Aufbau einer neuen Kabelanlage

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Thomas.L
Neuling
#1 erstellt: 09. Jul 2015, 20:14
Hallo an euch alle!

Heute habe ich ein Problem, bzw. eine Wissenslücke bezüglich des Neuaufbaus einer Kabelanlage im neu erworbenem Haus. Der Vorbesitzer hatte über Kabel Deutschland Internet bezogen, der Hausanschluss sowie ein Verstärker liegen daher bereits im Keller, leider nicht mehr. Von daher möchte ich die Kabel und Dosen selber verlegen, leider bin ich beim durchstöbern des Internets nicht wirklich schlau geworden und es bleiben einige Fragen.

Ich beschreibe vielleicht am besten die Einbausituation, wie gesagt müssen noch alle Kabel und Dosen nach dem Verstärker verlegt werden. Verstärker Teleste DH 5669 http://hedresel.de/verstaerker/teleste.html, ca. 8 m Kabel in den nächsten Raum, hier benötige ich eine (Durchgangs?) Dose zum Anschluss von zwei Fernsehgeräten (Fernseher sowie Festplattenrecorder mit eigenem Empfang) sowie der Fritzbox fürs Internet. Von hier weiter ins nächste Zimmer ca. 3 m zur nächsten (Durchgangs?) Dose zum Anschuss von einem Fernseher, von hier ca. 4 m weiter zu einer Enddose wieder für einen Fernseher.

Nun bin ich mir unsicher welche Dosen ich mit welchen Daten nehmen soll, insbesondere welche Dämpfung ich nehmen sollte und wie es mit dem 75 Ohm Widerstand ausschaut. Ich habe auch noch keine Dose gefunden für den Anschluss von Internet und zwei Fernsehgeräten. Ich würde mich von daher sehr freuen wenn ihr mir vor dem Kauf von Dosen & Co mit Rat zur Seite stehen würdet

Grüße!
Thomas
Radiowaves
Inventar
#2 erstellt: 10. Jul 2015, 10:50
Du willst Dich wirklich mit Kabel Deutschland herumärgern, was das Fernsehen betrifft? Na gut, manchmal geht e sja gar nicht anders und das Internet/Telefon kann schon eine Alternative sein (auch finanziell!), in manchen Regionen ist dieser Weg sogar der einzige zu schnellem Internet. Aber (Digital-)Radio und TV bei KDG ist ein Elend. Im TV-Bereich zwar besser als Unitymedia, aber schlechter als Satellit (eingeschränkte Programmauswahl, teils eingeschränkte Qualität, vor allem beim Digitalradio).

Wenn die Anlage auch Internet und Telefon kann / können soll, sind Anschlußarbeiten den Technikern der Kabel Deutschland vorbehalten. Es besteht bei Nichteinhaltung bestimmter Aufbau-Regeln sonst die Gefahr, daß das Netz weiträumig gestört wird, also Nachbarn kein Internet mehr haben etc. Deshalb dürfen da nur noch Kabel-Deutschland-zugelassene Techniker anschließen.

Die Vorarbeiten kannst Du gerne machen.

Eine Durchgangsdose mit 2 für TV geeigneten Anschlüssen und Internetanschluß gibt es - die Doppel-Breitbanddosen von Braun Telecom: btv 1965 DATA / btv 1765 DATA / btv 1565 DATA / btv 1465 DATA / btv 1265 DATA-IM / btv 1165 DATA-IM. Die haben Auskoppeldämpfungen von 19 ... 11 dB, erkennbar an der Typenbezeichnung. Der zweite TV-Anschluß hat nur Buchse statt Stift, weil er für ein UKW-Radio gedacht ist. Es gibt Adapter für die Anschlusskabel. Die beiden Anschlüsse sind dosen-intern aber nur genauso wenig gegeneinander entkoppelt wie ein separates T-Stück auf einem der Anschlüsse. Sieht nur nicht so gefrickelt aus, wenn man intern verteilt.

