenn man die Aufnahmebedingungen nicht kennt gelingt es in den allermeisten Fällen nicht die Abtastsysteme herauszukennen solange keine grobe Fehlanpassungen bei MM´s eine Rolle spielen.

Das ist eben HiFi, Unterschied sind halt hier nur in einem eigentlich recht engen Rahmen oberhalb der Wahrnehmungsschwelle angesiedelt und Schallplatten sind halt -wenn auch nur knapp- HiFi-Tonträger

MFG Günther
wendy-t
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 01. Jan 2018, 15:22
Hallo Günther!

Danke, damit sind erst mal alle Fragen für mich zufriedenstellend beantwortet.
Ich danke dir für deine Zeit und Mühe.

Viele Grüße
Philip
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