Du willst 3 Dosen. Damit wäre es möglich, eine Abstufung solcher Dosen zu machen. Raum 1: btv 1765 DATA, Raum 2: btv 1565 DATA, Raum 3: btv 1465 DATA. In die letzte Dose komme ein Abschlußwiderstand anstelle des weitergehenden Kabels. Einmessen muß der Kabel-Deutschland-Mann.
Thomas.L
Neuling
#3 erstellt: 10. Jul 2015, 17:34
Hallo Radiowaves ,

vielen Dank für deine Antwort. Ja die Sache mit dem Kabelfernsehen... Am Haus befindet sich eine Sat-Anlage, die ist auch recht neu und bis in alle Zimmer verkabelt. Leider stehen hinter dem Grundstück im öffentlichen Bereich sehr hohe Bäume in mehreren Reihen. Im Winter war alles kein Problem, aber wo nun das Laub wächst gibt es viele Störungen, bei starken Regen ist es noch ok, aber sobald es windig wird gibt es im Sekundentakt Aussetzer. Die Schüsselposition habe ich nach Anleitung aus dem Net getestet, da bin ich bei Signalstärke bei ca. 94 % und bei der Qualität bei ca. 86 %. Da kann man sicherlich nicht mehr viel rausholen. Eine größere Schüssel wäre ein Versuch, nur wachsen die Bäume die nächsten Jahre weiter... Als vor zwei Jahren in dieser Hausreihe Glasfaserkabel verlegt wurde (kostenlos) hat der Vorbesitzer leider nicht zugeschlagen, na ja der war 96 Jahre jung. Mehr wie eine 8.000er Leitung über Telekom geht hier leider nicht, und wenn alle am Wochenende im Internet surfen...

Das mit der Dosenabstufung und den Typen war mir nicht klar, drum nochmals Dank an dich. Wenn es aber einen Techniker braucht werde ich erstmal bei KD anrufen und es soll mal jemand gucken kommen, dann weiß ich was ich selber machen darf und nun auch kann, und was nicht.

Beste Grüße!
Thomas
Radiowaves
Inventar
#4 erstellt: 10. Jul 2015, 20:46
Hallo Thomas,

war beim ersten Posting in Eile, deshalb nun noch etwas mehr.

Wie habt ihr bisher empfangen in der alten Wohnung? Ist ja auch einen Gedanken wert, das wegen der vorhandenen Geräte beizubehalten. Wenn ihr schon einen DVB-C-tauglichenFestplattenrecorder habt, ist es ja offenbar so, daß ihr bereits Kabelanschluß hattet. Wart ihr bislang auch bei Kabel Deutschland? Wisst ihr, wie das da läuft, was man z.B. für Private in HD für Technik benötigt?

Die Installation ist nicht fertig mit Dosen, Kabel und Abschlußwiderstand. Bitte stelle sicher, daß am Ort des Übergabepunktes und am Ort des Verstärkers eine Potentialausgleichsleitung (4 qmm grün-gelb isolierter Cu-Draht) vorhanden ist, die mit der Potentialausgleichschiene verbunden ist. Wenn nicht, zieht der Monteur üblicherweise unverrichteterdinge wieder ab.

Weiterhin ist das Kabel zu den Dosen an einem Stecker zu beenden (anständiger F-Kompressionsstecker oder Selfinstall-Stecker), der auf einen Erdungsblock oder Erdwinkel geführt wird. Von dort erst geht ein kurzes Patchkabel zum Verstärkerausgang und der Verstärkereingang geht ebenfalls über so ein Kabel auf den Erdwinkel. Erst von dort geht es zum Übergabepunkt. Der Erdwinkel ist an den Potentialausgleich mit anzuschließen (grüngelber Draht), ebenso das Verstärkergehäuse (hat hoffentlich eine Klemme dafür).

Sinn der Übung: die Dosen im Haus werden auf Haus-Erdpotential gezwungen und können deshalb z.B. gegen ein Heizungsrohr auf dem Außenleiter keine Spannung haben. Defekte Receiver, die ihrerseits (Netz)spannung auf die Kabelanlage geben, werden damit kurzgeschlossen, bis der FI oder im härteren Fall die Sicherung kommt. Und wer im Keller z.B. den Verstärker wechselt, hat nicht plötzlich 230 Volt in der einen Hand beim Abschrauben des Kabels zu den Dosen, falls ein angeschlossener Receiver defekt ist oder jemand elegant einen Nagel durch Antennenkabel und Stromkabel (Gibt es nicht? Oh doch...) gezimmert hat.

Falls Du Sat-erfahren bist und gerne weiter bei Sat bleiben würdest: Bäume sind ein no-go. Da wäre die Schüssel ggf. zu versetzen. Ob das mit den Bäumen und der freien Sicht hinkommt, kannst Du evtl. auf http://www.dishpointer.com testen. 19.2 E ASTRA als Satellit angeben und zum Gebäude navigieren auf der Karte. Die Pfeilspitze auf den Ort der Schüssel positionieren und schauen, was im Wege steht und wie weit es weg ist. Sichtwinkel nach oben sind um die 30°, also auf 1 Meter horizontalen Abstand geht es ca. 55-57 cm nach oben. Auf 10 Metern horizontalen Abstand gewinnst Du also ca. 5,5 Meter Höhe. 10 Meter hohe Bäume sollten, wenn sie nicht weiter wachsen, also wenigstens 20 Meter Abstand haben, wenn die Schüssel tief montiert ist.

Du kannst, wenn es Dir möglich ist, auch bei Sat bleiben und bei Kabel Deutschland nur Internet und Telefon holen. Dann wäre für Kabel Deutschland nur eine Multimedia-Dose zu installieren, ggf. sogar direkt im Keller neben dem Verstärker. Das Modem dann direkt dort ran. Sat liefert Dir aber kein UKW, diese Anschlüsse sind ohne extra UKW-Antenne tot und mit UKW-Antenne liefern sie nur die ortsüblichen Programme.

Die Dosen-Abstufungen: eine Durchgangsdose zweigt einen winzigen Teil des fetten Stammleitungs-Pegels für ihre eigenen Ausgänge ab und gibt das meiste an Pegel weiter. Z.B. die Braun Telecom btv 1765 DATA: Durchgangsdämpfung ca. 1,5 dB, das sind ca. 70% der Signalleistung auf dem Durchgang und Auskoppeldämpfung 3 mal (TV, Rundfunk, Modem) 17 dB, das sind ca. 3 mal je 2% Signalleistung auf den Ausgängen. Zusammen sind das nur etwa 76%, der Rest ist Verteilverlust (nichts auf der Welt ist geschenkt...). Je höher die Auskoppeldämpfung (also je weniger abgezweigte Signalleistung für die eigenen Anschlüsse), umso niedriger die Durchgangsdämpfung (umso mehr der reinkommenden Signalleistung geht auf der Stammleitung wieder zur nächsten Dose weiter.

Man beginnt vom Verstärker kommend mit einer oder zwei Dosen mit hoher Auskoppeldämpfung. Klar, man hat dort noch den meisten Pegel und kann sich hohe Dämpfung leisten. Dabei nimmt je Dose der weitergegebene Pegel um 1-2 dB ab und es kommt noch der Kabelverlust zur jewiels nächsten Dose dazu. Damit hat man z.B. ab Dose 2 oder 3 dann eine Pegelstufe weniger und nimmt die nächstweniger auskoppelnde Dose - an deren Ausgängen hat man damit nahezu wieder die Pegel wie an der ersten Dose. Dafür nimmt sie mehr Pegel auf dem Durchgang weg. Also kommt dahinter wieder eine Dose mit niedrigerer Auskoppelung, um den Pegel an den Anschlüssen dieser Dose auf gleichem Niveau zu halten. Auf ein halbes oder ein dB kommts nicht an, die Kabel machen ohnehin auf den höheren Kanälen mehr Dämpfung als auf den niedrigeren, so daß der Pegel der höheren Kanäle schneller abnimmt. Das kann man mit Dosen nicht ausgleichen. Aber im Verstärker kann man oft eine sogenannte "Schräglagenentzerrung" einstellen (bzw. sie ist fest eingebaut), die von Anfang an mehr Pegel auf den höheren Kanälen aufs Kabel gibt und auch ggf. vorhandene Schräglagen auf dem Hausanschluss ausgleichen kann.

Nehmen wir mal gängige Pegel: UKW möge an der Dose 65 dBµV haben. Die erste Dose hatte ich Dir als 17er gegeben. Also sind vor der Dose 65+17=82 dBµV auf dem Kabel nötig, um am Radio-Anschluß den nötigen Pegel bereitzustellen. Der verstärker muß also im UKW-Bereich 82 dBµV + ein kleinwenig wegen des Kabels (vernachlässigbar) abgeben. Wenn UKW am Übergabepunkt z.B. 60 dBµV hat, braucht man dazu 22 dB Verstärkung. Vergleichbares gilt für die TV-Kanäle (die haben andere Pegel) und das Modem (da wird genau hingeschaut und der Rückweg separat eingemessen).

Also in unserem Beispiel 82 dBµV UKW-Signalpegel vor der ersten Dose. An deren Radio-Ausgang also 82-17=65 dBµV und am Stammausgang zur zweiten Dose 82-1,5-Kabeldämpfung = ca. 80 dBµV. Da hatte ich dann die 15er Dose: die bekommt 80 dBµV rein und an den Ausgängen sind 80-15,5=64,5 dBµV, also wieder die alten Werte. Es gehen 80-2-Kabeldämpfung = ca. 77,5 dBµV weiter zur dritten Dose. Da hatte ich die 14er Dose: 77,7-14=63,5dB - etwas weniger, aber egal. Man könnte hier auch die 12er Dose nehmen.

Die btv-Dosen gibt es (offenbar bis auf die 17er, kann man gewiß anfragen und liefern lassen, die sind nett und mit denen kann man reden) auch hier : http://www.antennenland.net/Multimediadosen . Wer es konsequent bauen möchte, verpackt Verstärker und Erdungsblock noch in einem kleinen Schränkchen oder auf einer Metall-Montageplatte: http://www.antennenland.net/Montageschraenke - der Schrank ist im Eigenheim eher unnötig, die Platte macht aber gegenüber der üblichen "auf-die-Wand-Tackerei" der Einzelteile immer einen guten Eindruck.


[Beitrag von Radiowaves am 10. Jul 2015, 20:58 bearbeitet]
Thomas.L
Neuling
#5 erstellt: 12. Jul 2015, 17:11
Hi,

vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Bin gerade beim Verstärker gewesen, eine Potentialausgleichsleitung ist vorhanden, auch alles andere ist so wie von dir beschrieben, sieht aus als wäre da ein "Fachmann" dran gewesen.

Die Satschüssel zu versetzen ist nur sehr beschränkt möglich, da es sich um ein eher schmales Reihenhaus handelt. Es gibt zwar eine Baumlücke, aber leider für mich unerreichbar. Auch ist die Höhe der Schüssel leider schon ausgereizt. Mit der von dir genannten Formel zur Höhengewinnung werde ich mich mal auf die Socken machen und den Baum vom Nachbar genauer anschauen. Das ist der Baum der am nächsten zur Schüssel steht und da kann ich vielleicht etwas erreichen. Bin ja so gar nicht der KD-Fan, findet Sat schon prima. Also mal sehen ob und wie weit wir den Nachbarschaftsbaum einkürzen können und ob wir drüber hinwegkommen...

Nochmals vielen Dank an dich!
Thomas
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